Proverbs 3:1-10

Einleitung

Einen Vorteil aufzugeben, könnte für uns so aussehen, als würden wir eine Chance auf Freude wegwerfen. Kapitel 3 versichert uns jedoch, dass das nicht der Fall ist. Der Weg der Weisheit ist der Weg des Lebens, auch wenn der Weg der Weisheit scheinbar dem gesunden Menschenverstand widerspricht.

In den Spr 3:1-10 finden wir fünf Ratschläge des Vaters an seinen Sohn. Wenn er den Rat jeweils zu Herzen nimmt, ist damit jedes Mal eine Segensverheißung verbunden.

In Spr 3:1 der Rat, in Spr 3:2 die Verheißung des Segens.

In Spr 3:3 der Rat, in Spr 3:4 die Verheißung des Segens.

In den Spr 3:5; 6a der Rat, in Spr 3:6b die Verheißung des Segens.

In Spr 3:7 der Rat, in Spr 3:8 die Verheißung des Segens.

In Spr 3:9 der Rat, in Spr 3:10 die Verheißung des Segens.

Wir müssen uns daran erinnern, dass sich diese Verheißungen zwar alle erfüllen werden, nur nicht notwendigerweise schon im Lauf des Erdenlebens. Es kann durchaus sein, dass sie erst in Zukunft wahr werden. Wir dürfen darauf vertrauen, dass Gott seine Segensverheißungen zu seiner Zeit und auf seine Weise erfüllen wird, wenn wir von Herzen das tun, was Er verlangt, sogar wenn es in diesem Leben für den Gottlosen sehr gut läuft und der Gerechte leidet.

Auf Belehrung hören

Der Vater rät seinem Sohn zuerst einmal, seine „Belehrung“ nicht zu vergessen (Spr 3:1). Das Wort „Belehrung“ ist die Übersetzung des hebräischen Wortes Thora. Dieses Wort bezeichnet das Gesetz Gottes, hat aber außerdem noch mehrere Bedeutungen. Hier bezieht es sich auf das, was wir „Hausunterricht“ nennen könnten. In seiner Belehrung zu Hause hat der Vater sein Wissen an seinen Sohn weitergegeben. Das ist ein Hinweis für Väter, ihre Kinder zu Hause mit der Schrift zu belehren und das nicht nur denen zu überlassen, die Vorträge über die Bibel halten.

Der Vater erinnert seinen Sohn daran, nicht zu vergessen, was er zu Hause, durch die Erziehung, gelernt hat. Vergessen ist hier nicht so sehr eine Gedächtnisschwäche, sondern ein bewusstes Vernachlässigen und Missachten dessen, was ihm der Vater beigebracht hat. Auch wir werden gewarnt, das nicht zu verlieren, was wir in unseren frühen Jahren aus dem Wort Gottes gelernt haben. Die Belehrung wird man auf keinen Fall vergessen, wenn man die Gebote von Herzen hält. Den Geboten folgen kann man allerdings auch rein äußerlich, ohne dass das Herz beteiligt ist. Das ist aber nicht das, was der Vater will, und auch nicht das, was Gott will.

Im Herzen sollen die Gebote verwahrt werden, so wie man auch das Gesetz in die Bundeslade hineinlegte (5Mo 10:5). Im Friedensreich wird Gott sein Gesetz in das Herz seines Volkes schreiben: „Denn dies ist der Bund, den ich dem Haus Israel errichten werde nach jenen Tagen, spricht der Herr: Indem ich meine Gesetze in ihren Sinn gebe, werde ich sie auch auf ihre Herzen schreiben“ (Heb 8:10). Das Herz weist auf die Gesinnung hin. Wenn man die Gebote von Herzen hält, werden auch die Taten, die ja aus dem Herzen kommen (Spr 4:23), mit den Geboten übereinstimmen. Dann werden diese Taten auch nicht sündhaft sein: „In meinem Herzen habe ich dein Wort verwahrt, damit ich nicht gegen dich sündige“ (Ps 119:11). Vor allem gehorcht man dann auch nicht aus Zwang, sondern mit Freude.

