1 John 4:17

Vollkommene Liebe

1Joh 4:15. Es gibt noch etwas, woran du mit Sicherheit erkennen kannst, ob jemand in Gott bleibt und ob Gott in ihm bleibt. Diese Sicherheit liegt in dem Bekenntnis, „dass Jesus der Sohn Gottes ist“. Dieses Bekenntnis ist keine tiefe oder unbegreifliche Wahrheit, sondern das Bekenntnis jedes echten Gläubigen. Es gibt keinen Gläubigen, der das nicht bekennt, sei er nun jung oder alt. Das ist eine erhabene Wahrheit. Der demütige Mensch Jesus ist der Sohn Gottes. Er war das nicht nur, als Er auf der Erde war, Er ist es immer noch. Wer das nicht glaubt, ist kein Kind Gottes.

Gott hat Gemeinschaft mit denen, die über Jesus genauso denken wie Er. Solche Menschen fühlen sich bei Gott völlig zu Hause. Das ist es, was Gott möchte. Das Wort „bekennen“ macht das sehr schön deutlich. Bekennen bedeutet „dasselbe sagen“. Und in diesem Fall bedeutet es, dasselbe zu sagen wie Gott. Dieser Gedanke steckt auch in dem Ausdruck „wenn wir unsere Sünden bekennen“ (1Joh 1:9). Dann sagen wir, dass Gott recht hat in Bezug auf alles, was Er immer über unsere Sünden gesagt hat. Du hast seine Gedanken über seinen Sohn, über dich selbst und über die Welt anerkannt und angenommen. Wenn du bedenkst, dass du weit von Gott entfernt warst und nun zu einem solchen Bereich der Herrlichkeit gebracht bist, gebührt Gott alle Ehre dafür.

1Joh 4:16. Johannes spricht mit großer Entschiedenheit über das, was wir, das heißt er und alle Gläubigen, „erkannt und geglaubt“ haben („wir“, dieses Wort steht am Anfang und ist dadurch betont). Das ist über alle Zweifel erhaben, die Irrlehrer säen wollen. Daran darfst du auch selbst festhalten. Du hast „die Liebe, die Gott zu uns“ hat, erkannt und geglaubt. „Erkannt“ bedeutet, dass du sie verstanden hast, und „geglaubt“, dass du sie angenommen hast.

Noch einmal erklingt der wunderschöne Ausdruck: „Gott ist Liebe.“ Du kannst darüber jubeln: Gott ist Liebe! Du hast sie erfahren, du bist durch seine Liebe gerettet. Du hast die Offenbarung seiner Liebe in der Sendung seines Sohnes gesehen und im Sühnopfer, das der Sohn für deine Sünden geworden ist. Dadurch hast du Leben aus Gott. Der Sohn ist dein Leben. Das bedeutet, dass du in der Liebe bleibst und daher in Gott bleibst und dass Gott in dir bleibt.

1Joh 4:17. Diese Liebe kann bei dir, ebenso wie bei jedem anderen Gläubigen, nicht anders als vollkommen sein. Wenn Gott Liebe ist und Er in dir bleibt und du in Ihm, gibt es bei dieser Liebe keinerlei Mangel. Du kannst das feststellen, wenn du an den Tag des Gerichts denkst. Meinst du, dass die Beurteilung Gottes an diesem Tag anders sein wird als jetzt? Natürlich nicht. Du freust dich daher mit Freimütigkeit auf diesen Tag. Du hast von dem Richter nichts zu befürchten, denn so, „wie er ist“, bist auch du in dieser Welt. Wie ist Er? Er ist in der Herrlichkeit, umgeben von Herrlichkeit, ohne etwas mit der Sünde zu tun zu haben. Du weißt, dass Er das Werk vollbracht hat und dass du Ihn als dein Leben hast. Dadurch bist du so, wie Er ist, obwohl du noch nicht dort bist, wo Er ist.

