1 Corinthians 9:1-18

Bin ich nicht frei?

Denke nicht, dass Paulus im vorigen Kapitel nur ein bisschen Theorie verkündigt hätte. In dem Kapitel, das du jetzt vor dir hast, wird sich zeigen, dass er in der Praxis danach gelebt hat. In seinem gesamten Dienst unter den Korinthern wurde das deutlich. Er zeigte, dass er freiwillig auf Dinge verzichtete, auf die er als Diener und Apostel ein Recht hatte und die er von den Korinthern hätte erwarten können. Sie sollten sich dessen bewusst werden. Darum stellt er eine Reihe von Fragen. Es sind keine schwierigen Fragen, über die man lange nachdenken müsste. Die Antworten sind eigentlich schon in den Fragen enthalten.

1Kor 9:1. Er beginnt mit der Frage: „Bin ich nicht frei?“ Natürlich war er frei. Das Gesetz hatte keine Autorität mehr über ihn. Keinem Menschen war er Verantwortung schuldig, denn Jesus Christus war sein Herr.

Die nächste Frage ist: „Bin ich nicht ein Apostel?“ Am Anfang dieses Briefes hat er sich „Apostel Christi Jesu“ genannt. Das Wort Apostel bedeutet „Gesandter“. Ein Gesandter hat den Auftrag dessen auszuführen, der ihn gesandt hat. Konnte Paulus sich nun so ohne weiteres Apostel nennen? Unter den Korinthern ging das böse Gerücht um, Paulus bilde sich nur ein, Apostel zu sein. Um Apostel zu sein, musste jemand u. a. die Bedingung erfüllen, dass er den Herrn Jesus gesehen hatte, nachdem Er auferstanden war. In Apostelgeschichte 1 liest man von der Wahl eines anderen Apostels anstelle von Judas. Petrus spricht dort von jemand, der „mit uns ein Zeuge seiner Auferstehung“ werden musste (Apg 1:22). Diese Bedingung erfüllte Paulus.

Daher seine dritte Frage: „Habe ich nicht Jesus, unseren Herrn, gesehen?“ Das bedeutet nicht, dass er zu den zwölf Aposteln gehörte, die mit dem Herrn Jesus durch Israel gezogen waren. Er hatte den Herrn Jesus jedoch gesehen, als er die Versammlung verfolgte und sich zu diesem Zweck auf dem Weg nach Damaskus befand. Diese Begebenheit findest du in Apostelgeschichte 9 (Apg 9:1-9). Er war also wirklich ein Apostel. Die Menschen, die dem widersprachen, wollten seinen Einfluss unter den Korinthern schmälern. Sie wollten gern selbst von den Korinthern profitieren und schoben deshalb Paulus diese Beschuldigung in die Schuhe. Es ist bemerkenswert, wie schnell die Korinther geneigt waren (und auch wir es sind), solchem Geschwätz zu glauben.

Paulus konnte diese Art von Beschuldigung sehr leicht widerlegen. Er weist auf sie selbst hin und fragt: „Seid nicht ihr mein Werk im Herrn?“ Er sagt gleichsam: „Betrachtet euch einmal selbst. Wie seid ihr zur Bekehrung gekommen?“ Darin liegt der leise Vorwurf, dass sie es besser hätten wissen müssen.

1Kor 9:2. Sie waren das Siegel, das ist die Bestätigung seiner Apostelschaft. Gerade sie hätten nicht an seiner Apostelschaft zweifeln sollen. Siehst du, wie er sich den Korinthern gegenüber verantwortet? Er stellt seine Fragen so, dass sie nur auf eine Weise antworten konnten. Also keine Fragen mit mehreren Antworten.

