Romans 3:26

26Dann aber wollte er auch seine (gnadenspendende) Gerechtigkeit erweisen für die gegenwärtige Zeit. So sollte offenbar werden,
Indem jetzt Gottes heilwirkende, gnadenspendende Gerechtigkeit in vollem Einklang steht mit seinem heiligen Wesen und seiner richterlichen Gerechtigkeit.
daß er selbst (als Richter) gerecht ist, und daß er auch (aus Gnaden) den rechtfertigt, der Glauben hat wie Jesus.
Wörtlich: "der aus Jesu Glauben ist,"  τον εκ πιστεως Ιησου. Dies versteht man gewöhnlich mit Luther: "der da ist des Glaubens an Jesum." Man faßt also den gen.  Ιησου als gen. obj. Nun findet sich aber ganz derselbe griechische Ausdruck auch Rö 4:16. Da heißt es: Die göttliche Verheißung steht sicher für alle wahren Nachkommen Abrahams, und zwar nicht allein für die, die das Gesetz empfangen haben, sondern auch für jeden, der "aus Abrahams Glauben ist,"  τω εκ πιστεως Αβρααμ. Abrahams Glaube kann aber hier unmöglich bedeuten "Glaube an Abraham." Das wäre ja ganz sinnlos. "Aus Abrahams Glauben sein" heißt vielmehr, wie die Ausleger erklären und wie auch jeder Laie einsieht, "Glauben haben wie Abraham." Auch Luther übersetzt hier: "der des Glaubens Abrahams ist." Und was heißt da am einfachsten und verständlichsten "aus Jesu Glauben sein?" Doch wohl nichts anderes als "Glauben haben wie Jesus." Die Hauptsache im Glauben ist aber das zuversichtliche Vertrauen auf Gott. Dies Vertrauen hat Jesus im vollkommensten Maße bewiesen. Nun rechtfertigt Gott den, der Glauben hat wie Jesus, d.h. den, der wie Jesus kindlich auf den himmlischen Vater vertraut und in solchem Vertrauen die ihm in Christus angebotene Gnade Gottes dankbar annimmt. Im Glauben an Jesus gilt es auch zu glauben wie Jesus, obwohl hier zu bedenken ist, daß der Glaube der Kinder Gottes dem Glauben des Sohnes Gottes nur ähnlich sein kann. Ja nicht einmal durch die Auferstehung werden wir Christus gleich, wir werden ihm nur ähnlich sein. 1Jo 3:2 — Schon der Ungetaufte, der an Jesus Christus glaubt, muß in gewissem Sinne glauben wie Jesus, denn sein Glaube kann nicht ohne Vertrauen sein. Aber kindliches Vertrauen auf den himmlischen Vater, wie es Jesus bewiesen hat, kann nur den erfüllen, der durch die Taufe in Christi Gemeinschaft steht und zu einem Kind Gottes angenommen ist. vgl. Rö 6:3-11,Ga 3:27, Tit 3:5 In ihm kann Christus leben Ga 2:20 und Gestalt gewinnen, er kann deshalb auch glauben wie Jesus. Wie hier Rö 3:26, so fasse ich auch überall in den paulinischen Briefen in den Ausdrücken pistis Jesu Christu, pistis Christu, pistis Jesu den Genitiv nicht objektiv, sondern subjektiv; ich übersetze also: der Glaube Jesu Christi. Denn wenn Paulus klar und unmißverständlich von dem Glauben an Jesus redet, so sagt er nicht einfach pistis Jesu Christu, sondern er drückt sich umständlicher und bestimmter aus, indem er Wendungen gebraucht, die jeden Zweifel in bezug auf seine Meinung ausschließen. Ich verweise hier auf den griechischen Wortlaut der Stellen Phm 5, Kol 1:4, 2:5, Eph 1:15, auch 1Th 1:8. Die Stellen der paulinischen Briefe, in denen von dem Glauben Jesu Christi die Rede ist, sind: Ga 2:16,20, 3:22, Rö 3:22,25,26, Eph 3:12 und Php 3:9. Dazu kommen noch drei Stellen in den Briefen des Paulus an Timotheus, wenn sich dort auch nicht der genitivische Ausdruck Pistis Jesu Christi, sondern eine Umschreibung findet: 1Ti 1:14, 2Ti 1:13, 3:15. Auch Jak 2:1, Off 2:13, 14:12, wo ebenfalls von Jesu Glauben die Rede ist, werden die griechischen Genitive am einfachsten als gen. subj. oder auct. verstanden, ebenso der Genitiv in dem Ausdruck Mr 11:22:  πιστις θεου. Endlich lassen sich auch die Genitive in 2Th 2:12 ( πιστις αληθειας ), in Php 1:27 ( πιστις του ευαγγελιου ) und in Apg 3:16 ( πιστις του ονοματος αυτοι ) ohne Schwierigkeit als gen. subj. oder auct. fassen. — Fast alle erwähnten Stellen gewinnen an Klarheit und Tiefe, wenn man die betreffenden Genitive nicht objektiv erklärt, sondern subjektiv.
Copyright information for GerAlbrecht