Nehemiah 6:1-4

Einleitung

Nehemia 5 ist eine Art Zwischensatz. Darin sehen wir, wie Nehemia mit den Unruhen unter dem Volk beschäftigt ist. In dieser Zeit hören wir nichts vom Feind. Wenn Unruhen unter Gottes Volk sind, muss der Feind keine Anstrengungen unternehmen. Aber Nehemia hat die Unruhe beseitigt und macht jetzt mit dem Bau weiter. Dann lässt auch der Feind wieder von sich hören. Nehemia ist jetzt selbst das Ziel ihrer Feindschaft. Sie wissen: Wenn er ausgeschaltet wird, ist es um das Werk geschehen.

Eine neue List

Der offene Widerstand ist besiegt (Nehemia 4). Auch die inneren Unruhen sind überwunden (Nehemia 5). Jetzt versucht der Teufel es mit List. Der Widerstand nimmt in dem Maße zu, wie sich die Mauer ihrer Fertigstellung nähert. Der Feind bündelt all seine Kraft und List, um die Fertigstellung zu verhindern. Das gilt auch für uns. Wir leben in der Endzeit. Der Kampf ist fast geschafft. Das weiß der Satan auch. Darum tut er alles, was er kann, um uns zu Fall zu bringen und Gottes Plan zu vereiteln.

Verschiedene Versuche werden unternommen, um den Wiederaufbau der Mauer zu stoppen. Der Feind macht dafür Gebrauch von diversen Listen. Aber alle Listen werden durchschaut, weil die Bauenden sich einfach an das Wort Gottes klammern. Der Bau der Mauer wird vollendet (Neh 6:15). Es ist keine Lücke mehr übriggeblieben, es gibt keinen versteckten Weg mehr, um heimlich in die Stadt zu kommen.

Die erste List ist das Anberaumen einer Konferenz, man kann sagen, einer Friedenskonferenz. Das Gespräch miteinander muss zu einem Kompromiss führen. Aber Nehemia läuft nicht in diese Falle. Wäre es nicht zumindest höflich von Nehemia gewesen, zu hören, was sie zu sagen haben? Nein. Er hat nichts mit den Feinden zu tun. Was sie zu sagen haben, kann nie ein Beitrag zum Werk sein. Der Feind versteht nichts von den Motiven, von denen sich ein Mann des Glaubens leiten lässt und wird selbst von vollkommen entgegengesetzten Motiven geleitet.

Nachdem er das Werk anfangs lächerlich gemacht hat, ändert der Feind seine Taktik und versucht, Nehemia in das Tal hinunter zu locken. Das ist es, was wir heute hören können, wenn Menschen sagen: „Sei nicht so fanatisch, schließ dich uns an.“ Der Feind tut so, als gebe es ein gemeinsames Interesse. Wenn Nehemia auf den Vorschlag eingehen würde, würde er zeigen, dass er darin mit dem Feind übereinstimmt.

Wenn es dem Satan nicht gelingt, uns zu einem moralischen Fall zu verleiten, gelingt es ihm manchmal jedoch, dass wir uns für seine Ratschläge öffnen. Dann sehen wir die Dinge mit seinen Augen. Wenn er uns so weit hat, werden wir das Werk Gottes als nutzlose Arbeit sehen, auf jeden Fall nicht als ein besonderes Werk. Es gibt noch so viele andere interessante Dinge. Verabschiede dich vor allem nicht von weltlichen Freunden. Geh mit ihnen mit ins Kino oder was trinken. Übertreib die Sache mit Gott nicht, sonst wirst du noch verrückt und endest in religiösem Wahnsinn. Die Falle ist, den Maßstab unseres Lebens an der Welt zu messen. Durch die Freundschaft mit der Welt laufen wir in diese Falle.

Die Antwort Nehemias

Die Antwort Nehemias ist deutlich. Er lässt sagen, dass er „nicht hinabkommen kann“. Darin liegt die Bedeutung, dass er, um zu ihnen zu gehen, einen Weg nach unten gehen würde. Das ist hier kein Bild von Selbsterniedrigung, sondern ein Verlassen des Weges, von dem der Herr will, dass wir ihn gehen (vgl. Jona 1:3; Lk 10:30).

