Psalms 147:4

Einleitung

In diesem Psalm sehen wir das Volk Gottes, das ausschließlich aus Gerechten besteht, in Jerusalem und Zion in der Zeit des Friedensreiches (Ps 147:12). Gott, der Schöpfer, der sich um seine gesamte Schöpfung kümmert, steht in einer besonderen Beziehung zu seinem Volk. Sein Volk kennt Ihn als gerecht, barmherzig und gut. So haben sie Ihn in seinen Wegen mit ihnen kennengelernt.

Nachdem der vorangegangene Psalm den HERRN als Gott, der König ist, besungen hat, geht das Loblied nun weiter mit einem Loblied auf die Taten des HERRN. Er ist es, der Jerusalem wieder aufbaut; Er ist es, der die Vertriebenen Israels, die verlorenen zehn Stämme, zurückbringt (Ps 147:2); Er ist es, der sich mit Balsam aus Gilead kümmert um die, die zerbrochenen Herzens sind (Ps 147:3; Jer 8:22).

Einteilung des Psalms

Der Anlass für das Loblied ist, dass der HERR

1. wiederherstellt (Ps 147:1-6),

2. erhält (Ps 147:7-11) und

3. Frieden stellt (Ps 147:12-20).

Jeder Abschnitt beginnt mit einer Aufforderung, den HERRN zu loben:

Ps 147:1 „Halleluja!“ = „Lobt den HERRN!“

Ps 147:7 „Stimmt dem HERRN einen Lobgesang an, singt unserem Gott Psalmen mit der Laute!“

Ps 147:12 „Rühme, Jerusalem, den HERRN! Lobe, Zion, deinen Gott!“

Gott stellt sein Volk wieder her und sorgt für es

Bevor der Psalmist die Gründe aufzählt, warum man den HERRN loben soll, stellt er zunächst klar, dass es gut, lieblich und geziemend ist, den HERRN zu loben (Ps 147:1). Der Psalm beginnt mit dem Ausruf „halleluja“ oder „lobt den HERRN“. Unmittelbar danach begründet der Psalmist seinen Aufruf: „Denn es ist gut, unseren Gott zu besingen; denn es ist lieblich.“ Das Singen von Lobgesängen für Gott ist gut für das Volk Gottes und lieblich für Gott. Gott ist „unser Gott“. Auf diese Weise hat Er sich seinem Volk zu erkennen gegeben. Er hat sie aus aller Not befreit und sie in den Segen des Friedensreiches gebracht. Deshalb „geziemt sich Lobgesang“.

Eine Vorerfüllung dessen, was in Ps 147:2 geschrieben steht, geschah, nachdem ein Überrest aus der babylonischen Gefangenschaft nach Israel zurückgekehrt war. Nehemia kehrte nach Jerusalem zurück und baute die Stadt wieder auf. Die Beschreibung dessen finden wir in dem nach ihm benannten Buch Nehemia. Hier lesen wir, dass „der HERR Jerusalem baut“. Es ist sein Werk. Er hat das alles in Nehemias Herz gewirkt und ihm die Kraft und Weisheit gegeben, dieses Werk zu tun. Der Überrest lernte, dass die Arbeit der Bauleute am Haus vergeblich ist, wenn der HERR es nicht baut (Ps 127:1).

Gleichzeitig ist klar, dass es sich nicht um die volle Erfüllung dessen handelt, was hier gesungen wird. Es handelt sich um einen prophetischen Psalm, der seine Erfüllung findet, wenn der Messias regiert (Ps 102:17; Jes 61:4; Jer 30:18; Amos 9:14). Die „Vertriebenen Israels“ sind noch nicht von Ihm gesammelt worden. Die zehn Stämme sind bis zu diesem Zeitpunkt noch weitgehend in der Zerstreuung, aber Er wird sie sammeln (5Mo 30:3; Jes 11:12; Jes 56:8; Hos 2:2; Hes 37:22; Mt 24:31). Wenn Er sie gesammelt und zurückgebracht hat – wir haben das in den Psalmen 120 und 121 gesehen –, wird die hier beschriebene glückliche Situation beginnen.

