Nehemiah 9:1-3

Einleitung

In diesem Kapitel werden wir Zeugen des Schuldbekenntnisses der Israeliten. Wir können dieses Kapitel mit Esra 9 und Daniel 9 verbinden, wo wir auch Schuldbekenntnisse finden, die von Esra und Daniel ausgesprochen werden.

Fasten und Sacktuch

Die Folgen vom Lesen des Gesetzes, von Gottes Wort, werden sichtbar. Das Wort Gottes ist der Ursprung von allem, was folgt. Das Wort wurde in Nehemia 8 gelesen. Die erste Folge davon ist, dass Gott seinen Teil bekommt: das Laubhüttenfest wird gefeiert. Die zweite Folge finden wir hier: das Volk nimmt seinen wahren Platz vor Gott ein. Sie erkennen an, dass ihre gegenwärtige Situation die Folge davon ist, dass sie nicht auf Gottes Gebote gehört haben.

Das Volk Gottes ist unter dem tiefen Eindruck des Wortes Gottes. Das Wort hat große Freude unter dem Volk bewirkt (Neh 8:13). Jetzt führt das Wort Gottes sie zum Bekenntnis der Sünden.

Es wird gefastet und getrauert. Das steht nicht im Widerspruch zu dem Fest und der Freude des vorigen Kapitels. Es gehört zusammen. Freude und Selbstverleugnung gehen bei dem Christen, wenn es richtig läuft, Hand in Hand. Die Freude ist im Herrn, sie ist die Folge davon, Ihn zu kennen; die Demut kommt vom Einsehen des eigenen Versagens, sie ist eine Folge davon, sich selbst zu kennen.

Fasten ist ein Zeichen der Trauer. Wer fastet, sieht den Ernst der Situation, in der sich das Volk Gottes oder er selbst befindet. Durch das Fasten verzichtet man auf Nahrung, auf das, was der Körper braucht und was erlaubt ist, zu sich zu nehmen, um sich im Geist den traurigen Umständen zu widmen und darüber Gott anzurufen. Jesaja spricht über das Fasten, wie es nach Gottes Gedanken ist (Jes 58:6; 7; vgl. Joel 2:12-17). Der Mensch nimmt dabei den richtigen Platz gegenüber Gott ein und gibt auch Gott den richtigen Platz.

Eine Fortsetzung des Laubhüttenfests wie wir es hier finden ist nirgendwo im Gesetz vorgeschrieben. Das Laubhüttenfest endet am dreiundzwanzigsten des Monats. Was wir hier lesen, findet am vierundzwanzigsten des Monats statt. Dieser Tag gehört nicht zum Fest. Sie wollen die Feier nicht mit ihrer Trauer zunichtemachen. Nach dem Fest hat das Wort jedoch seine Wirkung auf ihre Gewissen. Es ist freiwillig und eine Ergänzung durch die Wirkung des Geistes. Nach einem überschwänglichen Fest folgt ein Tag der Buße und Reue. So wechseln sich die Gemütsäußerungen ab. Von Segnungen umgeben zu sein, kann uns klein machen, wenn wir uns bewusst machen, wie unverdient sie sind, und uns als Folge davon zum Bekenntnis bringen. Wir fragen uns, womit wir das verdient haben.

Sacktuch und Erde auf dem Kopf ist sozusagen einem Toten gleich zu werden. Diesen Platz einzunehmen, weil das Bewusstsein da ist, in Gegenwart des Allmächtigen Staub und Asche zu sein (vgl. 1Mo 18:27; Hiob 42:6), ist zugleich der Platz des Segens.

Absonderung und Bekenntnis

Das Lob des HERRN beim Laubhüttenfest kann nicht mit Verbindungen zusammengehen, die von Gott verboten sind. Aufrichtiges Erkennen des Versagens führt zum Handeln. Die erste Handlung ist die Absonderung von den Fremden. Darin sind sie nicht halbherzig. Sie trennen sich von „allen“ Fremden. Die zweite Handlung ist das Bekenntnis. Sündenbekenntnis geschieht nicht nur zu Beginn des Lebens als Christ, sondern es ist Teil des gesamten Lebens als Christ. Absonderung und Sündenbekenntnis gehören zusammen.

Außerdem trennen sie sich nicht von ihren Vorfahren. Sie stellen sich nicht über sie, sondern machen sich mit ihnen eins. Es ist die Erkenntnis, dass wir, als Menschen, Gott durch unser Leben verunehrt haben.

Zuhören, bekennen und anbeten

Wieder nimmt Gottes Wort den wichtigsten Platz ein. Ihr ganzes Handeln wird dadurch bestimmt. Sie hören Gottes Wort und befolgen es. Sündenbekenntnis und Anbetung sind die Auswirkung vom Hören von Gottes Wort. Es besteht ein Gleichgewicht zwischen der Beschäftigung mit Gottes Wort auf der einen Seite und Bekenntnis und Anbetung auf der anderen Seite. Für beide Tätigkeiten der Seele wird dieselbe Dauer verwendet. Auf die Dauer des Hörens von Gottes Wort folgt eine ebenso lange Zeit, in der das Wort seine Wirkung auf die Gewissen bekommt.

Was sie lesen oder vorgelesen bekommen, ist Stoff für das Gebet und durch das Gebet bekommt das Wort seine gewünschte Wirkung. Wort und Gebet müssen zusammengehen. Wer nur das Wort liest, ohne Gebet, sammelt Wissen für den Kopf. Es entsteht ein theoretisches Christentum, was zum Ärger von Mitchristen führen wird. Wer sich nur dem Gebet widmet, läuft Gefahr, sich in Mystik und Fanatismus zu verlieren. Wer beides tut, wird wachsen in der „Gnade und Erkenntnis unseres Herrn und Heilandes Jesus Christus“ (2Pet 3:18) und ein guter Nachfolger von Ihm werden.

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