Song of Solomon 4:12-15

Ein verschlossener Garten

Jetzt vergleicht der Bräutigam seine Braut mit einem „verschlossenen Garten“ und einem „verschlossenen Born, einer versiegelten Quelle“. Das bedeutet, dass er sie ausschließlich für sich selbst sieht, als jemanden, der nur für ihn offen ist. Sie erlaubt niemand anderem, sich ihr zu nähern. Somit ist sie eine Erfrischung für sein Herz. Wie sehr er das wertschätzt, sehen wir daran, wie er sie erneut anspricht: „Meine Schwester, meine Braut“ (Hld 4:12, Hld 4:9).

Das ist wieder ein Bild davon, wie der Herr Jesus die Seinen sieht. Er sieht sie nur für sich selbst. Jeder, der Ihn liebt, möchte nur seine oder ihre Liebe mit Ihm allein teilen und sondert sich selbst ab von anderen Liebesobjekten. Das ist auch wichtig in der Ehe. Dort müssen der Ehemann und die Ehefrau ein verschlossener Garten sein und das heißt, dass sie niemand anderes in ihr Leben lassen, um diese Liebe mit ihm zu teilen.

Wenn ein verheirateter Mann oder eine verheiratete Frau sich in jemand anderes verliebt, sind sie kein verschlossener Garten und kein verschlossener Born und versiegelte Quelle mehr. Ein Grund für dieses „Öffnen“ kann zum Beispiel sein, dass die Frau nicht die Aufmerksamkeit ihres eigenen Mannes, sondern diese Aufmerksamkeit von einem anderen Mann erhält. Dann kann es passieren, dass sie „ihren Garten“ dieser anderen Person „öffnet“ und das „Siegel“ der Quelle bricht. Der Mann trägt die Schuld daran, aber die Frau hat auch keine Entschuldigung. Es gibt niemals eine Entschuldigung dafür, den „Garten“ zu öffnen.

Im Buch der Sprüche spricht Salomo auch zu seinem Sohn darüber, dass die Ehefrau eine Quelle der Freude für ihren Ehemann ist (Spr 5:15-19). Auf eine andere Weise, aber im gleichen Sinn, warnt er seinen Sohn, dass er nicht zu einer anderen Quelle geht, sondern dass er sich immer mit ihrer Liebe umgibt (Spr 5:19). Er sagt ihm, dass er mit seiner eigenen Frau zufrieden sein soll. In seinem eigenen Haus hat er eine Quelle, die seinen Durst stillen kann. Damit meint er seine eigene Frau. Also soll für ihn gelten: „Die Ehe sei geehrt in allem und das Ehebett unbefleckt“ (Heb 13:4a).

Salomo stellt ihm die Frage und die Antwort ist in der Frage enthalten: „Mögen nach außen sich ergießen deine Quellen, deine Wasserbäche auf die Straßen“ (Spr 5:16). Wenn der Mann sein Haus und seine Frau verlässt und zu einer fremden Frau geht, dann verlässt er seinen „verschlossenen Garten“ und geht „nach außen“ zu den „Wasserbächen auf die Straßen“. Die Quellen, die draußen sind, die Frau, die ihn verführt, sind jedermann zugänglich. Aber die Quelle der Erfrischung sollte nur seine eigene Frau sein. Es sollte keine Option sein, dass seine Liebe zu einer fremden Frau geht.

Die geistliche Anwendung, wie hier im Hohelied, ist, dass der Herr Jesus und Er allein für uns genug ist. Er liebt uns bedingungslos und ausschließlich und zählt auch auf unsere bedingungslose und ausschließliche Liebe (2Kor 11:2). Die wahre Erfüllung aller unserer Wünsche können wir nur in der Liebe Christi finden. Wenn wir älter werden, wird unsere Liebe für unsere Ehefrau nicht abnehmen, sondern zunehmen, genauso wie unsere Liebe für Christus.

