Philippians 2:28

„Das Werk Christi“

Phil 2:25. Die Liebe des Paulus zu den Philippern kann man also daran erkennen, dass er Timotheus bald senden würde. Es könnte allerdings noch etwas dauern, bis Timotheus tatsächlich abreiste. Doch gab es jemand anders, den er inzwischen senden konnte, nämlich Epaphroditus. Paulus erachtete es „für nötig“, ihn zu senden. Das heißt, dass er eine klare Veranlassung sah, ein Bedürfnis, dem entsprochen werden musste. Etwas weiter nennt er den Anlass. Zunächst aber sagt er einige Dinge über Epaphroditus. Über ihn wissen wir nicht mehr als das, was wir in diesem Brief von ihm hören, und zwar in diesem Abschnitt und in Kapitel 4 (Phil 4:18). Aus dem letzten Vers geht hervor, dass die Philipper ihre Gabe für Paulus durch Epaphroditus geschickt hatten. Sein Name bedeutet „lieblich, anziehend“. Dieser Name passt gut zu dem Bild, das wir von ihm erhalten. Die Bezeichnungen, die Paulus für ihn gebraucht, geben von diesem Gläubigen das Bild einer Person, die in allen Bereichen ihres Lebens Christ ist. Er strahlte das im Kreis der Familie Gottes aus („Bruder“); er strahlte es auch im Dienst für den Herrn in der Welt aus („Mitarbeiter“); und darüber hinaus in dem Kampf, den eine treue und überzeugte Verkündigung des Evangeliums immer mit sich bringt („Mitstreiter“). Außerdem war er ein Mann, der die Kontakte zwischen einer örtlichen Gemeinde und einem Diener an einem anderen Ort aufrechterhielt.

Paulus war kein Mann, der billige Komplimente machte. Was er von Epaphroditus sagte, zeigte, was für ein Mann er war. Bei den vorigen Beispielen könntest du noch denken: Damit kann ich mich nicht vergleichen. Ich kann mich nicht mit dem Herrn Jesus vergleichen, Er übersteigt alles und jeden. Ich kann mich auch nicht mit Paulus vergleichen. Das war so ein begnadeter Mann, der solch eine besondere Stellung hatte. Und mit Timotheus kann ich mich eigentlich auch nicht vergleichen; er hatte das große Vorrecht, in der direkten Umgebung von Paulus zu leben, um dort zu sehen, wie wirkliches Christenleben aussieht. Doch jetzt Epaphroditus. Das war jemand wie du und ich, das heißt, von ihm werden Dinge gesagt, die auch von uns gesagt werden müssten. Mit Epaphroditus wird uns also ein Spiegel vorgehalten. Wenn du denkst, dass du an die vorhergehenden Beispiele nicht heranreichst (obwohl sie doch gegeben werden, dass du dich daran orientierst), dem Beispiel von Epaphroditus kannst du sehr wohl nacheifern.

