Song of Solomon 4:2

Zähne, Lippen und Schläfen

Dann spricht der Bräutigam über ihre Zähne, die er mit einer „Herde geschorener Schafe“ vergleicht. Die Zähne benutzt man zum Kauen der Nahrung, um diese in sich aufnehmen zu können. Im geistlichen Sinn können wir sagen, dass der Gläubige die Worte des Herrn Jesus isst. Jeremia sagt: „Deine Worte waren vorhanden und ich habe sie gegessen, und deine Worte waren mir zur Wonne und zur Freude meines Herzens; denn ich bin nach deinem Namen genannt, HERR, Gott der Heerscharen“ (Jer 15:16). Bei ihm sehen wir, dass er gerne die Worte Gottes isst, denn Gottes Name ist ihm verkündet worden.

Zähne können auch falsch gebraucht werden. Der Apostel Paulus warnt die Gläubigen in den Gemeinden von Galatien davor. Er erkennt, dass sie das Gesetz wiedereinführen wollen. Wenn sich die Gläubigen wieder unter das Gesetz stellen oder es anderen auferlegen und das Gesetz wieder in ihrem Leben eingeführt wird, folgt daraus, dass sie einander verschlingen. Paulus stellt das klar und sagt: „Wenn ihr aber einander beißt und fresst, so seht zu, dass ihr nicht voneinander verzehrt werdet“ (Gal 5:15; vgl. Ps 57:5; Joel 1:6).

Die Zähne werden hier nicht mit Löwen, sondern Schafen verglichen. Schafe reißen andere Tiere nicht auseinander, sondern sie folgen gefügig dem guten Hirten, der sie auf die Graswiesen führt. Eine Herde Schafe weist auf das Grasen auf grünen Weiden hin und darauf, dass man fähig ist zu unterscheiden, was gute Nahrung ist und was nicht. Ein Schaf ist auch ein Bild von Christus selbst, weil Er sich stillschweigend dem Willen Gottes übergeben hat. Diese Eigenschaft kennzeichnet auch den Gläubigen.

Bei frisch geschorenen Schafen ist es klar, dass die Wolle gerade abgeschnitten wurde. Die geistliche Bedeutung des Scherens ist, dass der Gläubige alles richtet, was aus seinem sündigen Fleisch kommt und womit er sich rühmt. Es steht für das Gericht über das, was aus der alten Natur kommt. Der Aussätzige musste sein ganzes Haar scheren, um gereinigt zu werden (3Mo 14:8; 9). Die Priester durften keine Kleider aus Wolle tragen, wenn sie in das Heiligtum eingingen (Hes 44:17).

Die Nahrung der Braut ist von Reinheit gekennzeichnet. Die Braut ernährt sich geistlich von den Worten des Bräutigams. Das macht sie vollkommen rein, so, als ob sie „aus der Schwemme heraufkommt“. Wasser ist ein bekanntes Bild für das Wort Gottes (Eph 5:26; Tit 3:5). Indem wir das Wort Gottes lesen, reinigen wir uns von dem Schmutz, mit dem wir uns bei unserem Wandel durch die Welt beschmutzt haben. Wir können dem nicht entfliehen. Deswegen ist es wichtig, Gottes Wort immer wieder zu lesen, um unsere Gedanken zu reinigen.

Daraus folgt auch ein ausgeglichenes Glaubensleben. Darauf weisen die „Zwillinge“ hin. Es ist bemerkenswert, dass die ersten Zähne eines Kindes paarweise erscheinen. Die gesunde Lehre aus Gottes Wort führt zu einer gesunden Praxis. Es wird keinen Fanatismus über alle möglichen Wahrheiten geben und das praktische Leben des Christen wird nicht überbetont werden. Beide Aspekte müssen ausgewogen sein.

Das Ergebnis ist geistliche Frucht, und daran können wir denken, wenn es heißt, „keines unter ihnen ist unfruchtbar“. Andere werden dazu ermutigt, auf die gleiche Weise zu leben. Timotheus und Titus werden ermutigt, dass sie Vorbilder für andere sein sollen (1Tim 4:12; Tit 2:7). Besonders ältere Männer und Frauen haben die Möglichkeit, dass sie Vorbilder für junge Gläubige sein können (Tit 2:2-5).

Dann spricht der Bräutigam über ihre Lippen (Hld 4:3). Die Lippen formen die Worte, die wir sagen, und sind deswegen ein Bild für die Sprache. Unsere Zähne sind die Werkzeuge, die die Nahrung erhalten und kauen, die der Herr uns gegeben hat, und unsere Lippen sind ein Mittel, um das auszudrücken, was wir von Ihm empfangen. Er vergleicht ihre Lippen mit einer „Karmesinschnur“.

Das erinnert uns sowohl an die Sünde als auch an die Befreiung vom Gericht der Sünde. Jesaja spricht davon, dass die „Sünden wie Scharlach [oder: Karmesin] sind“ und meint damit, dass eine Blutschuld auf dem Volk liegt, aber er weist auch darauf hin, dass sie „weiß“ werden können „wie Schnee“ (Jes 1:18). Die Befreiung vom Gericht sehen wir an der Geschichte Rahabs. Sie musste eine Karmesinschnur in das Fenster ihres Hauses, auf der Mauer von Jericho, binden (Jes 2:18a). Diese Karmesinschnur ist das Zeichen ihrer Befreiung von dem Gericht, das über Jericho kommt.