Wenn es gut ist, dann ist das Leben eines Gläubigen wie ein Garten, in dem der Herr Jesus mit ihm Gemeinschaft haben möchte. Die geschlossene Quelle in dem Garten ist ein Bild des Wortes Gotte,s über das wir unter der Leitung des Heiligen Geistes nachdenken können. Der Gläubige, der wie ein geschlossener Garten ist, ist jemand, in dem das Wort Christi, das Wort des Geliebten, reichlich wohnt (Kol 3:16).

Wir können uns gut selbst fragen, ob wir so ein geschlossener Garten für den Herrn Jesus sind. Ist unser Leben, ist mein Leben nur für Ihn allein? Wir werden zugeben müssen, dass das nicht immer der Fall ist, aber ist es unser innigster Wunsch, dass Er sich an unserem Leben erfreut?

Der Gläubige ist auch wie eine „versiegelte Quelle“. Das Versiegelte gehört demjenigen, der das Siegel angebracht hat. Der Gläubige ist „versiegelt“ mit dem „Heiligen Geist der Verheißung“ (Eph 1:13; 2Kor 1:21; 22) und gehört dem Herrn Jesus. Durch den Geist ist er fest verbunden mit Christus und wird mehr und mehr von der Herrlichkeit Christi entdecken. Denn der Geist selbst kam auf die Erde, um Zeugnis von Christus abzulegen (Joh 16:13; 14). Aus der versiegelten Quelle fließt durch die Belehrung des Geistes lebendiges Wasser aus dem Herzen des Gläubigen als eine Erfrischung für den Herrn Jesus und für sein Umfeld (Joh 7:37-39).

Wir können auch auf falsche Art und Weise verschlossen sein. Das passiert, wenn unser Leben und die christliche Gemeinschaft, zu der wir gehören, nicht von Gottes Wort und Gottes Geist regiert werden, sondern von menschlichen Traditionen und toter Orthodoxie. Wir erlegen uns und anderen Lebensregeln auf, die nicht aus der Schrift selbst kommen, sondern aus Schriftauslegungen, die per Definition Menschenwerk sind. Dann werden wir nicht mehr für das Wirken des Heiligen Geistes offen sein. Dann wird der Anschein zum Maßstab, an dem das geistliche Leben gemessen wird. Man fragt nicht mehr nach dem Seelenleben, nach der Beziehung mit dem Herrn Jesus und nach der Liebe zu Gottes Wort.

In der Schrift ist ein Hof oder ein Garten ein Ort, wo Gott Gemeinschaft mit dem Menschen haben möchte. Wir sehen das schon im Paradies (1Mo 2:8). Es ist ein Garten, den Er ganz und gar zur Freude für sich selbst gemacht hat. Darin vereinen sich die höchsten Segnungen der Schöpfung. Der Mensch kann sich an ihnen und an seinen Gaben zusammen mit Ihm erfreuen. Zu diesem Zweck kommt er zum Menschen „bei der Kühle des Tages“ (1Mo 3:8a).

Wegen des Sündenfalls bleibt nichts von der Freude des Gartens mehr für Gott übrig. Der Mensch hat den Garten nicht verschlossen gehalten und hat die Gemeinschaft mit Gott aufgegeben. Er ist seiner Aufgabe, den Garten zu bebauen und den Garten als einen Garten der Freude Gottes aufrechtzuerhalten, nicht nachgekommen (1Mo 2:15). Er hat dem Teufel nicht den Zugang verwehrt, sondern erlaubte es ihm, einzutreten und mit ihm zu sprechen (1Mo 3:1-6). In anderen „Gärten“ sehen wir das gleiche Bild. Zum Beispiel sehen wir bei Israel, dass Gott einen Weinberg für sich selbst gemacht hat (Jes 5:1-7). Es sind Männer hereingekommen, die Ihn hinausgeworfen und den Weinberg an sich gerissen haben (Mt 21:33-39).

Trotzdem gibt es heute, und auch noch in der Zukunft, eine Gruppe von Menschen, die einen Garten für Ihn bilden, der ausschließlich für Ihn ist. Das können wir als Gläubige sein. Das sind wir, wenn wir das Wort und den Geist Gottes in unserem Leben wirken lassen. Dann wird unser Herz und unser Sinn Christus zugewandt sein. In Gottes Wort geht es um Ihn und beim Werk des Geistes geht es auch um Ihn. Israel wird in der Zukunft auch so ein Garten für Ihn sein (Jes 51:3).