In der Bibel werden viele Fragen gestellt. Oft sind sie nicht so schwierig. Auch die Antworten sind meistens einfach. Wir weichen jedoch manchmal einer richtigen Antwort aus, weil wir merken, dass sich sonst etwas in unserem Leben ändern müsste. Sehr treffend sieht man das in Matthäus 21 (Mt 21:24-27). Wenn die Hohenpriester und Ältesten die richtige Antwort gegeben hätten (und sie kannten die richtige Antwort!), hätten sie den Herrn Jesus auch annehmen müssen, und das wollten sie nicht. Hier sieht man, dass die Antwort auf eine Frage vom Herzenszustand abhängt. Es geht darum, ob man bereit ist, die Konsequenzen aus der Antwort zu ziehen.

1Kor 9:3. Die folgenden Fragen von Paulus sind an die Menschen gerichtet, die ihn bei den Korinthern in ein schlechtes Licht stellen wollten. Aber die Korinther (und du) hören diese Fragen ebenfalls. Es sind Fragen, die zeigen, wie Paulus sich unter den Gläubigen in Korinth verhalten hatte.

1Kor 9:4-6. In erster Linie stellt er Fragen, die sich auf die Rechte bezogen, die er hatte. Hatte er nicht ein Recht darauf, von den Korinthern Essen und Trinken zu bekommen? Durfte er nicht von den Gaben leben, die die Versammlungen ihm schickten? Und wenn er verheiratet gewesen wäre, hätte er dann nicht – so gut wie viele andere – seine Frau auf seinen Reisen mitnehmen dürfen? Seine Frau hätte dann auch ein Recht auf die liebevolle Versorgung durch die Versammlung gehabt. Und was seine berufliche Tätigkeit betrifft – er war von Beruf Zeltmacher (Apg 18:3). Waren er und Barnabas verpflichtet zu arbeiten und so ihren eigenen Lebensunterhalt zu verdienen? Sie hatten das Recht, von der Versammlung unterhalten zu werden.

1Kor 9:7. Später, in 1Kor 9:12, macht er klar, warum er von diesem Recht keinen Gebrauch machte. Hier weist er nur auf das Recht hin, das er hatte, von der Versammlung mit Essen und Trinken versorgt zu werden.

Um dieses Recht zu bekräftigen, führt er drei Beispiele aus dem täglichen Leben an, die bestätigen, was er gesagt hat. Für den Befehlshaber eines Heeres ist die Versorgung mit Essen und Trinken keine Frage, sondern eine eindeutige Sache. Nimm nun einen Soldaten. Das Einzige, woran er zu denken hat, ist der Krieg. Dazu ist er in den Dienst gestellt worden (2Tim 2:4). Er muss kämpfen, er muss siegen. Daraus wird nichts, wenn er auch noch für sein Essen und Trinken sorgen muss. Das Essen muss ihm gebracht werden, auch wenn er in den heftigsten Kampf verwickelt ist. So erhält der Soldat Kraft, um weiterzukämpfen. Die beiden anderen Beispiele stammen aus dem Ackerbau und der Viehzucht. Wer einen Weinberg hat, will, dass dieser viel Frucht bringt. Je mehr Frucht er erntet, desto mehr Wein kann er verkaufen und desto größer sind der Ertrag und der Gewinn. Aber heißt das, dass der, der einen Weinberg für einen anderen gepflanzt hat, selbst nicht von der Frucht essen darf? Natürlich wird er auch selbst davon essen. Mit dem Hüten einer Herde ist es genauso. Wer den ganzen Tag mit der Herde beschäftigt ist, für sie sorgt, darf auch von der Milch trinken, die die Herde liefert. In vielen Firmen ist das heutzutage noch so. Die Produkte, die sie herstellen, dürfen von den Arbeitern manchmal gratis oder für einen geringen Betrag mitgenommen werden.

