Matthew 4:4-10

Die erste Versuchung

Die erste Versuchung des Feindes liegt auf dem Gebiet der körperlichen Bedürfnisse. Hunger ist ein körperliches Bedürfnis. Der Teufel schlägt dem Herrn Jesus vor, seine körperlichen Bedürfnisse zu befriedigen, indem er seine Macht einsetzt, um aus Steinen Brot zu machen. Es ist ja keine Sünde, Hunger zu haben, zu essen, und es ist für den Herrn auch keine Sünde, seine Macht zu gebrauchen. Aber Er ist doch ein abhängiger Mensch, und es wäre Sünde für Ihn, wenn Er für sein Essen sorgte, ohne dass Gott Ihn dazu beauftragt hätte. Die Versuchung besteht hier also darin, in Unabhängigkeit von Gott etwas zu tun.

Mit den Worten „wenn du Gottes Sohn bist“ fordert der Teufel Ihn heraus, dies zu beweisen, indem Er den Steinen befehlen soll, zu Brot zu werden. Aber eben diesen Auftrag hatte sein Vater Ihm nicht gegeben – und darum tut Er es nicht! Das gilt auch für uns. Wenn wir keinen klaren Auftrag von Gott haben, etwas zu tun, sollen wir immer warten, bis Er uns einen solchen gibt. Glauben und Vertrauen beweisen sich durch Warten auf die Bekanntgabe des Willens Gottes.

Der Herr hat die Stellung eines Knechtes angenommen – und das ist nicht der Ort, von dem aus Befehle erteilt werden. Er hat zwar persönlich die Macht, aus Steinen Brote zu machen. Wir haben diese Macht nicht. Und doch können auch wir geistlicherweise aus Steinen Brote machen. Das tun wir, wenn wir die schönen, angenehmen Dinge, die wir in der Wüste finden, gebrauchen, um damit unsere Bedürfnisse zu stillen. Das wirft natürlich die Frage auf: Womit füllen wir unseren Geist, was für Nahrung geben wir ihm?

Der Herr will jedenfalls für sich selbst, unabhängig von Gott, keinen Gebrauch von seiner Macht machen. Es ist immer ein Kennzeichen für das Wirken des Heiligen Geistes in Kindern Gottes, dass sie keine Wunderkräfte für sich selbst oder ihre Freunde einsetzen. Auch Paulus hat solche Kräfte nicht für sich selbst oder für seine Freunde eingesetzt.

Die Kraft des Auftretens des Herrn liegt im Wort Gottes. Damit antwortet Er dem Teufel, ohne mit ihm eine Diskussion zu beginnen. Mit seiner Antwort zeigt Er, dass das wahre Leben nur in dem zu finden ist, was Gott gesagt hat (5Mo 8:3). Wenn auch wir uns daran halten, bleiben wir vor eigenmächtigem und somit schädlichem Handeln bewahrt.

Die zweite Versuchung

Die zweite Versuchung richtet sich nicht an körperliche Bedürfnisse, sondern an geistliche. Dazu nimmt der Teufel den Herrn Jesus mit in die heilige Stadt Jerusalem, und zwar an den heiligsten Ort dieser Stadt, den Tempel. Dort stellt er Ihn an den Rand des Tempeldaches. Nunmehr tut er etwas, das der Herr auch getan hat: Er zitiert etwas aus der Schrift. Wenn der Teufel Gottes Wort zitiert, dann tut er das immer, um es zu missbrauchen und zu verstümmeln. Die Stelle, die der Teufel anführt, um den Herrn zu einer willkürlichen Handlung zu verführen (Ps 91:11; 12), bezieht sich auf Gottes Zusage, seinen Messias vor Unheil zu bewahren.

Mit diesem Zitat sagt der Teufel gewissermaßen: „Hier ist ein Wort von Gott für dich!“ Die Verstümmelung des Wortes liegt darin, dass er die Worte „auf all deinen Wegen“ weglässt. Wieder will der Teufel Ihn dazu bringen, etwas ohne Gott zu tun.

Seine List geht aber noch weiter: Er will, dass Christus Gott herausfordert, zu beweisen, dass Er den Messias bewahren und beschützen wird. Die Antwort des Herrn, auch wieder ein Schriftzitat (5Mo 6:16), macht das deutlich. Auch jetzt beginnt er keine Diskussion mit dem Teufel. Er sagt, dass Er Gott bedingungslos vertraut, und dass es Sünde sei, ungläubig einen Beweis von Gott zu erbitten, ob Er dieses Vertrauens wohl würdig sei.

Diese beiden ersten Versuchungen zeigen uns zwei Grundsätze, die zur Überwindung führen. Der erste ist einfältiger und absoluter Gehorsam. Der zweite ist vollkommenes Vertrauen auf diesem Gehorsamsweg. Für den Mut zum Gehorsam brauchen wir Vertrauen, aber eben dieses Vertrauen findet man nur auf dem Weg des Gehorsams.

Die dritte Versuchung

Für die dritte Versuchung nimmt der Teufel Ihn mit zu einem Ort, von wo aus Er die gesamte Welt überschauen kann. Wenn der Teufel etwas Schönes und Beeindruckendes zeigt oder gar anbietet, will er damit jemanden in den Griff bekommen.

Die Reiche dieser Welt gehören in gewissem Sinn dem Teufel. Adam hat die Gewalt darüber verspielt und die Welt dem Teufel ausgeliefert. Dadurch ist dieser „der Gott dieses Zeitlaufs“ und „der Fürst dieser Welt“ geworden (2Kor 4:4; Joh 14:30). Dieser Zustand wird fortdauern, bis der Herr Jesus zurückkommt. Erst dann bricht sein Reich an (Off 11:5).

Die Versuchung besteht darin, dass Christus diese Reiche bekäme, ohne dafür leiden zu müssen. Der Teufel zeigt Ihm also das Erbe, das auf Ihn wartet, und bietet es Ihm an unter der Bedingung, dass Er vor ihm niederkniet. Wie oft haben Menschen für sehr viel weniger einen Kniefall vor Satan gemacht! Der Teufel offenbart sich als Satan, indem er rundheraus behauptet, Er könne alles bekommen, wenn Er nur niederfalle und Ihn anbete. Er stellt dem Herrn also vor, etwas anderes als Gott anzubeten.

Nun weist der Herr ihn zurück als „Satan“, das heißt „Widersacher“. Er widersteht ihm. Niemals dürfen wir zulassen, dass etwas oder jemand sich zwischen uns und Gott stellt. Das bekommt auch Petrus zu hören, als er den Herrn von seinem Weg des Gehorsams abbringen will (Mt 16:22; 23).

Alle Schriftstellen, mit denen der Herr dem Teufel antwortet, stammen aus dem 5. Buch Mose. In diesem Buch wird die Verantwortung Israels in Verbindung mit seinem Vorrecht als Volk und mit dem Besitz des Landes gesehen. Alle Segnungen des Volkes – das sehen wir dort – sind auf seinen Gehorsam gegründet.

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