1 Corinthians 6:4

Rechtsstreit und Recht suchen

1Kor 6:1. Streiten – das kommt in den besten Familien vor. Aber diese Redensart darf nicht als Entschuldigung dafür dienen, dass so etwas auch in der Familie Gottes vorkommt. In der Familie Gottes dürfen eigentlich keine Streitigkeiten vorkommen. Und doch passiert es. Wie kommt das?

Vielleicht ist es dir auch schon einmal passiert, dass dir jemand Unrecht getan hat. Ich nenne ein Beispiel: Du hast vielleicht ein Auto. Das leihst du einem Bruder aus. Du bekommst dein Eigentum schnell und unversehrt zurück. Aber kurze Zeit später flattert dir ein Strafmandat für zu schnelles Fahren ins Haus. Du kannst dich glücklicherweise erinnern, dass du an dem Tag, auf den sich die Strafanzeige bezieht, dein Auto verliehen hattest. Du gehst also damit zu deinem Bruder. Der aber verhält sich so, als wüsste er von alledem nichts. Aber du weißt sicher, dass er sich an diesem bewussten Tag dein Auto geliehen hatte. Die Sache wird so schlimm, dass du mit ihm vor Gericht gehst. Warum sollst du so etwas hinnehmen? Du willst, dass der Sache auf den Grund gegangen wird. Es läuft darauf hinaus, dass zwei Brüder vor dem Richter stehen und ihr Recht suchen. Was für eine schlimme Sache für das Zeugnis Gottes auf der Erde!

So etwas war Paulus von den Korinthern zu Ohren gekommen. Er nannte das ein trauriges Verhalten. Wie konnten sie so etwas tun? Ausgerechnet vor Ungerechten breiteten sie ihre Streitigkeiten aus! Es wird nicht erwähnt, um was für eine Sache es ging. Statt meines Beispiels kannst du viele andere Fälle anführen, wodurch es unter Gläubigen zum Streit kommen kann. So etwas sollte, wie gesagt, unter Gläubigen eigentlich nicht vorkommen. Aber wenn es nun trotzdem geschieht, wie geht man damit um? Das ist die Frage, um die es geht. Paulus tadelt sie, weil sie mit ihren Streitigkeiten zu weltlichen Richtern gingen und nicht zu den Heiligen, also zu den Geschwistern.

1Kor 6:2. Weißt du, warum er das sagt? Weil die Heiligen, die Gläubigen, die Welt richten werden. Was sagt Paulus da? Wir werden die Welt richten? Ja, das sagt er. Richten muss man hier im Sinn von Regieren verstehen, nicht von Verurteilen. Und wenn die Heiligen die Welt richten werden, sollten sie dann nicht in der Lage sein, die unbedeutendsten Rechtssachen zu beurteilen? Lass das einmal gut auf dich einwirken. Du wirst bald, wenn der Herr Jesus die Welt regieren wird, mit Ihm regieren. Du wirst dann genau wissen, wie du in allen möglichen Situationen am besten handeln musst. Wirst du dann anders sein als jetzt? Nein, du wirst noch derselbe sein. Es gibt nur eine Sache, die an dir verändert ist, nämlich dass du dein Fleisch, deine alte Natur, nicht mehr hast. Und gerade das ist es, was dich jetzt noch so oft daran hindert, richtig zu reagieren, wenn dir jemand Unrecht zufügt.

1Kor 6:3. Einen besseren Rat kann man nicht geben, als ihn Paulus hier gibt: Denk an deine Zukunft! In der Zukunft wirst du sogar Engel richten – auch hier wieder im Sinn von: über Engel regieren, also ihnen sagen, was sie tun sollen. Das ist nichts Geringes. Engel sind mächtige Wesen. Ein Engel hat einmal in einer Nacht 185.000 Menschen getötet (Jes 37:36). Engel sind Wesen, die jetzt von Gott gebraucht werden, um den Gläubigen zu helfen und sie zu beschützen (Heb 1:14). Bald wirst du Engeln sagen, wohin sie gehen und was sie tun sollen. Was sollen diese mächtigen Wesen davon halten, wenn du dich jetzt in den „Dingen dieses Lebens“, die bald ihre Bedeutung verloren haben werden, so gehen lässt? Denn darum geht es hier: um die Dinge des täglichen Lebens. Es geht um Dinge, die in sich selbst keinerlei Wert für die Zukunft haben. Die Frage ist nur: Wie wichtig sind sie jetzt für dich? Willst du mit aller Gewalt den Anteil, der dir zusteht, den du aber nicht bekommen hast, einfordern? Die Engel schauen zu, wie du in solchen Situationen reagierst. Den Wert der „Dinge dieses Lebens“ kannst du am besten einschätzen, wenn du sie im Licht der Zukunft siehst. Das ist es, was Paulus hier tut. Wenn du das tust, schmerzt dich der Verlust nicht mehr, und du erfreust dich an dem, was du bald bekommen wirst.

