Luke 6:1-11

Am Sabbat Ähren pflücken

Die Belehrung des Herrn über das Alte und das Neue wird in dieser Begebenheit und auch in der folgenden illustriert. Beide Begebenheiten handeln davon, was am Sabbat geschieht. Der Sabbat vor allem gehört zum Gesetz, dem Alten. Der Herr wird hier zeigen, wie das Neue wirkt.

Gott gab den Sabbat als Zeichen des Bundes. Er hat diesen Tag niemals dazu bestimmt, die Gnade zu behindern. Das wird schon dadurch deutlich, dass Gott den Sabbat gab, noch bevor der Sündenfall stattfand. Er hat diesen Tag als Segen beabsichtigt. Die Pharisäer und Schriftgelehrten haben jedoch einen Tag daraus gemacht, der zu einem Joch wurde. Der Herr hält am Sabbat fest, Er schafft ihn nicht ab, sondern gebraucht diesen Tag als Tag des Segens und der Gnade, wie er nach Gottes Absicht immer hätte sein sollen.

Die erste Begebenheit findet am „zweit-ersten Sabbat“ statt. Das war wohl „der zweite Sabbat nach dem Passahfest und der erste nach der Darbringung der Erstlingsgarbe“ (3Mo 23:10-12). Das bedeutet also, dass die Erstlingsgarbe schon gewebt war und die Jünger also frei waren, von den Ähren zu essen. Es ist also der erste Sabbat nach dem Weben der Erstlingsgarbe. Kein wahrer Israelit würde es als legitim betrachtet haben, frisches Korn zu essen, bevor der Herr mit der Garbe der Erstlinge sein Teil bekommen hatte.

Der Herr geht an diesem Tag mit seinen Jüngern durch die Kornfelder, also in die Mitte der Segnungen Gottes, und die Jünger essen davon (es steht nicht da, dass der Herr das tat). Das ist also völlig statthaft, denn die Erstlingsgarbe war schon vor Gott gewebt und das Gesetz erlaubte daher das Essen von der neuen Ernte (5Mo 23:26). Die Pharisäer denken anders darüber. Sie haben ihre eigenen Gesetze aufgestellt und darin aufgenommen, was an einem Sabbat alles erlaubt ist, und vor allem, was nicht sein darf. Sie beanstanden daher das Verhalten der Jünger.

Der Herr tritt für seine Jünger ein. In seiner Antwort macht Er zweierlei deutlich: die Stelllung, die Er einnimmt, und wer Er ist. Seine Stellung stimmt mit der von David überein, als dieser auf der Flucht vor Saul war. Auf diese Begebenheit weist der Herr hier hin (1Sam 21:1-9). David war Gottes gesalbter König, aber verworfen. Es war nicht Gottes Absicht, dass sein Gesalbter wegen formaler Gesetzesvorschriften Mangel leiden sollte. Gott, der diese Vorschriften gegeben hat, steht über den von Ihm gegebenen Vorschriften.

So ist auch durch die Ablehnung des Königs das ganze israelitische System untauglich geworden. Die Pharisäer kümmern sich um Nebensächlichkeiten, während sie Christus verwerfen. Lukas weist auf die Übereinstimmung mit der Geschichte des Königs David hin. Die Stellung des Herrn Jesus ist genau wie die Davids nach seiner Salbung und vor seiner Thronbesteigung. David befand sich in solch außergewöhnlichen Schwierigkeiten, dass er das heilige Brot zu essen bekam.

Wenn der gesalbte König und seine Nachfolger Mangel am Allernötigsten haben, lehnt Gott es gleichsam ab, an einem Ritual festzuhalten. Wie kann Er vom Volk Schaubrot als Nahrung für seine Priester annehmen, wenn sein König und die, die ihm folgen, mit dem Tod bedroht werden? In derselben Lage befindet sich der große Sohn Davids mit seinen Jüngern. Das wird daran deutlich, dass sein Gesalbter und von dessen treue Nachfolger Hunger haben.

Der Herr geht in Form von Fragen auf diese Begebenheit ein. Er stellt Fragen, die es erforderlich machen, dass sie eine Situation geistlich beurteilen. Durch ihre Antwort darauf, laut oder unausgesprochen in ihren Herzen, zeigen sie, ob sie mit Gott leben oder ob sie nur mit Menschen rechnen, mit sich selbst.

