Philippians 1:26

„Wandelt nur würdig des Evangeliums“

Phil 1:25. Die Liebe Christi zur Gemeinde bestimmte Paulus in allem. Für die Gemeinde war es gut, wenn er am Leben blieb, also würde er am Leben bleiben. Wenn du Christus und seine Interessen im Auge hast, wirst du Frieden und Ruhe kennen. Und wie kann man die Interessen Christi vertreten? Indem man die Interessen der Gemeinde vertritt. Paulus’ Gemüt ist zur Ruhe gekommen. Sein Vertrauen auf den Herrn ist durch diese Übungen nur noch stärker geworden. Er hat die Sicherheit, bei all seinen geliebten Philippern zu bleiben. Das Ergebnis ist, dass er den Philippern auf dem Weg des Glaubens weiterhin helfen kann. Und daraus ergibt sich wieder, dass sie ihren Glauben mit noch mehr Freude erleben können. Denn der Glaube ist keine statische, orthodoxe Sache und auch keine langweilige oder traurige Sache. Glaube ist dynamisch, er setzt Menschen in Bewegung. Das Ziel ist, dass du im Glauben wächst. Wenn der Glaube zunimmt und du den besser kennenlernst, an den du glaubst, und das, was du glaubst, wird auch deine Freude zunehmen. Von Anfang an gehören Glaube und Freude zusammen (Apg 16:34), so wie auch Bekehrung zu Gott und Betrübnis zusammengehören (2Kor 7:10). Zeige, dass du ein froher Christ bist!

Phil 1:26. Paulus verlangt danach, wieder bei den Philippern zu sein. Nicht, um dann allerlei Dankeschöns in Empfang zu nehmen. Auch nicht, um wegen der besonderen Erfahrungen, die er gemacht hat, bewundert zu werden. Nein, er will gern zum Ruhm Christi Jesu beitragen. Die erreichten Fortschritte auf dem Weg des Glaubens und die größere Freude, die durch seinen Dienst bewirkt werden, sollen nicht zu seiner Ehre gereichen, sondern zur Ehre Christi. Immer wieder sieht man, wie der Diener verschwindet, um dem Einen Platz zu machen, von dem das Herz des Apostels erfüllt ist. Das ist hoffentlich auch bei jedem so, der an dir einen Dienst tut, und hoffentlich auch bei dir, wenn du einen Dienst an einem anderen tun darfst. Jeder Dienst hat nur dann Wert, wenn das Rühmen in Christus Jesus dadurch zunimmt.

Phil 1:27. Mit dieser Vers beginnt ein neuer Abschnitt in diesem Brief, der bis Kapitel 2,11 geht. Bis jetzt hat er über seine persönliche Haltung gegenüber den Philippern geschrieben, was sie für ihn bedeuteten und was er für sie bedeuten konnte. Nun wechselt er zu einem anderen Punkt, und zwar wie es um die Gemeinde im Blick auf Christus steht. Dazu richtet Paulus seine Aufmerksamkeit auf den praktischen Zustand der Gläubigen, auf ihren Wandel, ihr Verhalten und auf das, was die Welt an ihnen sieht. Zwei Dinge hat er dabei vor Augen. Erstens, dass sie untereinander einerlei gesinnt sein sollen, und zweitens, dass sie nach außen hin keine Furcht vor dem Feind haben sollen. Diese beiden Gesichtspunkte haben eine Wechselwirkung: Wenn sie untereinander einerlei gesinnt sind, werden sie die Kraft haben, den Feind zu bekämpfen.