Warum hat Paulus gerade diese drei Beispiele eines Soldaten, eines Weinbauern und eines Hirten gewählt? Diese Beispiele haben auch dir etwas zu sagen. Du kannst dich in diesen Beispielen wiedererkennen. Im zweiten Brief, den Paulus an Timotheus schreibt, nennt er ihn einen „Streiter Jesu Christi“ (2Tim 2:3). Du wirst es sicher schon erfahren haben, dass du dich auf feindlichem Gebiet befindest. Du bist von vielen Feinden umgeben. Aber der Herr Jesus ist der Befehlshaber im Kampf. Er sorgt dafür, dass du, solange du auf Ihn vertraust, standhalten kannst.

Auch das zweite Beispiel ist auf dich anwendbar. Der Herr Jesus erzählt in Matthäus 20 ein Gleichnis von Arbeitern, die in einen Weinberg geschickt werden (Mt 20:1-16). Du bist auch so ein Arbeiter, der im Weinberg arbeiten darf. Du darfst darauf vertrauen, dass der Herr Jesus dir für deinen Dienst bald eine Belohnung geben wird, die „recht“ ist (Mt 20:4). Aber ist es nicht so, dass du jetzt schon von den Dingen genießen darfst, die du für Ihn tust?

Das dritte Beispiel, das von der Herde, hat mit der Fürsorge für die Gläubigen zu tun. In Johannes 10 spricht der Herr Jesus von der einen Herde, deren Hirte Er ist (Joh 10:16). Diese Herde besteht aus allen Schafen, die Ihm angehören und die Er „meine Schafe“ nennt (Joh 10:27). Auch du gehörst zu diesen Schafen. Wenn du einen Gläubigen siehst, der abirrt, darfst du ihn aufsuchen. Du darfst versuchen, ihn anhand der Bibel wieder zur Herde zurückzubringen. Du versuchst ihm aus der Bibel Nahrung zu geben und seinen Geschmack dafür wieder anzuregen. Die Bibel wird die vernünftige, unverfälschte Milch genannt (1Pet 2:2). Wenn du den anderen davon kosten lässt, wirst du auch selbst gestärkt werden. So siehst du also, wie du im Dienst für Gott – und jeder Gläubige hat einen Dienst von Gott bekommen – selbst von Gott alles Erforderliche erhältst.

Lies noch einmal 1. Korinther 9,1–7.

Frage oder Aufgabe: Welcher Zusammenhang besteht zwischen Kapitel 8 und Kapitel 9?

Gott sorgt für seine Diener

1Kor 9:8. Paulus ist immer noch dabei zu zeigen, dass er ein Recht auf Unterstützung durch die Versammlungen hat. In 1Kor 9:7 hat er drei Beispiele aus dem täglichen Leben angeführt. Er hat damit „nach Menschenweise“ gesprochen, also so, wie es unter Menschen üblich ist.

1Kor 9:9. Aber dabei belässt er es nicht. Er geht eine Stufe höher und zitiert etwas aus dem Gesetz Moses. Er kommt also mit einem Beispiel aus dem Wort Gottes, und darin liegt natürlich noch mehr Kraft als in dem, was unter Menschen üblich ist. Die angeführte Vorschrift betrifft einen dreschenden Ochsen. Einem Ochsen, der das Korn drosch, durfte man nicht das Maul verbinden. Diese Vorschrift hatte Gott gegeben, weil Er das Herz des Menschen kennt. Ein hartherziger und geiziger Herr konnte einem solchen Tier einen Maulkorb umbinden, um zu verhindern, dass es von dem Getreide fraß. Er hätte dann weniger Korn zum Markt bringen können und daher weniger verdient. Aber Gott hatte bestimmt, dass ein Ochse beim Dreschen von dem Getreide fressen durfte.

Gott sorgt also für die Ochsen. Das Geschick aller Tiere liegt Ihm am Herzen. Das kann man in Psalm 104 nachlesen (Ps 104:27-28). Auch in Jona 4:11 nimmt Gott Rücksicht auf das Vieh, als Er beschließt, Ninive zu verschonen.

