Psalms 119:38

/He/ Einsicht

Das Piktogramm des Buchstabens he ist ein Fenster, das vom Sehen und Verstehen einer Offenbarung oder Bemerkung spricht. He als Wort bedeutet im Hebräischen „sehen“. Später heißt es hinné (Ps 119:40). Durch ein Fenster kommt das Licht herein, sodass man etwas sieht. Durch eine Offenbarung kommt das Licht herein und lässt dich verstehen.

„Das [das Wort] war das wahrhaftige Licht, das, in die Welt kommend [die Inkarnation des Wortes], jeden Menschen erleuchtet [d. h. jeden Menschen ins Licht stellt]“ (Joh 1:9). Der Mensch wird erleuchtet durch die Bemerkung von Johannes dem Täufer: „Siehe, das Lamm Gottes“ (Joh 1:29). Im Hebräischen würde „siehe“ er oder hinné sein. Die Offenbarung bezieht sich auf die Person Christi, des Lammes Gottes.

In den Ps 119:33; 34 hören wir die Bitte des Psalmisten, den Weg des HERRN durch Unterweisung zu verstehen. Ps 119:37 spricht von den Augen des Psalmisten. Seine Augen sollen auf eine Person gerichtet sein und nicht von der Täuschung des Reichtums abgelenkt werden. Durch die Unterweisung des Wortes Gottes soll er Einsicht erlangen, um freudig auf dem Weg des HERRN zu wandeln.

Jeder Vers dieser Strophe ist ein Gebet und weist auf die Beziehung zwischen dem Wort und dem Gebet hin. Der Ton ist Demut und Abhängigkeit. Das Wort ist das Wort Gottes. Dann kann auch nur Er die Erklärung für das geben, was Er sagt. Der Gerechte ist sich dessen bewusst und betet deshalb darum. Er erkennt, dass der HERR das Fenster seines Herzens öffnen muss und dass das Licht seiner Offenbarung und seiner Person hineinleuchten muss. Er ist völlig abhängig vom HERRN und seinem Wort.

Das Wort Gottes ist nicht nur Lernmaterial, ein Fach wie Theologie oder eine Reihe von Lehren und Prinzipien. Das Wort Gottes ist das Wort, das uns mit Gott verbindet. Wenn wir also das Wort Gottes verstehen wollen, können wir uns diesem Wort nur im Gebet nähern, damit Gott das Fenster unseres Herzens öffnet (vgl. Lk 24:45). Der Psalmist hat dies verstanden. Er beginnt sein Gebet mit „lehre mich“ (Ps 119:33). „Lehren“ heißt auf Hebräisch moré. Auch Abraham begann seinen Aufenthalt im verheißenen Land an der Terebinthe von Moré, was „Lehrer“ bedeutet (1Mo 12:6).

Er unterwirft das Wort nicht seinem eigenen logischen Denken, sondern wirft sich dem HERRN zu Füßen, um von Ihm seine Worte zu empfangen (vgl. 5Mo 33:3b; Lk 10:39). So müssen wir das Wort Gottes unter Gebet lesen, wenn wir unterwiesen und zum Ebenbild Christi geformt werden wollen. Nur dann werden wir Weisheit und geistliche Einsicht erlangen.

Die Satzungen des HERRN bleiben für den Gläubigen von unverändertem Wert, solange er lebt. Sie kennenzulernen hört nie auf. Solange ein Gläubiger lebt, wird er nie sagen können, dass er aufhören kann zu lernen, weil er alles wissen sollte. Um den Satzungen bis zum Ende seines Lebens treu zu bleiben, ist der Wunsch notwendig, vom HERN gelehrt und unterwiesen zu werden. Das ist es, worum der Gerechte betet.

Das Problem vieler Menschen, aber auch vieler Gläubiger, die bibeltreu sein wollen, ist, dass sie oft so von ihrer eigenen Richtigkeit überzeugt sind, dass sie sich nicht mehr von anderen und damit auch nicht vom HERRN korrigieren lassen. Wie notwendig ist es, dass wir die Lektion des Buchstabens he beherzigen: dass wir in Demut bereit sind, das Fenster unseres Herzens zu öffnen und von anderen zu lernen. Nehmen wir uns ein Beispiel an den Juden in Beröa in Apostelgeschichte 17 (Apg 17:11).

