Song of Solomon 1:2

Ausgezeichnete Liebe

Das Lied beginnt plötzlich. Ohne eine Einleitung hören wir plötzlich, wie das Mädchen, die Braut, ihre Sehnsucht nach der Liebe ihres Bräutigams zum Ausdruck bringt. Sie kommt direkt zum Kern der Sache, denn sie ist so voll von seiner Liebe. Sie kennt diese Liebe: Es ist eine ausgezeichnete Liebe.

Das Mädchen sagt nicht, über wen sie redet, von wem ihr Herz so voll ist. Zuerst spricht sie im Allgemeinen, „er“, nicht zu jemandem persönlich. Sie sehnt sich nach den innigen Liebeserklärungen des Bräutigams. Der Kuss ist ein Ausdruck vertrauter, persönlicher Liebe (vgl. 1Sam 20:41). Durch ihre Erklärung zeigt die Braut, wie sehr sie sich nach der Zuneigung des Bräutigams sehnt.

Niemand kann zwei Leute zur gleichen Zeit küssen. Ein Kuss ist ein Ausdruck gegenüber einer Person. Es ist ein Ausdruck einer persönlichen, innigen Liebe. Dieses Verlangen geht weit über gewöhnliches Verlangen nach einem Liebesbeweis hinaus. Es ist für uns der Anfang wahren geistlichen Wachstums. Wenn dieses große Verlangen nach der Liebe des Herrn Jesus nicht da ist, werden wir nicht verstehen, was Salomo mit diesem Lied meint.

In der prophetischen Bedeutung sehen wir in dem treuen Überrest Israels diese Einstellung eines intensiven Verlangens nach den Liebeserklärungen des Messias als dem Bräutigam. Die Frage des Überrestes, der Braut, ist immer, ob Er sie akzeptieren wird. Sie spricht tatsächlich zu Ihm, aber öfters über Ihn anderen gegenüber. Der Bräutigam spricht immer allein zu ihr. Wir werden sehen, wie Er sie von seiner Liebe zu ihr überzeugen möchte.

Wenn wir das Buch Hohelied lesen, fällt uns auf, dass die Braut immerzu nach Bestätigung sucht. Sie zweifelt nicht an seiner Liebe, aber sie zweifelt an seiner Liebe für sie. Sie sehnt sich verzweifelt nach Liebesbeweisen von dem Bräutigam, wodurch sie Gewissheit haben kann, dass Er sie angenommen hat. Wir sehen in ihrem Verlangen eine Ungewissheit, die wir oft in den Psalmen sehen. Es gibt noch keine fest etablierte, bleibende Beziehung. Es gibt noch Zweifel. Manchmal hören wir, wie sie sagt, dass sie weiß, dass er sie liebt, aber ein wenig später kehren die Zweifel zurück.

Die Gewissheit des Glaubens, die Gewissheit der Sündenvergebung und des Angenommenseins durch Gott wird der Überrest erst bei der Wiederkunft des Herrn Jesus auf die Erde erfahren und erleben. Dann wird Er sie von allen Zweifeln befreien und ihnen seine Liebe auf eine perfekte Weise zeigen und sie werden sich im zukünftigen Tausendjährigen Friedensreich daran erfreuen.

Die neutestamentliche Gemeinde als Ganzes sowie einzelne Gläubige der Gemeinde, sind nicht in solch einer ungewissen Beziehung mit Christus. Für die Gemeinde und den einzelnen Gläubigen ist es keine Frage, ob Er sie annehmen wird, denn sie wissen, dass sie angenommen sind. Sie ruhen auf dem Werk, das Er ein für alle Mal auf Golgatha vollbracht hat. Davon muss der Überrest in der Zukunft erst überzeugt werden.

