1 Corinthians 11:17

An einem Ort zusammenkommen

1Kor 11:17. Paulus schreibt etwas vor. Es kann sein, dass sich dies auf die vorhergehenden Verse bezieht, es kann aber auch sein, dass es sich auf die folgenden Verse bezieht. Jedenfalls gibt es einen Zusammenhang mit den vorhergehenden Versen.

Stell dir vor, ein Mann oder eine Frau würde in der Schöpfungsordnung Gottes nicht den richtigen Platz einnehmen (denn darum geht es in den 1Kor 11:1-16). Meinst du, dass sie dann in der Versammlung Gottes den jeweils richtigen Platz einnehmen werden? Ich halte das für ausgeschlossen. In Korinth kamen die Gläubigen offensichtlich nicht zusammen, um gemeinsam etwas Schönes zu erleben. Sie kamen zusammen, um einander Böses anzutun. Natürlich war das nicht ihre Absicht, aber in der Praxis ihres Zusammenkommens lief es darauf hinaus.

1Kor 11:18. Woran zeigte sich denn, dass ihr Zusammenkommen auf eine schlechte und nicht auf eine gute Weise geschah? Zuerst einmal daran, dass Spaltungen unter ihnen waren. Schon im ersten Kapitel hatte Paulus sie deshalb ermahnen müssen: Es gab Uneinigkeit unter ihnen. Lies das noch einmal in Kapitel 1 nach (1Kor 1:10-12).

Eine Spaltung führt zu Uneinigkeit in einer örtlichen Versammlung. Nach außen hin scheint es so, als würden alle Gläubigen noch zusammenstehen. Sie kommen alle noch zu derselben Zeit in denselben Raum, aber sie kommen nicht alle mit demselben Wunsch. Sie zerfallen in verschiedene Gruppen. Im Fall der Korinther kam während der Abendmahlsfeier der Geist der Uneinigkeit dadurch zutage, dass es einen Unterschied zwischen Arm und Reich gab. In unserer Zeit kann das ebenfalls eine große Gefahr sein. Gläubige mit hoher gesellschaftlicher Stellung können sehr leicht auch in der Versammlung eine führende Rolle spielen, eben weil sie so eine wichtige Position in der Gesellschaft haben. Das sollte nicht so sein.

Bei der Entstehung von Spaltungen können auch andere menschliche Faktoren eine Rolle spielen. Auf den einen macht ein guter Redner großen Eindruck, auf einen anderen seine guten Manieren. Diese Dinge dürfen in den Zusammenkünften der Versammlung keine Rolle spielen. Wenn die Versammlung zusammenkommt, ist nur eins wichtig, nämlich dass jeder Gläubige dort seinen Platz als Glied der Versammlung einnimmt. Das Einnehmen dieses Platzes hat nichts mit der gesellschaftlichen Stellung oder mit den natürlichen Fähigkeiten zu tun, sondern mit dem Werk des Herrn Jesus am Kreuz. Dadurch ist die Versammlung entstanden. Jeder, der weiß, dass der Herr Jesus auch für ihn das Werk vollbracht hat, gehört zur Versammlung. Und jeder, der zur Versammlung gehört, hat innerhalb der Versammlung seinen eigenen, einmaligen Platz und zugleich die Verantwortung, sich vom Heiligen Geist leiten zu lassen.

1Kor 11:19. Es kann jedoch vorkommen, dass, wenn die Gläubigen als Versammlung zusammenkommen, Dinge geschehen, die nicht vom Heiligen Geist sind, sondern von den Gläubigen selbst erdacht worden sind. Dabei geht es um Dinge, die das Wort Gottes verurteilt. Denke nur an Uneinigkeit. Uneinigkeit in einer Versammlung lässt sich nicht beschönigen. Sie muss als Sünde bekannt werden. Wenn sich solche Dinge zeigen, benutzt Gott sie, um die Bewährten offenbar zu machen. Die Bewährten sind die, die sich vor dem Wort Gottes beugen und empfinden, dass eine solche Situation nicht zu seiner Ehre ist. Sie werden das Böse bekennen und bei der Uneinigkeit nicht mitmachen.

In 1Kor 11:19 ist von Parteiungen oder Sekten die Rede. Eine Sekte geht noch einen Schritt weiter als eine Spaltung. Eine Spaltung ist Uneinigkeit innerhalb eines noch bestehenden Ganzen. Wenn von einer Sekte die Rede ist, hat die Spaltung die Gläubigen so weit auseinander getrieben, dass sie auch öffentlich auseinander gegangen sind. Es ist wichtig, die Bedeutung des Wortes „Sekte“ zu verstehen. Eine Sekte ist nicht das, was man gewöhnlich darunter versteht. Im Allgemeinen meint man mit Sekten Glaubensgemeinschaften, die sich von den großen Kirchen gelöst haben. Manchmal handelt es sich dabei tatsächlich um Sekten, aber das muss nicht der Fall sein. Im biblischen Sinn ist eine Sekte jede Glaubensgemeinschaft, die neben der Einheit der Gläubigen noch eine andere Einheit wichtig findet und diese zur Voraussetzung für die Zugehörigkeit macht.

