1 Thessalonians 1:4

Kennzeichen des Christen und die Auserwählung

1Thes 1:3. Wenn Paulus für die Thessalonicher dankte und betete, wurde er immer wieder an die Weise erinnert, wie sie ihr Christsein verwirklichten. Ihr Verhalten zeigte, dass sie keine Mitläufer waren, sondern Christen, die im wahrsten Sinn des Wortes Leute waren, die Christus angehörten.

Die drei großen Grundsätze, die dem Christentum eigen sind, waren ganz ausgeprägt unter den Thessalonichern zu sehen. Sie sind die Ergebnisse einer echten Bekehrung. Nicht nachgemacht, nicht so getan, als ob, sondern rein und sauber. Daher stellt man auch so viel Frische in ihrem geistlichen Zustand fest. Darauf könnte man wirklich neidisch werden. Und das ist kein verkehrter Neid.

Lasst uns die drei Dinge, die für das Christentum so besonders kennzeichnend sind – also auch für dich und mich –, etwas näher besehen. Du findest sie in 1Thes 1:3. Es sind Glaube, Liebe und Hoffnung. Das sind die Quellen, die Triebfedern des Christentums in der Welt. Sie sind in keiner anderen Religion zu finden. Diese drei Dinge bilden unseren Charakter als Christen.

Nun kann man Glauben, Liebe und Hoffnung nicht sehen. Doch sie können sichtbar gemacht werden. Und das ist es, was die Thessalonicher taten. Darum liest man hier: „... gedenkend eures Werkes des Glaubens und eurer Bemühung der Liebe und des Ausharrens der Hoffnung“. Glaube zeigt sich in Werken, Liebe zeigt sich im Bemühen und Hoffnung zeigt sich in Ausharren. Werke und Bemühung und Ausharren haben es mit dem Äußeren zu tun, mit dem, was wahrnehmbar ist; Glaube, Liebe und Hoffnung haben es mit dem Inneren zu tun, mit dem, was nicht sichtbar ist.

Werk und Bemühung gleichen sich zwar sehr, haben aber doch unterschiedliche Bedeutungen. Werk ist mit dem Glauben verbunden. Glaube richtet sich auf das, was man nicht sieht. Ein Werk des Glaubens ist also ein Werk, das aus dem hervorkommt, was nicht gesehen wird. Dieses Werk wird in allen Beispielen in Hebräer 11 und in den beiden Beispielen in Jakobus 2 (Jak 2:21-25) vorgestellt.

Bemühung ist ein Werk, jedoch gekennzeichnet durch große Intensität. Damit ist große Anstrengung verbunden, sogar bis hin zur Erschöpfung. Für Bemühung ist Liebe erforderlich, denn nur Liebe ist bereit, große Anstrengung zu leisten und große Opfer zu bringen. Bemühung der Liebe ist keine Frage des Gefühls. Es ist Anstrengung, Mühe und Sorge für andere. Liebe gibt sich selbst. Die Thessalonicher zeigten, dass sie göttliche Liebe, das ist gebende Liebe, besaßen.

Ausharren ist Durchhalten, auch in den größten Prüfungen und Leiden. Ein ungläubiger Mensch kann ausharren, indem er sich selbst Mut zuspricht oder die entsprechende Notwendigkeit dazu sieht. Das hat mit biblischer Hoffnung nichts zu tun. Die biblische Hoffnung ist auch nicht in den gelassenen Worten zu finden: Hoffen wir das Beste. Biblische Hoffnung ist immer eine begründete Hoffnung, eine Sicherheit, weil sie sich auf Gottes Wort gründet und auf eine Person ausgerichtet ist. Für die Thessalonicher lag die Triebfeder des Ausharrens in der Hoffnung, dass der Herr Jesus wiederkommt. Das darf auch für dich und mich so sein. Um es noch einmal ganz deutlich zu sagen: Hoffnung wird Hoffnung genannt, weil sie noch nicht erfüllt ist, nicht etwa, weil sie nicht sicher wäre.

Die Hoffnung bringt also als Frucht Ausharren hervor. Was innerlich da ist, bringt Frucht hervor. So bringt Glaube Werke und Liebe Bemühung hervor. Das eine geht nicht ohne das andere. Ohne die inneren Motive gibt es keine Frucht. Umgekehrt geht das schon. Dann gibt es zwar Aktivität, aber sie kommt nicht aus dem hervor, was durch Gott in ihnen gewirkt ist. Doch dann ist es nicht gut.

Du siehst das in Offenbarung 2 (Off 2:2). Der Herr Jesus spricht in seiner Beurteilung der Gemeinde in Ephesus nur über ihre Werke, ihre Arbeit (od. Mühe) und ihr Ausharren. Über Glaube, Liebe und Hoffnung sagt Er nichts. Er, der die tiefsten Motive jedes Menschen kennt, bemerkt, dass es bei den Ephesern nur um das Äußere, die wahrnehmbaren Aktivitäten, ging. Die christliche Motivation fehlte. Sie hatten ihre erste Liebe verlassen. Deshalb hatte das für den Herrn keinen Wert, und Er fordert sie zur Buße auf und zum Tun ihrer ersten Werke (Off 2:5).

