1 Thessalonians 3:7

Liebe und Heiligkeit

1Thes 3:7. Der Bericht, den Timotheus Paulus über den Glauben der Thessalonicher brachte, war ein großer Trost. Ihr Glaube hatte nicht nur standgehalten, sondern war sogar gewachsen (2Thes 1:3). Er brauchte Trost, weil er selbst in Not und Bedrängnis war. Seine Not kann sich auf den Mangel an materiellen Dingen beziehen, sie kann auch innere Not bedeuten, wodurch er sich geistlich niedergedrückt fühlte, mit verursacht durch seine Sorge um die Thessalonicher. Auch die körperlichen Drangsale, die er erfahren hatte, hatte er noch vor Augen.

1Thes 3:8. Wie groß ist dann das Bedürfnis eines Menschen an geistlicher Erquickung. Und nun dieser Bericht über ihren Glauben! Was für eine Erleichterung. Das Leben floss sozusagen wieder durch ihn. Jetzt, als er hörte, dass sie im Herrn feststanden, lebte er ganz und gar auf (vgl. 1Mo 45:26; 27).

Du siehst, dass Paulus sich trösten ließ. So kannst du dich auch durch den Glauben eines anderen trösten lassen. Dass am Glauben des anderen noch das eine oder andere fehlt, braucht kein Hindernis zu sein, wie du hier siehst. Wer sich nicht trösten lässt, steht in Gefahr, verbittert zu werden. Das untergräbt das Glaubensleben.

1Thes 3:9. So wie Traurigkeit mit dem Tod zusammenhängt, gehört Dankbarkeit zum Leben. Paulus war voller Dankbarkeit über das, was er über ihren Glauben gehört hatte. Er dankte jedoch nicht den Thessalonichern für ihre Standfestigkeit, seine Dankbarkeit richtete sich an Gott. Gott hatte dafür gesorgt, dass sie bei allen Angriffen des Feindes standhaft geblieben waren. Das erfüllte ihn mit Freude, mit einer Freude, die er „vor .... Gott“ erlebte, das heißt in der Gegenwart Gottes, vor Gottes Angesicht, in Gemeinschaft mit Ihm. Echte, tief empfundene Freude erlebst du dann, wenn Gott dich tröstet. Das ist eine Freude, die dich zum Verursacher deiner Freude zurückbringt.

Die Freude des Paulus war so groß, dass er sich fragte, was Er Gott dafür vergelten konnte. Er gibt darauf keine Antwort. Mit seiner Frage sagt er eigentlich, dass einfach kein Geschenk groß genug ist, um Gott zu zeigen, wie überaus dankbar er Ihm ist. Sagt das nicht viel über die Dankbarkeit des Paulus aus (vgl. Ps 116:12)? Gilt das nicht auch für all das, was du von Gott bekommen hast? Bist du auch überaus dankbar dafür? Bist du dann nicht auch auf der Suche danach, was du Ihm dafür zurückgeben kannst?

1Thes 3:10. Nach diesem so tröstlichen Bericht über ihren Glauben könnte man denken, dass Paulus diesen Sorgenbereich jetzt verlassen konnte, um sich auf andere Gemeinden zu konzentrieren. Das liest du hier jedoch nicht. Sein Verlangen nach ihnen wurde dadurch nur noch stärker. Er betete weiter, sie besuchen zu können. Er betete dafür „Nacht und Tag über die Maßen“. Er hatte sich „mit großem Verlangen“ befleißigt, zu ihnen zu kommen (1Thes 2:17). Jetzt flehte er „über die Maßen“ dafür, dass dies doch einmal geschähe. Bei „über die Maßen“ muss man an eine derart große Menge denken, die Grenzen überströmt und durch nichts einzudämmen ist. Sein Herz strömte über, wenn er zu Gott über sein Verlangen sprach, die Thessalonicher zu besuchen.

Sein Verlangen kam nicht aus dem Egoismus hervor. Es ging ihm um ihr geistliches Wohl (vgl. Röm 1:11). Als er bei ihnen war, wurde er zu einer vorzeitigen Abreise gezwungen. Dadurch hatte er sie nicht alles lehren können, was für ihren Glauben nötig war. Glaube ist hier die Glaubenswahrheit, der Inhalt dessen, was sie glaubten (Jud 1:3), oder, wie man auch sagen könnte, „die Lehre der Apostel“ (Apg 2:42). Nun wollte er gern seine Arbeit bei ihnen zu Ende führen. Er ging jedoch nicht selbst zu Werke. Er vertraute darauf, dass Gott sein Gebet erhörte, und zwar zu seiner Zeit und auf seine Weise. Es sollte noch fünf Jahre dauern, bis sein Gebet erhört wurde. Wir können annehmen, dass Paulus, als er später in Mazedonien war, auch die Gläubigen in Thessalonich besucht hat (Apg 20:1; 3). Den Brief, den er zwischenzeitlich schrieb, hat Gott in sein Wort aufnehmen lassen, so dass auch dem, was an deinem und meinem Glauben fehlt, entsprochen werden kann.

1Thes 3:11. In 1Thes 3:11 stehen Gott der Vater und der Herr Jesus auf einer Linie. Wenn zwei Personen genannt werden – das ist Mehrzahl –, erwartet man kein Tätigkeitswort in der Einzahl. Dennoch steht hier „richte“, das ist Einzahl. Das zeigt uns, dass Gott der Vater und der Herr Jesus hier als Einheit gesehen werden. Hier hast du einen eindrucksvollen Beweis dafür, dass der Herr Jesus Gott ist. Sie befinden sich auf derselben Ebene und handeln auch vollkommen in Übereinstimmung miteinander. Der Wille des Vaters ist niemals im Gegensatz zum Willen des Sohnes, umgekehrt gilt dasselbe. Hier geht es darum, dass für Paulus der Weg zu den Thessalonichern geebnet wird.