1Kor 9:10. Aber worum es bei dieser Vorschrift eigentlich geht, ist nicht Gottes Sorge für die Ochsen, sondern Gottes Sorge für seine Diener! Dazu ist sie in erster Linie gegeben. Paulus will damit sehr direkt sagen, dass er als Sämann und Pflügender – also als Evangelist – und als derjenige, der die Früchte dieser Arbeit sehen darf, auch erwarten kann, dass ihm zu essen gegeben wird. Ob ein Diener nun pflügt oder drischt, er darf damit rechnen, dass seine Arbeit etwas abwirft. Der Pflügende macht den Boden bereit, damit die Saat daraufgestreut werden kann. Der Dreschende verarbeitet die Ernte, nachdem die Saat aufgegangen und reif geworden ist. Der eine steht am Anfang des Werkes Gottes, z. B. wenn er jemand das Evangelium bringt. Der andere steht am Ende dieses Werkes, z. B. wenn er einen Menschen zum Herrn Jesus führen darf. In beiden Fällen ist er mit dem Säen geistlicher Dinge beschäftigt.

1Kor 9:11. Für die Mittel, die für diese Arbeit notwendig sind, wird Gott sorgen. Auch du darfst anderen Dienern, die dir geistlich gedient haben, etwas Materielles zukommen lassen. Eigentlich ist es eine Pflicht, das zu tun. Es ist jedoch viel schöner, es als ein Vorrecht zu betrachten. Wenn Brüder viel reisen müssen, kannst du ihnen Geld für diese Reisen geben. Anderen, die viele Schriften verteilen, kannst du Geld für Schriften geben. Aber auch dann, wenn sie nicht viele solcher Kosten haben, kannst du sie finanziell unterstützen, damit sie davon Essen und Trinken kaufen und ihre Wohnung unterhalten können. Denn es geht hier vor allem um – wie man sie nennt – vollzeitliche Diener. Das sind Menschen, die ihren Beruf aufgegeben haben, um ihre ganze Zeit im Dienst für den Herrn zu gebrauchen. Sie haben ein Recht darauf, dass wir für ihren Unterhalt sorgen. So hat Gott es geregelt.

1Kor 9:12. Paulus weist noch einmal auf das Recht hin, das er in dieser Hinsicht gegenüber den Korinthern hatte. Er sagt, dass, wenn andere dieses Recht hatten, er es doch sicher auch hatte. Hatten sie irgendjemand so viel zu verdanken wie ihm? Trotzdem hatte er von diesem Recht keinen Gebrauch gemacht. Für ihn war das Evangelium Christi wichtiger als alle Rechte, die ihm zustanden. Wenn irgendetwas ein Hindernis für das Evangelium war, nahm er davon Abstand. Er ertrug lieber die an ihn gerichteten falschen Anschuldigungen, als dass das Evangelium nicht gefördert würde. Stell dir vor, er hätte gegenüber den Korinthern auf seinem Recht bestanden. Dann hätten sie ihm Geld und Güter gegeben, aber zugleich hätten sie sich dessen gerühmt. Dann hätten ja sie es ermöglicht, dass der große Apostel seinen Dienst tun konnte. Sie hätten sogar denken können, dass sie das Evangelium gekauft hätten. Das wollte Paulus um jeden Preis verhindern.