Das Erste, was von ihm gesagt wird, gilt in jedem Fall für dich. Du bist durch den Glauben an den Herrn Jesus ein „Bruder“ – oder eine „Schwester“ – all derer, die durch denselben Glauben an den Herrn Jesus Leben aus Gott haben. Es ist etwas ganz Großes, das wissen zu dürfen. Dazu gehört natürlich, dass du dich auch so benimmst. Ist es nicht herrlich, dich mit allen Kindern Gottes eins zu wissen, mit dieser einzigartigen Gemeinschaft, die zwar in der Welt, aber nicht von der Welt ist? Für Epaphroditus blieb es nicht dabei. Er zog sich nicht weltfremd mit einem Buch in den Sessel zurück, um sich dort an dem gewaltigen Segen zu ergötzen, ein „Bruder“ zu sein. Er hatte offene Augen und sah die Not in der Welt und unter den Gläubigen und den Arbeitern des Herrn. Er war auch ein „Mitarbeiter“ von Paulus in der Verkündigung des Evangeliums. Paulus nennt ihn nicht „Arbeiter“, sondern „Mitarbeiter“. Er arbeitete nicht allein vor sich hin, sondern suchte die Gemeinschaft in der Arbeit mit Paulus. Er setzte sich für das Werk des Herrn ein. Er ging dabei dem Kampf, den das mit sich brachte, nicht aus dem Weg. Das Werk des Herrn bestand für ihn nicht im Ausführen von allerlei nur angenehmen Arbeiten. Wer wirklich für den Herrn arbeitet, wird den Widerstand Satans auf alle Weise zu spüren bekommen. Das war für Paulus so, das war für Epaphroditus so, und das wird für dich auch so sein, wenn du überströmend im Werk des Herrn sein willst (1Kor 15:58). Mit solchen Menschen konnte Paulus etwas anfangen. Mit solchen Menschen kann der Herr auch heute etwas anfangen. Es ist zu befürchten, dass diese Menschen sparsam gesät sind. Dennoch wird es von uns gesagt werden können, wenn wir all dem nacheifern, was wir von Paulus über seine Lehre, seine Lebensweise und seinen Dienst im Neuen Testament finden.

Epaphroditus ist darüber hinaus auch noch ein Botschafter (Gesandter). Die Gemeinde in Philippi hatte ihn mit einem Auftrag ausgesandt. Er hatte diesen Auftrag angenommen. Über seine familiäre Situation wird nichts gesagt. Wir wissen nicht, ob er verheiratet war. In jedem Fall musste er alles, was ihm vertraut war, zurücklassen und eine in jenen Tagen weite und gefährliche Reise machen. Aber er tat das, weil seine Mitgeschwister ihn darum gebeten hatten. Sein Auftrag bestand darin, Paulus, der in Rom in Gefangenschaft war, im Namen der Gläubigen in Philippi eine Gabe zu überbringen. Durch das Übergeben der Gabe war er ein „Diener des Bedarfes“ des Paulus. Mit dem Wort „Diener“ will Paulus sagen, dass er ihre Gabe als ein Opfer annahm. Es ist wirklich sehr schön, jede materielle Gabe so zu betrachten: als eine Darbringung, durch die du deine Wertschätzung für den anderen zum Ausdruck bringst.

Phil 2:26. Anschließend legt Paulus noch ein großartiges Zeugnis von Epaphroditus ab, worin das Band der Liebe zwischen Epaphroditus und den Philippern besonders schön zum Ausdruck kommt. Epaphroditus war krank gewesen. Davon hatten sie in Philippi gehört. Jetzt war Epaphroditus über die Wirkung der Nachricht von seiner Krankheit besorgt. Er war so von der Liebe seiner Mitgläubigen überzeugt, dass er wusste, wie gespannt sie über den Ausgang seiner Krankheit waren. Er wollte sie daher schnell wissen lassen, wie es um ihn stand. Auch er war jemand, der nicht seine eigenen Interessen suchte, sondern nur die der anderen.

Phil 2:27. Paulus nimmt kein Blatt vor den Mund. Epaphroditus war wirklich todkrank gewesen. Auch Paulus hatte sich über den Verlauf ernsthaft Sorgen gemacht. Würde er einen geschätzten Mitarbeiter verlieren? Einen Mann, der ganz für den Herrn und die Seinen lebte? Sie sind schon so dünn gesät! Dieser Gedanke fügte den vielen Traurigkeiten, die er wegen so vieler Dinge hatte, die sich in den Gemeinden abspielten, eine weitere Traurigkeit hinzu. Er spricht sogar von „Traurigkeit auf Traurigkeit“. Es war keine Traurigkeit wegen des Nutzens, den er durch den Tod von Epaphroditus verlieren würde, sondern wegen des Dienstes, den die Gemeinden dadurch verlieren würden. Die Wiederherstellung des Epaphroditus war für Paulus ein Beweis des Erbarmens Gottes, sowohl über Epaphroditus als auch über ihn selbst. Gott hatte Epaphroditus gesund gemacht, nicht Paulus, obwohl er das hätte tun können (Apg 19:11; 12). Sogar der größte Heiler, den die Gemeinde je gekannt hat, überließ das Gott. Er ging nicht davon aus, dass Krankheit immer als Folge der Sünde bekämpft werden musste. Gott hat seine Absicht damit, und Paulus unterwarf sich dem (vgl. 2Tim 4:20).