Die Dekoration des Gartens

Ein Garten hat Bäume. Die Bäume sind nicht wegen des Holzes dort, sondern wegen des Anblicks Genauso sind die Blumen im Garten da, damit man sie anschauen und sich an ihnen erfreuen kann. Genauso ist die Braut für den Bräutigam da. Als ein „geschlossener Garten“ (Hld 4:12) ist die Braut vollkommen auf den Bräutigam fokussiert. Dies wird daran deutlich, wie er in diesen Versen ihren „Garten“ beschreibt. Er listet auf, was in dem Garten wächst. Er hat ein Auge für jeden Baum und für die „edlen Früchte“, die daran wachsen, ebenso für die „Zyperblumen samt Narden“, für „allerlei Weihrauchgehölz“ und für alle „vortrefflichsten Gewürze“, die einen entsprechenden Duft verbreiten.

Der Bräutigam beginnt, indem er das beschreibt, was ihr „entsprosst“. Schösslinge sind die ersten sichtbaren Zeichen neuen Lebens. Er sagt, dass sie „ein Lustgarten“ oder „ein Paradies“ sind. Das erinnert uns an den Anfang der Bibel, an den Garten Eden (1Mo 2:9). Das Paradies ging durch die Sünde verloren. Es weist auch auf die Situation im Friedensreich hin, das wie das Paradies sein wird (Hes 47:12; Off 22:1; 2).

Aber für den Herrn Jesus gibt es jetzt auch ein Paradies auf der Erde und das ist das Leben des Gläubigen, der nur für Ihn lebt. Aus diesem Leben geht eine Vielzahl an Früchten hervor. Es gibt nicht nur Leben, sondern auch die Frucht des Lebens. Diese Frucht bringt Er selbst durch seinen Geist hervor. „Aus mir wird deine Frucht gefunden“ (Hos 14:9d).

Der Bräutigam erwähnt neun Bäume und Pflanzen, die der Garten hervorbringt. Diese schmücken ihn und verleihen ihm Duft. Aber diese Auflistung der angenehmen Wirkungen des Gartens ist noch nicht vollständig. Indem er zweimal von „allen“ bzw. „allerlei“ spricht, macht er deutlich, dass es noch viel mehr gibt, woran er sich erfreut. Es spricht von einem Reichtum, der keinen Gedanken an Mangel zulässt, den man aber in seiner Fülle nicht beschreiben kann. Dies ist die beste Beschreibung seiner Fülle (vgl. 2Kor 8:9; Kol 1:9-11).

In der geistlichen Anwendung ist die Verbindung mit der neunfachen Frucht des Geistes klar zu erkennen (Gal 5:22; 23a). Was in dem Garten unseres Lebens durch Christus angenehm ist, kann nur der Geist in uns bewirken, wenn wir für den Herrn abgesondert sind. Dann kann das Wasser des Wortes Frucht in uns hervorbringen und das macht uns zu einem Garten der Freude, zu einem Paradies für Ihn.

Die „Granatbäume samt edlen Früchten“ erinnern uns an den Saum des Obergewandes des Hohenpriesters, an dem abwechselnd Granatäpfel und Glocken hängen (2Mo 28:33; 34). Das Zeugnis des Heiligen Geistes (die Glocken) steht in Verbindung mit der Frucht des Heiligen Geistes (den Granatäpfeln). Diese Frucht kommt durch das Wasserbad des Wortes und das ist ein Ergebnis des Werkes des Herrn Jesus Christus als Hohepriester. Alles, was in unserem Leben Frucht für Ihn ist, hat Er für sich selbst hervorrgebracht.

Alle anderen Früchte und Gewürze sprechen von Ihm, davon, was Er ist und was Er getan hat. Gott freut sich vollkommen daran. Wenn das an uns zu finden ist, erfreut Er sich an uns, weil es Ihn an den Herrn Jesus erinnert. Wir stehen in der Gunst des Geliebten. Der Herr Jesus erfreut sich auch daran, denn Er erkennt sich selbst in uns, damit wir zu Ihm passen und Er in uns Freude findet.

