Ruth 3:1

Noomi sucht Ruhe für Ruth

In den fünfzig Tagen, die Ruth in der Nähe des Boas verbracht hat, hat Boas ihr nichts von seiner Liebe zu ihr gesagt. Die Zeit dafür war noch nicht da und auch nicht die Gelegenheit dazu. Ruth war noch nicht soweit. Boas wartet sozusagen darauf, dass sie sich auf seine Gnade beruft. Die Gnade ist zwar vorhanden, aber Ruth kann sie erst empfangen und erfahren, wenn sie darum bittet. Hinzu kommt, dass Boas sie noch nicht bitten kann, seine Frau zu werden, weil es noch einen näherstehenden Löser gibt. Außerdem steht im Gesetz, dass es für einen Angehörigen des Volkes Gottes verboten ist, sich mit jemandem von den Moabitern zu verbinden (5Mo 23:4).

Das eine wie das andere bedeutet, dass alles nur auf der Grundlage der Gnade möglich ist. Wenn man sich auf die Gnade beruft, wird sie triumphieren. Das kommt in einer sehr schönen Weise in dem Appell zum Ausdruck, den eine kananäische Frau wegen ihrer Tochter an den Herrn Jesus richtet (Mt 15:21-28). Wer so zu Gott kommt, den erhört Er.

Noomi weiß, dass es für Ruth nur eine Möglichkeit gibt, Ruhe zu finden: Sie muss dazu den richtigen Mann heiraten. Während Ruth in Kapitel 2 die Initiative ergriffen hatte, um für Nahrung zu sorgen (Rt 2:2), ergreift in diesem Fall jetzt Noomi die Initiative. Die Ruhe, die Noomi sucht, liegt darin, dass Ruth Boas heiratet und Ruhe findet in einem eigenen Haus und einer eigenen Familie mit Kindern.

Diese Ruhe hatte sie Ruth auch schon früher gewünscht, als sie Ruth nach Moab zurückschicken wollte, mit dem unpassenden Wunsch, dort im Haus eines moabitischen Mannes Ruhe zu finden (Rt 1:9). Hätte Ruth damals auf sie gehört, hätte sie Boas niemals kennengelernt und weiterhin den Götzen Moabs gedient, anstatt mit dem wahren Gott in Verbindung zu kommen, dem Gott Israels.

Hieraus können wir im Blick auf den Wunsch nach einem Ehepartner eine praktische Lehre ziehen. Es ist ganz wichtig, dass man in diesem Punkt den Willen des Herrn erkennt und darauf vertraut, dass Er weiß, wer zu wem passt. Wer in diesen Dingen seinen eigenen Willen tut, findet in der Ehe keine Ruhe, sondern Unruhe. Die Ehe soll eine Oase der Ruhe sein, trotz des Trubels, den es da vor allem geben mag, wenn mehrere Kinder zu erziehen und zu versorgen sind. Doch wer dem Willen Gottes in diesem Punkt folgt, wird die innere Ruhe finden, die Gott mit der Ehe verbunden hat.

Es ist wichtig, dass Eltern diese Ruhe für ihre Kinder suchen, so wie es Noomi hier für Ruth tut. Eine egoistische Haltung kann bei Eltern dazu führen, dass sie zwar einen guten Partner für ihr Kind suchen, das heißt jemanden, mit dem sie prahlen können, dass sie dabei aber nicht an die Quelle der Unruhe denken, die sie dadurch möglicherweise für ihr Kind schaffen.

Noch eine Bemerkung im Zusammenhang mit der Aktualität dieses Themas: Allgemein gesehen haben Frauen heute den Drang, außer Haus zu arbeiten. Dann kann man keine Ruhe im eigenen Haus finden! Das passt einfach nicht zusammen. Auch hier gilt: Wer hierin dem Willen Gottes entspricht, wird wirkliche Befriedigung finden.

Dem Wunsch, dass es jemandem „wohl gehe“, begegnen wir auch im Gesetz und besonders in dem Gebot für die Kinder, ihre Eltern zu ehren (5Mo 5:16). Paulus führt dieses Gebot im Brief an die Epheser an, wobei er ausdrücklich darauf hinweist, dass dies das einzige Gebot ist, dem nicht eine Strafandrohung bei Nichtbeachtung folgt, sondern dass dies das erste Gebot mit Verheißung ist. Die Verheißung besteht darin, dass es dem Kind, das seine Eltern ehrt, gut gehen wird (Eph 6:2; 3).

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