Ruth 3:15

Zurück in der Stadt

Ruth tut alles, was Boas sagt. Sie bleibt die ganze Nacht hindurch an seinem Fußende. Wir haben bereits gelesen, dass sie „bis zum Abend“ auf dem Feld des Boas Ähren aufgelesen hat (Rt 2:17). Das bedeutet, dass sie den ganzen Tag mit dem Auflesen der Ähren beschäftigt war. Hier sehen wir die zwei Seiten des Christenlebens. Auf der einen Seite sind wir als „Söhne des Tages“ (1Thes 5:4; 8) tätig „solange es Tag ist“ (Joh 9:4). Auf der anderen Seite leben wir, in dem Bewusstsein, dass wir mit einem verworfenen Herrn verbunden sind, in der Nacht dieser Welt (Röm 13:12). In der Nacht ist es wichtig, nahe bei Ihm zu sein, zu seinen Füßen. Das deutet auf die Gemeinschaft mit Ihm hin, um auf Ihn zu hören (Lk 10:39).

Bevor die Sonne aufgeht, steht Ruth auf. Sie tut das, weil Boas sie auffordert zu gehen, und er tut das aus Sorge um sie und ihren guten Ruf. Die Verbindung mit Boas wächst, aber sie ist noch nicht vollständig zustande gekommen. Darum kann es seinerseits noch keine öffentliche Erklärung seiner Liebe für sie geben.

Der Herr Jesus muss zuerst sein Werk in einer Seele befestigen, bevor Er sich öffentlich im Leben eines solchen Menschen zeigen kann. Bei jemandem, der keinen Frieden mit Gott durch den Glauben an das vollbrachte Werk des Herrn Jesus hat, kann Er nicht sichtbar werden. Es kann Hingabe und Treue vorhanden sein, aber diese Kennzeichen, so wertvoll sie auch sind, lassen mehr von der eigenen Person sichtbar werden als von Ihm. Und um Ihn allein muss es letztendlich immer gehen.

Wenn Boas sie auch noch nicht öffentlich als mit ihm verbunden anerkennen kann, so sind doch seine Güte und Gnade ihr gegenüber unvermindert. Er gibt ihr sechs Maß Gerste mit. Sechs ist die Zahl des Menschen und weist auf Unvollständigkeit hin, während die Zahl Sieben auf Vollkommenheit hinweist. Das siebte Maß wird sie im folgenden Kapitel mit Boas selbst empfangen. Dann hat sie ihn, nicht nur einen Teil seines Besitzes, sondern ihn selbst und damit auch seinen ganzen Besitz.

Die Gerste, die Boas ihr mitgibt, ist ein ausdrückliches Geschenk für Noomi (Rt 3:17). Es ist ein Zeichen seines Wohlwollens. Er hat es selbst abgemessen. Was Ruth empfängt, empfängt auch Noomi. Wir sehen hier wieder die Beziehung zwischen Noomi und Ruth, und damit auch ein Bild von der Beziehung zwischen dem alten Israel und dem Überrest, dem neuen Israel. Das alte Israel wird in der Zukunft doch noch gesegnet werden, und zwar in dem neuen Israel.

Dieses alte Israel ist nicht das Israel, das Gott in der Kreuzigung seines Sohnes verworfen hat, sondern das Israel, das Gott immer in denen, die Ihm treu geblieben sind, gesehen hat. Die alten Verheißungen, die ihnen galten, werden in dem Überrest erfüllt, wenn alle, die Ihm aus dem alten Israel vertrauen, alles empfangen werden, was Er ihnen versprochen hat. Wir sehen das auch darin, dass das Kind, das Ruth bekommt, Noomi zugerechnet wird (Rt 4:14; 15). Was Ruth bekommt, bekommt auch Noomi. Im neuen Israel bekommt das alte Israel alles, was Gott ihnen verheißen hat.

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