Es geht hier nicht um deine Stellung in Christus vor Gott. Deine Stellung in Christus vor Gott hat Paulus dir in den Briefen gezeigt, die er geschrieben hat. Johannes zeigt, dass der Herr Jesus bei Gott ist, in völliger Gemeinschaft mit Gott in einer Sphäre und an einem Ort, wo alles der Liebe Gottes entspricht. Dort gibt es keinen einzigen Gedanken mehr an die Sünde, denn sie ist vollkommen gesühnt. Und was Er ist, bist du in der Welt. Du lebst in einer Sphäre, wo alles gegen Gott ist, doch was dich persönlich betrifft, so bist du wie Er. Da ist vollkommene Gemeinschaft mit Gott, Harmonie, Ruhe und Frieden. Du bist in die Gemeinschaft mit göttlichen Personen gebracht. Daher brauchst du auch keine Angst vor dem Gericht zu haben.

Johannes hat bereits zweimal über Freimütigkeit gesprochen. In Kapitel 2 (1Joh 2:28) ging es um die Freimütigkeit beim Kommen des Sohnes, wie du Ihm dann ungehindert entgegengehen kannst. In Kapitel 3 (1Joh 3:21) hast du gesehen, dass du bereits jetzt Freimütigkeit hast, und zwar in deiner Beziehung zu Gott, so dass du Ihn im Vertrauen um das bitten kannst, was du brauchst.

Wenn Johannes zum dritten Mal über Freimütigkeit spricht, hat das zwar Bezug auf Kapitel 2 (1Joh 2:28), doch er verwendet dabei nun den Ausdruck „Tag des Gerichts“. Damit macht er dich auf den Augenblick aufmerksam, wo einmal alle Dinge in das rechte Licht gestellt werden. Jetzt mag vieles noch undeutlich oder verwirrend sein, doch am Tag des Gerichts wird sich zeigen, wie die Dinge wirklich sind. Dann wird die Vollkommenheit der Liebe Gottes in dir nur umso deutlicher ans Licht kommen. Der Tag des Gerichts ist zwar noch nicht da, aber die Freimütigkeit ist schon da.

1Joh 4:18. Der Gedanke an Furcht gehört nicht zur Freimütigkeit, denn Furcht passt nicht zur Liebe. Liebe ist der vollkommene Ausdruck dessen, wer Gott ist, und Gott hat keinerlei Furcht. Da du nun die vollkommene Liebe kennst und diese vollkommene Liebe in dir ist, ist die Furcht vertrieben. Du siehst, dass Gott in seiner Liebe alles weggenommen hat, was dich hinderte, in Gemeinschaft mit Ihm zu leben. Dieses Leben in Gemeinschaft mit Ihm ist auf der Erde ebenso vollkommen, wie es tatsächlich bei Ihm im Himmel ist. Die Umstände sind dann zwar anders, nicht aber das neue Leben, das du bereits jetzt hast.

Man kann sich nicht vorstellen, dass jemand nach allem, was Johannes in diesem Brief dargelegt hat, im Hinblick auf die ewige Strafe noch Furcht vor Gott hat. Du wirst voll und ganz zustimmen, dass durch das, was du von der Liebe Gottes gesehen hast, die Furcht vor einem richtenden Gott völlig beseitigt ist. Johannes sagt sehr deutlich, dass die Furcht ausgetrieben ist. In der Liebe ist eine Kraft vorhanden, mit der die Furcht es nicht aufnehmen kann. Wer sich fürchtet, „ist nicht vollendet in der Liebe“. Wer Angst vor Gott hat, ist nicht vollendet in der Liebe. Wer sich fürchtet, hat die Liebe Gottes nicht verstanden, weil er keinen Anteil daran hat (vgl. Mt 25:25; 30). Solch eine schmerzhafte Furcht vor Strafe passt nicht zu der vertrauensvollen Sphäre der Liebe, in der die Kinder Gottes sich aufhalten dürfen.