Als Erstes spricht er sie auf ihren Wandel an. Dieser soll „würdig des Evangeliums des Christus“ sein. Das bedeutet, dass sie einen Wandel führen sollen, der zu der Würde des Evangeliums passt. Wenn wir sagen, dass wir dem Evangelium glauben und gleichzeitig so leben, wie die Welt das tut, besudeln wir das Evangelium. Wir sind dann keine würdigen Repräsentanten des Evangeliums. Das Wort „wandelt“ ist mit dem Wort „Bürgertum“ verwandt (Phil 3:20). Man kann das schön mit der Position vergleichen, die die Einwohner von Philippi hatten. Die Stadt Philippi bildete eine Kolonie, einen Außenposten von Rom. Die Stadt lag in einem Gebiet, fernab von Rom, doch die Gesetze Roms hatten hier Gültigkeit. Angewendet auf uns kann man sagen, dass wir ein Vorposten des Himmels auf der Erde sind, ein Stückchen Himmel auf der Erde. Wir sind von Feinden umgeben. In dieser fremden Welt haben wir die Ehre des Himmels, wo wir eigentlich zu Hause sind, hochzuhalten.

Unsere Unterhaltungen, unser Umgang, unser ganzes Verhalten muss mit der Würde des Himmels, wo wir zu Hause sind, in Übereinstimmung sein. Durch das Evangelium sind wir Bürger dieses himmlischen Reiches geworden und sind dort zu Hause. Unser Auftrag ist es, uns in Übereinstimmung damit zu verhalten und unser Leben zu führen.

Paulus weist mit großem Nachdruck auf die Bedeutung eines würdigen Wandels hin. Einerseits weist er darauf hin, dass ihr Wandel völlig losgelöst ist von seiner Person. Ob er nun bei ihnen ist oder nicht, das tut nichts zur Sache. Sie sollen es gemeinsam in die Tat umsetzen. Andererseits zeigt er großes Interesse daran. Er möchte nämlich gern bei ihnen sehen oder davon hören, dass sie das in die Tat umsetzen. Gemeinsam feststehen, darum geht es. Und wie macht man das? Indem alle dieselbe Überzeugung haben und dasselbe Ziel verfolgen. Gegensätzliche Interessen schwächen die Kraft. Ein gemeinschaftliches Interesse bindet zusammen. Das bedeutet „in einem Geist“ sein. Nun kann man eine gleiche Überzeugung haben, ohne dass man für diese Überzeugung einstehen will. Deshalb ist es wichtig, auch „mit einer Seele“ mitzukämpfen (vgl. Apg 4:32). Das fehlt übrigens oft bei sonst sehr überzeugten Menschen.

Wenn wir von der Sache, die wir vertreten, überzeugt und auch davon beseelt sind, können wir den Kampf aufnehmen. In dem Kampf geht es um nichts weniger als den „Glauben des Evangeliums“. Judas ruft auch zum Kampf für den Glauben auf (Jud 1:3). Er meint damit, dass wir an allen Teilen der Wahrheit, die Gott uns in seinem Wort mitgeteilt hat, gegenüber den Angriffen des Feindes festhalten sollen. Paulus geht es hier darum, die Person des Herrn Jesus mit allem, was Er ist, in der Welt zu zeigen. Das ruft Feindschaft hervor, und dagegen müssen wir uns mit Ihm verbinden. Wir haben Ihn angenommen, und wenn wir Ihm konsequent nachfolgen, werden wir das teilen, was Ihm angetan wird. Phil 1:27 beginnt mit Wandel und endet mit Kampf, und dazwischen stehen „Geist und Seele“. Daraus kommen sowohl der Wandel als auch der Kampf hervor.

