Zechariah 4

Einleitung

In Sacharja 3 geht es um das religiöse Haupt, den Hohenpriester. In Sacharja 4 geht es um das politische Haupt, den Fürsten.

Zuerst wird Gottes Herzenswunsch vorgestellt, nämlich dass Israel ein Zeugnis für Ihn in der Welt sein soll. Dann sehen wir auch die Kraft, die Gott gibt, um darauf zu reagieren.

Sacharja geweckt

Es scheint, dass Sacharja aufgrund dessen, was er gesehen hat, in einen Schlafzustand geraten ist (vgl. Dan 8:18; Dan 10:9; 10). Er muss geweckt werden, denn es gibt noch mehr zu sehen und weiterzugeben. Es ist noch nicht vorbei.

Dass Sacharja geweckt wird, unterstellt, dass dieses Nachtgesicht besonders bestimmt ist für eine Zeit von einem geistlichen Erwachen. Diese Prophezeiung wird gegeben, um diejenigen zu ermutigen, die das Haus Gottes in einer „Überrest-Zeit“ bauen, d. h. in einer Zeit, in der das Volk Gottes von großer Schwäche geprägt ist. Diese Erweckung geschieht durch Gott oder in seinem Auftrag, nicht durch menschliches Eingreifen. Nur der Geist Gottes kann eine Erweckung bewirken, die es Gott ermöglicht, seine Mitteilungen so zu machen, dass sie auch verstanden und angenommen werden.

Der Leuchter und die zwei Olivenbäume

Sacharja wird geweckt und erwacht. Dann fragt ihn der HERR, was er sieht. Die Frage zwingt Sacharja, genau hinzuschauen. Er wird aufgefordert, dem, was er sieht, die größte Aufmerksamkeit zu schenken. Dann kann er detailliert beschreiben, was er sieht. Er sieht „einen Leuchter ganz aus Gold“. So einen gab es auch in der Stiftshütte (2Mo 25:31-40).

Sacharja sieht auch, wie das Öl, durch das die sieben Lampen des Leuchters brennen können, zu diesen Lampen hinkommt. Am oberen Ende des Leuchters ist ein Ölbehälter. Von diesem Ölbehälter gehen sieben Gießröhren zu jeder der sieben Lampen. Durch diese Gießröhren fließt das Öl zu den Lampen. Das Öl in dem Ölbehälter wird von zwei Olivenbäumen geliefert. Von den Olivenbäumen wird das Öl durch zwei Gießröhren in den Ölbehälter am oberen Ende des Leuchters transportiert. Auf diese Weise kann der Leuchter kontinuierlich brennen. Von den beiden Bäumen befindet sich einer auf der rechten und einer auf der linken Seite des Leuchters.

Dieses Bild zeigt die ständige, unbegrenzte und von Gott gelenkte Versorgung für das Licht, das Er durch sein Volk verbreiten will. Dabei ist keine menschliche Hilfe im Spiel, wie es auch bei der Versorgung des Lichts in der Stiftshütte und im Tempel der Fall war. Nur wenn Gottes Geist – das Öl ist ein Bild von Ihm (1Joh 2:20; 27) – jedes Detail vorgibt, kann der Dienst zur Ehre Gottes sein.

Der Leuchter ist ein Bild von dem Herrn Jesus. Er ist das Licht der Welt. Wir sehen darin die Kraft des Heiligen Geistes, die durch Christus offenbar wird. So wie der Leuchter die Lampen trägt, so trägt der Herr Jesus die Gläubigen. Von uns, den Nachfolgern Christi, wird gesagt, dass wir das Licht der Welt sind (Mt 5:14). Wir müssen in der Welt unsere Lampen brennen und unser Licht leuchten lassen (Lk 12:35; Phil 2:15; Off 1:20). Dazu benötigen wir die Kraft des Heiligen Geistes.

Frage nach der Bedeutung des Gesichts

Der Prophet schweigt nicht, nachdem er erzählt hat, was er sieht. Er will auch die Bedeutung davon wissen und fragt danach. Er stellt seine Frage nicht, weil er die Bedeutung des Leuchters nicht kennen würde. Darüber weiß er sehr gut Bescheid. Er fragt vielmehr nach der Bedeutung von „diesen“, das ist die Gesamtheit des Nachtgesichts. Er will wissen, was der Leuchter und die Ölbäume zu sagen haben, was ihre Anwendung für ihn und für sein Volk und für ihre Umstände ist.