Der mit diesem Rat verbundene Segen ist ein langes und gutes Leben (Spr 3:2). „Länge der Tage“ (vgl. Ps 91:16) bezieht sich auf das Erreichen eines hohen Alters nach einer „langen Reihe von Tagen“. „Jahre des Lebens und Frieden“ ist eher ein Hinweis auf Inhalt („Leben“) und Qualität („Frieden“). Es handelt sich um ein volles, reiches Leben, das es wert ist, gelebt zu werden. Das Wort „Frieden“ ist die Übersetzung des Wortes Schalom und beinhaltet mehr als nur die Abwesenheit von Krieg. Darin steckt auch Sieg, Arbeitserfolg, völlige Harmonie, Wohlstand, Gesundheit, Glück, Erlösung und ein langes Leben.

Im Friedensreich werden die Belehrung und die Gebote nicht vergessen, sondern im Herzen bewahrt bleiben (Heb 8:10). Aus diesem Grund werden die Jahre, in denen man das Leben und den Frieden genießt, in diesen Tagen vermehrt und nicht zu einem bestimmten Zeitpunkt weggenommen. Letzteres ist in der Geschichte Israels immer wieder geschehen, weil das Volk nicht nach der Belehrung und den Geboten des Wortes Gottes gelebt hat.

Dies bedeutet nicht, dass jeder, der in dieser Zeit von Herzen die Gebote hält, „deshalb“ lange leben wird. Denken wir nur an Gläubige, die wegen ihrer Treue zum Wort Gottes verfolgt, gefoltert und getötet wurden, und zwar oft schon in der Blüte ihres Lebens (Heb 11:36-38). Auch treue Propheten, die Gottes Wort in ihren Herzen trugen und predigten, wurden getötet (Mt 23:34; 37). Und was ist mit dem Herrn Jesus geschehen, der in jeder Hinsicht auf seinen Vater gehört und den Rat von Spr 3:1 völlig befolgt hat? Er wurde in der Hälfte seiner Tage getötet (Ps 102:25). Was ist also mit der Verheißung eines langen Lebens und des Frieden?

Die Verheißung eines langen Lebens und des Friedens wird erst in Zukunft völlig erfüllt. Leben und Frieden werden in ihrer Fülle und Länge erst im tausendjährigen Friedensreich genossen. Gott erfüllt alle seine Verheißungen – nur nicht immer hier und jetzt. Dass wir im Glauben an die Erfüllung der Verheißungen leben, zeigen wir gerade dadurch, dass wir nicht aufhören, daran zu glauben, sogar wenn sich die Verheißungen scheinbar ganz und gar nicht erfüllen. Dieser Glaube, dieses Vertrauen des Glaubens, hat alle Gläubigen des Alten Testaments gekennzeichnet. Dieses Vertrauen auf Gott zeigte der Herr Jesus auf vollkommene Weise. Dieses Vertrauen kann auch uns kennzeichnen.

Güte und Wahrheit bewahren

Die Belehrung und das Bewahren der Gebote in Spr 3:1 nicht zu vergessen, ist keine statische Angelegenheit. Belehrung und Gebote haben eine Auswirkung: Sie bilden den Charakter des Gläubigen. Darauf baut Spr 3:3 auf. Die Eigenschaften des neuen Lebens werden durch Belehrung und Gebote geformt. Zwei von ihnen sind „Güte und Wahrheit“.

Das sind zwei von Gottes vielen beeindruckenden Eigenschaften: „Denn mächtig über uns ist seine Güte; und die Wahrheit des HERRN währt ewig“ (Ps 117:2). Sie zeigen sich vollkommen im Leben des Herrn Jesus. Es war eine Freude für Gott, diese Eigenschaften in seinem Sohn zu sehen. Es ist auch eine Freude für sein Herz, wenn Er sie in uns sehen kann. Immer wieder hat Gott dem Gläubigen Güte und Wahrheit erwiesen und tut dies bis heute. Das muss bei dem Gläubigen einen tiefen Eindruck hinterlassen. Das darf er nie vergessen. Das muss in seinem Denken immer präsent bleiben. Güte und Wahrheit hat Gott jedoch nicht nur erwiesen; Er hat sie auch dem Gläubigen gegeben; sie gehören ja zu dem neuen Leben, das er empfangen hat.