1Kor 9:13. Bevor er hierauf weiter eingeht, fällt ihm noch etwas ein. Es gibt noch ein Beispiel im Alten Testament, das zeigt, dass der, der im Dienst für Gott steht, durch eben diesen Dienst etwas bekommt, wovon er leben kann. Es geht um die Priester und Leviten. Im Alten Testament bildeten die Priester und Leviten in Israel eine besondere Klasse von Menschen. Sie hatten Aufgaben in der Stiftshütte zu verrichten (als das Volk noch in der Wüste war) und später im Tempel (als das Volk im verheißenen Land wohnte). Wenn ein Israelit ein Opfer bringen wollte oder musste, brachte er es zum Priester. Er schlachtete es, und der Priester legte es auf den Altar. Aber Gott hatte geboten, dass die Priester von einigen Opfern einen Teil bekamen, um selbst davon zu essen. In 3. Mose 6 liest man z. B., dass der Priester einen Teil des Speisopfers bekam (3Mo 6:16). Im gleichen Kapitel steht, dass der Priester, der das Sündopfer opferte, davon essen musste (3Mo 6:19). Die Priester brachten Opfer auf dem Altar dar, und die Leviten halfen ihnen dabei. In 4. Mose 18 findet man etwas Ähnliches. Die Priester bekommen die Brust des Webopfers und den Schenkel des Hebopfers zu essen (4Mo 18:21).

Bei den Leviten war es etwas anders. In demselben Kapitel, 4. Mose 18, bekommen die Israeliten den Auftrag, von allen ihren Einkünften ein Zehntel den Leviten zu geben, und zwar als Vergütung für den Dienst, den diese verrichteten (4Mo 18:21). In 5. Mose 18 liest man noch einmal, wie der Stamm Levi nach Gottes Bestimmungen versorgt werden musste. Der ganze Stamm Levi, also alle Priester und Leviten, hatten kein Erbteil im Land wie die anderen Stämme. Die anderen Stämme konnten das Land, das sie als Erbteil bekommen hatten, bebauen und von dem Ertrag leben. Der Stamm Levi jedoch hatte keine Einkünfte aus eigenem Landbesitz. Für sie galt, dass der Herr ihr Erbteil war (5Mo 18:2). Deshalb sorgte der Herr – durch die Vorschriften an das Volk – dafür, dass sie dennoch das bekamen, worauf sie ein Recht hatten.

1Kor 9:14. Daraus zieht Paulus nun folgende Schlussfolgerung: „So hat auch der Herr für die, die das Evangelium verkündigen, angeordnet, vom Evangelium zu leben.“ Entzieh dich also nicht deiner Verantwortung, Brüdern und Schwestern zu helfen, die für den Herrn ausgegangen sind, um für Ihn zu arbeiten, ohne dass sie dafür ein festes Gehalt bekommen. Im dritten Brief des Johannes hast du ein schönes Beispiel für jemand, der so gehandelt hat. Gajus half den Brüdern, die er nicht einmal kannte, weil sie „für den Namen ausgegangen“ waren, ohne etwas von den Heiden anzunehmen (3Joh 1:7). Wenn du einmal so deinen Anteil am Werk des Herrn betrachtest, wirst du dafür selbst auch reich gesegnet werden. Lies einmal, was in Maleachi 3 steht (Mal 3:10). Wenn du anfängst, für das Werk des Herrn zu geben, wird Gott die Fenster des Himmels öffnen und Segen im Überfluss auf dich ausgießen. Darin liegt sozusagen eine Herausforderung von Seiten Gottes. Wagst du es, diese Herausforderung anzunehmen?

Lies noch einmal 1. Korinther 9,8–14.

Frage oder Aufgabe: Das Gesetz sagt: Du musst den Zehnten geben. Was meinst du, was „die Gnade“ sagt?

Wie gewinnst du so viele Menschen wie möglich für Christus?

1Kor 9:15. Paulus hat klar und ausführlich sein Recht auf Unterstützung durch die Gläubigen dargelegt. Aber nun sieht er die Gefahr, dass die Korinther denken könnten, er hätte ihnen nur geschrieben, um Geld von ihnen zu bekommen. Das hatte er mit Sicherheit nicht beabsichtigt. Er hatte in der Vergangenheit nichts von ihnen angenommen und wollte das auch weiterhin nicht tun. Bei einigen Korinthern herrschte der Gedanke vor, dass er nur zu seinem eigenen Vorteil predigte. Um diesen Gedanken zu entkräften, sagt er, dass er lieber sterben wollte, als diesen Eindruck zu erwecken. Er wollte gern Ruhm haben, aber nicht für sich selbst, sondern für das Evangelium. Er wollte bei der Verkündigung des Evangeliums durch nichts behindert werden (1Kor 9:12). Das Evangelium musste in all seiner Klarheit und ohne irgendeine Behinderung gebracht werden können.