1Kor 6:4. Dieser Abschnitt ist sehr praktisch. Es geht um die gewöhnlichen Dinge des Lebens. Wenn unter Gläubigen wegen solcher Dinge Probleme entstehen, sollten andere Gläubige diese Probleme lösen können. Dafür sind keine besondere Gabe und keine außergewöhnliche geistliche Erkenntnis notwendig. Der einfachste Gläubige ist in der Lage, in solchen Fällen mit der göttlichen Weisheit das Richtige zu sagen.

1Kor 6:5. Paulus sagte, dass sie sich schämen sollten. Rühmten sie sich nicht ihrer vielen Gaben? Doch ungeachtet der vielen Gaben strengte der eine Bruder ein Gerichtsverfahren gegen den anderen Bruder an. Auf diese Weise hängten sie die schmutzige Wäsche der Versammlung draußen vor die Tür, und das wurde der Welt bekannt. Was für ein beschämendes Schauspiel! Werden Menschen in der Welt, wenn sie derartige Dinge hören, angeregt, auch Christen zu werden? Sie werden nur verächtlich und schadenfroh über die sich streitenden Christen reden können. Allein das Bestehen so vieler Kirchen und Gruppen ist schon ein Grund, sich zu schämen. Es schmerzt mich jedoch besonders, wenn ich in der Zeitung von Dingen lese, die zeigen, dass sich die Christen in diesen verschiedenen Kirchen und Gruppen auch untereinander nicht einig sind. Dabei spielt es für mich keine Rolle, um welche Kirche oder Gruppe es sich handelt.

Wo war der eine Bruder, der ein Urteil zwischen seinen Brüdern fällen konnte? Es muss eine große Versammlung in Korinth gewesen sein, denn der Herr sagt zu Paulus: „ich habe ein großes Volk in dieser Stadt“ (Apg 18:10). Eine große Anzahl von Gläubigen in einer örtlichen Versammlung ist jedoch noch keine Garantie für ein gesundes geistliches Leben: Wenn du meinst, dass du nur ein einfacher Bruder oder eine einfache Schwester bist, kannst du sehr leicht in der Masse untertauchen; wenn du eine bestimmte Gabe bekommen hast, kannst du dich sehr leicht ein wenig über die Masse erhaben fühlen oder von anderen Gläubige darüber erhoben werden. Keins von beiden ist gut.

In der Versammlung hat jeder seinen eigenen Platz und seine eigene Aufgabe. In Kapitel 12 kommt Paulus noch ausführlich darauf zurück. Dennoch hat jeder die Verantwortung, darauf zu achten, dass keine Dinge geschehen, durch die die Versammlung ins Gerede kommt.

1Kor 6:6. So einfach du dich auch fühlen magst (man kann sich übrigens nie zu einfach finden): Du hast den Auftrag mitzuhelfen, dass Streitigkeiten in der Versammlung über irgendwelche gewöhnlichen Dinge gelöst werden. Dazu brauchst du nicht in erster Linie einen hellen Verstand oder eine scharfe Einsicht, sondern einen täglichen Umgang mit dem Herrn Jesus. Dann bekommst du die Weisheit, die du in solchen Fällen nötig hast. (Tipp: Wenn du noch jung bist, wird dich diese Weisheit dazu bringen, eine bestimmte Sache zuerst mit älteren, weisen Brüdern zu besprechen.)

Lies noch einmal 1. Korinther 6,1–6.

Frage oder Aufgabe: Hast du schon einmal mit einem Bruder oder einer Schwester Streit gehabt? Wie ist das gelöst worden? Oder hast du vielleicht im Moment mit jemand Streit? Was meinst du, wie der Streit gelöst werden kann? Oder weißt du von anderen, die Streit miteinander haben? Was kann deine Aufgabe dabei sein?

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