Es ist nicht so einfach, die geistliche Bedeutung der Bäume und Pflanzen, die hier erwähnt werden, zu entdecken. Die Zyperblume wird nur hier erwähnt. In Hohelied 1 sagt die Braut, dass der Bräutigam für sie wie eine „Zypertraube“ ist (Hld 1:14). Hier sehen wir den Ursprung der Zypertrauben. Sie wachsen in dem Garten, der für den Bräutigam abgesondert ist. Hier sehen wir, dass die Wertschätzung des Gläubigen für den Herrn Jesus tatsächlich das Werk des Herrn in ihm ist.

Auch die „Narde“, die von den „Narden“ kommt, findet schon in Hohelied 1 Erwähnung. Siehe zur Erklärung Hohelied 1,12.

„Safran“ kommt nur an dieser Stelle in der Bibel vor. „Safran ist ein Gewürz, das aus dem Safran-Krokus (crocus sativus) extrahiert wird. Kenner beschreiben Safran-Aroma oft als metallisch glänzender Honig mit einer gras- oder heuartigen Note und sein Geschmack ist auch als heuartig und süßlich beschrieben worden. Sein arbeitsaufwändiger Anbau macht Safran zu einem wertvollen Gewürz, weshalb man es auch das „rote Gold“ nennt“. [Quelle: https://nl.wikipedia.org/wiki/Safran]

„Würzrohr und Zimt“ sind zwei Bestandteile des heiligen Salböls, das aus den „vortrefflichsten Gewürzen“ besteht (2Mo 30:23). In der Beschreibung des heiligen Salböls heißen sie „Würzrohr“ und „würziger Zimt“. Alle Gegenstände im Zelt der Zusammenkunft werden mit dem heiligen Öl gesalbt. Das heilige Salböl steht für den Heiligen Geist, der den Gläubigen und sein ganzes Leben für den Dienst für Gott weiht (1Joh 2:20; 27). Die „vortrefflichsten Gewürze“ einschließlich Würzrohr und Zimt stehen für die Herrlichkeiten Christi, die ein duftender Wohlgeruch für Gott sind. Wo der Heilige Geist an einem Gläubigen arbeitet, wird sich ein wertvoller Wohlgeruch verbreiten, der auch für Gott angenehm ist (vgl. Ps 133:2).

Die Liste ist nicht vollständig; das zeigt der Bräutigam an, indem er von „allerlei Weihrauchgehölz“ spricht. Das sind Bäume, die den Weihrauchgeruch verbreiten. Im Hohelied wird der „Weihrauch“ (Hld 3:6), der „Weihrauchhügel“ (Hld 4:6) und hier das „Weihrauchgehölz“ erwähnt. Weihrauch wird in Verbindung mit den Opfern für das Speisopfer erwähnt (3Mo 2:1; 2; 15; 16; Neh 13:5; Jer 17:26; Jer 41:5). Das Speisopfer spricht vom Leben des Herrn Jesus auf der Erde. Der hinzugefügte Weihrauch zeigt an, wie sehr sein Leben ein angenehmer Wohlgeruch für Gott war.

Gott erkennt das an dem Leben derjenigen, die für Ihn abgesondert leben. Christus bringt es in ihrem Leben hervor. Er hat Gott in allen Aspekten seines Lebens verherrlicht. In seinen Worten und Taten hat er immer auf Gott hingewiesen. Das ist in begrenztem Umfang auch in den Gläubigen sichtbar. Jedes Mal, wenn sie etwas sagen oder tun, was zur Ehre Gottes ist, nimmt er den angenehmen Geruch des Weihrauchs wahr, der so sehr das Leben seines Sohnes auszeichnet (Eph 5:1; 2).

