Malachi 1:3

Esau aber habe ich gehasst

Es geht nicht um die Geschichte zweier Personen, sondern um die Geschichte ihrer Nachkommen, der Völker, die aus ihnen hervorgegangen sind. In dieser ganzen Geschichte zeigt Gott seine Liebe zu seinem Volk und seinen Hass auf Esau (Mal 1:2b; Mal 1:3a). Gott hat allen Grund, Esau wegen seines rebellischen Verhaltens Ihm gegenüber, zu hassen. Deshalb wird dieses Wort erst hier, in Maleachi, ganz am Ende des Alten Testaments, und nicht schon in 1. Mose, gesprochen.

In 1. Mose spricht Gott nicht davon, Esau zu hassen. Er sagt nur, dass der ältere Esau dem jüngeren Jakob dienen wird. Gott ist souverän und gibt jedem der Brüder einen bestimmten Platz auf der Erde. Er ordnet dies sogar an, bevor die Brüder geboren werden (Röm 9:11-13; 1Mo 25:23).

Die Erwählung Jakobs hat nichts mit einem Verdienst seinerseits zu tun. Seine Nachkommen beanspruchen diese Erwählung, weil sie schließlich von Abraham abstammen. Wenn aber die Abstammung Grundlage der Erwählung wäre, hätte auch Esau Anspruch darauf. Gottes Erwählung ist souverän und insofern unabhängig vom Verhalten des Menschen. Hingegen ist seine Ablehnung die Folge der Sünde des Menschen in Form von Auflehnung gegen Gott. Gott erwählt Menschen, um sie zu segnen, aber Er erwählt jedoch keine Menschen, um sie verloren gehen zu lassen.

Diese zwei Seiten können wir mit unserem Verstand nicht vereinbaren. Unsere menschliche Logik ist: Wenn Gott bestimmte Menschen erwählt, um sie zu segnen, dann ist es im Umkehrschluss so, dass Er die anderen Menschen erwählt, um sie verloren gehen zu lassen. Wer so denkt, versucht mit seinem menschlichen Verstand Gottes Größe und Weisheit zu erklären.

Die Lehre, dass Gott Menschen zum Verlorengehen auserwählt, ist eine teuflische Lehre, die der Liebe Gottes nicht nur nicht gerecht wird, sondern diese Liebe letztendlich sogar leugnet. Diese Auffassung ist außerdem eine Leugnung der Eigenverantwortung des Menschen. Denn wenn seine Verdammnis in Gottes Absicht festgelegt ist, kann er ja nichts dagegen tun, dass er nicht gerettet wird.

Gott hat Jakob von sich aus auserwählt, trotz seines vielen Versagens. Aufgrund seines Verhaltens hätte Jakob Gottes Hass in gleicher Weise verdient. Aufgrund von Gottes Gnade und Liebe hat Gott Jakob aber auserwählt, weil er sich trotz seines Versagens immer wieder zu Gott bekannte und letztendlich Ihm die Ehre gab. Er hat Esau gehasst, weil dieser sich als „ein Ungöttlicher“ (Heb 12:16) offenbart hat, als jemand, der überhaupt kein Interesse an Gott hat. Diese Gottlosigkeit hat sich auch bei seinen Nachkommen in unverminderter Weise gezeigt. Der Prophet Obadja gibt davon ausführlich Zeugnis (Obad 1:1-15).

Schon in den Tagen des Maleachi kann Gott auf sein Gericht über Esau hinweisen (Mal 1:3b). Es ist noch nicht das endgültige Endgericht, das wird noch kommen. Gott hat die Berge weggenommen, in denen sie sich niedergelassen hatten und wo sie sich unauffindbar und damit sicher fühlten. Aber vor Gott kann sich niemand verstecken (vgl. Ps 139:7). Das verwüstete Land Esaus ist zur Heimat für Schakale geworden.

Die Ungöttlichkeit Esaus zeigt sich auch in seiner arroganten Sprache (Mal 1:4). „Edom“, das meint die Nachkommen Esaus (1Mo 36:1; 8), rühmt sich, die Ruinen wieder aufzubauen, die Gott zerstört hat. Sie denken in keiner Weise daran, sich vor Gott zu demütigen. Eine stolze, ja, regelrecht hochmütige Haltung kennzeichnet sie. Doch „der HERR der Heerscharen“ antwortet unmittelbar. Hier stellt sich Gott erneut in seiner Erhabenheit über alle himmlischen und irdischen Mächte vor.

Gott stellt klar, dass Er das, was sie aufbauen, wiederum niederreißen wird. Das Trümmergebiet, das dann entsteht, erhält dazu einen Namen, in dem der Charakter Edoms zum Ausdruck kommt: „Gebiet der Gottlosigkeit“. Und die Menschen, die dort wohnen, werden in Ewigkeit unter dem Zorn Gottes stehen.

Was der HERR mit Edom getan hat, wird Israel vorgeführt (Mal 1:5). Sie werden mit eigenen Augen das Ende von Edom sehen. Das ist einmal mehr ein Beweis für Gottes Güte und Liebe zu Israel. Gleichzeitig ist das, was Gott mit Edom tut, auch eine Warnung an Israel. Es soll Israel nicht stolz machen, sondern ihnen das Bewusstsein geben, dass sie das gleiche Gericht verdient haben. Es beweist auch, dass Gott nicht nur der Gott der Juden ist, sondern auch der Gott der Nationen (Röm 3:29). Seine Größe ist nicht nur für Israel sichtbar, sondern überall auf der Erde.

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