1 Thessalonians 2:11

Wie Paulus sich unter ihnen verhalten hat

Es ist schön zu sehen, wie jedes Kapitel dieses Briefes ein Entwicklungsstadium des Gläubigen vom Baby bis zum Erwachsenen zu beschreiben scheint.

1. In Kapitel 1 wird das Kind geboren.

2. In Kapitel 2 wird es ernährt und im Glauben erzogen.

3. In Kapitel 3 sieht man, wie das Kind im Glauben steht.

4. In Kapitel 4 bekommt es Anweisungen für ein Leben im Glauben.

5. In Kapitel 5 ist die Reife da, und der junge Gläubige geht an die Arbeit.

1Thes 2:7. Wir befinden uns hier in der Phase, wo das Kind geboren ist und versorgt werden muss. Es ist klar, dass man bei einem Baby nicht an die Ausübung von Autorität denkt. Einem Baby gebührt allein mütterliche Fürsorge. Es ist beeindruckend, mit wie viel Zärtlichkeit der große Apostel vorgeht. Er war wie eine Mutter, wie eine nährende Frau.

So war auch Gott früher für sein Volk in der Wüste, wo Er sie umsorgte, pflegte und nährte (Apg 13:18). Auch bei dem Herrn Jesus finden wir diese Gefühle, als Er über seine Liebe zu Jerusalem spricht und sie mit den Gefühlen einer Henne vergleicht, die ihre Flügel zu einem Zufluchtsort für ihre Küken ausbreitet, um sie darunter zu beschützen (Mt 23:37).

Paulus hatte dieselben mütterlichen Gefühle für seine geistlichen Kinder. Er erinnert sie daran, dass er sich „zart“ oder mild, freundlich ihnen gegenüber verhalten hatte. Diese Eigenschaft sollte übrigens jeden Knecht des Herrn zieren (2Tim 2:24). Siehst du diese Freundlichkeit nicht auch bei dem Herrn Jesus in Jesaja 40 (Jes 40:11)?

Bei einer guten Mutter steht das Wohl des Kindes im Vordergrund. Ihre Liebe zu dem Kind bringt sie dazu, selbstlos zu handeln und sich aufzuopfern. Das siehst du auch bei dem Herrn Jesus. Er suchte immer das Wohl des anderen. Er war ja auch nicht gekommen, um bedient zu werden, sondern um zu dienen. Paulus ahmte Ihn darin nach.

1Thes 2:8. Er liebte sie so, dass er ihnen sogar sein eigenes Leben mitteilen wollte. Das bedeutet hier nicht, dass er bereit war, sein Leben für das Evangelium einzusetzen (obwohl das sicher so war), sondern dass er mit seinem ganzen Dasein hinter der Botschaft stand, die er verkündigte. Er wollte für sie leben, sein Leben in ihren Dienst stellen. Sein ganzes Leben, sowohl alle seine Habe als auch seine Zeit, war untrennbar mit dem Evangelium verbunden. Er brachte nicht nur eine Botschaft, sondern er brachte damit auch sich selbst, und zwar so, dass Christus gesehen wurde und nicht seine Person.

1Thes 2:9. Das Evangelium wird nur dann das von Gott gewünschte und gewirkte Ergebnis bringen, wenn der Prediger selbst in den Hintergrund tritt. Eltern setzen sich sehr dafür ein, dass ihre Kinder die richtige Nahrung und Erziehung bekommen. Dabei ist ihr Vorbild von großer Bedeutung. Die Thessalonicher hatten gesehen, dass Paulus und seine Begleiter keine Nichtsnutze waren, die von ihnen als Bekehrte profitieren wollten. Im Gegenteil.

Sie hatten sich keine Ruhe gegönnt, sogar auf Nachtruhe verzichtet, um für ihren eigenen Unterhalt zu sorgen. Paulus wollte um jeden Preis den Eindruck vermeiden, dass er einen finanziellen Vorteil aus seinem Dienst ziehen wollte (1Kor 9:1-18). Er war nach Thessalonich gekommen, um zu geben und mitzuteilen, und nicht, um zur Last zu fallen oder sich selbst zu bereichern. Das Evangelium Gottes ist nichts, wodurch eine Last auferlegt wird, sondern es befreit aus der Macht der Sünde und nimmt die Last der Sünden weg.

1Thes 2:10. Paulus weist auf sein Verhalten unter ihnen hin. Er führt wieder Gott als Zeuge für sein Verhalten an. Doch nicht nur Gott. Sie hatten es selbst mit eigenen Augen gesehen, wie er sich unter ihnen verhalten hatte. Hatten sie andere Dinge bei Paulus gesehen, als Gott an ihm sah? Sie konnten nicht leugnen, was sie wahrgenommen hatten, auch wenn der Feind alles versuchte, um den Dienst des Apostels oder seine Motive in Verruf und ihn selbst bei den Thessalonichern in Misskredit zu bringen.

Zunächst hatten sie gesehen, wie „heilig“ er sich verhalten hatte. Sein ganzes Tun und Lassen war in Übereinstimmung mit Gott. Sie hatten auch gesehen, dass er im Umgang mit Menschen immer „gerecht“ gewesen war. Niemals hatte er andere benachteiligt. Schließlich konnten sie nicht anders als bezeugen, dass er „untadelig“ gewesen war. Es gab keine einzige Anklage, die man gegen ihn hätte vorbringen können. Er spricht sie als „Glaubende“ an. Es ist ihm wichtig, dass sie als Gläubige sein Verhalten beurteilen, also keine weltlichen Maßstäbe anlegen.

