Nehemiah 13:1

Einleitung

Nehemia 12 wäre ein schöner Schluss für das Buch gewesen. Es wäre jedoch kein richtiger und ehrlicher Schluss gewesen. In dem vor uns liegenden Kapitel wird deutlich, dass die Vollkommenheit auf der Erde nicht erreicht wird. Trotz der Weihung der Mauer mit den guten Dingen, die dabei beim Volk vorhanden sind, ist noch lange nicht alles gut. In diesem Kapitel lernen wir, dass Zuchtausübung nötig ist, um die Heiligkeit der Stadt zu bewahren. Nehemia übt persönlich Zucht aus. Das geht heute nicht. Die Ausübung von Zucht liegt in der Verantwortung der gesamten örtlichen Gemeinde (Mt 18:15-20).

Wir sehen hier einen großen Kontrast zwischen dem lobenswerten Eifer Nehemias im Entdecken von und Handeln mit verschiedenen Formen der Abweichung, und der ständigen Neigung des Volkes, vom Gehorsam gegenüber Gott abzuweichen. In gewissem Sinne ist diese zweite Aufgabe, die er vor sich hat, schwerer als die erste, der Wiederaufbau der Mauer. Hier geht es um moralische Abweichungen, um innere Untreue.

Eine Abweichung kennt zwei Charaktere. Auf der einen Seite gibt es die Wahrheit der Absonderung, die einseitig festgehalten wird. Dann ist die Stellung alles, während der Zustand vernachlässigt wird. Das Resultat ist Pharisäertum: korrekte Lehre in den Hauptpunkten, aber in der Praxis kalt, starr und herzlos. Wir finden dort ein Rühmen über die Absonderung, aber zugleich ein Leugnen von den wichtigeren Dingen wahrer Gottesfurcht und göttlichem Wohltun.

Auf der anderen Seite gibt es eine Überempfindlichkeit gegenüber allem, was nach Reinheit riecht. Jede Aussage über Reinheit wird verstärkt aufgenommen. Die Reaktion der Masse des Volkes darauf ist Gleichgültigkeit und Sorglosigkeit. Dann ist die Folge, dass es Raum gibt für Götzendienst und das Volk wird genauso gottlos wie ihre Väter, die aus diesem Grund weggeführt wurden.

Dieses Kapitel enthält die Warnung, den Zustand nicht von der Stellung zu trennen, die Gottesfurcht nie von der Gnade gegenüber Menschen in Not zu trennen.

Absonderung auf Basis des Wortes

Die Israeliten kehren zu den ersten Grundlagen zurück. Was sie schon mehrere Male in 5. Mose 23 bezüglich des Ammoniters und des Moabiters gelesen haben, wenden sie nun an (5Mo 23:3; 4). Nicht nur das Wort ist nötig, auch der Geist ist nötig, um das Wort für uns lebendig zu machen. Gemischte Prinzipien werden abgewiesen. Die Vermischung ist nicht die mit der Welt, mit Ungläubigen, sondern mit Verwandten, die behaupten, eine Verbindung mit Gottes Volk zu haben, aber nicht dazu gehören.

Bei Gott verjährt die Schmähung nicht, die seinem Volk angetan wurde. Die Zeit hat nichts an der Sünde und dem Charakter dieser Völker geändert. Die Haltung dieser Völker gegenüber Gottes Volk ist zweierlei. Sie tun etwas nicht und sie tun etwas. Sie geben kein Brot und Wasser, aber sie tun alles Mögliche, um einen Fluch über Gottes Volk zu bringen. So handelt die christliche Welt durch die, die bekennen, Gottes Volk zu sein, aber kein Leben aus Gott haben. Sie geben dem Volk Gottes keine Nahrung und keine Erfrischung. Stattdessen werden sie danach trachten, einen Fluch über Gottes Volk zu bringen.

Sobald das Volk das Gesetz gehört hat, handeln sie danach. Es ist direkter Gehorsam da. Das fehlt heute häufig. Wenn Gott etwas deutlich sagt, fängt der Mensch an, zu argumentieren. Der Mensch muss erst die Vernünftigkeit von etwas einsehen, wenn er gehorchen will. So geht das hier bei den Israeliten nicht und so geht das auch bei jedem nicht, der vor Gottes Wort zittert. Es gibt auch solche, die das Wort lesen, aber dann wie der römische Statthalter Felix reagieren, der zu Paulus sagt: „Für jetzt geh hin; wenn ich aber gelegene Zeit habe, werde ich dich rufen lassen“ (Apg 24:25). Das sind solche unentschlossenen Menschen. Sie sind für einen Moment beeindruckt, aber eine Entscheidung treffen sie nicht.

Es ist eine List des Feindes, Gottes Volk sich vermischen zu lassen mit denen, die kein Leben aus Gott haben. Dadurch wird dem Volk die Kraft weggenommen. Wer nicht zu Gottes Volk gehört, aber dennoch darin aufgenommen wird, bringt eine Denk- und Handelsweise mit, die Gottes Willen entgegengestellt ist. Das beeinflusst das Volk Gottes in negativem Sinn. Dann muss freier gedacht werden und das Auftreten gegen Böses ist nicht an der Reihe. Wo sich diese Elemente zeigen, muss entschieden dagegen aufgetreten werden. Das geschieht hier.

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