Deshalb bringt der HERR die Vertriebenen – nicht nur die der zehn Stämme, sondern auch die der zwei Stämme – nicht nur zurück nach Jerusalem, sondern Er heilt sie (Ps 147:3). Sie sind „die zerbrochenen Herzens“, denn sie haben erkannt, dass ihre Vertreibung aus dem Land wegen ihrer Sünden gerechtfertigt war. Diese Sünden sind ihr Götzendienst und ihre Ablehnung Christi – letzteres gilt nur für die zwei Stämme.

Durch ihr Bekenntnis sind sie in einer Gesinnung, die dem Herzen Gottes entspricht. Er will bei ihnen wohnen, in ihren Herzen und in seiner Stadt (Jes 57:15; Hos 6:1; Lk 4:18). Sie haben viel gelitten, aber jetzt lindert Gott ihr Leid mit seiner Liebe. Er verbindet die Wunden, die Er selbst verursachen musste (Hiob 5:18).

Dass Gott in der Lage ist, jedes Mitglied seines Volkes zurückzubringen, geht aus der Tatsache hervor, dass Er „die Zahl der Sterne zählt“ und „ihnen allen Namen gibt“ (Ps 147:4; vgl. Jes 40:26). Er sagte zu Abraham, dass Er seine Nachkommenschaft so zahlreich machen würde wie die Sterne am Himmel (1Mo 15:5).

Er, der mächtige Herrscher des Universums, weiß genau, wo sich diese Nachkommenschaft, so zerstreut sie auch ist, befindet. Er kennt ihre Zahl und kennt den Namen eines jeden einzelnen. Der HERR ist allwissend; Er übersieht keinen Stern. Deshalb wird Er auch das Leid der Seinen nicht übersehen (Ps 147:3).

Dass Gott die Zahl der Sterne und den Namen jedes Sterns kennt, zeigt, dass Er „groß … und groß an Macht“ ist (Ps 147:5). Er wird hier „Herr“ genannt, das heißt Adonai, der souveräne Herrscher des Universums. Alles außerhalb von Ihm ist von Ihm geschaffen und begrenzt, auch wenn ihre Zahl oder Größe so groß ist, dass wir sie nicht zählen oder berechnen können. Er selbst aber ist unbegrenzt: „Seiner Einsicht ist kein Maß.“ Die Zahl der Sterne ist begrenzt, die Sterne sind zählbar, auch wenn wir ihre Begrenzung nicht sehen und sie nicht zählen können. Er aber ist unermesslich oder „unzählbar“.

Wenn sich ein Mensch in irgendetwas klein fühlt, dann im Vergleich zu dem für ihn unermesslichen Universum mit seinen unzähligen Sternen. Dieses überwältigende Universum wurde von Gott erschaffen. Er ist kein Teil davon, sondern steht darüber und hält es durch das Wort seiner Macht aufrecht.

In seiner Unbegrenztheit neigt Er sich herab zu dem kleinen Menschen, der sich vor seiner Majestät verneigt. So wie Er das Universum erhält, so hält Er die Elenden oder Sanftmütigen aufrecht (Ps 147:6). Sie haben von Ihm gelernt, denn Er ist sanftmütig und von Herzen demütig (Mt 11:29). Deshalb sind sie Ihm gleich. Deshalb haben sie das Gesetz nicht selbst in die Hand genommen, sondern haben Leiden ertragen und wie Christus auf Gottes Zeit des Segens gewartet. Sie wurden von Gott aufrecht gehalten und dürfen nun mit Christus am Segen des Friedensreiches teilhaben.

Mit den „Gottlosen“ geht Er ganz anders um. Die Elenden haben sich unter der mächtigen Hand Gottes gedemütigt. Die Gottlosen haben sich selbst erhöht und versucht, sich auf Kosten der Elenden zu bereichern. Jetzt ist die Zeit der Vergeltung gekommen. Die Elenden werden erhöht, während Gott die Gottlosen „erniedrigt bis zur Erde“ (Lk 14:11; Lk 18:14).

Der HERR setzt seine Allmacht ein (Ps 147:5), um den Überrest, der in den Elenden verkörpert wird, inmitten der schwersten Drangsal zu unterstützen, während Er die Gottlosen, das heißt den Antichristen und die Feinde des Volkes, zu Boden wirft.

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