Die drei Dinge, die unseren Charakter als Christen formen, stehen nicht für sich allein. Sie brauchen etwas, worauf sie sich ausrichten. Deshalb werden direkt im Anschluss daran wieder der Sohn und der Vater genannt. Dass das Ausharren in der Hoffnung nur dann Sinn hat, wenn der Herr Jesus der Inhalt der Hoffnung ist, habe ich bereits gesagt. Dein Herz ruht in Ihm und erwartet Ihn. In Ihm ist die Quelle jedes Segens für deine Seele. Von Ihm bekommst du Kraft, und in Ihm findest du, was das geistliche Leben nährt.

Doch da steht auch: „... vor unserem Gott und Vater“. Das bringt dein Werk, deine Bemühung und dein Ausharren in die Gegenwart Gottes. Warum ist das so wichtig? Weil dann die Übung deines Gewissens stattfindet. Wenn du bewusst in der Gegenwart Gottes lebst, wirst du darüber nachdenken, was du tun oder sagen willst. Du fragst dich dann, ob in deinen Plänen die drei unterschiedlichen Kennzeichen deines Christseins wohl sichtbar werden können.

Wenn dich der Gedanke ängstigt, dass Gott dich immer und überall sieht, solltest du dich fragen, warum das so ist. Willst du dann doch etwas tun, wovon du weißt, dass du Ihm damit Kummer bereitest? Und wenn du Ihm aufrichtig keinen Kummer bereiten willst, aber dennoch Angst vor Ihm hast, dann denke daran, dass Gott dein Vater ist.

Dass Paulus hier auf die beiden Personen der Gottheit hinweist, soll dir helfen, dein Leben als Christ recht einzurichten. Er weist auf den Herrn Jesus hin, damit du darauf vertraust, dass Er bald wiederkommt, so dass du in den Umständen ruhig sein kannst. Er weist auf unseren Gott und Vater hin, damit du mit einem guten Gewissen im Licht bewahrt bleibst.

Beide sind für einen bleibenden Frieden in deinem Herzen und für das Wachstum deines Glaubenslebens von großer Bedeutung. Man könnte sagen, dass es zwei Segnungen sind, die die beiden Seiten des christlichen Lebens beschreiben: Leben im Vertrauen auf den Herrn Jesus und Verantwortung ablegen können vor Gott für alles, was du tust.

1Thes 1:4. Paulus konnte all die schönen Dinge der Thessalonicher in seinen Danksagungen und Bitten aufzählen, weil er wusste, dass sie auserwählt waren. Hat er wohl Einsicht in Gottes Buchhaltung gehabt und dort ihre Namen stehen sehen? Nein, das natürlich nicht. Dennoch wusste er, dass sie auserwählt waren. Wie ist das möglich? Weil er ihr Leben sah.

Das Wort „wissen“ weist darauf hin, dass dieses Wissen nicht die Folge von Offenbarung oder Intuition ist, sondern von Wahrnehmung, von Sehen und Hören. Auch für deine Auserwählung gibt es keinen anderen Beweis als dein Leben als Christ. Wer auserwählt ist, zeigt in seinem Leben das Leben Christi und wird danach streben, vor Gott und Menschen ein Gewissen ohne Anstoß zu haben (Apg 24:16).

Die drei großen Grundsätze des Christentums, Glaube, Hoffnung und Liebe, die bei den Thessalonichern aktiv waren, lieferten den Beweis ihrer Auserwählung. Glaube, Liebe und Hoffnung sind das Ergebnis der Auserwählung Gottes. Die Auserwählung selbst könnte man ein „Familiengeheimnis“ nennen. Es ist Gottes Vorhaben gewesen, bestimmte, von Ihm ausgewählte Menschen zu seinen Kindern zu machen, in seine Familie aufzunehmen. Dass du und ich dazu gehören dürfen, ist lauter Gnade. Erst dann, wenn du zur Familie gehörst, kannst du das erkennen.

Darum hat der Sünder nichts mit diesem Familiengeheimnis zu tun. An ihn ergeht die Aufforderung, sich zu bekehren. Es ist wichtig, diese beiden Dinge – die Gnade Gottes und die Verantwortung des Sünders – nicht miteinander zu vermischen, sondern ihren Unterschied stehenzulassen.

Das Leben der Thessalonicher floss von dem über, was sie in Christus gefunden hatten. Es ist daher auch kein Wunder, dass Paulus sagen konnte, dass sie „von Gott geliebte Brüder“ waren. Gott muss mit besonderen Empfindungen der Liebe auf sie geschaut haben, weil in ihrem Leben so viel von seinem Sohn sichtbar wurde. Verlangst nicht auch du danach, dass Er mit solchen Empfindungen auf dich schaut?

Lies noch einmal 1. Thessalonicher 1,3.4.

Frage oder Aufgabe: Was haben Paulus und seine Begleiter bei den Thessalonichern alles festgestellt, wofür sie danken und beten konnten?

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