Die Reaktion des HERRN erweckt den Eindruck, dass Er annimmt, dass Sacharja die Bedeutung sehr wohl hätte wissen müssen. Aber Sacharja muss zugeben, dass er es nicht weiß. Er tut dies mit großem Respekt und Ehrfurcht vor dem HERRN, den Er mit „Herr“, Adonai, anspricht.

Nicht durch Macht, sondern durch Gottes Geist

Der HERR antwortet dann auf die Frage Sacharjas. Er beginnt damit, dass er sagt, die Antwort sei „das Wort des HERRN an Serubbabel“. Das Wort des HERRN bezieht sich auf die zukünftigen Ereignisse im Hinblick auf den Wiederaufbau des Tempels. Serubbabel ist entmutigt durch den Widerstand gegen den Wiederaufbau. Nun wird er ermutigt, dass er es nicht aus menschlicher Kraft, aus eigener Anstrengung, zu erwarten hat, sondern dass der Geist Gottes garantiert, dass das Werk vollbracht wird.

Bei „Macht“ und „Kraft“ können wir an eine mächtige Person denken und bei Gewalt oder Kraft an eine Menschenmenge. Beides beinhaltet menschliches Zutun. Auch wenn jemand noch so stark ist und noch so viele Menschen zusammen sind, kann Gott keinen von ihnen benutzen, um sein Werk zu tun.

Das sagt Er, der keine menschliche Macht gebrauchen kann und auch nicht nötig hat, denn Er ist „der HERR der Heerscharen“. Alle irdischen und himmlischen Heerscharen sind Ihm untertan und stehen Ihm zur Verfügung.

Nach dieser Auslegung erklärt der HERR, dass das Gesicht von Gottes Geist spricht, durch den Serubbabel Gottes Werk tun kann. Das Ergebnis dieses Werkes ist das Zeugnis von Gottes Herrlichkeit in der Welt.

Wie wichtig ist dieses Wort auch für unsere Tage, die voll sind mit Kommissionen, Zeitplänen, Organisationsformen, Budgets, Spendenaktionen und so weiter. Weil ein Werk für Gott ein durch und durch geistliches Werk ist, kann es niemals durch menschliche Anstrengung, nicht durch eigene Kraft oder durch die Autorität von Menschen geschehen (vgl. Hos 1:7). Das Werk Gottes kann nur in der Kraft des allmächtigen, unfehlbaren Geistes Gottes gelingen.

So wie die Lampen mit Öl aus einer Quelle versorgt werden, die nicht von Menschenhand geschaffen wurde, und auch ohne menschliches Eingreifen, wird Gottes Werk nicht durch eine Menschenmenge oder durch tatkräftige und überzeugend auftretende Menschen getan. Schwachheit ist kein Hindernis, sondern im Gegenteil eine Notwendigkeit, damit Gott sein Werk tun kann (2Kor 12:9a; 1Sam 14:6b; 2Chr 14:11; Heb 11:34).

Gnade, Gnade

Wenn die Überzeugung vorhanden ist, dass Gottes Geist wirkt und wirklich ausreicht, um Gottes Werk zu tun, kann die herausfordernde Frage gestellt werden: „Was bist du, großer Berg?“ Diese herausfordernd klingenden Worte sind kein Stolz, sondern Ausdruck des vollen Vertrauens, dass der „große Berg“, das beeindruckende, herrschende Weltreich, das Werk Gottes nicht verhindern kann (vgl. Jer 51:25; Off 8:8). In dem „großen Berg“ können wir im übertragenden Sinn auch die großen Schwierigkeiten und Hindernisse sehen, die wie ein Berg immer wieder dann auftauchen, wenn es darum geht, ein Werk für Gott zu tun (Mt 21:21; Jes 40:3-5; Esra 4:1-4; 23; 24; Esra 5:1-5 ).