Anders als beim Herrn Jesus ist es leider bei uns durchaus möglich, Gottes Güte und Wahrheit, die Er uns erwiesen hat, zu vergessen, so dass sie uns verlassen. Das führt dazu, dass diese Eigenschaften nicht in unserem Leben sichtbar werden. Sie haben uns in der Praxis unseres Lebens verlassen. Deshalb ermahnt der Vater seinen Sohn – und damit auch jeden Gläubigen –, sicherzustellen, dass „Güte und Wahrheit“ ihn „nicht verlassen“.

Der Vater sagt ihm auch, wie er dies tun soll. Er soll sie wie Schmuck um seinen Hals binden. Der Hals steht für den eigenen Willen. Wenn „Güte und Wahrheit“ wie ein Schmuckstück um den Hals gebunden werden, bedeutet das, dass nicht der eigene Wille befolgt wird, sondern dass diese Eigenschaften das Leben regieren. Diese beiden Kennzeichen sollte er auch auf die Tafel seines Herzens schreiben (vgl. Jer 31:33; 2Kor 3:3; 5Mo 6:8; 9). Dadurch werden sie zur Motivation seines Handelns. Somit unterwirft er sich dem Willen Gottes.

„Güte“ heißt, einem anderen Gutes zu erweisen, ohne jegliche Form von Selbstsucht und Hass. „Wahrheit“ oder Wahrhaftigkeit (Treue) bedeutet: Man ist zuverlässig und vertrauenswürdig. Heuchelei ist hier ausgeschlossen. Wir können auch sagen, dass Güte und Treue vergleichbar sind mit Gnade und Wahrheit.

Dieses Paar, Gnade und Wahrheit, ist in vollkommener Harmonie in Christus vereint: „Die Gnade und die Wahrheit ist durch Jesus Christus geworden“ (Joh 1:17). Das sehen wir vor allem am Kreuz. Auf der Grundlage dieser beiden Eigenschaften konnte Gott uns annehmen. Das ewige Leben, das unser Teil ist, lässt diese Eigenschaften auch in unserem Leben sehen. Beide Aspekte müssen in Harmonie miteinander sein. Es darf keine Liebe auf Kosten der Wahrheit geben (vgl. 2. Johannes), und es darf keine Wahrheit ohne Liebe geben (vgl. 3. Johannes). Dies wird in den folgenden Versen weiter erklärt: Leben in der Liebe Gottes (Spr 3:5; 6) und Leben in der Wahrheit, und damit Trennung vom Bösen (Spr 3:7; 8).

Der erste Segen des Hörens auf die Weisheit betrifft das eigene Leben gottesfürchtiger Menschen; das haben wir in Spr 3:2 gesehen. Der zweite Segen hat mit ihren Beziehungen zu tun (Spr 3:4). Wenn der Sohn den Rat von Spr 3:3 befolgt, wird er „Gunst … und gute Einsicht in den Augen Gottes und der Menschen“ finden. Dies sehen wir im Leben des Herrn Jesus. Er lebte in Güte und Treue und fand, was hier geschrieben steht: „Und Jesus nahm zu an Weisheit und an Größe und an Gunst bei Gott und Menschen“ (Lk 2:52). Das zeigt sich auch im Leben Samuels (1Sam 2:26; vgl. 2Kor 8:21).