In der Erklärung von Hohelied 1,12 wurde bereits auf die Bedeutung von „Myrrhe“ hingewiesen. Bileam erwähnt „Aloe“ in den Segensworten, die er über Israel spricht. Unter der Leitung des Geistes Gottes sieht er die Zelte Jakobs und die Wohnstätte Israels „wie Aloebäume, die der HERR gepflanzt hat“ (4Mo 24:5; 6). In diesem Segen spricht Bileam nicht über den Lebenswandel des Volkes Gottes, sondern über den Wert, den das Volk für Ihn hat. Wir können das als Zweck Gottes ansehen, den Er für das Leben der Seinen auf der Erde hat. Er hat uns sozusagen auf die Erde gepflanzt, um ein angenehmer Wohlgeruch für Ihn zu sein.

Diese beiden Gewürze wurden auch beim Begräbnis des Herrn Jesus benutzt. Nikodemus bringt „eine Mischung von Myrrhe und Aloe“ (Joh 19:39). Dies tut er als Anerkennung gegenüber Ihm, nachdem Er sein Werk vollendet und den Vater verherrlicht hat. Die Myrrhe weist zurück auf seine Leiden, die Aloe weist voraus auf seine Wiederkunft auf die Erde. Die Welt sieht Ihn nicht mehr, aber Er wird wiederkommen. Diese Gewürze werden auch in Verbindung mit seiner Wiederkunft erwähnt. Seine Kleidung riecht dann nach „Myrrhe und Aloe [und] Kassia“ (Ps 45:9a).

Die erwähnten Gewürze sind auch kein vollständiges Abbild dessen, was der Bräutigam in dem geschlossenen Garten der Braut erlebt. Es ist ein Garten mit „allen vortrefflichsten Gewürzen“. Die Herrlichkeiten des Herrn Jesus kann man nicht vollständig aufschreiben. Alles was in Ihm ist, alle seine Eigenschaften und seine Merkmale, die alle in sich selbst perfekt sind, bilden eine harmonische Einheit. Die Wohlgerüche mischen sich miteinander und der „Gesamtduft“ ist unvergleichlich.

In diesem „Gesamt“-Duft hat jeder Gläubige seinen eigenen Wohlgeruch, eine gewisse Eigenschaft Christi, die ihn ganz besonders ausmacht. Es braucht alle Gläubigen zusammen, um den vollen Wohlgeruch Christi zu verbreiten. Der Herr Jesus arbeitet daran im „Garten“ eines jeden der Seinen. Lasst uns unseren Garten für dieses Werk öffnen. Dann kann der wundervolle Duft von Ihm in all diesen Gärten wahrgenommen werden.

Mein Garten, sein Garten

Der Bräutigam sagt voller Freude zu der Braut: Du bist „eine Gartenquelle“ (Hld 4:15). Er sieht sie als eine Quelle, die ihren eigenen Garten bewässert, aber auch das Wasser an andere Gärten weitergibt. Deshalb ist es „ein Brunnen lebendigen Wassers“. Lebendiges Wasser fließt; es bewegt sich an andere Orte, um Leben zu bringen. Es ist Wasser, das „vom Libanon“ fließt. Hier sehen wir seine Quellen. Das Wasser kommt aus den Bergen, aus der Höhe.

Eine Quelle ist eine Ansammlung von Wasser – nicht stehendes Wasser, sondern lebendiges oder fließendes Wasser. Eine Quelle spricht von Tiefe; lebendiges Wasser spricht von kräftigem und ständig fließendem Wasser. Im Friedensreich fließt durch Jerusalem „ein Strom von Wasser des Lebens“ (Off 22:1). Das erneuerte Jerusalem kann man im Kontext der Hld 4:12-15 hier im Hohelied eine „Gartenstadt“ nennen. Das Merkmal eines Flusses ist auch, dass ständig frisches Wasser fließt.

Wir erkennen die Beschreibung des Bräutigams im Wirken des Heiligen Geistes im Leben eines Gläubigen. Der Herr Jesus spricht mit der Samariterin über das Wasser, das Er ihr geben möchte (Joh 4:10-14). Das Wasser, das Er gibt, befreit nicht nur von der rastlosen Suche nach Frieden, sondern gibt noch viel mehr. Dieses Wasser ist eine Quelle der Freude, die jemand in sich selbst erlangt und nie wieder verliert.

