Song of Solomon 2:16

Fangt die kleinen Füchse

Der Bräutigam sagt der Braut, dass sie „die Füchse“ fangen soll, ganz besonders „die kleinen Füchse“. Sie muss diese kleinen Füchse „für uns“ fangen, und damit weist der Bräutigam darauf hin, dass sie sie wegen ihrer Beziehung neutralisieren muss. Die Füchse – auch die kleinen – zerstören den Weinberg, besonders zu der Zeit, wenn „unsere Weinberge“ in der Blüte sind. Er benutzt wieder das Wort „unser“ und betont damit ihre Beziehung, und zwar in Verbindung mit der Freude, die daraus entsteht, dass man zueinander gehört.

In der geistlichen Anwendung sehen wir in den blühenden Weinbergen das Frühobst der Freude durch das neue geistliche Leben, das der Gläubige in seiner Beziehung mit dem Herrn Jesus hat. Wenn die kleinen Füchse diese Früchte verderben, verschwindet die Freude mit dem Herrn und das geistliche Wachstum hört auf. Unsere Freude und unser Wachstum werden im Keim erstickt. Die kleinen Füchse stehen für Dinge in unserem Leben, die uns die Freude am Herrn wegnehmen. Das sind oft kleine Sünden, die wir damit entschuldigen, dass nichts Falsches daran sei.

Der Herr Jesus nannte Herodes „diesen Fuchs“ wegen seiner List, um das Werk Gottes, das der Herr tat, zu vereiteln (Lk 13:31; 32). Falsche Propheten werden auch Füchse genannt (Hes 13:4). Diese Füchse sind große Feinde, die wir ausmerzen müssen, damit sie keinen schädlichen Einfluss ausüben können. Im Fall des Fuchses Herodes können wir an den Druck denken, der auf uns ausgeübt wird, dass wir uns nicht dem Werk des Herrn widmen. Bei den großen Füchsen können wir auch an falsche Propheten denken und an charismatische Irrlehren, z. B., dass wir nicht krank werden könnten und dass etwas mit unserem Glauben nicht stimme, wenn wir krank sind oder krank bleiben. Wenn wir Gottes Wort kennen, werden wir diese „großen Füchse“ leicht erkennen und entschärfen.

Es gibt aber auch die kleinen Füchse. Das sind keine derben Sünden, sondern manchmal Gefühle der Unsicherheit, die man nicht genau bezeichnen kann und die unser Leben als Christen negativ beeinflussen. Das sind die kleinen Verstimmungen im zwischenmenschlichen Bereich. Unser Bruder oder unsere Schwester sagt oder tut etwas, das uns nicht besonders gefällt. Das wühlt uns auf und wir machen die Atmosphäre dadurch noch unangenehmer. Irritationen schaffen eine äußerst unangenehme Atmosphäre, die schließlich explosiv werden kann und durch die die ganze Freude, die eine gute Beziehung auszeichnet, zum Ende kommt.

Den Familienvätern wird gesagt, dass sie ihre Kinder nicht reizen sollen, „damit sie nicht mutlos werden“ (Kol 3:21). Das beinhaltet auch leichtes Schikanieren, wodurch ein Kind mutlos wird und worunter die Beziehung zerbricht, wenn es nicht abgestellt wird. Das trifft auch auf die Beziehung in der Gemeinde und in der Gesellschaft zu. Alle diese Irritationen haben eine direkte Auswirkung auf das Verhältnis mit dem Herrn Jesus, weil es dadurch gestört wird. Deshalb ist es wichtig, dass kleine Verstimmungen sofort gerichtet werden, bevor sie sich zu großen Streitigkeiten auswachsen. So wie Salomo im Buch der Sprüche sagt: „Der Anfang eines Zankes ist wie die Entfesselung von Wasser; so lass den Streit, ehe er heftig wird“ (Spr 17:14).

Die kleinen Füchse, die die Freude der Gemeinschaft mit dem Herrn Jesus stören, können auch kleine Zeiträuber sein. Wie viel Zeit verlieren wir mit unnützen Dingen? Es müssen keine schlimmen Dinge sein, aber es sind Dinge, denen wir viel Aufmerksamkeit widmen, und darüber die Zeit vergessen. Wir können von unserem Hobby, unserem Sport oder anderen Formen des Zeitvertreibs, die an sich erholsam sein können, so sehr hingerissen sein, dass wir darüber die Zeit vergessen. Der Herr Jesus sucht die Gemeinschaft mit uns. Wir können unser Hobby und andere Dinge auch in Gemeinschaft mit Ihm tun. Wenn wir Ihm dafür, was Er uns damit gegeben hat, danken, werden wir die „kleinen Füchse“ fangen, die uns daran hindern wollen, mit Ihm in Gemeinschaft zu leben.

Welcher Schaden wäre es, wenn die kleinen Füchse verhindern würden, dass die Trauben am blühenden Weinstock wachsen. Geistlich angewendet bedeutet das, dass dem Herrn die Freude der Gemeinschaft mit den Seinen versagt wird. Sicherlich verlieren wir auch dabei, aber Er erleidet den größten Schaden. Denn Er hat alles vorbereitet, damit die Gemeinschaft mit Ihm möglich ist. Es ist unsere Verantwortung, dass wir alles beseitigen, was es für Ihn unmöglich macht, diese Gemeinschaft mit uns zu haben.