Der Herr gibt selbst die Antwort. In dieser Antwort weist Er darauf hin, wer Er ist. Er ist der Sohn des Menschen, dem Gott alle Dinge unterworfen hat. Er fordert das Recht darauf noch nicht ein, aber das heißt nicht, dass Er es nicht hat. Als solcher ist Er Herr über alle Dinge, auch über den Sabbat. Dazu kommt, dass Er als Jahwe selbst den Sabbat eingesetzt hat. Es ist deutlich, dass Er hier den Nachdruck auf seine Person legt. Der Sabbat kann Ihn in seiner Güte nicht einschränken. Im Gegenteil, der Sabbat steht Ihm zur Verfügung, damit Er seine Güte zeigen kann. Das sehen wir in der folgenden Begebenheit.

Eine verdorrte Hand geheilt

Wieder geht es um den Sabbat. Jetzt nicht in Verbindung mit der Stellung Christi oder seiner Person, sondern mit seiner Macht. Er hat die Macht, in Gnade zu heilen, und diese Macht übt Er aus, ob das seinen Gegnern nun gefällt oder nicht. Er ist an einem Sabbat (nicht demselben wie in den vorigen Versen) in eine Synagoge gegangen. Dort lehrt Er. Wohin Er kommt, da ist es keine Frage, ob Er das darf. Er ist da und lehrt. Da ist auch ein Mensch, dessen rechte Hand verdorrt ist. Dieser Mann kann die Frucht des Landes nicht genießen. Er kann keine Ähren pflücken und sie mit den Händen zerreiben (siehe Lk 6:1).

Auch die Schriftgelehrten und Pharisäer sind da. Sie sehen den Herrn Jesus und sie sehen den Mann mit der verdorrten Hand. Sie kennen die Güte und die Kraft des Herrn und sehen es schon kommen, dass Er heilen wird. Darauf lauern sie, denn dann haben sie eine Beschuldigung gegen Ihn. Sie hören nicht auf seine Belehrung, sondern sind gespannt, ob Er tatsächlich heilen wird, denn dann können sie Ihn packen.

Der Herr nimmt ihre unausgesprochene Herausforderung an. Er lässt den Menschen einen für alle sichtbaren Platz einnehmen. Der Mann gehorcht und stellt sich in die Mitte. Damit nimmt er neben dem Herrn Jesus Platz und gegenüber den religiösen Führern. Er sieht auch die Augen aller auf sich gerichtet. Aber er lässt sich dadurch nicht abhalten, alles von Ihm zu erwarten. Er hält den Blick auf Ihn und auf seine Güte gerichtet.

Bevor der Herr den Mann heilt, stellt Er ihnen eine Frage zum Gutes- oder Bösestun am Sabbat. Er stellt ihnen vor, dass es darum geht, ob ein Leben gerettet wird oder verlorengeht. Es geht um das Leben des Mannes. Das Leben ist erst wirklich Leben, wenn er uneingeschränkt die Segnungen genießen kann, die Gott im Land gegeben hat.

Der Herr blickt auf alle ringsum. Er schaut ihnen mit seinen alles sehenden Augen einem nach dem anderen in die Augen. Er will bei seiner Tat der Gnade und Heilung alle einbeziehen. Es muss allen klar sein, dass diese Tat allen etwas zu sagen hat. Alle müssen darüber nachdenken, ob seine Tat gut oder böse ist. Dann sagt Er dem Mann, dass er seine Hand ausstrecken soll. Der fragt sich nicht, ob er das kann, auch nicht, welche Hand er ausstrecken soll. Er gehorcht und das Ergebnis ist die Wiederherstellung seiner Hand. Dadurch ist er ein Gefährte des Bräutigams geworden und hat Teil an dem Segen und der Freude der Gefährten des Bräutigams.

Das Gewissen der religiösen Führer ist jedoch so verhärtet, dass der Gnadenerweis sie wahnsinnig macht. Es bringt sie dazu, zu beraten, wie sie Christus ausschalten können.

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