Einsicht – siehe die Bedeutung des Buchstabens he – ist notwendig, um Gottes Gesetz zu bewahren (Ps 119:34). Ohne Einsicht verstehen die Gerechten nicht, was Gott von ihnen verlangt. Sie erlangen diese Einsicht, wenn sie bereit sind, Ihm von ganzem Herzen zu gehorchen. Es geht nicht um einen guten Verstand, sondern um ein erneuertes, williges Herz (vgl. Joh 7:17).

Der HERR hat das Herz des Psalmisten verändert und geformt, sodass es sein Wunsch ist, den Pfad der Gebote Gottes zu gehen. Das lässt ihn erkennen, dass er Gottes Hilfe und Führung braucht, um Gottes Gebote in die Tat umzusetzen. Nach den Worten des Paulus muss Gott nicht nur das Wollen, sondern auch das Wirken in ihm bewirken (Phil 2:13).

Darum bittet der Psalmist, wenn er den HERRN bittet: „Lass mich wandeln auf dem Pfad deiner Gebote“ (Ps 119:35). Frei übersetzt, bittet er: „Lass mich so leben, lass mich den Weg des Lebens mit Gott wandeln.“ Der Herr verlangt von uns keinen Kadavergehorsam, sondern Glaubensgehorsam. Er gibt uns Anweisungen, die wir mit Freude und aus Liebe befolgen wollen.

Der Psalmist sehnt sich danach, diesen Pfad zu gehen, „denn an ihm“, so sagt er, „habe ich Gefallen“. Der Geschmack des Wortes ist süß, er gibt unserem Herzen Freude. Dann gehen wir mit Freude den Weg, den der Herr uns zeigen will. Wenn wir etwas mit Freude tun, tun wir es gerne.

Es gibt eine besondere Tendenz, d. h. eine „Neigung“ oder „Richtung des Herzens“ im Leben, der auch der Gläubige nicht entkommen kann, selbst wenn er den Weg der Zeugnisse Gottes verfolgt. Diese Neigung ist der „Gewinn“, das Streben nach möglichst viel Gewinn, zum Beispiel durch Raub (Ps 119:36). Gewinn“ bedeutet hier „unlauterer Vorteil“. Das kann in einem materiellen Sinn sein wie Reichtum, aber auch in einem immateriellen Sinn wie Ruhm, Name, Beliebtheit.

Als Gläubiger weiß man, dass die Gier nach Reichtum nicht gut ist – denken wir an Lots Frau. Auch die Gier nach Ehre und Ansehen ist eine große Gefahr, auch für uns. Denken wir an Ananias und Sapphira. In der Schule Gottes können wir lernen, die Neigungen unseres Herzens und das Wirken unseres Fleisches im Tod zu halten (Kol 3:5).

Der falschen Neigung wird kein Raum gegeben, wenn wir mit dem Psalmisten den HERRN bitten: „Neige mein Herz zu deinen Zeugnissen.“ Wenn sein und unser Herz auf den Umgang mit dem HERRN ausgerichtet ist, werden er und wir nicht offen sein für das Streben nach weltlichem Wohlstand.

Die Täuschung durch Reichtum ist wie Unkraut, das den Samen des Wortes erstickt (Mt 13:22). Das Unkraut in Israel hat tiefe Wurzeln, von einem halben bis zu einem Meter, mit Wurzeln, die zwischen den Felsen wachsen, sodass es fast unmöglich ist, es zu entfernen. Dank dieser Wurzeln wächst das Unkraut auch blitzschnell. Es zeigt, wie sehr der Wohlstand die Saat des Wortes ersticken kann und wie schwierig es ist, sich von dieser erstickenden Wirkung zu befreien. Beten wir also das Gebet des Psalmisten mit ihm.

Nachdem der Gottesfürchtige im vorigen Vers von seinem Herzen gesprochen hat, spricht er in Ps 119:37 von seinen Augen. Er bittet Gott, seine Augen abzuwenden, „dass sie Eitles nicht sehen“. „Eitles“ ist das, was weder für den Augenblick noch für die Zukunft einen Wert hat. Das ist ein ganz aktuelles Gebet für die Zeit, in der wir leben, mit einer Flut von visuellem Material über das Fernsehen und das Internet, das völlig nutzlos und oft geradezu sündhaft ist und das die Menschen dennoch stundenlang anschauen (vgl. Jes 55:2).

