2 Chronicles 20:18-30

Die Antwort des HERRN

Die Antwort des HERRN kommt. Er sendet seinen Geist in die Mitte der Gemeinde. Er sendet seinen Geist nicht auf Josaphat, was wir vielleicht erwarten würden, sondern auf Jachasiel, einen Leviten von den Söhnen des Asaph (2Chr 20:14). Der Geist ist frei in der Wahl seines Instruments, um den Willen Gottes bekannt zu machen.

Jachasiel wird nicht davon „überrascht“ worden sein, dass der Geist auf ihn kommt. Die Tatsache, dass er einer von Asaphs Söhnen ist, deutet darauf hin, dass er ein Sänger ist. Seine Aufgabe ist es, den HERRN zu loben. Diese Beschäftigung ist eine gute Vorbereitung, um vom Geist zum Wohl des Gottesvolkes, in dessen Mitte er steht, gebraucht zu werden.

Die Botschaft, die Jachasiel für Volk und König hat, ist eine Ermutigung (2Chr 20:15). Mit den Worten „Hört zu“ bittet er um besondere Aufmerksamkeit. Es ist ein Wort des HERRN selbst. Die Ermutigung besteht darin, dass sie sich von der großen Truppenstärke des Feindes nicht beeindrucken lassen sollen, weil sie selbst nicht gegen sie zu kämpfen brauchen. Gott wird nämlich für sie kämpfen. Sie sollten also die Macht des Feindes nicht mit ihrer eigenen Macht vergleichen, sondern mit der Macht Gottes. Und was für eine Chance hat denn dann der Feind noch?

Dass der Kampf nicht des Volkes, sondern des HERRN ist, geht wie ein Refrain durch das Alte Testament. Wir hören es aus dem Mund des Moses, als das Volk am Schilfmeer steht (2Mo 14:14), und dann hören wir es aus dem Mund Davids, als er Goliath gegenübersteht (1Sam 17:47). Jetzt hören wir es hier, als Josaphat einer großen feindlichen Streitmacht gegenübersteht. Für uns ist es auch so. Wir können den guten Kampf nur dann kämpfen, wenn wir uns bewusst sind, dass es tatsächlich der Kampf des Herrn ist. Deshalb wird uns für unseren Kampf auch die Waffenrüstung Gottes gegeben (Eph 6:10-18).

Jachasiel sagt, was geschehen wird (2Chr 20:16). Gott kann den Feind auf viele Arten schlagen. Er wählt jedoch einen Weg, der seinem Volk deutlich macht, dass der Sieg sein Werk ist. Jachasiel sagt dem Volk, was es zu tun hat. Sie sollen morgen zu dem Feind hinabziehen. Er informiert die Menschen darüber, wo der Feind jetzt ist und wo der Feind morgen sein wird. Gott kennt jeden Schritt des Feindes und auch den Weg, den er geht.

Welche Ermutigung ist das für sein Volk, sich Ihm für den Kampf anzuvertrauen. In gleicher Weise sagt Gott seinem Volk auch heute durch Menschen, die Er dazu befähigt, wo der Feind sich befindet, worauf es zu achten gilt, um nicht in eine geistliche Falle zu tappen. Der Platz, an dem Josaphat und das Volk die Feinde antreffen werden, ist „am Ende des Tals“. Es zeigt auf, dass die Demut und die Anerkennung der eigenen Unfähigkeit, von der das Tal ein Bild ist, mit einem Sieg für das Volk enden wird.

Die Begegnung mit dem Feind ist nicht dazu gedacht, einen Kampf mit ihm zu führen (2Chr 20:17). Noch einmal weist Jachasiel darauf hin, dass das Volk in diesem Krieg nicht kämpfen muss. Sie sollen sich nur aufstellen, stehen bleiben und zuschauen. Auf diese Weise können sie lernen, wie Gott für sein Volk eintritt. Er wird sie seine Erlösung sehen lassen. Seine Rettung, seine Erlösung ist mit ihnen, mit Juda und Jerusalem. Furcht und Bestürzung, die sich ihnen möglicherweise aufdrängen, wenn sie daran denken, dass sie dem Feind von Angesicht zu Angesicht gegenüberstehen werden, sind völlig grundlos. Sie dürfen furchtlos dem Feind gegenübertreten, denn „der HERR wird mit euch sein“. Und was gibt es zu befürchten oder zu erschrecken, wenn Er bei uns ist?