„Gunst“ ist freie Güte, auf die man keinen Anspruch hat. Wenn wir bei den Menschen Gunst finden, ist das nicht unser Verdienst; wir können sie nicht als Recht beanspruchen, aber wir werden sie empfangen, wenn wir Güte und Treue zeigen. Obwohl Joseph ein Gefangener war, fand er Gunst oder Gnade in Potiphars Augen (1Mo 39:4). „Gute Einsicht“ bedeutet auch „gutes Ansehen“. Wer Güte und Treue zeigt, wird angenehm auffallen. Das wird wahrgenommen und beachtet; Gott und Menschen reagieren darauf mit Wertschätzung. Wenn wir auf den Rat dieses Vaters hören, werden wir das ebenfalls erleben.

Vertraue auf den HERRN

Der dritte Rat ist, von ganzem Herzen auf den HERRN zu vertrauen und nichts vom eigenen Verstand zu erwarten (Spr 3:5). Vertrauen mit ganzem Herzen heißt, dass das ganze innere Leben (der Wille, die Gefühle und der Verstand) auf Gott ausgerichtet ist. Es geht um ein aktives Vertrauen auf Ihn; jede Minute unseres Lebens, wo immer wir sind, ob zu Hause, in Gesellschaft, in der Schule, bei der Arbeit oder in der Gemeinde oder was auch immer wir tun.

Von keiner Kreatur oder dem, was sie vielleicht hat oder kann, auch nicht von uns selbst, sollten wir in dieser Hinsicht Hilfe erwarten (siehe dazu 2Chr 14:10). Hier geht es nicht um den Gegensatz zwischen Herz und Einsicht (oder Verstand), sondern um den Gegensatz zwischen eigener Einsicht (oder eigenem Verstand) und dem Herrn. Wir sollen auf den Herrn vertrauen und nicht auf uns selbst.

Außerdem rät der Vater seinem Sohn, Gott auf allen seinen Wegen zu erkennen (Spr 3:6). „Alle deine Wege“ bedeutet, sein ganzes Planen, Reden und Handeln. Es geht nicht nur um Krisensituationen, in denen große und wichtige Entscheidungen getroffen werden müssen. Wenn wir Ihn in alle täglichen Dinge einbeziehen, werden wir automatisch auch mit großen Dingen zu Ihm gehen. Ihn auf allen unseren Wegen zu erkennen, heißt, alles mit Ihm anzufangen, durchzuführen und zu beenden. Das erfordert in jedem Bereich unseres Lebens Gehorsam und Hingabe.

Das bedeutet auch, dass Er uns nicht seine Gedanken und Pläne diktiert und auferlegt. Er erlaubt uns, die Initiative zu ergreifen und einen Weg zu planen; und dann lädt Er uns dazu ein, unsere Absichten mit Ihm zu besprechen, so dass wir davor bewahrt werden, einen Weg zu planen, der zum Tod führt (vgl. Jak 4:15; Apg 18:21). Wir wissen nicht, wie unser Weg verläuft. Das ist auch nicht notwendig, wenn wir Ihn kennen, also in Gemeinschaft mit Ihm leben, der den Weg kennt.

Ihn zu erkennen, bedeutet für uns, Ihn in alles einzubeziehen, immer auf Ihn zu schauen, Ihn immer vor Augen zu haben, Ihn als den zu betrachten, der immer bei uns ist. Wir tun dies, indem wir sein Wort in all unseren Plänen mit zu Rate ziehen und uns von Ihm beraten lassen: „Deine Zeugnisse sind auch meine Wonne, meine Ratgeber“ (Ps 119:24). Dazu gehört, dass wir durch den Geist wandeln (Gal 5:16).

Es geht hier um eine völlige Hingabe: unser ganzes Herz und alle unsere Wege. Wenn wir Ihm von ganzem Herzen vertrauen und Ihn auf allen unseren Wegen erkennen, verspricht Er, dass Er unsere Wege gerade macht. Er wird uns zu dem Ziel führen, das wir uns von Ihm erbeten haben. Dieses Ziel ist letztendlich Er selbst. Die geraden Wege stehen im Gegensatz zu den verschlungenen Wegen, die der Mensch geht, der Ihn nicht erkennt. Kein Mensch kann seine eigenen Pfade gerade machen: „Ich weiß, HERR, dass nicht beim Menschen sein Weg steht, nicht bei dem Mann, der da wandelt, seinen Gang zu richten“ (Jer 10:23).

