1 Corinthians 14:24

Die Sprachen, ein Zeichen für … die Ungläubigen

Bei der Gabe des Sprachenredens geht es um zwei Dinge:

(1) Die Sprache, die gesprochen wird, ist eine existierende Sprache;

(2) die Person, die diese Sprache spricht, hat sie nicht gelernt.

Dass es beim Sprachenreden um existierende Sprachen geht, ist aus Apostelgeschichte 2 ersichtlich. Dort findet das Sprachenreden zum ersten Mal statt. Man liest dort, dass in Jerusalem Juden „aus jeder Nation unter dem Himmel“ wohnten und dass jeder die Apostel „in seiner eigenen Mundart“ reden hörte (Apg 2:5-12). Die Apostel hatten diese Sprachen nicht gelernt. Das kann man aus der Tatsache ableiten, dass die Mehrzahl von ihnen „ungelehrte und ungebildete Leute“ waren (Apg 4:13). Auch wird von der „Gabe“ des Sprachenredens gesprochen (1Kor 12:10; 28). Wenn du eine Sprache gelernt hast, wäre es etwas seltsam, noch von einer Gabe zu reden.

1Kor 14:20. Die große Frage, die sich nun stellt, ist: Wann soll diese Gabe ausgeübt werden? Man kann die Frage auch anders stellen und sich fragen, warum Gott diese Gabe eigentlich gegeben hat. Paulus gibt auf diese Frage keine vorgefertigte Antwort. Das wäre zu einfach. Er möchte, dass die Korinther erst einmal selbst darüber nachdenken.

Durch Nachdenken kommt man zu einer bestimmten Schlussfolgerung. Das Nachdenken soll nicht so geschehen, wie Kinder das tun. Kinder denken kaum nach, sie überlegen nicht, sondern kommen gleich mit einem Urteil, ohne von der Sache selbst etwas zu verstehen. Wenn sie etwas Schönes sehen oder etwas gerne machen, denken sie nicht über den Nutzen nach. Sie denken nur an das Vergnügen, das sie dabei haben können. Es ist wichtig zu überlegen, warum man etwas tut oder lässt. Ich habe schon früher gesagt: Ein Christ ist jemand, der etwas bewusst tut. Er geht mit Überlegung vor. Über schlechte, sündige Dinge brauchst du nicht nachzudenken, damit sollst du dich nicht einmal beschäftigen. In dieser Hinsicht musst du wie ein Kind vorgehen. Das Böse, das Verkehrte, kannst du sofort abweisen, ohne darüber nachzudenken. Mit den Dingen, die von Gott kommen, ist das anders. Hierüber musst du nachdenken. Du musst dir klar werden, was Gott in einem bestimmten Fall will. So sollst du auch vorgehen, wenn du mit dem Sprachenreden in Berührung kommst. Wenn du den Überlegungen, die Paulus hier anstellt, folgst und zu verstehen versuchst, was Paulus darüber sagt, beweist du, dass du geistlich schon ein bisschen gewachsen bist.

1Kor 14:21. Paulus sagt: Sieh einmal im Gesetz nach (damit meint er das ganze Alte Testament). Als Einleitung zu seiner weiteren Darlegung zitiert er aus Jesaja 28 (Jes 28:11-12. Eine ähnliche Stelle findest du in 5. Mose (5Mo 28:49). Worum geht es in diesen Kapiteln? Jetzt ist deine Fähigkeit zu überlegen und dein geistliches Beurteilungsvermögen gefragt. Du musst die Stellen einmal aufschlagen und auch die Verse lesen, die davor und dahinter stehen. Dann bekommst du eine Vorstellung davon, in welchem Zusammenhang diese Texte stehen. Du siehst dann, dass der Herr in beiden Fällen Gericht über sein Volk Israel ankündigt, und zwar wegen ihrer Untreue und ihres Unglaubens. Dieses Gericht hat Er auch kommen lassen. Er hat dazu das Volk der Chaldäer (oder Babylonier) unter der Führung Nebukadnezars benutzt. Dieses Volk sprach eine völlig andere Sprache. Als es in das Land einfiel und Jerusalem eroberte, hätten die Juden verstehen müssen, dass dies die Strafe Gottes für ihren Unglauben war. Gott gab damit die Verbindung zu seinem Volk auf und lieferte sie der Hand eines fremden Herrschers aus, weil sie Ihn aufgegeben hatten. Dass jetzt eine fremde, unverständliche Sprache zu ihnen gesprochen wurde, hätte sie zum Nachdenken bringen müssen. Sie hätten sich fragen müssen, warum Gott es zugelassen hatte, dass sich ein fremdes Volk in seinem Land aufhielt. Wenn du die Stellen aus Jesaja 28 und 5. Mose 28 so betrachtest, wird klar, dass die Sprachen zuerst einmal ein Zeichen für die „ungläubigen“ Juden waren.