Das Tal von Ono wird auch „Tal der Handwerker“ (Neh 11:35) genannt. Der Ort, wo Gott wohnt und wo Er angebetet werden möchte, kann nicht ohne Schaden gegen künstlerisch bedachte Werke von Menschen eingetauscht werden, von welcher Form auch immer. Gott möchte, dass wir Ihm auf seiner Ebene dienen und nicht auf der Ebene eines durch den Menschen gebildeten Gottesdienstes.

Nehemia sagt nicht, dass er mit dem Wiederaufbau der Mauer beschäftigt ist, sondern dass er „ein großes Werk ausführt“. Er deutet damit an, dass es ein wichtiges Werk ist. Wer von Gott ein großes Werk als Auftrag erhalten hat, darf sich nicht nach unten ziehen lassen auf das Niveau des Denkens und Handelns der Welt. Sich nach dem zu orientieren, was Ungläubige über das zu sagen haben, was wir für den Herrn tun, würde Verzögerung und Schaden für Gottes Werk bedeuten.

Der Feind sieht in dem Dienst Gottes eine enorme Bedrohung für seinen selbstgeformten Gottesdienst, der ihm Wohlstand verschafft. Das Einführen von wahrem Gottesdienst stellt eine Bedrohung für diesen Wohlstand dar. In geistlicher Hinsicht sehen die Pharisäer diese Bedrohung in dem Herrn Jesus. Sie sehen, wie ihre Macht über das Volk zerfällt (Joh 11:48; Joh 12:19). In materieller Hinsicht sehen die Hersteller der Götzenbilder in Ephesus diese Bedrohung in der Predigt des Apostels Paulus (Apg 19:23-40).

Wer von der Wichtigkeit des Auftrags Gottes durchdrungen ist, darf sich nicht aufhalten lassen (vgl. Lk 10:3; 4). Auch der Herr Jesus hat sich nicht durch die verkehrten Ansprüche seiner Familie aufhalten lassen (Mk 3:31-35).

Jedes Werk, das mit der Verteidigung der Wahrheit von Gottes Wort und dem Zeugnis für Ihn zu tun hat, ist ein großes Werk. Von der Verteidigung davon dürfen wir uns unter keinen Umständen abbringen lassen. Der Feind hat zahllose Mittel und unternimmt unzählige Versuche, uns vom Werk abzuhalten, das der Herr uns aufgetragen hat. Wir müssen darauf achten, dass wir dieses Werk tun (vgl. Kol 4:17).

Der Feind ist beharrlich, Nehemia auch

Der Feind zeigt Aufdringlichkeit. Auch diese Taktik gibt er nicht ohne weiteres auf. Der Druck zum Besprechen wird gesteigert. Überzeugt von seiner richtigen Vorgehensweise besteht er darauf, Nehemia zu einer Unterhaltung einzuladen. Es muss Nehemia dadurch deutlich werden, dass dies die einzige Chance ist, das Werk vollenden zu können. Sie wissen, dass die Wiederholung der Botschaft eine Schwächung des Widerstands von Nehemia bewirken kann, dass er unter dem Druck nachgeben und auf ihren Vorschlag zum Gespräch eingehen wird.

Viele sind dadurch zusammengebrochen, dass unaufhörlich Druck auf sie ausgeübt wurde. Kinder, die ständig quengeln, können ihre Eltern damit so unter Druck setzen, dass sie letztendlich nachgeben. In Glaubensgemeinschaften werden Veränderungen durchgeführt, nachdem fortwährend dieselben Themen auf die Tagesordnung gesetzt werden. Es sind die Taktiken, die die Diplomatie in der Welt regieren, die Lobbyarbeit, um ein bestimmtes Ergebnis zu erreichen oder einen bestimmten Auftrag oder Arbeit einzuholen.

Das Unter-Druck-Setzen ist eine bewährte Methode Satans. Er ist schon früher erfolgreich gewesen. So ist Simson unter dem Druck zusammengebrochen, der auf ihn ausgeübt wurde, um das Geheimnis seiner Kraft zu erfahren (Ri 16:15-21). Aber was sich in der Welt und bei dem untreuen Gläubigen als erfolgreich erwiesen hat, wird bei dem Mann des Glaubens vergeblich versucht. Nehemia ist konsequent in seiner Antwort. Er bleibt bei seinem Standpunkt. Ohne seine Geduld zu verlieren, reagiert er stets auf dieselbe Weise.

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