Ruth 1:15

Orpa und Ruth treffen eine Entscheidung

Wenn Noomi nun die Dinge unentwegt verkehrt darstellt, dann sehen wir, wie Gott das in seiner Souveränität benutzt, um den Glauben Orpas und Ruths zu testen. Ihre Entmutigungen offenbaren ihren jeweiligen Herzenszustand. Sie wägen ab und fassen einen Beschluss. Beide Frauen weinen erneut, aber nun hört man nicht mehr aus beider Mund, dass sie mit Noomi zu deren Volk gehen würden (Rt 1:10). Orpa entscheidet sich zurückzugehen und folgt damit Noomis schlechtem Rat. Sie blickt nicht weiter als auf das Leben auf der Erde. Ihr fehlt der Glaube, durch den ein Mensch weiter und tiefer sieht als das, was oberflächlich wahrnehmbar ist.

Indem sie Noomi zum Abschied küsst, schenkt Orpa ihr äußere Zeichen der Liebe; Ruth dagegen schenkt Noomi ihr Herz. Der Glaube, der bei Orpa fehlt, ist bei Ruth vorhanden. Es ist bemerkenswert, wie sehr Ruth sich zu Noomi hingezogen fühlt. Das kann nur sein, weil sie gesehen hat, dass Gott im Leben Noomis gewirkt hat. Ruth hat nicht nur den elenden Zustand gesehen, in dem Noomi sich befindet. Sie hat tiefer geblickt. Selbst die Worte, die Noomi spricht, um sie von Gott abzuhalten, durchschaut sie.

Ruths Glaube wird dadurch umso reiner. Sie glaubt nicht wegen Noomi, sondern trotz Noomi. Es ist doch tief tragisch, dass Noomi noch einmal zu Ruth sagt, sie solle doch ihrer Schwägerin zu ihrem Volk und ihren Göttern folgen! Ruths Glaube sieht jedoch durch alles hindurch hinter Noomi einen Gott, den sie auch als ihren Gott kennenlernen will, weil dies der einzige und wahre Gott ist. Darum wendet sie sich nicht von Noomi ab, sondern klammert sich erst recht an ihr fest.

Orpa sieht auf das, was sie verlassen hat und darum kehrt sie zurück. Ruth schaut aus nach dem, wohin sie geht, und darum geht sie mit. Sie geht im Glauben. Sie gehört zu denen, von denen geschrieben steht: „Und wenn sie an jenes gedacht hätten, von dem sie ausgegangen waren, so hätten sie Zeit gehabt, zurückzukehren. Jetzt aber trachten sie nach einem besseren, das ist himmlischen [Vaterland]“ (Heb 11:15; 16). Für den Unglauben ist das unbegreiflich, denn alle Umstände sind gegen sie.

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