In den Hld 2:16; 17 hören wir die Reaktion der Braut auf alle Bemühungen des Bräutigams, sie zu überzeugen, zu ihm zu kommen. Er sagte ihr, dass sie die kleinen Füchse fangen muss, damit sie nicht mehr daran gehindert wird, mit ihm zusammen zu sein. Eine erste Auswirkung dessen, dass er sein Verlangen nach ihr zum Ausdruck bringt, ist, dass sie sich wieder der Tatsache bewusst wird, dass ihr Geliebter ihr gehört und dass sie ihm gehört. Es gibt ein unzertrennliches Band zwischen ihnen. Liebe ist das stärkste Band, das die Menschen verbindet.

Allerdings ist es bemerkenswert, dass sie diese Worte anderen sagt und nicht ihm. Die Antwort, die sie gibt, ist auch nicht die, die der Bräutigam erwartet. Ihre Gedanken drehen sich um sie selbst. Ihre Liebe ist immer noch selbstzentriert. Es geht darum, dass er ihr gehört, „mein“. Es geht ihr darum, was es ihr bringt, noch nicht, was sie ihm bedeutet. Sie muss immer noch in ihrer Liebe wachsen und das tut sie auch. Das werden wir später sehen (Hld 6:3; Hld 7:10).

Sie verbindet seine Liebe mit seinem Beruf als ein Hirte, der die Schafe weidet (vgl. Hes 34:11-15; Jes 40:11). Die ganze Betonung liegt auf der Aufgabe des Hirten, der Tatsache, dass er weidet. Er arbeitet nicht so sehr unter den Schafen, sondern „unter den Lilien“, unter welchen sich diese besondere Lilie befindet – seine Braut (Hld 2:2). Die Braut weiß, dass sie eine seiner Lilien ist. Sie betont es. Es geht nicht um ihn, sondern um sie. Sie weiß, dass sie zur richtigen Gesellschaft gehört, aber sie geht noch nicht zu ihm hinaus.

Wir sehen in Hld 2:17, dass die Braut noch eine Weile warten möchte. Sie möchte warten, „bis der Tag sich kühlt und die Schatten fliehen“. Das weist darauf hin, dass sie noch nicht völlig davon überzeugt ist, dass der Winter vorüber und der Frühling gekommen ist. Sie befindet sich noch in der Dunkelheit der Nacht. Wenn der Tag kommt und der erfrischende Wind das Leben angenehm macht, dann möchte sie zu ihm kommen. Wenn erst die Schatten fliehen und sie eine klare Sicht auf die Realität hat, dann wird sie sich ihm hingeben. „Bis“ dieser Moment kommt, bleibt sie lieber in ihrer gemütlichen Umgebung.

In unserem Leben mag es ähnliche Umstände geben, wo wir erst eine Verbesserung sehen wollen, bevor wir uns völlig dem Herrn Jesus anvertrauen und zu Ihm gehen. Wir erleben zu sehr die Kälte der Glaubensprüfung, um zu akzeptieren, dass sie wirklich vorbei ist. Wir verhalten uns abwartend. Wir möchten sehen, ob der Herr wirklich eine Veränderung in unseren Umständen bewirkt hat. Das zeigt, dass wir noch nicht gelernt haben, uns dem Herrn anzuvertrauen, sobald Er zu uns kommt, und dass dies uns den entscheidenden Wandel bringt. Sobald wir uns Ihm anvertrauen, ist dieser Tag in unser Leben gekommen und wir sehen wieder alles klar.

Die Braut sagt dem Bräutigam, dass er weggehen soll. Sie nennt ihn immer noch „meinen Geliebten“, aber sie hält ihn auf Distanz, bis sie sich dazu fähig fühlt, mit ihm zusammen zu kommen. Bis dahin kann er sich frei bewegen „gleich einer Gazelle oder einem Jungen der Hirsche“. So beschrieb sie ihn, als er in Hld 2:9 zu ihr kam.

Weil sie nicht bereit ist, seine liebende Einladung anzunehmen, kann er gehen, wie er gekommen ist und zu den „zerklüfteten Bergen“ zurückkehren. Zerklüftete Berge sind Berge, auf denen ein Weg entstanden ist. Sie erlaubt ihm einen Weg ohne Hindernisse. Aber er ist nicht an ihrem Wunsch interessiert, dass er einen leichten Weg hat; er möchte einen Weg in ihr Herz. Er möchte Zugang zu ihrem Herzen haben, aber sie weist ihn ab. Das folgende Kapitel zeigt den Grund dafür.

Die geistliche Lektion ist offensichtlich. Wir werden vielleicht dem Herrn nicht unbedingt klar sagen, dass Er weggehen soll, aber wir können uns derartig verhalten, dass unsere Einstellung diese Botschaft vermittelt. Er sehnt sich nach Gemeinschaft mit uns, aber wir weisen Ihn ab, weil wir keine Zeit haben. Nicht jetzt. Der Aufwand, um die kleinen Füchse zu fangen, ist uns zu hoch. Dann drängt Er sich nicht auf, sondern Er geht weiter.

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