1 Thessalonians 1:5

Nachahmer und Vorbilder

1Thes 1:5. Im vorigen Abschnitt hast du gesehen, dass die Beweise des neuen Lebens bei den Thessalonichern auf beeindruckende Weise sichtbar wurden. Für Paulus war es klar, dass Menschen, die auf solch eine Art und Weise leben, Kinder Gottes sind. Das war für ihn der unumstößliche Beweis, dass sie auserwählt waren. Diese Feststellung untermauert Paulus jetzt. Deshalb beginnt er mit dem Wörtchen „denn“, das heißt: Jetzt kommt eine Erklärung für die vorhergehende Behauptung. Was die Thessalonicher in ihrem Glaubensleben offenbarten, verdankten sie nicht der Absolvierung eines Seminars, wo sie gelernt hatten, wie man als Christ leben kann. Nein, das Evangelium war zu ihnen gekommen!

Und das nicht in der süßlichen Sprache, in der es heutzutage manchmal gepredigt wird. In solch einer Predigt hörst du nichts von Reue über Sünden und ein entsprechendes Bekenntnis vor Gott. Das stößt Menschen nur ab, sagt man dann. Die Absicht bei dieser Art zu predigen ist, christliche Verhaltensmuster vorzustellen, durch die das Selbstwertgefühl bei den Zuhörern gestärkt wird und sie leichter erfolgreich werden können als die Menschen um sie herum. Worte sind dann eine große Trickkiste, aus der man herausfischt, was die Menschen gern hören. Doch damit ist Paulus nicht zu ihnen gekommen.

Er hat selbstverständlich Worte gebraucht, um das Evangelium zu predigen. Das machte er aber nicht in Form eines freundlichen Angebots, das nach Belieben angenommen oder abgelehnt werden konnte. So überzeugt, wie er vom Ernst der Predigt war, hat er kraftvoll gepredigt. Die Kraft seines Predigens hatte nichts mit der Lautstärke seiner Stimme zu tun, dem Produzieren einer nennenswerten Anzahl an Dezibel. Die Kraft hatte auch nichts mit Wundern zu tun, die er getan hätte. Davon ist keine Rede. Nein, er predigte im Bewusstsein der Kraft Gottes, der Kraft des Heiligen Geistes; nur durch Ihn können Herzen überzeugt werden. Es geht sogar noch weiter: Der Heilige Geist konnte so völlig durch sie wirken, dass Paulus und seine Begleiter mit sehr großer Gewissheit predigten, ohne einen Anflug von Zweifel.

Und beachte, dass er nicht sagt: „... was wir unter euch gepredigt haben“, sondern: „... was wir unter euch waren“. Er weist auch auf sein Leben hin, das sie gesehen hatten, als er bei ihnen war. Sein Leben und sein Predigen bildeten eine Einheit. Sein Leben unterstrich sein Predigen. Was er anderen predigte, lebte er selbst. Bei alledem verfolgte er nicht seine eigenen Interessen, sondern hatte er die Interessen der Thessalonicher im Auge. Er tat es ihretwegen.

1Thes 1:6. Die Wirkung einer Predigt, so voller Sicherheit und von Menschen gehalten, die auch selbst voll dafür einstehen, kann sich sehen lassen. Sie hatten „das Wort aufgenommen“, und das „in vieler Drangsal“. Der Herr Jesus spricht im Gleichnis vom Sämann von jemandem, „der das Wort hört und es sogleich mit Freuden aufnimmt“. Der Herr legt dar, dass solch ein „Same“ keine Wurzeln hat und dass dieser „Gläubige“ beim ersten besten Widerstand abspringt (Mt 13:20; 21). Das war bei den Thessalonichern aber ganz anders. Die Auswirkungen bei ihnen waren nicht schwammig. Man brauchte sich nicht zu fragen, ob sie wohl wirklich bekehrt waren.

Es gibt einige bemerkenswerte Folgen, die wahrnehmbar waren. An erster Stelle waren sie Nachfolger von Predigern geworden und auch des Herrn. Neubekehrte Menschen sehen zuerst die Prediger, und durch sie sehen sie den Herrn, der gepredigt wird. In Apostelgeschichte 3 siehst du dazu eine Illustration. Dort sagt Petrus, zusammen mit Johannes, zu dem Gelähmten: „Sieh uns an!“ (Apg 3:4). Danach geht der geheilte Gelähmte mit ihnen in den Tempel (Apg 3:8). Und einige Verse weiter steht: „Während er aber Petrus und Johannes festhielt“ (Apg 3:11).

Um zu wissen, wie du als Christ leben musst, musst du dich orientieren können. Du musst jemanden haben, der es dir vormacht. Es ist dasselbe wie mit dem Lernen beim körperlichen Wachstum. Ein Kind lernt laufen und sprechen, indem es das nachmacht. Ein gutes Modell oder Vorbild ist daher sehr wichtig. Hast du ebenfalls gute Vorbilder? Such sie dir, sei es in deiner Umgebung oder in Lebensbeschreibungen von Menschen, die dem Herrn Jesus konsequent folgen.