Serubbabel wird mit eigenen Augen sehen, dass durch Gottes Geist das entfernt wird, was seiner Arbeit zur Vollendung des Wiederaufbaus im Wege steht. Der Glaube darf wissen, dass durch die Kraft des Geistes Gottes die Berge der Not „zur Ebene“ und zu gebahnten Wegen werden.

Der Schlussstein muss noch eingesetzt werden und dann ist das Werk vollbracht. Christus ist das Fundament und Er ist der Vollender des Werkes. Der Tempel, das Heiligtum muss da sein, um den Leuchter hineinstellen zu können.

Die letzten Worte dieses Verses können als ein Gebet verstanden werden, dass Gottes Segen beständig auf diesem Werk ruhen möge. Ausharren durch die Gnade Gottes, krönt das Leben des Christen (Jak 1:4; Off 3:10). Die beständige und gnädige Gegenwart unseres Herrn in seiner Gemeinde auf der Erde bis zu seinem Kommen ist das Zeugnis, dass Er, der sie gegründet hat, sie unermüdlich pflegt und erhält.

Die Wiederholung „Gnade, Gnade“ betont, dass vom Anfang bis zum Ende alles Gnade ist. Hindernisse verschwinden für den Glauben, Gott wird sein Werk vollenden, all das ist anbetungswürdige Gnade.

Verheißung der Vollendung

Das Wort des HERRN ergeht an den Propheten (Sach 4:8). Das Wort spricht über Serubbabel. Hier erhält Serubbabel eine Bestätigung, dass er selbst das Werk vollenden darf. Das bedeutet für ihn eine besondere Ermutigung (Sach 4:9). Diese Verheißung wurde buchstäblich erfüllt (Esra 6:15).

Die Person „mich“ am Ende von Sach 4:9 ist nicht Sacharja, sondern ist der Messias (Sach 6:15; vgl. Sach 2:13; 15; Sach 3:2). Wenn die Prophezeiungen vollständig erfüllt sind und der neue Tempel gebaut ist, wird der Messias in seinen Tempel kommen. Dann wird jeder anerkennen, dass Er der Gesalbte ist, der von Gott zu seinem Volk gesandt wurde.

Der Tag kleiner Dinge

„Der Tag kleiner [Dinge]“ ist der Tag, an dem Er wirken kann mit seiner Kraft angesichts der Schwachheit seines Volkes. Wir sehen hier auch die sieben Geister Gottes (Off 4:5), die am Tag kleiner Dinge gegenwärtig sind. Sie sind mit wenigen Menschen, um das Werk Gottes zu tun, denn die Masse des Volkes ist nicht zurückgekehrt, sondern in Babel geblieben. Nur ein Überrest macht sich an die Arbeit, um den priesterlichen Dienst wiederherzustellen. Sie konnten niemanden zwingen mit ihnen zurückzukehren, aber durch die Wirksamkeit des Geistes Gottes – die Zahl Sieben spricht von Fülle – sind doch einige aufgewacht, haben sich auf die beschwerliche Reise von Babel nach Jerusalem begeben und haben mit dem Bau begonnen.

Von der Gemeinde in Philadelphia sagt der Herr Jesus, dass sie „eine kleine Kraft“ hat (Off 3:8). Aber Er lässt sofort folgen: „Und du hast mein Wort bewahrt und meinen Namen nicht verleugnet.“ Deshalb gibt Er die Verheißung, dass sie eine Säule im Tempel seines Gottes sein werden (Off 3:12). Dies dürfen wir schon jetzt im Glauben durch die Kraft des Geistes verwirklichen.

Diesem kleinen und schwachen Überrest dort in Jerusalem zu jener Zeit wird Freude verheißen, wenn sie sehen werden, wie Serubbabel das Endergebnis messen wird und es Gottes Maßstäben entsprechen wird. Er tut dies mit „dem Senkblei“ in seiner Hand. Es zeigt damit seine enge, persönliche Anteilnahme an dem Werk.