Das heißt nicht, dass die Pfade in unseren Augen leicht und gerade sind. Aus unserer Sicht kann es eine kurvenreiche und schwierige Strecke sein, aber wir dürfen wissen, dass alle ihre Kurven vom Herrn vorgesehen sind, als Teil des Prozesses seines Wirkens in uns. Sein Ziel ist es, dass wir einen Pfad gehen, der zu unserer Gleichförmigkeit mit Christus führt. Das macht für Ihn und somit auch für uns den geraden Pfad aus.

Hier handelt es sich, wie auch bei so vielen anderen Sprüchen in diesem Buch, um eine allgemeine Wahrheit und nicht um etwas, was immer ausnahmslos wahr ist. Nehmen wir als Beispiel den englischen Spruch: „An apple a day keeps the doctor away“ („Ein Apfel am Tag hält den Arzt fern“). Dieser besagt nicht, dass wir immer gesund bleiben, wenn wir jeden Tag einen Apfel essen, sondern dass es gesund ist, einen Apfel am Tag zu essen. Das ist kein Spruch, der garantiert, dass wir niemals krank werden, wenn wir Äpfel essen. Sprüche sind Stücke aus dem Leben, die zeigen, wie das Leben normalerweise funktioniert, ohne zu sagen, dass es immer und überall so funktioniert. Es kann durchaus wichtige Faktoren geben, die eine direkte Erfüllung verzögern. Solche Faktoren sind uns nicht immer bekannt, aber Gott kennt sie und gebraucht sie für seinen Plan mit unserem Leben.

Sprüche sind keine Verheißungen Gottes für das Hier und Jetzt, die wir beanspruchen können. Wenn wir das denken, ziehen wir die falschen Schlüsse. Sprüche geben Beobachtungen wieder, die sich im Lauf der Zeit als wahr erwiesen haben.

Fürchte den HERRN

Der vierte Rat ist, nicht weise zu sein in seinen eigenen Augen (Spr 3:7; Jes 5:21; vgl. Röm 12:16). Er ist eine Warnung vor Selbstvertrauen. Er hängt mit den Gedanken zusammen, die in den vorherigen Versen zum Ausdruck kamen, nur der Blickwinkel ist hier ein anderer. Die vorherigen Verse zeigen Gott als Quelle der Weisheit und Führung. Jetzt werden wir vor einer Weisheit gewarnt, die Gott nicht miteinbezieht.

Unsere Herzen sind trügerisch. Wir sind in der Lage, uns selbst so schlau zu manipulieren, dass wir glauben, wir würden weise Entscheidungen treffen, weil wir ja so intelligent sind oder einen bestimmten Charakter haben. Es kann durchaus vorkommen, dass wir Gott vertrauen und darauf auch noch stolz sind. Der Herr Jesus verurteilte die Pharisäer und Rabbiner seiner Zeit nicht wegen ihres Betens zu Gott, sondern weil die Motive ihrer Gebete nicht rein waren.

Wahre Weisheit besteht nicht darin, unsere Talente zu verleugnen, sondern ihre Quelle zu erkennen. Wir sind dann weise in unseren Augen, wenn wir unsere eigenen Empfindungen oder Urteile über die des Herrn stellen. Hier geht es darum, unabhängig von Ihm zu handeln, es besser zu wissen als die Schrift. Wer weise ist, wird sich bewusst sein, dass er keine Weisheit in sich selbst hat, sondern dass seine Weisheit von Gott kommt.

Die höhere Quelle der Weisheit ist die Furcht des HERRN. Sie ist wahre Weisheit. Das Vorhandensein dieser Furcht zeigt sich in direkter, logischer Konsequenz darin, dass man dem Bösen den Rücken kehrt. Die Furcht des HERRN kann niemals mit bösen Handlungen im Einklang stehen; vielmehr bringt sie uns dazu, das Böse zu hassen (Ps 97:10).

