1 Corinthians 16:13

Zwei Diener: Timotheus und Apollos

1Kor 16:10. Die gläubigen Korinther scheinen kein einfaches Völkchen gewesen zu sein – nicht gerade zahme Schäfchen des guten Hirten. Paulus hatte schon von sich selbst gesagt, dass er in Furcht und vielem Zittern bei ihnen gewesen war (1Kor 2:3). Dazu hatte er allen Grund, denn er hatte ihnen eine Botschaft zu überbringen, die ihnen nicht schmecken würde. Im Gegenteil, seine Worte würden Widerstand hervorrufen. Nun ermahnt er die Korinther, dafür zu sorgen, dass es Timotheus bei ihnen nicht genauso ergehen würde. In Kapitel 4 hatte er das Kommen von Timotheus und das Ziel seines Besuchs bereits angekündigt (1Kor 4:17). Aus dieser Stelle geht hervor, wie sehr Timotheus von derselben Sache durchdrungen war wie Paulus. Er würde ihnen dieselbe Belehrung geben, wie sie sie von Paulus bekommen hatten, eine Belehrung, die nichts von der hohen Meinung übrig ließ, die sie von sich selbst hatten. Die Aussicht auf Widerstand war also auch hier vorhanden. Deshalb macht er sie darauf aufmerksam, wie sie Timotheus empfangen sollten.

Timotheus arbeitete genauso am Werk des Herrn wie Paulus. Ich denke, dass das „Werk des Herrn“ hier eine speziellere Bedeutung hat als im letzten Vers des vorigen Kapitels (1Kor 15:58), wo zu uns allen gesagt wird, dass wir im Werk des Herrn tätig sein sollen. Nicht dass sein Dienst anders gewesen wäre, aber Timotheus hatte, ebenso wie Paulus, einen Dienst unter den Gläubigen, der ihn völlig in Anspruch nahm. Er war ein besonderer junger Mann, mit dem Paulus auf besondere Weise verbunden war. In mehreren seiner Briefe nennt er Timotheus als Mitabsender oder erwähnt etwas von ihm. Er hat sogar zwei spezielle Briefe an ihn geschrieben. Diese findest du ebenfalls in der Bibel. Aus alledem geht hervor, wie sehr Paulus ihn schätzte. Wenn du einen Freund oder eine Freundin hast, mit dem/der du alles teilst und der/die die Dinge genauso empfindet wie du, kannst du dir vielleicht in etwa ein Bild von der Beziehung zwischen diesen beiden Dienern machen.

Hinzu kommt, dass Paulus ein älterer und Timotheus ein junger Mann war. Es ist wohltuend zu sehen, wie hier zwei Generationen miteinander umgehen, ohne dass von einem Generationsproblem die Rede sein kann. Ebenso wohltuend ist es, wenn es in einer örtlichen Versammlung junge Leute gibt, die sich in geistlicher Hinsicht gut entwickeln. Wo junge Gläubige Interesse an der Bibel haben, wird eine gute Beziehung zu älteren Gläubigen entstehen, die ebenfalls ein Leben mit dem Herrn führen.

In der geistlichen Entwicklung, die Timotheus durchlaufen hatte, war er nun so weit gekommen, dass Paulus ihm einen selbständigen Auftrag geben konnte. Er konnte ihn zu einer schwierigen Versammlung wie Korinth schicken. Das zeigt das Vertrauen, das Paulus zu ihm hatte. Hier liegt eine Belehrung für ältere Gläubige, jungen Gläubigen das Vertrauen zu schenken, das sie verdienen. Paulus wusste, dass Timotheus nichts anderes lehren würde als das, was er von ihm gelernt hatte. Seine Arbeit würde von diesem jungen Mann nicht abgebrochen, sondern gerade unterstützt werden.

1Kor 16:11. Nun war Timotheus sicher kein Kraftprotz, der mit einer großen Dosis Freimütigkeit zu den Korinthern kam, um ihnen zu dienen. Man bekommt den Eindruck, dass er eher ein zaghafter, etwas schüchterner junger Mann war, der regelmäßig ermuntert und angespornt werden musste (2Tim 1:6-8). Das konnte für die Korinther ein Anlass sein, ihn zu verachten. Für eindrucksvolle, mitreißende Redner waren sie zu haben. Da blieb ihnen vor Erstaunen über die Redegabe der Mund offen stehen. Der Inhalt war weniger wichtig, Hauptsache, es wurde gut vorgetragen. Auch heute geht es immer noch darum, wie jemand „rüberkommt“. Was er zu sagen hat, ist Nebensache. Lass dich davon nicht anstecken. Beurteile alles, was du zu hören bekommst, anhand des Wortes Gottes und nicht nach der Art und Weise, wie es gesagt wird. Sonst kannst du dich leicht täuschen.

