Matthew 26:59-68

Von vielen falschen Zeugen angeklagt

Die Häscher, die den Herrn gefangen genommen haben, glauben Ihn jetzt in ihrer Hand zu haben und mit Ihm machen zu können, was sie wollen. Der Herr aber lässt sich wegführen wie ein Lamm, dass zur Schlachtung geführt wird (Jes 53:7). Sie bringen Ihn zum Hohenpriester Kajaphas, wo auch die Schriftgelehrten und Ältesten sich versammelt haben. So hatten diese es beschlossen, dass Er ihnen zum Gericht vorgeführt werden sollte. Der Sohn Gottes sollte von diesen Menschen be- und verurteilt werden, wobei das Ergebnis von vornherein feststand.

Petrus, der wie alle anderen Jünger geflohen war, will nun doch genau verfolgen, was mit dem Herrn weiter geschieht. Neugierig, aber auch voller Liebe zu seinem Herrn, folgt er Ihm, wenn auch mit großem Abstand. Hier deutet sich sein Fall schon an. Wenn wir nicht nahe beim Herrn sind, ist unser Fall nahe.

Nach diesem kurzen Blick auf Petrus führt Matthäus uns wieder zurück zu dem Prozess gegen den Herrn. Noch nie ist das Recht dermaßen mit Füßen getreten worden wie in dem Prozess gegen den Herrn Jesus. Wenn wir allein schon sehen, wie die „Richter“ auf die Suche gehen, um falsche Zeugen zu finden! Wir haben hier nicht mit Menschen zu tun, die eine Anklage nicht richtig beurteilen oder in die Irre geführt werden, sondern mit Menschen, die vorsätzlich falsche Zeugen suchen – so verdorben sind sie. Welche Rechtssache ist jemals so begonnen worden, dass die Richter eifrig nach Lügnern suchten, um den Angeklagten verurteilen zu können? Hier aber ist es so, und der Herr Jesus schweigt. Das Zeugnis der Schrift hierzu ist kurz: Sie fanden keine.

Und dabei haben sie sich alle Mühe gegeben, den Herrn durch ein falsches Zeugnis abzuurteilen, denn sie haben viele falsche Zeugen auftreten lassen. Alle diese falschen Zeugen werden namentlich nicht genannt, aber Gott kennt sie alle. Was für eine Verantwortung haben sie auf sich geladen, gegen den Herrn Jesus falsch auszusagen! Dies waren keine unwissenden Menschen, sondern solche, die die Tatsachen verdrehten, um falschen Richtern einen Grund zur Verurteilung zu geben. Was sie vorbringen, braucht nicht wahr zu sein, es muss nur akzeptabel klingen. Es wird aber nichts gefunden.

Ganz am Ende treten zwei Zeugen auf, die etwas vorbringen, was der Herr tatsächlich beinahe so gesagt hat (Joh 2:19). Nur zitieren sie den Herrn nicht korrekt und verstehen auch überhaupt nicht, was der Herr gesagt hat. Sie meinen, Er habe über das Tempelgebäude gesprochen, während Er in Wahrheit über seinen Leib gesprochen hat. Dieser war nämlich wahrhaftig der Tempel Gottes in der eigentlichen Bedeutung des Wortes. Die Fülle der Gottheit wohnte und wohnt immer noch leibhaftig in Ihm (Kol 1:19; Kol 2:9).

Verurteilt des Zeugnisses von der Wahrheit

Zu allen falschen Anschuldigungen hat der Herr geschwiegen, so dass der Hohepriester nichts in der Hand hat und den Herrn nun zu einer Aussage zwingen will. Der Herr aber lässt sich nicht zwingen, Er ist wie immer vollkommen Herr der Lage. So nimmt der Hohepriester seine Zuflucht zu einem Eid und beschwört Ihn bei dem lebendigen Gott. Dieser Mann ist so blind und so weit von Gott entfernt, dass er nicht begreift, dass der lebendige Gott ja vor ihm steht! Er will nun, dass der Herr ihm sagt, ob Er der Christus sei, der Sohn Gottes. Wenn Er das bekennen würde, würden sie einen Beweis der Gotteslästerung und damit einen Grund haben, Ihn zu verurteilen.

Jetzt öffnet der Herr seinen Mund, um die Wahrheit über sich selbst zu sagen. Er bekennt die Herrlichkeit seiner Person als Sohn Gottes. Zugleich fügt Er hinzu, dass sie von nun an Ihn als den Sohn des Menschen nicht mehr in der Sanftmut dessen sehen würden, der das geknickte Rohr nicht zerbricht (Jes 42:3), sondern als jemanden, der zur Rechten der Macht sitzt und der mit den Wolken des Himmels kommt. Damit deutet Er die herrliche Stellung an, die Er im Himmel einnehmen wird, wie Psalm 110 sie beschreibt (Ps 110:1), sowie auch auf seine majestätische Rückkehr vom Himmel zur Erde, worüber Daniel 7 spricht (Dan 7:13).

Das ist es, was der Hohepriester hören wollte. Heuchlerisch zerreißt er seine Kleider, als ob er etwas furchtbar Schlimmes gehört hätte, das ihn in tiefe Trauer stürzt. Er verkündet sein Urteil und bittet um Zustimmung. Diese geben die Schriftgelehrten und Ältesten sofort und verurteilen den Herrn zum Tod. So wird der Herr also verurteilt auf Grund der Wahrheit, des Zeugnisses über seine eigene Person.

Als wenn sie ihre Würde noch nicht genug degradiert haben, erniedrigen diese hohen Herren sich selbst weiter, bis zum Äußersten. Ihrer schamlosen Verurteilung des Gerechten fügen sie noch die gröbste Beleidigung hinzu, die einem Menschen angetan werden kann. Der Hohepriester schreitet dabei nicht ein; ihm scheint es zu gefallen, hat sich vielleicht auch selbst daran beteiligt.

Keine Herabsetzung ist dem Herrn erspart geblieben. Sie haben Ihm nicht nur körperliche Schmerzen zugefügt, sondern durch ihre Fragen auch seiner Seele Leid angetan. Spöttisch nennen sie Ihn einen Propheten, und aus purem Hohn reden sie Ihn als „Christus“ an. Sie fordern Ihn heraus, ihnen zu sagen, wer Ihn geschlagen habe. Diese Frage wird Er ihnen einmal beantworten – zu ihrer großen Bestürzung, wenn sie an dem großen weißen Thron vor Ihm erscheinen müssen. Hoffentlich sind einige von ihnen noch zur Bekehrung gekommen und haben dadurch schon früher erkannt, dass Er sehr wohl wusste, wer Ihn geschlagen hat.

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