Manchmal geht es um unsaubere Bilder, auf die man ungewollt und ungefragt stößt, wie in der Werbung. Hier gilt das Sprichwort: Der zweite Blick ist sündhaft. Das heißt, wenn man es zum ersten Mal sieht, ist es einem passiert, aber der zweite Blick ist eine bewusste Entscheidung. Deshalb fragt der Psalmist, ob der HERR seine Augen davon abwenden wird. In dieser Hinsicht hat Hiob uns ein Beispiel gegeben, indem er einen Bund mit seinen Augen schloss, um nicht (lüstern) einem attraktiven Mädchen mit ihnen zu folgen (Hiob 31:1). David ist ein großes Warnzeichen für jeden von uns (2Sam 11:1-5)!

„Eitel“, leer, bedeutungslos ist das, was geistlich keine Nahrung ist, es sind Steine und kein Brot. Paulus nennt alle Privilegien dieses Lebens Abfall, verglichen mit der Herrlichkeit der Erkenntnis Christi Jesu, seines Herrn (Phil 3:8). Die Gewissensfrage an uns ist, was unsere Prioritäten in diesem Leben sind. Die Gefahr der Versuchung ist groß. Sogar einer der Mitarbeiter des Apostels Paulus, der Demas hieß, verließ den Apostel „da er den jetzigen Zeitlauf lieb gewonnen hat“ (2Tim 4:10). Auch Demas ist ein Warnzeichen für jeden von uns. Lasst uns auch dieses Gebet mit dem Psalmisten beten.

Wer auf Eitles schaut, schaut auf etwas, das wie ein heimlicher Killer das Leben des Glaubens erstickt. Das geht aus der zweiten Zeile dieses Verses hervor. Der Gottesfürchtige will das wahre Leben genießen, das Leben in der Gemeinschaft mit Gott. Dieses Leben wird gelebt, indem man auf Gottes Wegen geht. „Deine Wege“, die Wege Gottes, sind Wege des Lebens. Wenn wir sie gehen, leben wir wirklich.

Der Gerechte weiß, dass es durch die Wege des HERRN Leben gibt. Daraufhin bittet er um eine Bestätigung oder Erfüllung der Verheißung des Lebens (Ps 119:38). Dies geschieht zur Ehre des HERRN (Hes 36:26; 27). Er stellt diese Frage als „dein Knecht“ (vgl. Ps 119:17; 23). Dazu fügt er hinzu: „Die deiner Furcht entspricht.“ Er ist nicht nur einer, der dem HERRN dient, sondern auch einer, der Ihn fürchtet, der in Ehrfurcht und Verehrung vor Ihm lebt. Der HERR wird einen solchen Menschen nicht abweisen.

Was er nicht will, ist die Verhöhnung der Menschen, die ihn verhöhnen, weil er die Verheißung des HERRN nicht erhalten hat (Ps 119:38), trotz der Tatsache, dass er dem HERRN treu bleibt (Ps 119:39). Er „fürchtet“ diese Verhöhnung und bittet den HERRN, sie von ihm abzuwenden, indem er Ihn in der Treue zu seinem Wort und der Erfüllung seiner Verheißungen bewahrt. Er will auch treu sein, weil Gottes „Rechte gut sind“. Er will auch deshalb treu sein, weil seine Untreue den Namen des HERRN verhöhnen würde (vgl. Röm 2:24).

Er drückt sein Verlangen nach den Vorschriften des HERRN aus (Ps 119:40). Dieser Vers beginnt mit „siehe“. Der Buchstabe he bedeutet „sehen“, hier ist es hinné. Oft denken wir, dass nur die Verheißungen des Herrn wichtig sind, aber der Psalmist sehnt sich nach den Vorschriften, den Geboten des HERRN. In ihnen ist das Leben.

Der Psalmist sehnt sich nach Belebung, nicht als Belohnung für seinen Wunsch, sondern „in deiner Gerechtigkeit“. Leben durch Gottes Gerechtigkeit bedeutet Leben in alle Ewigkeit. Das Leben, das Gott aufgrund der Gerechtigkeit schenkt, ist ein Leben, in dem die heilige Forderung der Gerechtigkeit Gottes erfüllt ist. Diese Gerechtigkeit wurde durch den Herrn Jesus am Kreuz erfüllt.

Gottes Gerechtigkeit bedeutet, dass Gott immer in Übereinstimmung mit seinem Maßstab handelt, der in diesem Fall sein Bund ist. Der Psalmist bittet, dass der HERR gemäß seinem Bund und seiner Verheißung handeln wird. In seiner Verheißung will er ein Fenster geben, damit das Licht von oben kommen kann – ein Fenster, ein Licht, von oben her (vgl. 1Mo 6:16a) –, um die Dunkelheit zu vertreiben.

Copyright information for GerKingComments