So lief es also bei Timotheus nicht. Die Korinther sollten nicht gebannt auf sein Auftreten achten oder wie er „rüberkam“, sondern der Botschaft Gehör schenken, die er brachte. Dass sie ihn akzeptierten, konnten sie zeigen, indem sie ihn aufnahmen, seinen Belehrungen gehorchten und ihn danach in Frieden geleiteten, wenn er zu dem Apostel zurückkehrte. Paulus wartete auf sein Kommen und war gespannt auf alles, was er erlebt haben würde. Timotheus würde übrigens nicht allein kommen, sondern von einigen Brüdern begleitet werden. Es würde eine gute Gelegenheit sein, Erfahrungen auszutauschen und den Herrn für alles zu preisen, was Er bewirkt hatte. Das ist das Schöne an Begegnungen mit anderen Geschwistern. Besonders in der Urlaubszeit können solche Begegnungen mit Gläubigen, die man sonst nicht kennen gelernt hätte, von großem Segen sein. Du erfährst von ihnen, wie sie mit dem Herrn leben und was Er in ihrem Leben getan hat, und du kannst berichten, was der Herr dir bedeutet und was Er in deinem Leben getan hat.

1Kor 16:12. Ein anderer Diener, den Paulus hier nennt, ist Apollos. Auch bei Apollos hatte Paulus vorzügliche Eigenschaften gefunden, mit denen er anderen dienen konnte. Aber du siehst hier, dass das Verhältnis von Paulus zu Apollos ein anderes war als das zu Timotheus. Dem Timotheus konnte Paulus Aufträge geben, die Timotheus dann ausführte. Ein paar weitere Männer dieser Art findest du in Titus 3 (Tit 3:12). Wenn sie irgendwo hinkamen, kamen sie im Namen des Apostels und konnten mit seiner Autorität auftreten. Im Fall von Apollos war das anders, wie du hier sehen kannst. Paulus wollte gern, dass auch er nach Korinth ginge, um den Gläubigen dort zu dienen. Er hatte ihn sehr dazu gedrängt. Schon mehrmals hatte er seine ganze Überzeugungskraft gebraucht, um Apollos dazu zu bewegen. Es war ihm nicht gelungen. War Paulus menschlich vorgegangen? Ich denke nicht. Seine Liebe zu den Korinthern suchte jede Gelegenheit, um ihnen zu dienen. Dennoch meinte Apollos, auf dieses Ansinnen von Paulus nicht eingehen zu sollen. Nicht dass er die Bitte von Paulus ignoriert hätte. Er hatte vor dem Herrn erwogen, ob er gehen sollte, und kam zu dem Schluss, dass er dann gehen sollte, wenn sich eine Gelegenheit bieten würde. Auf jeden Fall ging er nicht gleich.

Ein wichtiger Grund, warum er nicht sofort ging, kann in seiner Liebe zu Paulus gelegen haben: Er wollte nicht gegen ihn ausgespielt werden. Du weißt vielleicht noch aus Kapitel 9, dass es dort Leute gab, die die Apostelschaft von Paulus anzweifelten. Wenn Apollos nun kommen würde, hätten argwöhnische Gläubige den Schluss ziehen können, dass Paulus selbst nicht zu kommen wagte. In Apollos siehst du einen Diener, der von einem anderen Diener gebeten wird, etwas zu tun, danach aber selbst mit dem Herrn darüber spricht und zu einer eigenständigen Entscheidung kommt.

Das ist auch in deinem geistlichen Wachstum eine sehr wichtige Entwicklung. Am Anfang wirst du von anderen Brüdern zu dem einen oder anderen Dienst mitgenommen werden, den sie für den Herrn tun. Ich hoffe jedenfalls, dass es solche Brüder in deiner Umgebung gibt, die dich in eine Arbeit für den Herrn einbeziehen, damit du Erfahrungen machen kannst. Je mehr du geistlich wächst, desto mehr wirst du in deinem eigenen Verhältnis zum Herrn merken, dass Er dich gebrauchen will. Dabei kannst du deinerseits wieder anderen die Gelegenheit bieten, geistliche Erfahrungen im Dienst für den Herrn zu machen.

1Kor 16:13. Timotheus war unterwegs. Apollos und auch Paulus selbst würden später noch kommen. Inzwischen sollten die Korinther wachen, d. h. die Augen offen halten, um zu erkennen, wo Gefahren durch falsche Lehren drohten. Sie sollten den Angriffen des Feindes gegen den Glauben die Stirn bieten und auf dem Fundament des Glaubens fest stehen, so wie sie es von Paulus gehört hatten und auch in diesem Brief lesen konnten. Sie sollten sich wie Männer verhalten, die den Kampf nicht scheuen und sich darin stark erweisen. Schwachheit und Schläfrigkeit sind nicht am Platz, wenn es darum geht, das festzuhalten, was wir von Gott in seinem Wort empfangen haben.

1Kor 16:14. Um gemeinsam stark zu sein, braucht man Liebe zueinander und nicht Neid oder Missgunst. Die Liebe ist das gegenseitige Band, das am meisten Kraft gibt, um jeden Angriff des Feindes abzuwehren.

Lies noch einmal 1. Korinther 16,10–14.

Frage oder Aufgabe: Nenne die Unterschiede zwischen Paulus, Timotheus und Apollos. Worin kannst du dich mit jedem von ihnen vergleichen?

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