Das Wort des Propheten hat eine wunderschöne Wirkung auf Josaphat und das Volk. Sie sind tief beeindruckt vom Wort des HERRN. Sie alle fallen vor dem HERRN nieder und verneigen sich vor Ihm (2Chr 20:18). Hier ist nicht von einem willkürlichen „Fallen im Geist“ die Rede. So etwas ist der Heiligen Schrift völlig fremd. Was hier geschieht, geschieht bewusst durch alle Anwesenden.

Während Josaphat und das Volk in Anbetung vor dem HERRN liegen, erheben sich aus der Mitte der Leviten „von den Söhnen der Kehatiter und von den Söhnen der Korhiter, … um den HERRN, den Gott Israels, mit überaus lauter Stimme zu loben“ (2Chr 20:19). Die Kehathiter sind Leviten, deren Aufgabe es ist, für das Hochheilige zu sorgen (4Mo 4:4). Die Korhiter sind Nachkommen der Kehathiter (4Mo 16:1; 1Chr 6:38). Korah lehnte sich gegen den HERRN auf und wurde gerichtet (4Mo 16:1; 2; 31-33), aber die Gnade verschonte einige der Kinder Korahs (4Mo 26:11). Diejenigen, die das Hochheilige kennen (Nachkommen von Kehath) und diejenigen, die wissen, was Gnade ist (Nachkommen von Korah), erkennen in dieser Situation, dass es angebracht ist, „den HERRN mit überaus lauter Stimme zu loben“.

Das Gebet hat sich in ein Loblied verwandelt, und das, bevor auch nur ein einziger Feind besiegt wurde. Welch eine gebührende und wunderschöne Huldigung an Ihn, der aller Ehre würdig ist und der am höchsten geehrt wird, wenn wir Ihn für das loben, was noch kommen wird.

Der HERR schlägt den Feind

Am nächsten Tag, am Tag nach all den ermutigenden Verheißungen, stehen sie früh auf und brechen in Richtung der Wüste Tekoa auf (2Chr 20:20). Möglicherweise weil die überwältigenden Eindrücke von gestern etwas nachgelassen haben, hält Josaphat kurz vor der Abreise inne und spricht zu dem Volk. Er fordert sie auf, auf ihn zu hören, denn er hat noch zwei starke Ermutigungen für sie.

Seine erste Aufforderung lautet, auf den HERRN zu vertrauen, den sie als ihren Gott kennen. Wenn sie das tun, und nur dann, werden sie vor dem Feind standhalten und nicht zittern. Die zweite Aufforderung lautet, auf die Propheten des HERRN zu vertrauen; denn sie haben seine Worte zu ihnen gesprochen. Und gibt es auch nur ein Wort, das der HERR gesprochen hat, das je unerfüllt blieb? Nun, wenn sie auf seine Propheten vertrauen, das heißt, wenn sie auf Gottes Wort vertrauen, werden sie Gelingen haben und den Sieg davontragen.

Nach seiner ermutigenden Ansprache berät sich Josaphat mit dem Volk (2Chr 20:21). Das Ergebnis der Beratungen ist, dass sie Sänger für den HERRN einsetzen, um Ihn zu preisen, der „der HERR“ ist. Es ist, als ob der Lobgesang des Vortages noch in ihren Ohren und Herzen mitschwingt und sie weitermachen wollen. Den HERRN zu preisen, gibt Kraft. Der Lobpreis richtet sich hier an den HERRN, d. h. an den HERRN in seiner vollkommenen Absonderung vom Bösen (heilig) und seines vollkommenen Erhobenseins über das Böse (Majestät).

Die Sänger ziehen vor den bewaffneten Männern hinaus. Die Waffen werden nicht klirren, denn der HERR hat gesagt, dass Er kämpfen wird. Dass die Männer bewaffnet sind, ist also nicht, um zu kämpfen, sondern um den Sieg zu bestätigen. Lob geht dem Sieg voraus. Der Sieg folgt auf den Lobpreis. Der Inhalt des Lobgesanges „Preist den HERRN, denn seine Güte währt ewig!“ ist der große Refrain im Friedensreich (Ps 136:1-26).

Im selben Augenblick, in dem Jubel und Lobgesänge erklingen, schlägt der HERR die Feinde durch einen Hinterhalt (2Chr 20:22). Der folgende Vers zeigt, wie der Sieg errungen wird (2Chr 20:23). Der HERR lässt die Feinde sich gegenseitig bekämpfen. Ohne das geringste Eingreifen irgendeines Menschen wird der Sieg errungen.