Geld kann bei der Verkündigung des Wortes eine hindernde Rolle spielen. Es gibt ein Sprichwort, das lautet: „Wes Brot ich ess, des Lied ich sing.“ Das bedeutet, dass man geneigt ist, Menschen, von denen man Geld bekommt, nach dem Mund zu reden. Man kann sogar völlig abhängig von ihnen werden. Diese Gefahr droht jedem Prediger, der von Menschen bestellt und bezahlt wird. Dabei kannst du daran denken, was in 2. Timotheus 4 steht: „Es wird eine Zeit sein, da sie die gesunde Lehre nicht ertragen werden, sondern nach ihren eigenen Begierden sich selbst Lehrer aufhäufen werden, indem es ihnen in den Ohren kitzelt“ (2Tim 4:3). Ein Diener des Herrn muss jedoch das Wort des Herrn reden, ohne daran zu denken, ob er von Menschen Lohn bekommt oder nicht.

1Kor 9:16. Als Paulus das Evangelium verkündigte, war es keine Sache, deren er sich rühmen konnte nach dem Motto: Prima, dass ich das tue. Er hatte diese Verpflichtung vor dem Herrn, denn dieser hatte ihm den Auftrag dazu gegeben. Er spricht von einer Notwendigkeit, die ihm auferlegt war, nicht von Menschen oder von einer Organisation, sondern vom Herrn. Er spricht sogar ein „Wehe“ über sich selbst aus, wenn er das Evangelium nicht verkündigen würde.

1Kor 9:17. Die Verkündigung des Evangeliums war für ihn nicht eine Art ehrenamtliche Tätigkeit. Ehrenamtliche Tätigkeit wird von der Gesellschaft im Allgemeinen positiv bewertet. Eine solche Würdigung wäre auch für ihn ein Lohn gewesen, wenn er als Freiwilliger für den Herrn gearbeitet hätte. Aber Paulus verkündigte das Evangelium nicht auf freiwilliger Basis. Der Herr hatte ihm dazu eine Verwaltung anvertraut. Paulus war sich seiner Verantwortung bewusst. Deshalb wollte er das Evangelium in keiner Weise mit Geld oder Gütern verbinden.

1Kor 9:18. Sein Lohn bestand in der Sicherheit der Zustimmung seines Herrn, dass er auf die richtige Weise tätig war. Dieser „Lohn“ reichte ihm aus. Er brauchte von den Korinthern keine Belohnung. Er wollte das Evangelium kostenlos verkündigen und nicht von seinem Recht auf Unterstützung Gebrauch machen. Auf diese Weise blieb er von allen frei.

1Kor 9:19. Aber diese Freiheit betraf nur seinen Dienst. Was seine Person betraf, wollte er der Sklave aller sein, um durch das Evangelium so viele wie möglich für den Herrn Jesus zu gewinnen. Wie gleicht er darin dem Herrn Jesus selbst, der ebenfalls alles tat, ohne ein Recht auf Belohnung geltend zu machen! Wer war so frei wie Er? Er ließ sich von keinem Menschen sagen, was Er zu tun hatte. Aber wer war auch jemals ein Knecht wie Er? Er war nicht gekommen, um seinen eigenen Willen zu tun, sondern den Willen seines Vaters.