Phil 2:28. Er wusste also, was es bedeutete, sich um Epaphroditus zu sorgen, und er kannte auch aus Erfahrung die große Erleichterung durch die Wendung, die Gott zum Guten bewirkt hatte. Daran sollten die Philipper sich ebenfalls so schnell wie möglich erfreuen. Deshalb spornte er Epaphroditus zur Eile an, nach Philippi zu reisen. Das würde sie erfreuen und ihn weniger traurig machen.

Phil 2:29. Er ermahnte die Philipper, diesen Mann ihrerseits auf eine Weise zu empfangen, die dazu passte, was er für den Herrn bedeutete. Es sollte auch nicht bei einer flüchtigen Ehrerweisung bleiben. Wir vergessen oft schnell, was jemand für den Herrn getan hat. Menschen wie Epaphroditus sollten wir als ein großes Geschenk vom Herrn betrachten. Sie sind selten, jedoch auch heute noch zu finden. Mehr noch: Auch du kannst einer sein oder werden. Wenn du solche Menschen ehrst, geschieht das, weil ihr Leben dich anspricht.

Phil 2:30. Es kann nicht anders sein, als dass dann auch das Verlangen bei dir aufkommt, so zu leben. Solch ein Leben befindet sich im Bereich deiner Möglichkeiten. Es bedeutet, dein Leben nicht zu lieben bis zum Tod (Off 12:11), indem du dich völlig für das Werk Christi einsetzt. Dabei suchst du das Wohlergehen deiner Brüder. Bruderliebe ist bereit, das Leben für die Brüder hinzugeben (1Joh 3:16).

So war es bei Epaphroditus gewesen. Paulus’ Worte scheinen darauf hinzuweisen, dass seine Krankheit mit seiner Reise in Verbindung stand. Diese Reise hatte er im Auftrag der Gemeinde in Philippi gemacht. Er kam, um Paulus ihre Gabe zu bringen. Damit ergänzte er das, was am Dienst der Philipper gegenüber Paulus noch fehlte. Um das zu tun, hatte Epaphroditus sein Leben gewagt und aufs Spiel gesetzt (Ri 5:18). Dein Leben ist dein wertvollster Besitz. Wenn du das aufs Spiel setzt, heißt das, etwas zu wagen, wobei du unsicher über den Ausgang bist. Dennoch tust du es im Hinblick auf den vollen Gewinn, den es bringen kann. Das einzige Motiv, das einen zu so einem Wagnis veranlassen kann, ist die Liebe (1Joh 3:16; 1Thes 2:8).

Soeben schien es mit Epaphroditus nicht gut zu gehen. Gott hat jedoch durch seine Wiederherstellung gezeigt, wie sehr Er seinen Einsatz geschätzt hat. Es war ja ein Ausdruck der Gesinnung Christi, der niemals sich selbst suchte, sondern bis zum Tod gehorsam wurde, ja, bis zum Tod am Kreuz.

Am Dienst der Philipper scheint doch noch etwas gefehlt zu haben. Was das genau war, steht nicht dabei. Paulus tadelt das nicht. Auf eine Weise, die zum herzerwärmenden Tonfall dieses Briefes passt, sagt Paulus, dass der Dienst von Epaphroditus das Fehlende ausgefüllt hat. Von dieser Art des Ermahnens können wir viel lernen.

Lies noch einmal Philipper 2,25–30.

Frage oder Aufgabe: Willst du jemand werden, der Epaphroditus gleicht? Warum oder warum nicht? Wenn ja, was ist in deinem Fall dazu erforderlich? (Zögere nicht, andere um Rat zu fragen.)

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