Nehemiah 13:16

Die Heiligung des Sabbats wird wiederhergestellt

Wenn das Haus Gottes vernachlässigt wird, wird der Sabbat verweltlicht. Statt ihn dem HERRN zu weihen, wird er benutzt, um dem eigenen Vergnügen zu dienen und so zu einem gewöhnlichen Tag degradiert. Das Volk hat vergessen, was es in Nehemia 10 versprochen hat (Neh 10:32).

Während Nehemia damit beschäftigt ist, wieder alles für den Dienst im Haus Gottes in Ordnung zu bringen, sieht er, wie der Sabbat entheiligt wird. Er warnt die Händler. Dann geht er auf die Edlen zu und spricht sie auf diese bösen Praktiken an. Es geht nicht gegen den Handel, solange nicht am Sabbat gehandelt wird. Er weist darauf hin, dass Gott gerade aus diesem Grund Unglück über das Volk gebracht hat (Jer 17:21-27). Dann ergreift er Maßnahmen, damit dieses böse Werk aufhört, indem er seine Diener an den Toren postiert.

Als er sieht, dass es Händler gibt, die den Sabbat dann direkt außerhalb Jerusalems verbringen, um hereinzukommen, sobald sich die Tore öffnen, tritt er auch dagegen auf. Er weiß, was es für einen Einfluss hat, wenn das entfernte Böse sich doch in der Nähe aufhält. Die Händler würden die Juden dann vermutlich nicht zur Übertretung des Sabbatgebots bringen können, die Juden würden aber wohl die ganze Zeit daran erinnert werden. Ihre Gedanken wären erfüllt mit den Geschäften, die sie morgen treiben könnten, mit dem Gewinn, der ihnen lacht. Gott würde aus ihren Gedanken vertrieben werden. Um diesem Übel die Stirn zu bieten, lässt er neben seinen Dienern auch noch die Leviten die Tore bewachen.

Bevor die Leviten die Tore bewachen, müssen sie sich zuerst reinigen. Um die Tore bewachen zu können, darf nichts bei ihnen anwesend sein, was sie daran hindern würde, ihre Aufgabe gut zu verrichten. So können auch wir drohendes Böses nur dann auf Abstand halten, wenn wir das aus unserem Leben entfernt haben, was dem Bösen, dem wir widerstehen müssen, einen Anknüpfungspunkt bieten kann.

Das Sabbatgebot ist ein Gebot, das, wie kein anderes Gebot, von jedem Israeliten einfachen Gehorsam fordert. Von jedem anderen Gebot kann nach einer Überlegung die Sinnhaftigkeit eingesehen werden, da es das Verhältnis zwischen Gott und Menschen und zwischen den Menschen untereinander regelt. Das Sabbatgebot wurde gegeben, weil Gott möchte, dass der Sabbat gehalten wird. Sicherlich hat Er damit das Wohl des Menschen im Auge. Aber der gefallene Mensch empfindet gerade das Sabbatgebot als etwas Lästiges. Der Sabbat ist der deutlichste Test des Gehorsams für den Menschen unter dem Gesetz.

Der Christ lebt „nicht unter Gesetz, sondern unter Gnade“ (Röm 6:14b). Darum steht er auch nicht unter dem Sabbatgebot. Er steht in der Freiheit von Christus im Himmel. Jeder Christ, der das wirklich versteht, wird nicht einfach drauf los leben. Sein Leben ist Christus unterworfen. Die Richtlinie für sein Leben ist nicht das Gesetz, sondern Christus. Er interessiert sich für alles, wofür Christus ein Interesse hat. Das Interesse von Christus gilt insbesondere dem Haus Gottes, der Gemeinde.

Für die Gemeinde ist nicht der Sabbat, sondern der Sonntag der besondere Tag der Woche. Das heißt nicht, dass das, was in Israel für den Sabbat gilt, im Christentum für den Sonntag gilt. Es geht um einen Tag, der auf besondere Weise von dem Herrn ist. Ein bemerkenswerter Zusammenhang in dem Wortgebrauch in zwei Bibelstellen zeigt das deutlich. Wir lesen von „des Herrn Mahl“ (1Kor 11:20) und von „des Herrn Tag“ (Off 1:10). Ich zitiere die Fußnote, die die (Niederländische) TELOS-Übersetzung bei Offenbarung 1,10 anführt: „im Gr. steht hier ein Adjektiv, das von ‚Herr‘ abgeleitet ist (also anders als bspw. in 1Thes 5:2) im Sinne von dem Herrn gehörend. Das Wort kommt sonst nur noch in 1Kor 11:20 vor“.