Für dich und mich gilt dasselbe. Du darfst deinen Weg in die Hände göttlicher Personen legen. Sie haben die Mittel, dir einen Weg zu bahnen, ihn also von Hindernissen zu befreien. Der Vater selbst hat dich lieb (Joh 16:27), und der Vater ist der allmächtige Gott. Der Herr Jesus will dich in seinem Dienst gebrauchen und den Weg dazu ebnen. Der Herr Jesus wird mit dem Vater in Zusammenhang gebracht als dem, der die Wege der Menschen und besonders die seiner Diener lenkt. Das kann dir Ruhe auf dem Weg geben, den du zu gehen hast.

1Thes 3:12. Es könnte also noch ein Weilchen dauern, bis Paulus bei ihnen wäre. Doch bis zum Augenblick des Wiedersehens hat er einen Wunsch für sie. Er wünscht, dass der Herr sie in der Liebe zunehmen lässt (1Thes 3:12) und dass sie dadurch bei der Ankunft des Herrn Jesus untadelig in Heiligkeit wären (1Thes 3:13). Das sind die beiden Kennzeichen des Wesens Gottes, denn Gott ist Licht (1Joh 1:5) und Gott ist Liebe (1Joh 4:8; 16).

Paulus spricht zunächst über die Liebe und danach über die Heiligkeit. Diese Reihenfolge ist wichtig. Nur wenn ein Überfluss an Liebe vorhanden ist, wird man zu echter Heiligkeit kommen. Heiligkeit bedeutet Absonderung mit dem Ziel, hingegeben zu sein. Absonderung ohne Liebe zu Gott und eine entsprechende Hingabe führt zu nichts anderem als zur Gesetzlichkeit der Pharisäer. Wo echte Liebe gefunden wird, wird von selbst auch Absonderung von allem stattfinden, was nicht mit der einen großen Liebe vereinbar ist. Heiligkeit bedeutet, das zu lieben, was Gott liebt, und das zu hassen, was Gott hasst.

Paulus selbst ist in seiner Liebe zu ihnen überströmend. Das ist ihnen ganz klar geworden. Seine Liebe zu ihnen soll für sie ein Ansporn sein, sich gegenseitig und auch alle Menschen auf dieselbe Weise zu lieben. Liebe ist das Kennzeichen des Lebens des Christen. Diese Liebe lässt sich nicht auf eine ausgesuchte Gruppe von Menschen beschränken, die nett zu dir sind und die du deswegen sympathisch findest. Es ist die Liebe Gottes, die sich uneigennützig auf jeden Menschen erstreckt. Diese Liebe ist durch den Heiligen Geist in dein Herz ausgegossen (Röm 5:5). Daher kannst du jeden Gläubigen lieben und kann sich diese Liebe zu allen Menschen erstrecken.

1Thes 3:13. Wenn die Liebe Gottes von deinem Herzen Besitz ergriffen hat und dein Herz befestigt, bist du in der Lage, in Heiligkeit zu leben. Johannes sagt das in seinem ersten Brief so: „Wer seinen Bruder liebt, bleibt in dem Licht“ (1Joh 2:10). Auf den ersten Blick scheint es hier nicht unbedingt um einen Ansporn zu gehen, in Heiligkeit zu leben. Paulus geht es ja darum, dass die Thessalonicher untadelig in Heiligkeit sind bei der Ankunft des Herrn Jesus. Da ist doch keine Rede mehr von einer Zunahme an Heiligkeit. Doch Paulus spricht nie über das Kommen des Herrn, ohne dass dies Einfluss auf unser Leben als Christen haben soll.

Hier geht es übrigens nicht um das Kommen des Herrn Jesus für die Gemeinde. Das kommt in Kapitel 4 an die Reihe (1Thes 4:15-18). Das kann man daran sehen, dass es hier um die Ankunft des Herrn „mit allen seinen Heiligen“ geht. Das ist sein Kommen auf die Erde zusammen mit der Gemeinde, nachdem Er sie zuvor aufgenommen hat.

Paulus weist auf das Endergebnis der Heiligkeit hin, die uns jetzt schon kennzeichnen sollte. Wer von der Liebe zum Herrn und den Seinen erfüllt ist, wird sich nicht mit der Unreinheit der Welt verbinden wollen. Ist es nicht dein Verlangen, jetzt schon immer mehr dem zu entsprechen, was wir später in Vollkommenheit sein werden? Es darf kein großer Übergang sein von unserem jetzigen Leben auf der Erde zu unserem Leben im Himmel. Dazu gibt es ein sehr schönes Beispiel in Henoch (1Mo 5:24). Henoch wandelte mit Gott. Ich stelle mir vor, dass er darin wuchs und immer enger mit Gott lebte. In einem bestimmten Augenblick war er dem Himmel so nahe, dass Gott zu ihm sagte: Komm ruhig herein. Meinst du, dass sich da für Henoch eine völlig andere Welt öffnete?

Lies noch einmal 1. Thessalonicher 3,7–13.

Frage oder Aufgabe: Denke einmal über den Zusammenhang von Liebe und Heiligkeit in deinem Leben nach.

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