„Heilung“ bedeutet, dass der Körper gesund wird (Spr 3:8). Auf den Rat von Spr 3:7 zu hören, hat diese gesegnete oder gesunde Auswirkung. Durch den „Nabel“ bekommt das Kind in der Gebärmutter Nahrung und wächst. Der Nabel ist auch das Zentrum des Körpers und symbolisiert den gesamten Körper. Der Körper kann durch die „Gebeine“ funktionieren. Wenn der Rat von Spr 3:7 befolgt wird, wirkt dies erfrischend auf die Gebeine. Dadurch gewinnen sie neue Kraft.

Das Wort für „Nabel“ steht nur noch in Hesekiel 16 (Hes 16:4). Es gibt kein besseres Beispiel für unsere Abhängigkeit von Gott als die des Fötus in der Gebärmutter, der seine Nahrung durch die Nabelschnur erhält, und zwar solange er sich in der Gebärmutter befindet. So wächst das Kind bis es geboren wird. Was in Spr 3:7 gesagt wird, ist also von wesentlicher Bedeutung für das geistliche Wachstum des Lebens eines Gläubigen aus Gott. Ohne Furcht des HERRN einerseits und Weichen vom Bösen andererseits ist gesundes geistliches Wachstum unmöglich.

Ehre den HERRN

Der fünfte Rat für den Sohn lautet, den HERRN zu ehren mit dem, was er besitzt (Spr 3:9). Es geht nicht darum, dem HERRN etwas zu geben, sondern darum, Ihn zu ehren. Es kommt hier nicht auf einen Teil des Vermögens an, sondern darauf, dass er Ihn mit seinem ganzen Vermögen ehrt. Es geht also um alles, was er besitzt: sein gesamtes Kapital, alle Einkünfte durch Arbeit oder Erbschaft. „Ertrag“ ist das, was ihm die Landwirtschaft an Gütern und Geld eingebracht hat.

Das Geben der „Erstlinge“ einer Ernte bedeutet anzuerkennen, dass die ganze Ernte vom HERRN kommt (2Mo 23:19; 4Mo 28:26; 27; 5Mo 18:4; 5Mo 26:1; 2). Dem Sohn wird gesagt, er soll bei der Berechnung der Erstlinge von „all“ seinem Ertrag ausgehen. Er darf nichts vergessen oder bei der Berechnung nicht beachten. Gott verlangt, dass wir alles in unsere Bilanzen mit einberechnen, denn Ihm gehört alles.

Der „Erstling“ weist in besonderer Weise auf Christus hin: der „Erstling der Entschlafenen“ (1Kor 15:20). Er hat sich völlig für die Seinen hingegeben. Wenn wir die Erstlinge bringen, wird Gott an Ihn erinnert. Eine Wahrheit verstehen wir nur dann, wenn wir gelernt haben, sie in Verbindung mit Christus zu sehen. Das macht uns auch von Herzen bereit, die Erwartungen Gottes zu erfüllen.

Geben an sich bedeutet nichts. Geben hat nur dann Wert, wenn es dabei um die Verherrlichung Gottes geht. Wenn wir geben, um uns gut zu fühlen, verherrlichen wir dadurch nur uns selbst. Auf diese Weise gaben die Pharisäer. Ziel unseres Gebens kann auch sein, dass wir selbst dadurch besser werden. Dann „investieren“ wir in Gott als „Anlageobjekt“. Es geht aber nicht um uns, sondern um Ihn. Von Ihm haben wir unser Vermögen empfangen, um Ihn damit zu ehren. Auch für unseren irdischen Besitz gilt: Er ist „von Ihm und durch Ihn und für Ihn“ (Röm 11:36).