1Kor 9:20. Paulus hatte sich ebenfalls zum Sklaven aller gemacht. Er wollte gern jedem mit dem Evangelium dienen. Wo er sich seinen Zuhörern anpassen konnte, tat er es auch. Predigte er den Juden, verhielt er sich wie ein Jude. Das bedeutete, dass er z. B. kein Schweinefleisch aß, wenn er mit einem Juden am Tisch saß. Er wollte sich den Weg zum Herzen des Juden offen halten, indem er so weit wie möglich den äußeren Formen entsprach, die für Juden so wichtig waren. Er achtete auf die Gebote des Gesetzes, wenn er damit einen Juden für das Evangelium gewinnen konnte. Das bedeutet durchaus nicht, dass er wieder das Gesetz gepredigt hätte. Er war persönlich frei vom Gesetz und ließ sich auch nicht wieder unter das Joch des Gesetzes bringen. Nur wenn die Situation so war, dass es zur Förderung des Evangeliums diente, passte er sich an. Wenn er das Evangelium Heiden verkündigte, also Menschen, denen Gott das Gesetz nicht gegeben hatte, ging er anders vor. Er ließ sich auf ihr Denkniveau herab. In Apostelgeschichte 17 liest du eine Ansprache von Paulus, die sich dem Denken der Menschen in Athen anpasste (Apg 17:22-34).

Aber auch in anderer Hinsicht ist Anpassung möglich. Denk nur einmal an Missionare, die ins Innere Afrikas oder auch in andere Länder mit einer völlig anderen Kultur gehen, um dort das Evangelium zu verkündigen. Den besten Eingang für das Evangelium bekommen sie, wenn sie auf dieselbe Weise leben wie die einheimische Bevölkerung.

1Kor 9:21. Das bedeutete wiederum nicht, dass Paulus sich gesetzlos verhalten hätte. Auch da, wo er sich den Heiden anpasste, blieb er Christus unterworfen. Er wollte sich nie so verhalten, dass sein Auftraggeber nicht dahinterstehen konnte. Ein schönes Beispiel für die Art und Weise, wie man sich Menschen anpassen sollte, findest du in Johannes 3 und 4. In Johannes 3 spricht der Herr Jesus mit einem hohen geistlichen Führer Israels, in Johannes 4 spricht Er mit einer durch und durch sündigen Frau. Es ist schön zu sehen, wie der Herr mit jedem so spricht, wie es für ihn passend ist (Joh 3:1-12; Joh 4:7-26).

Die Lektion ist klar. Pass dich deinem Gesprächspartner, den du für das Evangelium gewinnen willst, so weit wie möglich an. Aber halte dir dein Ziel dabei deutlich vor Augen. Erkenne gegenüber jemand, der sich selbst unter das Gesetz stellt (wie es viele reformierte Christen getan haben), das Gute des Gesetzes an. Dadurch bleibt das Gespräch möglich. Versuche zu zeigen, welche Auswirkung das Gesetz hatte (Tod und Gericht; 2Kor 3:7-9) und was Gottes Lösung für dieses Problem ist (Christus hat den Fluch des Gesetzes getragen; Gal 3:13). Bleibe dir während des Gesprächs bewusst, dass du frei vom Gesetz bist, und lass dich von dem anderen nicht unter das Gesetz reden. Bei deinen Gesprächen mit Menschen der Welt, die nichts Religiöses haben und ihr Leben mit der Jagd nach Geld, Alkohol, Drogen und Sex vergeuden, gehst du anders vor. Stell dich neben sie und sag ihnen, dass du sie in ihrer Sucht nach Glück verstehst. Mach dich ihnen zum Freund; der Herr Jesus wurde „ein Freund von Zöllnern und Sündern“ genannt (Mt 11:19). Du kannst ihnen von dem Glück erzählen, das du in dem Herrn Jesus gefunden hast. Aber bleibe dir während des Gesprächs bewusst, dass du Christus gesetzmäßig unterworfen bist, und lass dich nicht zu einer weltlichen Lebensweise verleiten.

Lies noch einmal 1. Korinther 9,15–21.

Frage oder Aufgabe: Hast auch du den Wunsch, Menschen für Christus zu gewinnen?

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