So hat der Herr Jesus auch den Sieg am Kreuz errungen, und wir dürfen die Früchte dieses Sieges ernten. Es ist nicht notwendig, dass Christen eine äußerlich falsche Religion ausrotten. Eine solche Religion löscht sich selbst aus, weil sie den Samen ihrer eigenen Zerstörung in sich selbst trägt.

Israel bleibt nur noch, sich das Ergebnis anzuschauen und die Früchte davon zu ernten. Sie sehen das Ergebnis auf der „Bergwarte gegen die Wüste hin“ (2Chr 20:24). Von dort aus sehen sie nur tote Feinde. Niemand ist entkommen, so wie niemand dem endgültigen Gericht Gottes entkommen wird. Dass der Sieg einzig und allein Gottes Werk ist, kommt nicht sehr häufig vor, da Gott meistens sein Volk gebraucht, um Feinde zu schlagen. Gott ist jedoch nicht an bestimmte Methoden gebunden. Seine Wahl ist immer so, dass Er im Ergebnis verherrlicht wird. Josaphat und das Volk können in diesem Fall die Beute für sich selbst rauben (2Chr 20:25). Auch das ist nicht selbstverständlich (Jos 6:18; 1Chr 18:11). Hier lässt Gott es zu.

Sie nehmen von der Beute so viel, wie sie tragen können. Sie können nicht alles auf einmal tragen, so viel ist da. Die Beute ist so groß, dass sie drei Tage damit verbringen, sie zu rauben. Nach drei Tagen Plünderung versammelt sich das Volk am vierten Tag im „Tal Beraka“, was „Tal des Lobpreises“ bedeutet (2Chr 20:26). Das Tal des Lobes bekommt hier seinen Namen. Die Zusammenkunft findet hier statt und nicht in Jerusalem in der Nähe des Tempels. Als Anwendung für uns erinnert es uns daran, dass Gott auch außerhalb der Gemeinde Lobpreis empfangen möchte, sobald es Grund dazu gibt. Damit müssen wir nicht warten, bis wir als Gemeinde zusammenkommen, wo es eine besondere Gelegenheit dazu gibt, wenn wir am Tisch des Herrn zusammenkommen, um seinen Tod in der Feier des Abendmahls zu verkünden.

Nach dieser spontanen Äußerung des Lobes für den Sieg kehren die Männer, angeführt von Josaphat, voller Freude nach Jerusalem zurück (2Chr 20:27). Der Grund ihrer Freude ist das, was der HERR mit ihren Feinden getan hat. In Jerusalem angekommen, begeben sie sich unter musikalischer Begleitung zum Haus des HERRN (2Chr 20:28). Von dort sind sie aufgebrochen und dorthin kehren sie zurück.

So ist die Gemeinde auch für uns der Ort des Aufbruchs für alles, was wir für den Herrn tun dürfen, und der Ort, an den wir zurückkehren, nachdem uns erlaubt wurde, etwas für den Herrn zu tun (vgl. Apg 14:26; 27). Auf diese Weise können wir mit der „Heimatgemeinde“ teilen, was der Herr getan hat, und Ihn gemeinsam dafür verherrlichen.

Die Nachricht vom Sieg des HERRN über die Feinde Israels bewirkt, dass „der Schrecken Gottes … auf alle Königreiche der Länder“ fiel, die davon hören (2Chr 20:29). Das ist immer das Ergebnis, wenn Gott mit und für sein Volk wirkt. Es bedeutet nicht, dass die Nationen Gott suchen werden. Vielmehr werden sie es sich zweimal überlegen, bevor sie gegen Israel in den Krieg ziehen, gegen ein Volk mit einem so mächtigen Gott. Das Ergebnis ist, dass durch dieses Eingreifen Gottes das Königreich Josaphats von allen Seiten Ruhe hat (2Chr 20:30).

Es ist noch erwähnenswert, dass diese Geschichte auch eine prophetische Bedeutung hat. So wie der Geist des HERRN über Jachasiel kommt (2Chr 20:14), so wird nach Joel 3 in der Endzeit der Geist über ganz Israel kommen, also über den gläubigen Überrest, der dann ganz Israel ist (Joel 3:1; vgl. Röm 11:25; 26). In Joel 4 gibt es zwei Hinweise auf diese Geschichte (Joel 4:2; 12). Die dort erwähnte „Talebene Josaphat“ ist wahrscheinlich die gleiche wie das Tal Beraka („Tal des Lobpreises“) in diesem Kapitel (2Chr 20:26). In Joel 3 sehen wir die gleiche Vorbereitung auf die Begegnung mit dem Feind wie hier.

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