Diese innere Quelle steht in Verbindung mit dem ewigen Leben. Damit bezieht sich der Herr auf die Gabe des Heiligen Geistes, den Er dem Gläubigen gibt, damit Er in ihm eine frische Quelle göttlicher Freude ist (Joh 7:38; 39). Der Heilige Geist ist die Gabe, die Gott uns durch seinen Sohn gibt und durch die wir fähig sind, uns an allem zu erfreuen, was Er uns in dem Sohn gegeben hat. Der Geist Gottes macht das Leben eines Gläubigen fruchtbar und Er macht ihn auch zu einem Segen für sein Umfeld.

Die Bäche kommen hier aus dem Libanon. Der Geist kommt von Ihm, der sich in der Höhe befindet, das ist Christus. Aus der Höhe gab Er den Geist (Joh 16:7). Alle geistliche Erfrischung, die in das Leben des Gläubigen fließt, kommt zu uns von dem Geist des Lebens, in der Gegenwart des Herrn Jesus bei dem Vater im Himmel.

Dann reagiert die Braut auf alles, was der Bräutigam über sie als ein Garten in den Hld 4:12-15 gesagt hat (Hld 4:16). Die Braut möchte, dass das, was der Bräutigam ihr gegeben hat, weiter wächst und sich weiter entwickelt. Sie möchte, dass der Geruch der Gewürze ihres Gartens weit umhergetragen wird, das heißt, dass man die Fülle der Wohlgerüche genießt. Dazu braucht es Wind. Sie bittet den Nordwind und den Südwind darum, durch ihren Garten zu wehen.

In beiden Winden sehen wir bildhaft, wie der Geist im Leben eines Gläubigen wirkt. Es ist ähnlich wie der Geist, der durch das Tal der trockenen Knochen wehen wird, die dann zum Leben erweckt werden (Hes 37:1; 2; 9; 10). Geistlich gesehen bittet die Braut für den kalten Nordwind auf der einen Seite und die Hitze des Südwinds auf der anderen Seite.

Die Braut weiß, dass die Umstände dazu dienen, den Duft der Gewürze besser verteilen zu lassen, unabhängig davon, ob die Umstände günstig oder ungünstig sind, ob sie zur Zeit oder zur Unzeit sind. Paulus spricht auch von diesen Winden, wenn er sagt, dass er weiß, was es bedeutet, gedemütigt zu werden und in Reichtum zu leben. Er spricht auch darüber, wenn er sagt, dass er das Geheimnis gelernt hat, satt zu sein und hungrig zu sein. Er kennt sowohl die Fülle als auch den Mangel (Phil 4:11; 12). Ihm geht es nur um den Geruch, der daraus entsteht, und zwar durch die Kraft Christi, durch den er alles zu tun vermag (Phil 4:13).

Die Kälte, die manchmal in unser Leben hineinkommt, sind Dinge, die wir nicht mögen; die Schwierigkeiten und Sorgen unseres Lebens. Die Braut bittet darum. Bitten wir darum? Die Frage ist, ob wir wirklich davon überzeugt sind, was Jakobus sagt: „Haltet es für lauter Freude, meine Brüder, wenn ihr in mancherlei Prüfungen fallt (Jak 1:2). Wir stimmen ihm darin zu, aber empfinden wir wirklich Freude, wenn wir geprüft werden?

Wir bitten nicht darum, dass Probleme und kalte Winde in unser Leben kommen. Aber sehnen wir uns wirklich danach, dass durch unser Leben mehr Wohlgeruch von Ihm und für Ihn verbreitet wird? Dann sollten wir Ihn bitten, dass Er uns erforscht und prüft, um zu sehen, ob ein Weg der Mühsal bei uns ist, der verhindert, dass der Wohlgeruch verbreitet wird, und ob Er uns auf ewigem Weg leiten kann (Ps 139:23; 24).