Aber trotzdem kann ein Gläubiger in dieser Zeit in Ungewissheit darüber leben, ob ihm seine Sünden vergeben sind und ob er ein Kind Gottes ist. Das ist der Fall, wenn man das Gesetz als eine Norm für das christliche Leben nimmt. Kein Mensch kann das Gesetz erfüllen, nicht einmal, wenn man versucht – wie man so sagt – es aus Dankbarkeit zu tun. Vielleicht ist das der Fall im Leben eines Lesers. Wer seine Sünden wirklich bekannt hat und dem Wort Gottes glaubt, dass Gott dem vergibt, der seine Sünde bekennt (Joh 1:9), der kann sich ganz gewiss sein, dass er ein Kind Gottes ist. Dann gibt es keinen Zweifel.

In der zweiten Zeile dieses Verses wendet sich die Braut an den Bräutigam. Sie hat die Liebeserklärungen des Bräutigams erfahren. Seine Liebeserklärungen übersteigen alle irdischen Freuden, wovon der Wein ein Bild ist (Ri 9:13; Ps 104:15a). Sie sehnt sich nach seiner ausgezeichneten Liebe, weil die irdische Liebe nichts ist im Vergleich zu seiner Liebe (Ps 4:8).

Für diese Braut war die Liebe des Bräutigams besser als Wein. Es spricht davon, dass diese Äußerungen der Liebe in unseren Beziehungen alles, was wir für Geld oder Güter investieren können, in den Schatten stellt. Einmal wurde ein Mann von seiner Frau verlassen. Sie konnte es nicht mehr aushalten, mit ihm zusammen zu sein. Er hatte es zum Herrn herausgeschrien. Als er darüber erzählte, sagte er: „Ich weiß nicht, was ich falsch gemacht habe. Ich habe ihr alles gegeben, was sie wollte.“ Man sagte ihm daraufhin, dass mehr dazu gehört, als jemanden alles zu geben, was er oder sie möchte. Es ist wichtig, dass wir das Herz erreichen. Man kann Liebe nicht kaufen, man kann seine Liebe nicht einfach durch Geschenke zeigen. Wenn ich etwas bekomme, muss das Herz sichtbar werden. Nur dann ist Liebe wirklich besser als Wein. Dann gibt es eine innere Freude.

Wer geschmeckt hat, dass der Herr gütig ist (1Pet 2:3; Ps 34:9), der weiß, dass nichts „besser schmeckt“, und der möchte es noch mehr erleben. Die Liebe des Herrn Jesus „übersteigt die Erkenntnis“ (Eph 3:19). Wer sich mehr nach irdischen Freuden sehnt als nach seiner Liebe, der hat seine Liebe noch nicht verstanden und erlebt.

In der Beziehung zu unseren Brüdern und Schwestern sind Liebesbeweise auch wichtig. Aber wir müssen immer daran denken, dass dies auf eine andere Weise passiert als in der Ehebeziehung und im Familienkontext. Es gibt Brüder und Schwestern, die sich nach einem Liebesbeweis sehnen, damit sie merken, dass man sich um sie kümmert, dass man ihnen Aufmerksamkeit schenkt und dass man sie dafür schätzt, wer sie sind.

Heute können die Benutzer der modernen Kommunikationsmittel ihre Gefühle auch mittels bestimmter Zeichen oder Icons ausdrücken. Besonders für junge Gläubige gibt es hier Fallen. Lass dich nicht dazu verleiten, Nachrichten zu schreiben oder zu beantworten, die die Gefühle anregen. Solche Nachrichten gehen über die Grenzen hinaus, die Gott gegeben hat. Bewahre deine Liebesbekundungen für denjenigen oder diejenige auf, den dir der Herr geben möchte oder dir gegeben hat. Liebesbekundungen müssen immer so stattfinden, wie Gott sie vorgesehen hat. In der Ehe und in der Familie passiert dies auf eine vertraute, zarte Weise; in der gegenseitigen Beziehung zwischen Brüdern und Schwestern, Jung und Alt geschieht dies auf eine gute, aufrichtige Weise, ohne irgendwelche versteckten Beweggründe.

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