Phil 1:28. Wenn du so zusammen mit anderen kämpfst, wird der Feind versuchen, dich einzuschüchtern. Er wird allerlei Mittel benutzen, um dich zu erschrecken. Das Wort „erschrecken“ erinnert daran, dass Pferde, wenn sie erschreckt werden, sich weigern, weiterzugehen. Der Teufel kann die Gestalt eines brüllenden Löwen annehmen (1Pet 5:8). Er kann auf vielerlei Weise sein aufgesperrtes Maul zeigen. Doch wenn dein Vertrauen auf den Herrn gerichtet bleibt, wird er dir nichts Böses antun können. Der Herr hat die Welt überwunden (Joh 16:33) und hat ihn zunichtegemacht (Heb 2:14). Wenn du den Feind so in die Schranken weist, wird er seine Ohnmacht eingestehen müssen. Diese Erkenntnis ist zugleich der Beweis des Verderbens. Der Beweis des Verderbens liegt für die Gegner darin, dass wir uns nicht durch sie einschüchtern lassen. Trotz aller Macht der Welt, über die die Gegner verfügen können, sind sie machtlos gegenüber der Macht Gottes. Wie stark die Partei der Widersacher auch sein mag, du brauchst dich nicht zu fürchten. Das heißt nicht, dass man die Macht des Feindes gering schätzen darf. Unterschätze niemals seine Macht (vgl. Jud 1:9). Der Angriff hier richtet sich gegen die Einmütigkeit der Christen. Deswegen lautet die Aufforderung, dass sie fest zusammenstehen sollen.

Widerstand seitens der Welt ist für den Gläubigen immer ein Beweis der Errettung. Das scheint eine sonderbare Argumentation zu sein. Um ihr folgen zu können, muss man bedenken, dass wir in einer Welt leben, über die der Herr Jesus noch nicht öffentlich regiert. Du kannst dich zum Beispiel auch fragen, warum hingegebene Gläubige leiden müssen, warum sie immer herhalten müssen. Wenn es den Widersachern gut geht und sie sogar das Sagen haben, ist das kein Beweis dafür, dass Gott auf ihrer Seite steht. Es ist genau umgekehrt. In 2. Thessalonicher 1 findest du dieselbe Beweisführung (2Thes 1:4-7). Du liest dort, dass die Gläubigen jetzt bedrängt werden, doch wenn der Herr Jesus regiert, werden sie mit Ihm herrschen. Die Leiden heutzutage sind der Beweis, dass Gott auf der Seite der Gläubigen steht.

Phil 1:29. Kampf und Leiden, Widerstand und Widerwärtigkeiten sind kein absoluter Beweis dafür, dass du dich auf der richtigen Seite befindest. Das musst du wissen, es kann dir einen gewissen Trost geben, und trotzdem könntest du es als ein notwendiges Übel ansehen, dem du dich leider nicht entziehen kannst. Das entspricht aber nicht dem Maß des Glaubens. Leiden für Christus ist nämlich – wie seltsam das auch klingen mag – ein Vorrecht. An Ihn zu glauben ist sicherlich ein großes Vorrecht, und so erfährst du das auch. Doch neben dem Vorrecht, an Christus glauben zu können, ist es ein ebenso großes Vorrecht, für Ihn leiden zu dürfen (Apg 5:41; 1Pet 4:13). Wenn wir dieses Leiden nicht kennen, müssen wir uns fragen, ob wir wohl gottesfürchtig leben (2Tim 3:12). Es geht hier um das Leiden für seinen Namen. Das ist ein Leiden, das dein Teil wird, wenn du in dieser Welt die Seite eines verworfenen Herrn gewählt hast und in Gemeinschaft mit Ihm deinen Weg gehen willst. Das Leiden wirst du erleben, wenn du die Welt als ein Gebiet ansiehst, wo du nichts zu suchen und nichts zu verlieren hast. Bist du dazu bereit?

Phil 1:30. Was Paulus den Philippern schrieb, war nicht die Sprache des Studierzimmers. Den Kampf, den sie hatten, kannte auch er. Den hatten sie an ihm gesehen, als er das erste Mal bei ihnen war (Apg 16:22). Und während er nun in Rom gefangen war, hörten sie von seinem Kampf, wenn Epaphroditus diesen Brief vorlas und erläuterte. Paulus verbindet sich mit den Philippern in ihrem Kampf. Das ist echte brüderliche Gemeinschaft. Er will, dass sie wissen, dass er mit ihnen eins ist. Das ist das Einzige, was Herzen gewinnen kann. Dann kann man durch die Entfernung körperlich getrennt sein, doch im Herzen ist man innig miteinander verbunden.

Lies noch einmal Philipper 1,25–30.

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