Diese zwei Schriftstellen zeigen, wie sehr das Abendmahl, das von der Gemeinde gefeiert wird, von – also im Sinne von Ihm gehörend – dem Herrn mit dem Tag von dem Herrn – im Sinne von Ihm gehörend – verbunden ist. Es kann kein Zweifel daran bestehen, dass des Herrn Tag kein anderer Tag ist als der erste Tag der Woche, der Sonntag. Es gibt mehrere Hinweise in der Schrift, dass der erste Tag der Woche der herausragende Tag ist, an dem die Gemeinde zusammenkommt (Mk 16:2; 9; Lk 24:13; 33-49; Joh 20:19-29; Apg 2:1; Apg 20:7). Und wenn es ein Tag ist, der besonders dem Herrn gehört, haben wir allen Grund, dass wir diesen Tag auch als solchen verwenden.

In dieser Verwendung gibt uns der Herr alle Freiheit – außer, dass Er uns sagt, dass wir „unser Zusammenkommen nicht versäumen“ (Heb 10:25). Jeder Gedanke an das Handeln unter dem Druck eines Gesetzes ist der Freiheit fremd, in der der Christ steht. Wenn jedoch das Interesse an Gottes Haus abnimmt, wird auch der Tag des Herrn immer mehr ein Tag, an dem die eigenen Interessen befriedigt werden. Wir besuchen vielleicht schon noch die Zusammenkünfte, aber sonst hängen wir vor dem Fernseher, surfen endlos im Internet, gehen aus, tun alles Mögliche, ohne uns jedoch für den Dienst unseres Herrn einzusetzen.

Nun ist das „Hängen vor dem Fernseher“ sowieso keine Aktivität (na ja, Aktivität …), die einen Christen ziert. Von einem Christen wird erwartet, dass er bewusst für den Herrn lebt, jeden Tag seines Lebens. Aber wenn die Schrift selbst einen Tag besonders als „seinen“ Tag kennzeichnet, ist es doch wohl ein Aufruf, uns an diesem Tag besonders für sein Haus einzusetzen. An diesem Tag können wir uns zum Beispiel etwas mehr der Gemeinschaft mit Mitgläubigen widmen.

Es ist gut, einen Tag zu haben, an dem wir sofern möglich Abstand von den Dingen nehmen, mit denen wir uns im Auftrag des Herrn an anderen Tagen der Woche beschäftigen müssen. Es ist damit wie mit dem Abendmahl des Herrn. Wir werden uns, normalerweise, jeden Tag mit seinem Tod beschäftigen. Immerhin haben wir Ihm alles zu verdanken. Aber wie gut ist es, eine besondere Gelegenheit zu haben, an seinen Tod zu denken, seiner zu gedenken, wenn wir mit diesem Zweck als Gemeinde zusammenkommen.

Nachdem Nehemia dem Sabbat wieder den richtigen Platz unter dem Volk gegeben hat, diesen Tag aufs Neue Gott geweiht hat, spricht er sich wieder vor Gott aus (Neh 13:22b). Das tut er jedes Mal, wenn er eine Arbeit getan hat. Er bittet Gott, seiner zu gedenken in Bezug auf das, was er zur Erhaltung des Sabbats getan hat. Das vorige Mal hat er das in Bezug auf das gebeten, was er für das Haus Gottes getan hat. Jede Arbeit stellt er einzeln vor Gottes Angesicht.

Er bittet, ob Gott sich über ihn erbarmen möchte. Nach seinem entschiedenen Auftreten mag ein Gefühl der Erschöpfung gekommen sein. Es kostet viel Mühe, Gottes Volk den richtigen Weg zu weisen und dafür das zu korrigieren, was verkehrt ist. Solange diese Anstrengung aufgebracht werden muss, ist Kraft vorhanden. Aber wenn das Werk getan ist, kann man sich sehr müde fühlen. Das dürfen wir dem Herrn sagen.

Wir empfinden auch, dass unser Auftreten, wie kräftig es auch sein mag, doch mit viel Schwachheit geschieht. Dann dürfen wir, so wie Nehemia, an Gottes große Güte appellieren. Er weiß, wer wir sind, Er kennt uns durch und durch, denn Er hat uns gemacht. Das zu bedenken, gibt Mut, weiterzugehen. Das tut Nehemia dann auch.

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