Es gibt einen Nordwind im Familienleben in Bethanien, als Lazarus krank wird und stirbt (Joh 11:1-3; 17). Der kalte Wind des Todes ist da. Aber der Herr Jesus kommt mit dem Südwind, wenn er Lazarus aus den Toten auferweckt (Joh 11:43). Der Herr hat schon gesagt, dass Lazarus‘ Krankheit nicht zum Tode führt, „sondern um der Herrlichkeit Gottes willen, damit der Sohn Gottes durch sie verherrlicht werde“ (Joh 11:4). Die schmerzhaften und traurigen Dinge, die uns widerfahren, zielen darauf ab, den Wohlgeruch der Helligkeit Gottes zu verbreiten und den Sohn Gottes zu verherrlichen.

Enttäuschungen sind auch so wie der Nordwind. Die beiden Jünger, die nach Emmaus gingen, erfuhren den Nordwind aufgrund ihrer Enttäuschung in dem Herrn (Lk 24:13-21). Der Grund darin liegt in ihren falschen Erwartungen. Die können auch wir haben. Wir haben unsere Wünsche und Pläne für unsere Karriere. Wenn die Dinge anders laufen, werden sie zu Enttäuschungen. Dann reden wir darüber und der Herr kommt zu uns und unser Herz brennt in uns, weil er uns die Schriften öffnet (Lk 24:27; 32). Dann bläst der Südwind.

Wir können den kalten Nordwind erleben, wenn wir ein „bad-news“-Gespräch mit dem Arzt haben. Ein Freund und Bruder hatte so ein Gespräch. Die Untersuchung hatte ergeben, dass er möglicherweise Darmkrebs habe. So eine Nachricht rückt das ganze Leben in ein anderes Licht. Sie hat ihn und seine Frau in die Gegenwart des Herrn getrieben. Sie leben mit Ihm, aber dieses Leben mit Ihm bekommt dann eine viel tiefere Bedeutung.

Sie teilten ihre Nöte mit den Gläubigen in der Ortsgemeinde. Es führte uns alle in die Gegenwart des Herrn und in die Fürbitte. Das ist der erstaunliche Effekt des „Nordwindes“, der in dem Leben eines Paares und einer Ortsgemeinde weht, die den Duft der Gemeinschaft mit dem Herrn Jesus und miteinander erlebt.

In seinem Fall wurden kurz danach die Ergebnisse der Darmuntersuchung bekannt, und der Südwind fing an zu wehen. Es wurden keine Krebszellen gefunden. Es gab einen großen Polypen, den man chirurgisch entfernen konnte. Für diese Nachricht waren sie und die anderen Gläubigen unserem Gott und Vater sehr dankbar. Der Duft der Gemeinschaft miteinander und der Verherrlichung Gottes wehte durch die Gemeinde und darüber hinaus zu denen, die keinen Teil am Glauben in Christus haben, aber denen bezeugt wurde, was Gott tat.

Wünschen wir uns, dass wir ein Garten sind, in den der Herr Jesus gern kommt, weil der Wohlgeruch dort für Ihn ist? Wenn wir uns das wünschen, werden wir zu Ihm sagen: „Mein Geliebter komme in seinen Garten und esse die ihm köstliche Frucht.“ Es ist bemerkenswert, dass die Braut in Verbindung mit dem Wind von „meinem Garten“ spricht, und wenn sie dann ihren Geliebten auffordert, zu ihr zu kommen, spricht sie von „seinem Garten“. Beides ist wahr.

Wir denken nicht oft daran, dass unser Leben ein Garten für Ihn ist, wo Er gerne hinkommen und die Frucht genießen möchte – die Frucht, die Er selbst kultiviert. Ob wir ein solcher Garten für Ihn sind, kann man an den Dingen sehen, mit denen wir unsere Zeit ausfüllen. Denken wir zum Beispiel darüber nach, wieviel Zeit wir damit verbringen, Unsinn in die sozialen Medien zu setzen oder zu lesen oder Filme und alle Arten von Unterhaltungsprogrammen zu konsumieren. Was davon können wir Ihm als köstliche Frucht aus seinem Garten anbieten?

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