Das Bild ist hier, dass der Gläubige Worte verwendet, um seine Befreiung von der Macht der Sünde auszudrücken. Das spiegelt sich darin wieder, dass sein Mund Worte redet, die „zierlich“ sind. Aus ihren Worten klingt ihre königliche Würde heraus. Scharlach ist auch die Kleidung der Könige (vgl. Mt 27:28; 29). Die Braut benutzt keine vulgäre oder schmutzige Sprache, sondern ihre Worte sind gut, während ihre Lippen unter der Herrschaft des Königs sind.

Einer der Kontraste zwischen unserem Leben in Sünde und unserem Leben als Christen ist die Sprache oder die Worte, die wir benutzen. In den Worten, die wir sagten, war nichts von oder für Gott. Unser Mund war im Dienst unseres eigenen verdorbenen Herzens, als wir behaupteten: „Wir werden überlegen sein mit unserer Zunge, unsere Lippen sind mit uns; wer ist unser Herr?“ (Ps 12:5). Dies trifft nicht nur auf die Prahler zu, sondern auch auf diejenigen mit hochgebildetem Sprachgebrauch. Es gibt darin nichts von und für Gott.

Der Gläubige rühmt sich nicht selbst, sondern des Herrn. Er erzählt davon, denn sein Herz und sein Mund sind voll von Christus und seinem Liebeswerk am Kreuz. Er wird seine Lippen nicht hemmen (Ps 40:10), Ihn zu verehren, sondern „stets ein Opfer des Lobes darbringen, das ist die Frucht der Lippen, die seinen Namen bekennen“ (Heb 13:15).

Dies bezieht sich auch auf das „Schnittstück eines Granatapfels“, woran der Bräutigam denken muss, wenn er ihre „Schläfe“ sieht. Die Schläfen sind die Seite des Kopfes hinter den Augen. Es handelt sich dabei um die schwächsten Stellen am Schädel. Der Granatapfel weist durch die vielen Kerne, die er beinhaltet, auf die Fülle des Lebens hin. Jeder Kern ist saftig, süß und rot. Dass es sich um das Schnittstück eines Granatapfels handelt, weist darauf hin, dass der Bräutigam diese Fülle sehen kann.

Granatäpfel befinden sich auch am Saum des Oberkleides des Hohenpriesters (2Mo 28:33-35). Hier sehen wir, dass die Fülle des Lebens eine Folge des Dienstes des Herrn Jesus als Hoherpriester im Heiligtum ist. Er lebt nach der Kraft eines unauflöslichen Lebens und kann diejenigen völlig erretten, die durch Ihn Gott nahen (Heb 7:15-17; 24; 25). Die Frucht, die Er selbst im Heiligtum hervorbringt, verbindet Er mit der Braut.

Wir können die Schläfen auch mit unseren Gedanken in Verbindung bringen. Niemand sieht unsere Gedanken, aber der Herr Jesus sieht sie. Alle verborgenen Gedanken von jedem Menschen sind für Ihn ein offenes Buch (Heb 4:12; 13). Von den Gläubigen erwartet Er – in dem Bild, das wir hier vor uns haben –, dass ihre Gedanken zu Ihm hinausgehen und dass sie zu Ihm wie David sagen: „Lass die Reden meines Mundes und das Sinnen meines Herzens wohlgefällig vor dir sein, HERR, mein Fels und mein Erlöser!“ (Ps 19:15).

Die Gedanken werden hier mit dem Schleier verbunden. In Hld 4:1 wird der Schleier auch erwähnt. Dort haben wir gesehen, dass er ein Bild der Hingabe und der Absonderung für den Herrn Jesus ist. Hier sehen wir, dass die Gedankenwelt von Ihm erfüllt ist, genau deswegen, weil es für den Gläubigen keine wichtigere Person gibt als nur Ihn allein. Der Herr Jesus sieht den Gläubigen als jemanden, der nur die Dinge sucht, die droben sind und nur darauf sinnt, was droben ist, wo Er ist (Kol 3:2; 3).

Das „Sinnen“ ist „angenehm“ (Ps 104:34), sowohl für den Gläubigen, als auch für Ihn. Der Gläubige sinnt über sein Gesetz (über sein Wort) Tag und Nacht (Ps 1:2; 119;97.148). Er sinnt über seine Taten (Ps 77:13). Er sinnt über seine Vorschriften (Ps 119:15; 78). Er sinnt über seine Wundertaten (Ps 119:27). Er sinnt über seine Satzungen (Ps 119:48). Er sinnt über seine Zeugnisse (Ps 119:99). Er sinnt über das Werk seiner Hände (Ps 143:5). All dieses Sinnen ist gleichzeitig ein Schutz gegen die Angriffe des Satans auf seine schwachen, umherschweifenden Gedanken.

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