1 John 3:20

Freimütigkeit gegenüber Gott

1Joh 3:19. In den vorherigen Versen hast du von Beweisen für die Bruderliebe gelesen. Johannes stellt nun fest, dass du, wenn du nicht nur über Bruderliebe sprichst, sondern sie auch zeigst, dadurch bestätigst, dass du aus der Wahrheit bist. Aus der Wahrheit zu sein bedeutet, dass du aus Gott geboren bist. Vielleicht wirst du sagen, dass die Beweise bei dir schwach sind und dass deine Praxis des Gebens besser sein könnte, doch es geht darum, dass sie vorhanden ist. Wie du weißt, geht es Johannes um das neue Leben. Wenn es vorhanden ist, wirkt es in dieser Weise. Er spricht nicht über das Ausmaß, in dem es sichtbar wird, sondern über die Tatsache, dass es sichtbar wird.

Wenn es sich in deinem Leben zeigt, kannst du deinem Herzen oder deinem Gewissen vor dem Angesicht Gottes die Gewissheit geben, dass alles in Ordnung ist. Das ist keine Entschuldigung für mögliches Versagen, sondern die Beruhigung für ein ängstliches Gemüt, das durch Versagen an sich selbst zweifelt.

1Joh 3:20. Wenn du über Bruderliebe sprichst, wirst du sicher, ebenso wie ich, direkt in deinem Gewissen merken, dass du sie sehr unzureichend verwirklichst. Es kann sogar sein, dass du dich in einem bestimmten Fall dabei ertappst, dass du so tust, als ob, obwohl du in diesem Augenblick keine echte Bruderliebe empfindest. Wenn das so ist und dein Herz dich dabei verurteilt, darfst du sogleich auch daran denken, dass Gott größer ist als dein Herz und alles kennt. Die vielen Male, wo du keine Bruderliebe betätigt hast, können in dir die Frage aufwerfen, ob du wohl ein Gläubiger bist. Ist es denn nicht ein Kennzeichen des neuen Lebens, dass du die Brüder liebst? Du darfst jedoch dein Herz beruhigen, dass alles in Ordnung ist und dass Gott größer ist und alles kennt.

Er kennt dich durch und durch. Er weiß, was in dir ist. Du darfst sagen: „Du weißt alles; du erkennst, dass ich dich lieb habe, obwohl ich manchmal versage, es zu zeigen“ (vgl. Joh 21:17). Du darfst dich der Beurteilung Gottes anvertrauen und diese Beurteilung ist weitaus besser als die von Menschen und deine eigene (1Kor 4:3; 4).

1Joh 3:21. Wenn dein Herz darin Ruhe gefunden hat und dich nicht verurteilt, hat das einen großen Einfluss auf deine Beziehung zu Gott. Zuvor hattest du eine gewisse Scheu, zu Gott zu gehen, weil du zu viel auf dich und auf deine Praxis gesehen hast. Auf der einen Seite ist es gefährlich, immer auf sich selbst zu sehen. Dann wirst du weiter zwischen Hoffnung und Angst leben, weil sich in deiner Praxis immer wieder Mängel zeigen werden. Deshalb ist es so wichtig, auf die Botschaft von Johannes zu hören, was er über das neue, ewige Leben sagt. Auf der anderen Seite ist es auch gefährlich, nie auf dich selbst zu sehen. Es ist nicht so, dass du, nachdem du einmal ewiges Leben hast, einfach drauflosleben kannst. Das wirst du auch nicht tun wollen. Du wirst dir der Tatsache bewusst sein, dass die Sünde noch in dir ist und dass du noch sündigst. Das hat Johannes ja auch zu Beginn dieses Briefes gesagt (1Joh 1:8; 10).

Es geht darum, dass du einen neuen Ausgangspunkt für dein Leben bekommen hast. Dieser Ausgangspunkt ist nicht deine Praxis, sondern dein neues Leben. Wenn du weißt, dass Gott dich darin sieht, und wenn du, soweit dir das bewusst ist, keine Dinge tust, die nicht gut sind, und auch keine Dinge hast, die du noch bekennen musst, darfst du dich an einem freimütigen Umgang mit Gott erfreuen.