Wenn es gesundes geistliches Wachstum gibt, wird der Prediger immer mehr aus dem Gesichtsfeld verschwinden und der Herr immer deutlicher vor Augen stehen. Der Prediger wird niemals auf sich selbst hinweisen, es sei denn, dass er dabei unmittelbar auf den Herrn Jesus selbst hinweisen kann (1Kor 11:1). Der Prediger wird auch nie Menschen an sich binden und sie von sich abhängig machen wollen. Der Prediger ist auch nur ein Mensch, der irren kann.

Die Thessalonicher wussten, womit sie angefangen hatten. Sie hatten das Wort aufgenommen, obwohl großer Druck auf sie ausgeübt wurde. Ich fürchte, dass viele Christen in unserem Teil der Welt keine Ahnung davon haben und deshalb nur so wenige dahin kommen, ein Leben voller Hingabe an Christus zu führen. Anstatt unter der Last zusammenzubrechen und ihr altes Leben wieder aufzunehmen, hatten die Thessalonicher die Freude des Heiligen Geistes erfahren. Hier siehst du, dass äußere Bedrängnis und innere Freude zusammengehen. Diese Dinge kann man nicht gut erklären. Das musst du erleben. Kennst du etwas von dieser Freude?

1Thes 1:7. Nachdem sie das Wort aufgenommen hatten und Nachfolger geworden waren, wurden sie dadurch selbst zu Vorbildern für alle anderen Gläubigen in der weiteren Umgebung. Das Wort „Vorbild“ steht übrigens in der Einzahl. Das scheint darauf hinzuweisen, dass die Thessalonicher nicht so sehr als Einzelne Vorbilder waren, sondern dass sie als Gemeinde ein Vorbild waren. Wenn man sie beobachtete, ihr Gemeindeleben hinsichtlich Betragen und Bekenntnis, die Art und Weise des Umgangs miteinander und ihre Haltung gegenüber der Welt, konnte man sehen, was Christsein wirklich bedeutete.

Ein Vorbild für andere Gläubige zu sein, bedeutet, dass diese anderen Gläubigen noch etwas dazulernen oder sich etwas abgewöhnen müssen. Doch brauchte Paulus diesen anderen Gläubigen darüber nicht zu schreiben. Was von den Thessalonichern widerstrahlte, sagte genug.

Ich muss sagen, dass ich doch neidisch darauf bin. Wäre es nicht schön, wenn die örtliche Gemeinde, zu der du und ich gehören, auch solch eine Ausstrahlung hätte? Ich denke allerdings, dass wir uns mehr wiederfinden können in „allen Gläubigen“, für die die Thessalonicher ein Vorbild waren, als in der Gemeinde der Thessalonicher selbst. Möge das Vorbild für dich und mich eine Anregung sein, unser Leben als Christen zu führen, wie die Thessalonicher es vorlebten.

1Thes 1:8. Das Wörtchen „denn“ zu Beginn von 1Thes 1:8 deutet an, auf welche Weise sie Vorbilder geworden waren. Die Thessalonicher hatten sich nicht still mit einem Buch in die Ecke gesetzt. Nachdem sie von der Kraft des „Wortes des Herrn“ überzeugt waren, hatten sie dasselbe Wort ausposaunt. Das ist die Bedeutung des Wortes „erschallen“. Sie hatten das Wort des Herrn (und nicht ihre eigene Meinung darüber) in ihrem Leben wirken lassen. Und das redete so laut, dass es niemandem verborgen blieb. Es gibt ein Sprichwort, das manchmal auf Menschen angewendet wird, die zwar über das Evangelium reden, in der Praxis jedoch nicht danach leben: Deine Taten reden so laut, dass ich nicht hören kann, was du sagst. Das war bei den Thessalonichern anders. Ihre Taten redeten so laut, dass jeder dadurch das Wort des Herrn hörte.

Zum Schluss dieses Abschnitts noch ein Wort über „das Wort“. Dies ist das dritte Mal, dass wir über „das Wort“ hören. In 1Thes 1:5 geht es um das Wort des Evangeliums, den Inhalt. In 1Thes 1:6 ist es das Wort, das aufgenommen wurde, wodurch ihr Leben radikal verändert wurde und das jedem Druck standhielt. Hier, in 1Thes 1:8, ist es „das Wort des Herrn“. Das legt die Betonung auf den Ursprung. Durch die Zufügung „des Herrn“ weist „das Wort“ gleichzeitig auf die Autorität dessen hin, von dem es kommt (siehe auch Apg 15:36). Du kannst auch anderen Zufügungen begegnen wie z. B.: das „Wort Gottes“ (2Kor 2:17; 2Kor 4:2), das „Wort seiner Gnade“ (Apg 14:3; Apg 20:32), das „Wort des Lebens“ (Phil 2:16) und das „Wort des Glaubens“ (Röm 10:8).

Wir leben in einer Zeit der Worte. Worte bringen Umwälzungen in Ländern und in der Geschichte zustande. Wir dürfen ein Wort besitzen, das kräftiger ist als irgendein Menschenwort. Es ist ein Wort, das mächtig wirkt. Es ist ein lebendiges Wort.

Deshalb: Lies das Wort und setze es in deinem Leben um!

Lies noch einmal 1. Thessalonicher 1,5–8.

Frage oder Aufgabe: Kann von dir gesagt werden, dass du ein Nachfolger des Paulus und des Herrn geworden bist?

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