Möglicherweise fragst du dich, wie man das mit der Aufforderung des Petrus übereinbringen kann, Gott zu fürchten (1Pet 2:17). Petrus denkt dabei jedoch nicht an die Furcht vor dem ewigen Gericht, sondern an die entsprechende Ehrfurcht vor Ihm, der voller Majestät ist. Du wirst mir zustimmen, dass das ein Aspekt ist, den du auch berücksichtigen willst. Johannes will also nicht sagen, dass du nun keinen Respekt vor Gott zu haben brauchst. Vertrautheit und Respekt passen sehr gut zusammen.

1Joh 4:19. Johannes beschließt in 1Joh 4:19 den Abschnitt über die Liebe mit einer Zusammenfassung: „Wir lieben, weil er uns zuerst geliebt hat.“ Er sagt nicht, ob es nun um unsere Liebe zu Gott oder um unsere Liebe zu den Geschwistern geht. Beide Aspekte dürfen und können nicht voneinander getrennt werden. Du kannst lieben, weil Er zuerst geliebt hat. Er ist die Quelle. Johannes erklärt nicht näher, wer „er“ ist. Es kann der Vater und es kann der Sohn sein. Das spielt keine Rolle. Sowohl der Vater als auch der Sohn sind Gott und darum sind sowohl der Vater als auch der Sohn Liebe. Der Vater hat das bewiesen, indem Er seinen Sohn für dich hingegeben hat, und der Sohn hat das bewiesen, indem Er sich selbst für dich hingegeben hat. Wer diese Liebe kennt, kann nicht anders als auch lieben.

1Joh 4:20. Nachdem du nun bis 1Joh 4:19 gesehen hast, was Liebe ist, folgt ab 1Joh 4:20 der Prüfstein für Liebe. Jemand kann behaupten, dass er Gott liebt; aber woran kannst du erkennen, dass er Gott wirklich liebt? Nun, du hast in diesem Brief immer wieder entdeckt, dass die Natur Gottes in deinen Geschwistern wiederzufinden ist und dass sie in derselben Beziehung zu Gott stehen wie du. Wer sagt, dass er Gott liebt, wird alle lieben, die den Sohn Gottes als ihr Leben haben. Leben äußert sich. Was behauptet wird, muss sich in der Bruderliebe zeigen. Gott kannst du nicht sehen, deinen Bruder kannst du jedoch sehen.

Das Wort „gesehen“ bedeutet, dass du etwas ganz richtig gesehen hast, dass du es aufmerksam beobachtet hast. So haben die Jünger den Herrn genau angeschaut (1Joh 1:1) und dadurch kennengelernt, wer der Vater ist. So musst du auch deinen Bruder sehen, für den Christus gestorben ist.

Wenn jemand seinen Bruder hasst, statt ihn zu lieben, während er sagt, er liebe Gott, ist ein Lügner. Wie bereits öfter gesagt, befindet sich so jemand in der christlichen Gemeinschaft und nennt die anderen in dieser Gemeinschaft „Brüder“, aber das ist eine Lüge. Er behauptet von sich, dass er ein Bruder sei, aber er ist es nicht. Das Leben und die Liebe fehlen völlig.

1Joh 4:21. So jemand kümmert sich auch nicht um das Gebot, das der Herr Jesus gegeben hat, einander zu lieben. So jemand hat die Liebe nicht in sich und sieht auch in dem anderen nichts, das er der Mühe wert achtet, es zu lieben. Das Gebot, den Bruder zu lieben, können nur die befolgen, die Gott lieben, weil sie die Liebe Gottes erkannt und geglaubt haben.

Bedenke, dass es ein Gebot ist und nicht eine freundliche Bitte, mit der du nach Belieben umgehen kannst. Wenn du Gott liebst, musst du jeden Bruder – ohne jede Ausnahme – lieben.

Lies noch einmal 1. Johannes 4,15–21.

Frage oder Aufgabe: Warum kann in der vollkommenen Liebe keine Furcht sein?

Copyright information for GerKingComments