„Freimütigkeit“ ist ein bemerkenswertes Wort. Es ist ein großes Vorrecht, Freimütigkeit im Blick auf Gott zu haben. Du hast Zugang zu Gott bekommen (Eph 2:18) und bist nun bei Ihm zu Hause. Du fühlst dich wohl bei Ihm und darfst Ihm sagen, was dir auf dem Herzen liegt. Das hängt zusammen mit deiner Beziehung zu Ihm als Kind. In deinem Verhältnis zu Ihm ist alles Frieden (Röm 5:1). Du darfst Ihm alle deine Anliegen sagen (Phil 4:6). Er denkt niemals, dass es Ihm reicht oder dass du Ihm mit deinen Bitten lästig bist. Diese Freimütigkeit ist vollkommen, weil Er vollkommen ist.

Dies passt auch genau zum Thema der Schriften des Johannes, in denen es um die Gemeinschaft mit dem Vater und dem Sohn geht. Hier spricht er über die ungestörte Beziehung der Liebe, die zwischen den Kindern Gottes und dem Vater besteht. Er beschreibt die familiäre Atmosphäre.

1Joh 3:22. In dieser Atmosphäre, wo sich die Kinder zu Hause fühlen, wo sie sich angenommen wissen, bitten sie den Vater um Dinge, die sie brauchen. Von den Dingen, die sie erbitten, wissen sie, dass der Vater sie ihnen gern gibt, denn sie kennen die Wünsche des Vaters. Darüber hinaus gibt der Vater sie ihnen gern, weil die Kinder sich so verhalten, wie es Ihm – dem Vater – wohlgefällt. Wenn Er auf sie schaut und sieht, dass sie „seine Gebote halten“ und dadurch das „vor ihm Wohlgefällige tun“, erfreuen sie sein Herz. Er erfreut sich an ihnen. Die Kinder haben die Freiheit, all das zu sagen, was sie auf dem Herzen haben, und der Vater hat die Freiheit, alles zu geben, was Er für seine Kinder auf dem Herzen hat. Das ist ein Zustand der Harmonie und des Wohlbefindens.

Wenn du das so gelesen hast, kann ich mir vorstellen, dass du denkst: „Diese Art zu beten kenne ich nicht. Nur das erbitten, was der Vater mir gern gibt? Und zu wissen, dass ich das bekomme, wofür ich gebetet habe, weil ich seine Gebote halte und tue, was Ihm wohlgefällt? Das ist für mich unmöglich.“ Es ist in diesem Zusammenhang gut, zuerst einmal zu sagen, dass es verschiedene Formen des Gebets gibt.

So liest du von einem Bitten, bei dem wir nicht einmal die richtigen Worte zu finden wissen. Das sind die „unaussprechlichen Seufzer“, bei denen der Heilige Geist die Empfindungen in Worte fasst, die wir nicht ausdrücken können. Die Ruhe, die diese Form des Bittens gibt, besteht darin, dass du weißt, dass Gott denen, die Ihn lieben, alle Dinge zum Guten mitwirken lässt (Röm 8:26-28).

Die zweite Form besteht darin, Gott alle deine Wünsche mitzuteilen. Du weißt nicht, ob die Dinge, um die du bittest, gut sind, doch du darfst sie alle vor Ihm ausbreiten. Die Ruhe, die diese Form des Gebets gibt, ist der Friede Gottes, der dein Herz und deine Gedanken mit dem Wissen erfüllt, dass Er weiß, was gut für dich ist (Phil 4:6; 7).

Die dritte Form hast du hier. Diese Form, zu bitten, geht von der Ruhe aus, die du in und von Gott hast, wobei sie auch an eine Bedingung geknüpft ist. Es ist allerdings nicht eine Bedingung, bei der du etwas tun musst, sondern eine Bedingung, der du bereits entsprochen hast. Das erkennst du an dem Wort „weil“. Es heißt hier nicht, dass du das Entsprechende von Ihm empfängst, „wenn“ du seine Gebote hältst, sondern „weil“ du sie hältst. Dadurch tust du das, was vor Ihm wohlgefällig ist.

