Psalms 73:24

Die Nähe Gottes

Der Zustand Asaphs und jedes Gottesfürchtigen steht im größtmöglichen Gegensatz – angedeutet durch das Wort „doch“ – zu dem der Gottlosen. Asaph kann getrost zu Gott sagen: „Doch ich bin stets bei dir“ (Ps 73:23). Es ist auch möglich und wahrscheinlich besser, zu übersetzen: „Doch ich war stets bei dir“. Die ganze Zeit, in der er zweifelte, war Gott, ohne dass er sich dessen bewusst war, bei ihm. Gott hatte seine rechte Hand erfasst. Das deutet auf einen festen Griff hin, einen Griff, der nicht nachlässt. Gott hat auch unsere Hand fest erfasst und wird uns nicht mehr loslassen (vgl. Joh 10:28-30). So geht Er mit uns auf dem Weg zu seinem Endziel, auch und gerade in Zeiten der Prüfung.

Auf dem Weg zu dem von Ihm bestimmten Ziel des Segens führt Er den treuen Überrest durch seinen Rat, damit sie in der Finsternis, die sie umgeben mag, wenn sie im Zweifel sind, dem rechten Weg folgen (Ps 73:24). So werden sie in den Segen des Friedensreiches eingehen. Das Endziel ist, dass Gott den treuen Überrest in das Friedensreich aufnimmt, nachdem seine Herrlichkeit im neuen Tempel in dieses Reich herabgestiegen ist, und sie an dem verheißenen Segen teilhaben lässt.

Sobald dies klar ist, sagt Asaph, und sagt der Gläubige, dass er niemanden außer Gott im Himmel hat (Ps 73:25). Und wenn Gott im Himmel genug ist, gibt es dann irgendwo auf der Erde außer Ihm etwas, woran der Gläubige Freude finden kann? Die Frage zu stellen, bedeutet, sie zu beantworten. In der Tat geht es darum, dass der Gott des Himmels auf der Erde genug ist. Obwohl der Psalmist auf der Erde ist, wünscht er sich nichts anderes als die Gemeinschaft mit dem Gott des Himmels.

Sein Fleisch und sein Herz mögen in allen Prüfungen des Lebens versagen, aber nicht Gott (Ps 73:26). Wie sehr er auch selbst schwächelt, wie sehr auch sein irdisches Zelt zusammenbricht, Gott ist „der Fels“ seines Herzens. Sein Herz baut auf Ihn. Gott ist auch sein Teil auf ewig. Er wird Ihn nie verlieren. Er ist für immer untrennbar mit Ihm verbunden. Es ist ähnlich wie das, was der Prophet Habakuk in Habakuk 3 sagt (Hab 3:18; 19).

Diejenigen, die Gott nicht nahe sind, die seine Gegenwart nicht brauchen, sondern sich von Ihm fernhalten, „werden umkommen“ (Ps 73:27). Solche Menschen entscheiden sich absichtlich dafür, „treulos“ von Ihm abzuweichen. Dies ist gleichbedeutend mit „Hurerei“ [„treulos sein“ heißt wörtlich „herumhuren“]. Sie brechen die rechtmäßige Verbindung mit Ihm ab und verbinden sich mit den Götzen (Jer 5:7). Es ist der Bruch des Bundes mit Gott, der auch mit dem Bruch des Ehebundes verglichen wird. Es handelt sich also um Hurerei im Sinn von Ehebruch (vgl. Hosea 1–3). Gott wird sie wegen ihrer Abtrünnigkeit vernichten.

Asaphs Wahl ist völlig anders (Ps 73:28). Obwohl jeder eine andere Wahl trifft, ist für ihn nur eines „gut“, nämlich „Gott zu nahen“. Das ist der gute Teil (Lk 10:42). Zu Beginn des Psalms sagte er, dass Gott gut zu Israel ist (Ps 73:1b); jetzt sagt er, dass es für ihn selbst gut ist, Gott nahe zu sein. Durch seine Erfahrung ist eine allgemeine Wahrheit – „Gott ist Israel gut“ – zu einer persönlichen Wahrheit geworden – „Gott zu nahen ist gut für mich“.

Etwas Ähnliches sehen wir bei Hiob. Nach seiner Prüfung sagt er: „Mit dem Gehör des Ohres hatte ich von dir gehört“, d. h. als eine „allgemeine Wahrheit“, „aber nun hat mein Auge dich gesehen“, d. h. es ist jetzt eine „persönliche Wahrheit“ (Hiob 42:5). Die nützliche Wirkung der Prüfung, nämlich dass man sie ertragen kann (1Kor 10:13), ist nun Realität. Der Psalmist ist durch die Züchtigung geübt worden und das bringt die friedsame Frucht der Gerechtigkeit (Heb 12:11).

Er will in enger Gemeinschaft mit Ihm leben. Seine Füße waren fast ausgerutscht, und deshalb hatte er „den Herrn, HERRN“ zu seiner „Zuflucht“ gemacht. Gott ist der „Herr“, Adonai, der souveräne Herrscher, und Er ist „HERR“, Jahwe, der Gott des Bundes mit seinem Volk.

Aus der Gegenwart dieses Gottes wird er alle Taten Gottes erzählen. Nun, da er sich selbst im Licht Gottes gesehen hat, kann Gott ihn gebrauchen. Hier ist der Psalmist wie Jesaja. Erst nachdem Jesaja zum Selbstgericht gekommen war, konnte der HERR ihm die Frage stellen: „Wen soll ich senden …?“ (Jes 6:5-8). Im Zusammenhang mit den Lektionen, die Asaph gelernt hat, wird er von dem sprechen, was er im Heiligtum gesehen hat. Gottes Taten können von den Menschen nicht immer verstanden werden, aber sie sind immer absolut gerecht.

Die Ps 73:27; 28 bilden den Abschluss und die Zusammenfassung des Vorangegangenen, des gesamten Psalms 73. Hier wird der tiefe Gegensatz zwischen den Gottlosen und den Gerechten dargestellt. Der Unterschied wird nur im Licht des Heiligtums deutlich sichtbar.

Wir müssen lernen, mit den Augen Gottes zu sehen, um die Herrlichkeit seiner Taten zu erkennen. Dinge, die wir zu verstehen versuchen, aber nicht zu ergründen vermögen, können wir akzeptieren, wenn wir Gott im Heiligtum am Werk sehen. Dann können wir denen davon erzählen, die auch mit dem kämpfen, was sie in der Welt um sich herum wahrnehmen (Röm 8:28-39).

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