1Thes 2:11. Paulus hat zuerst das Bild einer Mutter gebraucht, die ihren Säugling nährt. Das zeigt die zärtliche Liebe des Predigers. Nun gebraucht er das Bild eines Vaters, der sich mit seinen Kindern beschäftigt. Damit ergänzt er das Bild der Mutter. Den Hinweis auf diese elterliche Beziehung findest du nur in den Briefen von Paulus.

Bei einem Vater sieht man mehr die ernste Seite derselben Liebe, die die Mutter hat (vgl. 1Kor 4:14-21; 2Kor 6:13; Gal 4:19). Paulus war für seine Kinder ein guter Vater. Er sprach sie nicht nur in ihrer Gesamtheit an, sondern schenkte jedem Einzelnen persönlich Beachtung. Das ist für jeden Diener des Herrn wichtig, der das Wort verkündigt. Es ist einfacher, die Dinge von der Kanzel herab zu sagen, als in einem persönlichen Gespräch. Nachsorge für den Einzelnen ist wichtig.

Paulus ermahnt und tröstet die Thessalonicher und bezeugt ihnen das Reich Gottes aus der Vater-Kind-Beziehung heraus. Zu Unrecht denken manche beim Ermahnen an den erhobenen Zeigefinger im Sinn von „Pass auf, sonst …“ Ermahnen bedeutet, dass jemand, der in Gefahr steht, abzuweichen oder schon abgewichen ist, wieder in die Gemeinschaft mit den Gläubigen zurückgeführt wird. Väter trösten auch. Bei Rückschlägen ermutigen sie, nicht den Kopf hängen zu lassen, sondern auszuharren.

1Thes 2:12. Paulus fügt dem Ermahnen und Trösten das Bezeugen hinzu. Dadurch verbindet er das Ermahnen und Trösten miteinander. Er ermahnt und tröstet nicht auf Abstand, als würde das nur für sie gelten, und er hätte keinen Anteil daran. Bezeugen bedeutet, dass er ihnen die Wahrheit mit Überzeugung verkündigt.

Bezeugen hat mit Unterweisung zu tun, die ihren Wert in der Praxis des Lebens bewiesen hat. Jeder Vater muss seine Kinder mit Überzeugung in der Wahrheit Gottes unterweisen. Kein Vater kann sagen: Das kann ich nicht. Er muss die Wahrheit bezeugen, das heißt, die Wahrheit eindringlich auf das Herz des Kindes binden. Diese Unterweisung wird natürlich nur dann wirkungsvoll sein, wenn die Kinder im Leben ihres Vaters sehen, dass er selbst danach handelt.

Es geht um die „eigenen Kinder“. Väter sind häufig nicht zu Hause. Manchmal sind sie auch mit den Problemen anderer beschäftigt. Dann besteht die Gefahr, dass sie ihre eigenen Kinder vergessen. Doch das Arbeitsfeld, das der Herr an erster Stelle zugewiesen hat, ist die eigene Familie. Wenn er sie vernachlässigt, wird sich das bei der Arbeit rächen, die für den Herrn getan wird.

Das Ziel, das Paulus vor Augen hat, besteht darin, dass sie würdig des Gottes wandeln. Würdig heißt, dass es der Heiligkeit und den Kennzeichen Gottes, auf den sie ihr Vertrauen gesetzt haben, entspricht und damit in Übereinstimmung ist (vgl. Röm 16:2; Eph 4:1; Phil 1:27; Kol 1:10; 3Joh 1:6). Es ist wichtig, dass dein Leben und dein Verhalten als Christ mit deinem Bekenntnis übereinstimmt.

Eine Illustration: Im Heer Alexanders des Großen war ein Soldat, der sich falsch verhalten hatte. Er wurde vor Alexander den Großen gebracht. Alexander fragte ihn nach seinem Namen. Der Soldat antwortete: Ich heiße Alexander. Daraufhin antwortete Alexander der Große: Entweder änderst du dein Benehmen oder du änderst deinen Namen.

Denk an deine hohe Berufung. Zuerst wurdest du durch das Evangelium berufen. Jetzt erfährst du, zu welch hoher Berufung das führt: zu Gottes eigenem Reich und seiner eigenen Herrlichkeit (vgl. Röm 8:28; Phil 3:14; 2Tim 1:9; Heb 3:1). Das steht hier so, als würde Gott dir gleichsam beständig zurufen: Dein Weg führt zu meinem eigenen Reich und zu meiner eigenen Herrlichkeit. Wenn dir das bewusst wird, sollte das dann nicht deinem täglichen Leben seinen Stempel aufdrücken? Lebe auf dieses Ziel hin. Halte dein Auge darauf gerichtet. So wird die Zukunft für dich lebendig, und diese herrliche Zukunft wird deinen Weg bestimmen und erleuchten.

Lies noch einmal 1. Thessalonicher 2,7–12.

Frage oder Aufgabe: Welche Kennzeichen der mütterlichen und väterlichen Eigenschaften Gottes siehst du in diesem Abschnitt bei Paulus?

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