Acts 27

Text: Apostelgeschichte 27,1-26 Paulus reist von Cäsarea ab, um nach Rom geliefert zu werden; findet unterwegs unterschiedliche Veranlassung, dem Evangelium würdiglich zu wandeln, und sich als ein Christ unverzagt zu beweisen. Der Gläubigen Weg scheint freilich oft auch bloß dem wellenförmigen Lauf der Welt überlassen zu sein, und unter Anderer Willkür und Beschließen zu stehen. Aber es ist doch lautere Erfüllung der Verheißungen GOttes darunter; und sie haben auch ihres auf GOtt und sein Wort gerichteten Sinnes bei allen Vorfallenheiten zu genießen. GOtt der die Geringen tröstet, bereitet einem auch aus einen anderen Gläubigen Gefährtschaft, oft auch durch die Lenkung eines Welt = Menschen zu freundlichem Begegnen, eine nötige Aushilfe. - An Weckern und Vorbereitungen, bei dieser Reise nicht sicher zu sein, ließ es GOtt auch rohen Gemütern nicht fehlen. Aber die ersten Anmahnungen von der Art nimmt man insgemein nicht sonderlich zu Herzen, sondern rechnet es unter die gewöhnlichen Zufälle. Paulus bezeugte sich bei seinem Christensinn zuerst wachsam, und auch für die Abwendung leiblicher Gefahr und zeitlichen Schadens besorgt, lehrt uns aber eben damit, daß ein Christ kein Wagehals ist, und auch vom Zeitlichen nichts verschleudert, sondern wohl bedenkt: es ist ja, HErr dein Geschenk und Gab, mein Leib und Seel und Alles, was ich hab, in diesem armen Leben. Wenn Welt = Menschen, die roh genug sind, ihre Erstgeburt und daran hängendes himmlisches Erbe zu verkaufen, auch Dinge dieses zeitlichen Lebens so unbesonnen hinschleudern, und sich in Gefahr geben, so ist das kein Glaube, sondern vielmehr ein Beweis ihres ganz unempfindlich gewordenen Fleisches = Sinnes. Ein Christ, der über Abwendung zeitlichen Schadens wacht, tut es nicht aus irdischem Sinn, als ob er an diesem klebte, sondern um GOttes und seiner Ordnung willen, der das, was er erschaffen und beschert hat, auch erhalten und Nutz gebracht wissen will. - Wie diese Schiffsleute durch Übernahme einer kleinen Ungelegenheit sich viel größere Not hätten ersparen können, so geht es unserem ungeduldigen Herzen oft, daß es sich in tiefe Not stürzt, da es einer kleineren entgehen will. Wenn man aus einem günstigen Umstand zu viel gemacht, und bereits sein Vorhaben erreicht zu haben gerechnet hat, und es schlägt so damit um; wie muß man die Flügel hängen lassen, oft aber auch unter solcher Rat = und Hilflosigkeit noch in GOttes Hände getrieben werden. Da schlagen aber Meeres = Wellen nicht so hin und her, wie der Trotz und die Zaghaftigkeit des menschlichen Herzens umschlägt. - Zur Erhaltung seines zeitlichen Lebens muß man oft von sich werfen, was man sonst noch so fest hält; wer gäbe einem Gehör, wenn man dergleichen etwas um der Erhaltung zum ewigen Leben nötig anpriese. Wohl Jeglichem der in Pauli Glaubensbekenntnis: GOtt des ich bin, und dem ich diene, so einstimmen kann, und unter Allem, was auf dem Angst = Meer dieser Welt vorkommen mag, die Ansprache behält: O GOtt! Dein bin ich, Dir diene ich, bewahre mich. GOtt wacht nicht nur über uns, sondern es ist Ihm auch darum zu tun, daß wir es wissen, ohne Furcht seien, und Ihm trauen. - Über die, so mit ihm schiffen, muß Paulus doch auch manches Anliegen gehabt haben, darüber ihm die göttliche Antwort kam: GOtt hat sie dir geschenkt. Sein Glaube kam auch den Anderen zu statten, doch sucht er auf alle Weise auch in ihnen Glauben zu erwecken. Und das so mäßiglich, daß er dabei das Anfahren an eine Insel mithin auch den Gebrauch äußerlicher Mittel, nicht ausschließt, vielmehr den Schiffleuten etwas angibt, worauf sie zu sinnen hätten. Text: Apostelgeschichte 27,27-44 Paulus gibt unter manchen weiter vorgekommenen mißlichen Umständen guten Rat. Der Verlust des Schiffes und alles Gerätes ist nicht zu verhüten, auf der Insel Melite aber findet sich aller Leben gerettet. O wie manche solcher elenden Nächte hat es inzwischen auch gegeben, nicht nur bei denen, die auf dem Meer fuhren, sondern auch bei Anderen, die aus der Tiefe zum HErrn riefen, und seiner Hilfe von einer Morgenwache zur anderen erharrten. - Der Schiffleute Gesuch, zu entfliehen, zeigt an, wie wenig Glauben sie an Pauli Wort, aber auch wie wenig redlichen ernst sie auf ihre Pflicht gehabt haben. Paulus bei seiner Gemüts = Gegenwart und sonstigen Kenntnis des menschlichen Herzens konnte ein solches Vorhaben am bäldesten bemerken. Den Segen GOttes über den Gebrauch rechtmäßiger Mittel erwarten und erbeten, ist keine geringe Glaubenskraft. Auch die größte Not muß das Danken aus des Christen Herz nicht gar verdrängen. So lange unter dem Leiden noch ein Merken auf GOttes Wohlmachen, Verschonen, guten Ausgang ist, so lange ist noch Anlaß und Lust zum Danken. Mit diesem seinem Tischgebet wurde Paulus ein gutes Salz unter ihnen Allen. - Die Kriegsknechte besorgten sich einer Verantwortung, wenn einer ihrer Gefangenen entflöhe; und darum kamen sie auf den grimmigen Einfall, sei zu töten. So kann sich Mancher durch seinen durch seinen vermehrten Diensteifer verleiten lassen, daß er nur immer auf eine Seite sieht, dessen aber was er Anderen daneben schuldig wäre, völlig vergißt. - Daß GOtt dem Paulus und seinen gläubigen Gefährten nichts Besonderes macht zu ihrer Errettung, sondern sie eben auch nach Art der übrigen Allen durchgebracht werden, lassen sie sich nicht befremden. Paulus hat nach 2.Kor. 11, 25 schon vorher auch ein dergleichen 24 stündiges Umgetriebenwerden zu erfahren gehabt, und wußte überhaupt, wie GOtt seine Verheißungen so erfülle, daß er dabei seine Allmacht unter den Gebrauch menschlicher Mittel verberge. Soll auch ich meines Orts noch länger bleiben auf dem ungestümen Meer, da mich Wind und Wellen treiben durch so manches Leid = Beschwer, o so laß in Kreuz und Pein Hoffnung meinen Anker sein!
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