Das geht auch aus der bereits angeführten Stelle in Apostelgeschichte 2 hervor (Apg 2:5-12). Durch all die verschiedenen Fremdsprachen, die am Pfingsttag gesprochen wurden, wurde deutlich, dass Israel nicht mehr das einzige Volk war, mit dem Gott in Verbindung stand. Dieses Vorrecht hatten sie verloren, weil sie ihren Messias, den Herrn Jesus, verworfen hatten. Das Heil Gottes wurde von diesem Augenblick an allen Völkern verkündigt. Um diese Völker mit dem Evangelium erreichen zu können, gab Gott den Jüngern die Fähigkeit, all diese verschiedenen Sprachen zu sprechen.

1Kor 14:22. Die Schlussfolgerung ist also, dass die Sprachen ein Zeichen sind, und zwar nicht für die Gläubigen, sondern für die Ungläubigen. Mit der Weissagung ist es genau umgekehrt: Sie ist nicht für die Ungläubigen, sondern für die Gläubigen bestimmt. Dadurch wird der Unterschied zwischen dem Sprachenreden und der Weissagung noch klarer.

1Kor 14:23. Paulus wendet das nun auf die Zusammenkünfte der Versammlung an. Das musst du auch machen. Ich hoffe, dass du dort bist, wo die Gläubigen als Versammlung zusammenkommen. Wie du feststellen kannst, ob du am richtigen Ort und auf die richtige Weise zusammenkommst, hast du in den vorherigen Kapiteln erfahren. In den 1Kor 14:26-40 gibt es noch ein paar weitere Kennzeichen. Untersuche auch anhand der Verse, die du jetzt vor dir hast, ob du (immer noch) am richtigen Ort bist. Paulus richtet unsere Aufmerksamkeit auf den Fall, dass die ganze Versammlung an einem Ort (also nicht zersplittert in zahllosen Kirchen und Gruppen) zusammengekommen war und alle in Sprachen redeten. Die Tür war offensichtlich nicht verschlossen, denn es konnten ohne weiteres Unkundige oder Ungläubige, Menschen von der Straße, hereinkommen. Wenn sie hereinkamen und all diese verschiedenen Sprachen hörten, von denen sie nichts verstanden, kann man sich vorstellen, dass sie sich am Kopf kratzten und sich fragten, in was für einer unordentlichen Gesellschaft sie sich nun befanden. Sie empfingen keine Botschaft, denn sie verstanden von dem Gesagten nichts.

1Kor 14:24. Und wieder kommt jetzt der große Unterschied zur Weissagung. Paulus behandelt nun den Fall, dass alle weissagten. Das geschah nicht durch alle gleichzeitig, sondern nach 1Kor 14:31 sprach „einer nach dem anderen“. Wenn in einem solchen Fall ein Unkundiger oder Ungläubiger in die Zusammenkunft kam, war die Wirkung völlig anders. Du weißt noch, was Weissagen ist: Aussprüche Gottes reden (1Pet 4:11).

1Kor 14:25. Wenn das geschieht, ist es nicht anders möglich, als dass der Besucher die Gegenwart Gottes empfindet und sich persönlich angesprochen fühlt, obwohl die Weissagung nicht für ihn bestimmt ist (Weissagung ist ja für die Gläubigen, siehe 1Kor 14:22).

Ich habe schon in einem früheren Abschnitt auf das Gespräch des Herrn Jesus mit der samaritanischen Frau in Johannes 4 hingewiesen (Joh 4:19). Wäre es nicht großartig, wenn die Zusammenkünfte der Gläubigen so wären, dass solche Dinge geschehen könnten? Die Voraussetzung dafür ist, dass wir geistlich gesinnt sind und ein Leben in Gemeinschaft mit Gott und dem Herrn Jesus führen. Weissagen ist ja das Reden aus der Gegenwart Gottes. Dann werden wir vor allem in unserem Leben zeigen, dass wir seinem Willen Rechnung tragen. Dann wollen wir Ihm in allen Dingen unseres täglichen Lebens gehorsam sein. Es ist natürlich undenkbar, dass wir in unserem Alltag so drauflosleben, ohne nach dem Willen Gottes zu fragen, und dann plötzlich in den Zusammenkünften geistlich werden. Man kann in den Zusammenkünften nicht mehr sein, als man in seinem täglichen Leben ist. Niemand ist vollkommen, aber wer wirklich mit dem Herrn leben will, wird seine Fehltritte erkennen, so dass die Gemeinschaft mit dem Vater und dem Sohn so schnell wie möglich wiederhergestellt wird. Eine Gemeinschaft von Christen, die so mit Gott und dem Herrn Jesus lebt, wird in ihren örtlichen Zusammenkünften die Dinge erleben können, die hier beschrieben werden. Wenn es dein Wunsch ist, so etwas zu erleben, kannst du nichts Besseres tun, als selbst dafür zu sorgen, dass du in der Nähe des Herrn Jesus bleibst und von Ihm erfüllt bist.

Lies noch einmal 1. Korinther 14,20–25.

Frage oder Aufgabe: Wie erlebst du die Zusammenkünfte, in denen geweissagt wird?

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