1Joh 3:23. Um welche Gebote geht es hier? Du liest in 1Joh 3:23 von dem Gebot, an den Namen des Sohnes Gottes, Jesus Christus, zu glauben, und das ist direkt damit verknüpft, dass wir einander lieben sollen. Das bedeutet, dass es um „Glauben“ und um „Bruderliebe“ geht. Du hast bereits festgestellt, dass beides bei dir vorhanden ist. Sieh, so wird es schon etwas verständlicher.

Um den vollen Nutzen des Betens zu haben, ist es wichtig, dass du dich bei Gott zu Hause fühlst und dass du in Gemeinschaft mit Ihm lebst. Du lernst Ihn und seinen Willen nur dann kennen, wenn du in Gemeinschaft mit Ihm sein Wort studierst. Das wird dein Glaubensvertrauen stärken und dich mit seinen Wünschen bekanntmachen. Darum wirst du dann auch in kindlichem Vertrauen beten. Er gibt dir, was Er geben will, doch Er gibt es gern als Antwort auf dein Gebet.

Es geht also nicht darum, ob du seine Gebote hältst, sondern dass du sie hältst. Wenn du liest, was diese Gebote sind, siehst du, dass es um ein Gebot geht, das aus zwei Aspekten besteht. Der erste Aspekt des Gebotes ist es, „an den Namen seines Sohnes Jesus Christus“ zu glauben. Du kannst das den vertikalen Aspekt des Gebotes nennen. Glauben hat es mit Folge leisten zu tun, dem zu gehorchen, auf den dein Glaube sich richtet. Direkt damit verbunden ist die Liebe zueinander. Du kannst dies den horizontalen Aspekt des Gebotes nennen. Das Lieben kann man nicht vom Glauben an den Sohn Gottes trennen.

Der Kern des Christentums ist die Liebe, allerdings die Liebe Gottes. Es ist nicht so, dass alle Liebe aus Gott ist und dass überall dort, wo Liebe ist, Gott ist und dass wir dort mit Christen zu tun hätten. „Liebe ist Gott“ ist ein irreführender, abscheulicher Ausspruch. Nein, Menschen können einander nur dann wirklich mit der Liebe Gottes lieben, wenn sie an den Sohn Gottes glauben. Er hat uns das Gebot gegeben, einander zu lieben. Es ist dir nicht aufgetragen, um dadurch zu beweisen, dass du das Gesetz hältst und dir das Leben verdienen willst, sondern um zu beweisen, dass du das ewige Leben hast.

1Joh 3:24. Das Halten der Gebote zeigt, dass du in Ihm bleibst und Er in dir. Die Gebote zu halten bedeutet nicht nur, sie zu kennen oder sie aufzählen zu können. Es bedeutet mehr, als nur eben das zu tun, was dir aufgetragen ist. Halten bedeutet, dass du auch darüber nachdenkst, weil es deine Freude ist, darüber nachzudenken. Gott will gern, dass du seine Gebote mit einem Herzen tust, das danach verlangt, seinen Willen zu tun. So war es bei dem Herrn Jesus während seines Lebens auf der Erde (Ps 119:47; 35). So ist es auch bei dem neuen Leben, das du hast, denn Er ist das Leben. Das gilt zwar auch für das Gesetz der Zehn Gebote, doch dieses Gesetz geht in dem viel umfassenderen und tiefergehenden Gebot des Willens des Vaters auf.

Als zusätzliche Sicherheit, dass Er in dir bleibt, weist Johannes darauf hin, dass Gott dir auch seinen Geist gegeben hat. Du weißt doch, dass du Ihn empfangen hast (Eph 1:13)? Nun, das unterstreicht, dass du neues Leben hast. Der Geist, der in dir ist, überzeugt dich davon, dass der Herr Jesus als das ewige Leben in dir ist. Ist das nicht eine großartige Bestätigung seitens Gottes?

Lies noch einmal 1. Johannes 3,19–24.

Frage oder Aufgabe: Wie ist es mit deiner Freimütigkeit zu Gott? Was erbittest du von Ihm?

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