Diese „Sieben“, die „Freude“ haben, sind „die Augen des HERRN“, die alles sehen, was auf der Erde geschieht (2Chr 16:9a; Spr 15:3). Der HERR sieht sowohl die Gegner seines Werkes als auch diejenigen, die für Ihn arbeiten. Diese Augen sehen nun mit Wohlgefallen Serubbabel, der am Bauen ist. Serubbabel ist ein Typus des Messias, der den Tempel im Friedensreich bauen wird (Hesekiel 40–43). So schaut Gott mit Freude auf uns, wenn wir für Ihn bauen, auch wenn es der Tag kleiner Dinge ist. Aber die Kraft des Heiligen Geistes ist gegenwärtig.

Frage nach der Bedeutung der Olivenbäume

Das Nachtgesicht ist für Sacharja noch nicht ganz klar. Deshalb fragt er nochmal und fügt etwas hinzu, dessen Bedeutung er gerne wissen möchte (Sach 4:12). In seiner Wiederholung der Frage spricht der Prophet vom Öl als „Gold“. In dem Bild wird damit angedeutet, dass der Heilige Geist eine göttliche Person ist, so wie Christus – dargestellt im goldenen Leuchter – es ist. Die beiden goldenen Röhre, durch die das Öl läuft, können als die Mittel gesehen werden, die Gott benutzt, um den Strom des Geistes durchfließen zu lassen.

Wir können an Vorschriften denken, aber auch an Diener des Wortes. Das Öl kommt nicht aus einem toten Reservoir, sondern von lebendigen Ölbäumen, die von Gott genährt werden (vgl. Ps 52:10; Hos 14:7; Röm 12:1). Der goldene Strom mit Öl steht uns zur Verfügung bei der Arbeit, die der Herr uns aufträgt. Sowohl das Öl als auch die Röhre sind aus Gold, was bedeutet, dass es in diesem Fall keinen Unterschied gibt zwischen den Mitteln, die der Herr benutzt, und dem, was Er gibt. Hier gibt es gewissermaßen keinen Unterschied zwischen der Schwäche des Gefäßes in der Person des Dieners und dem Schatz im Gefäß, dem Heiligen Geist.

Was die Olivenbäume darstellen

Der HERR beantwortet die Fragen des Sacharja zunächst mit einer Gegenfrage (Sach 4:13). In der Gegenfrage klingt wieder die Vermutung an, dass er die Bedeutung dieser Dinge kennen könnte (Sach 4:5). Wieder muss er zugeben, dass er die Bedeutung nicht kennt und wieder tut er dies mit großem Respekt und Ehrfurcht vor dem HERRN, den er wieder mit „Herr“, Adonai, also dem souveränen Herrn, anspricht.

Dann bekommt er die Erklärung (Sach 4:14). Die beiden Ölbäume „sind die beiden Söhne des Öls“. Sie stehen „bei dem Herrn [Adonai] der ganzen Erde“. Sie stehen in einer Position, in der Diener auf Befehle von ihrem Herrn warten. Sie repräsentieren Josua und Serubbabel, die beiden Gesalbten. Im Alten Testament sehen wir, dass Könige – Serubbabel steht in der königlichen Linie – und Priester – Josua ist Hoherpriester – im Hinblick auf ihren Dienst mit Öl gesalbt werden.

Die beiden Ölbäume, ein Bild für den König und den Priester, Christus, liefern das Öl für das Zeugnis des HERRN über den Messias. Der Herr Jesus tut immer alles durch den Heiligen Geist. Das sehen wir während seines Lebens auf der Erde vor dem Kreuz, seinem Werk am Kreuz und seinem Leben nach dem Kreuz in der Auferstehung. Auch später im Friedensreich wird Er alles in der Kraft des Heiligen Geistes tun, wie es in diesem Gesicht gezeigt wird (vgl. Jes 11:2).

In Offenbarung 11 lesen wir auch von zwei Zeugen, die „die zwei Ölbäume und die zwei Leuchter“ genannt werden, und dass sie „vor dem Herrn der Erde stehen“ (Off 11:4). Ihr Zeugnis hat den Charakter von Mose und Elia. Mose war König und Elia opferte als Priester für Israel. Der Herr Jesus ist der König-Priester. Davon legen die zwei Zeugen Zeugnis ab. In diesen schwierigen Zeiten tun sie dies in der Kraft des Heiligen Geistes.

Copyright information for GerKingComments