Wir ehren Gott, indem wir sein Werk mit Freuden tun. Das tun wir, wenn wir von Herzen zu Ihm sagen: „Du bist die Quelle von allem, was ich habe. Ohne Dich hätte ich nichts verdienen können; und dann hätte ich auch nichts, um Dich zu ehren. Indem ich Dir die ersten Früchte, das Beste, gebe, erkenne ich an, dass alles Dir gehört“ (vgl. 1Chr 29:14). Das zeigen wir, indem wir zuerst von allem, was wir empfangen, Ihm einen Anteil geben, bevor wir etwas davon für uns selbst gebrauchen.

Gott mit den Erstlingen zu ehren, macht den Sohn nicht ärmer, sondern sogar faktisch reicher. Er wird gesegnet werden mit einem Überfluss, der die Speicher füllt und die Fässer überfließen lässt (Spr 3:10): „Bringt den ganzen Zehnten in das Vorratshaus, damit Speise in meinem Haus sei; und prüft mich doch dadurch, spricht der HERR der Heerscharen, ob ich euch nicht die Fenster des Himmels öffnen und euch Segen bis zum Übermaß ausgießen werde“ (Mal 3:10). Dies verspricht Gott für den Fall, dass wir sein Anrecht auf alle Dinge des Lebens anerkennen. Hier bewahrheitet sich, was schon in der Einleitung zu diesem Kapitel gesagt wurde: Hier geht es um Verheißungen, die ganz bestimmt erfüllt werden – nicht immer im Leben auf der Erde, aber auf jeden Fall in der Zukunft.

Die Behauptung, wir bekämen im Fall einer Geldspende ganz sicher mehr Geld wieder, als wir gegeben haben, ist eine falsche Anwendung dieses Verses. Auf diese Weise missbrauchen ihn manche Fernsehprediger. Sie rufen ihre Zuhörer auf, Geld zu geben, und versprechen ihnen, dass sie viel mehr zurückbekommen, als sie gegeben haben. Sie sagen: „Schick mir 100 Euro für meinen Dienst, und ich garantiere dir, dass Gott deine Gabe mit einer Gabe von 1000 Euro segnen wird!“ Ein solcher Aufruf ist nichts anderes als Manipulation.

Der Sinn dieses Verses besteht auch nicht darin, dass er zu einer Selbstprüfung führt, ob Sünden im eigenen Leben vorhanden sind, die den Segen verhindern, wenn sie Geld für das Werk Gottes geben und mit Überfluss an Geld gesegnet werden. Es ist auch unnötig, es erneut zu versuchen, um zu sehen, ob es dieses Mal funktioniert.

Wenn wir aus dem richtigen Herzenszustand heraus geben, gibt Gott mehr zurück, als wir Ihm gegeben haben. Dies schließt einen Segen mit ein, der größer ist als der von Geld oder irdischen Gütern, was wir in den Spr 3:13-18 dieses Kapitels sehen. Wenn wir alles aufgeben, um dem Herrn zu folgen, heißt das nicht, dass wir reich an irdischen Gütern werden. Was wir dafür zurückbekommen, ist eine reichliche Gemeinschaft mit Ihm und eine damit verbundene Freude. Das geht über alle irdischen Besitztümer hinaus. Irdischen Besitz können wir verlieren. Was wir in Ihm haben, können wir niemals verlieren; es vermehrt sich nur, das heißt, man genießt es immer mehr.

Was wir durch Geben gewinnen, ist immer viel mehr als das, was wir geben: „Petrus fing an, zu ihm zu sagen: Siehe, wir haben alles verlassen und sind dir nachgefolgt. Jesus sprach: Wahrlich, ich sage euch: Es ist niemand, der Haus oder Brüder oder Schwestern oder Mutter oder Vater oder Kinder oder Äcker verlassen hat um meinet- und um des Evangeliums willen, der nicht hundertfach empfängt, jetzt in dieser Zeit Häuser und Brüder und Schwestern und Mütter und Kinder und Äcker unter Verfolgungen, und in dem kommenden Zeitalter ewiges Leben“ (Mk 10:28-30).

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