Um bei Korinth zu bleiben: Die Gläubigen waren dadurch uneins, dass einige sich von Paulus angezogen fühlten, andere von Petrus, wieder andere von Apollos. Das kann so weit gehen, dass die Gläubigen dadurch auseinander gehen. Dann sind die Sekten eine Tatsache geworden. Die Kirchengeschichte liefert dafür beschämende Beweise. Die wahre Einheit dagegen ist die Einheit der Versammlung. Diese Einheit wird durch den einen Leib dargestellt. Jeder Gläubige ist davon ein Glied. Um eine Sekte handelt es sich dann, wenn man eine von Menschen aufgestellte Lehre oder ein Bekenntnis, wie biblisch es auch sein mag, unterschreiben muss, um zu dieser Glaubensgemeinschaft gehören zu können. Das Wort Gottes kennt keine Mitgliedschaft in einer Kirchengemeinde, sondern spricht nur von Gliedern des Leibes Christi.

1Kor 11:20. Das Zusammenkommen als Versammlung, wobei die Gläubigen sich als Gläubige, nichts mehr und nichts weniger, versammeln, ist etwas Besonderes. Ist es nicht großartig, dass das zu verschiedenen Gelegenheiten geschehen kann? In Apostelgeschichte 2 lesen wir, zu welchem Zweck die Versammlung unmittelbar nach ihrer Entstehung zusammenkam; das können auch wir immer noch tun (Apg 2:42). Wir dürfen, so wie sie es damals taten, als Versammlung zusammenkommen, um das Brot zu brechen. Darum geht es insbesondere in dem Abschnitt, den wir jetzt vor uns haben. Wir dürfen auch zum Gebet zusammenkommen und auch, um „die Lehre der Apostel“ zu untersuchen, d. h. um gemeinsam Gottes Wort zu erforschen. Für die gesunde Entwicklung einer örtlichen Versammlung ist Letzteres unentbehrlich. In 1. Korinther 14 werden wir weitere Dinge sehen, die mit dem Zusammenkommen als Versammlung zu tun haben.

In Matthäus 18 steht in Verbindung mit dem Zusammenkommen als Versammlung eine großartige Verheißung. Der Herr Jesus sagt dort: „Denn wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich in ihrer Mitte“ (Mt 18:20) Diesen Vers kann man nicht ohne weiteres auf jede Gelegenheit anwenden, wo zwei oder drei Gläubige sich treffen. Aus dem Zusammenhang von Matthäus 18 geht klar hervor, dass es um die Versammlung geht (Mt 18:15-20). Und wo kommt die Versammlung zusammen? Dort, wo Gläubige sich im Namen des Herrn Jesus versammeln, d. h. wo sie mit seiner Herrlichkeit und Autorität rechnen, wie du sie in der Bibel finden kannst, denn das ist es, was im „Namen“ des Herrn Jesus eingeschlossen ist.

1Kor 11:21. Die Korinther kamen zusammen, um das Abendmahl zu feiern, aber dabei ging es durchaus nicht ehrerbietig zu. Sie waren es gewohnt, zuerst miteinander ein Liebesmahl, d. h. eine gemeinsame Mahlzeit, zu halten und danach das Abendmahl zu feiern. Sie hatten alle Essen und Trinken mitgebracht – oder zumindest diejenigen, denen es gut ging. Es gab nämlich auch Gläubige, die nichts hatten. Statt dass die Reichen ihren Reichtum nun mit den Armen teilten, taten sie sich selbst gütlich. Die Gegensätze traten sogar derart zu Tage, dass einige hungrig waren und andere dem Wein zusprachen und sich betranken.

1Kor 11:22. Sie kamen zwar an einem Ort zusammen und wollten auch das Abendmahl des Herrn essen, aber Paulus sagt hier, dass wegen ihrer schamlosen Haltung gegenüber den anderen Gliedern der Versammlung davon keine Rede sein konnte. Ihr ungehöriges Verhalten, ihre mangelnde Rücksicht auf ihre Mitgeschwister, die ebenfalls Glieder am Leib waren, war daher faktisch eine Verachtung der Versammlung Gottes. Sie beschämten die, die nichts hatten. Nein, dafür konnte der Apostel sie nicht loben.

Noch ein Punkt: Es geht um das Mahl des Herrn. Es ist sein Mahl. Das bedeutet auch, dass nur Er das Recht hat, die einzuladen, die daran teilnehmen. Das kann kein Mensch und keine Gruppe tun. Was die Bedeutung des Abendmahls ist, wird in den folgenden Versen besonders klar beschrieben.

Lies noch einmal 1. Korinther 11,17–22.

Frage oder Aufgabe: Wann kommen Gläubige als Versammlung zusammen?

Copyright information for GerKingComments