2 Corinthians 12:8

Meine Gnade genügt dir

2Kor 12:7. Paulus hatte also eine herausragende Erfahrung gemacht, auf die er außergewöhnlich stolz hätte sein können. Jemand hat einmal gesagt: Es ist nicht gefährlich, im dritten Himmel zu sein, wohl aber, dort gewesen zu sein.

Gott hatte ihm, damit er „durch das Übermaß der Offenbarungen“ nicht eingebildet würde, zur Vorbeugung eine „Leibwache“ gegeben. Und was für eine! Es war ein Engel Satans, der ihn mit Fäusten schlug. Das war keine angenehme Gesellschaft. Seit nicht weniger als 14 Jahren hatte er diesen Diener Satans schon bei sich. Dieser Engel Satans war ihm „ein Dorn für das Fleisch“. Niemand kommt gern mit einem Dorn in Berührung, denn er verursacht nur Schmerzen. Der Engel Satans sorgte dafür, dass der Schmerz blieb, und das tat er sicher nicht sanft. Paulus erlebte das so, als würde er mit Fäusten geschlagen. Manche sagen, dass unter diesem Dorn irgendeine Augenkrankheit zu verstehen sei. Man leitet das aus Galater 6 ab (Gal 6:11). Es könnte auch ein Sprachfehler sein, was man aus Kapitel 10 des Briefes ableitet, den du gerade vor dir hast (2Kor 10:10).

2Kor 12:8-9. Wie dem auch sei, es war etwas, das ihn ständig an seine eigene Schwachheit erinnerte. Er wäre gern davon erlöst worden, und dafür hatte er auch gebetet, sogar dreimal. Der Herr hatte dieses Gebet nicht erhört, aber er hatte ihm Balsam für den Schmerz gegeben: seine Gnade.

Was für ein gewaltiger Trost und was für eine Ermunterung ist diese Antwort des Herrn während der Jahrhunderte für viele gewesen! Sie gilt heutzutage noch immer und unvermindert, auch für dich. Vielleicht gibt es auch in deinem Leben etwas, das du immer mit dir herumtragen musst und wovon du gern befreit wärest. Du hast schon oft dafür gebetet, dass eine Änderung eintreten möge, aber es geschieht nicht. Ich hoffe, dass du aus Erfahrung sagen kannst, dass der Herr auch zu dir gesagt hat, dass seine Gnade genügt. Hast du schon mehr als dreimal gebetet und immer noch keine Antwort bekommen? Scheint es so, als würde Er dich nicht hören? Dann möchte ich dich auf einen Mann hinweisen, der es ebenfalls sehr schwer hatte: Jeremia. Was für ein Elend hatte er schon mitgemacht, und er saß noch mittendrin. Dennoch spricht er in Klagelieder 3 aus: „Denn der Herr verstößt nicht auf ewig; sondern wenn er betrübt hat, erbarmt er sich nach der Menge seiner Gütigkeiten. Denn nicht von Herzen plagt und betrübt er die Menschenkinder“ (Klgl 3:31-33). Das ist die Sprache des Glaubens, die Sprache, die auch du sprechen darfst. Der schönste Sieg, den Satan erringen kann, besteht darin, dass wir an der Liebe Gottes zu zweifeln beginnen, weil Er uns nicht das gibt, worum wir bitten. Gönne ihm diesen Sieg nicht. Gott benutzt dein Problem, um dich klein und schwach zu halten, sodass seine Kraft in deiner Schwachheit vollbracht werden kann. Du darfst fest damit rechnen, dass jeder, der einen Dienst für den Herrn tun darf, etwas in seinem Leben hat, wodurch er schwach bleibt. Das ist Gottes Art und Weise, zu verhindern, dass wir hochmütig werden und vergessen, dass wir Ihn in allem brauchen.

Diese Verse bedeuten übrigens nicht, dass du nur dreimal für eine Sache beten darfst. Die Bibel ist voll von Ermunterungen, im Gebet auszuharren (z. B. Lk 18:1-8). Nein, worum es in diesen Versen geht, ist etwas Bestimmtes in deinem Leben, wovon du weißt, dass der Herr es zulässt, um dich klein zu halten. Du hast einige Male dafür gebetet, aber nach einer gewissen Zeit hat der Herr dir die Überzeugung gegeben, dass du nicht mehr dafür beten sollst, weil Er es für besser hält, dass es so bleibt. Aber noch einmal: Du wirst zugleich auch seine Hilfe und Kraft erfahren, und zwar auf eine Weise, die du sonst nicht so kennen gelernt hättest.

2Kor 12:10. Das bringt Paulus dazu zu sagen, dass er „Wohlgefallen“ an seiner Schwachheit hatte. Waren es nicht Gelegenheiten, durch die die Kraft Christi in seinem Leben sichtbar wurde? Alles wollte er für Christus tun und erleiden. Je weniger von ihm selbst und je mehr von Christus zu sehen war, desto besser fand er das. Er verwirklichte, was in Johannes 3 steht: „Er muss wachsen, ich aber abnehmen“ (Joh 3:30). Wenn das das tiefe Verlangen deines Herzens ist, wirst du durch Erprobungen und Ängste gehen wollen, um dadurch zu zeigen, wie schwach du bist und wie stark Christus ist. Wenn du schwach bist, d. h. schwach in dir selbst gegenüber all diesen Schwierigkeiten, dann bist du stark, weil die Kraft des Christus über dir wohnt. Die Kraft des Christus kann dann Besitz von dir ergreifen, weil du den Schwierigkeiten nicht in eigener Kraft begegnest.

Ich komme noch einmal kurz auf Paulus’ dreimaliges Beten zurück. Es erinnert mich an das dreimalige Beten des Herrn Jesus in Gethsemane. Diese Geschichte findest du in Matthäus 26, Markus 14 und Lukas 22 (Mt 26:36-46; Mk 14:32-42; Lk 22:39-46). Dort bittet Er seinen Vater dreimal, ob es nicht möglich wäre, dass der Kelch (des Gerichts auf dem Kreuz) an Ihm vorübergehe. Und doch gibt es einen großen Unterschied zum Gebet von Paulus. Paulus wollte von einem Mittel erlöst werden, das ihn vor Hochmut bewahrte. Das bedeutet, dass in Paulus Sünde vorhanden war, deren Wirken verhindert werden sollte. Beim Herrn Jesus war davon nichts vorhanden. In Ihm war keine Sünde. Gerade deshalb bat Er den Vater, dass Er nicht damit in Berührung zu kommen brauchte. Das Schreckliche des Kelches, den der Herr trinken musste, bestand darin, dass Er zur Sünde gemacht werden und die Sünden all derer, die glaubten und glauben würden, auf sich nehmen musste, um dafür Gottes volles Gericht zu erleiden. Danach konnte Er unmöglich verlangen. Bei Paulus war es seine Unvollkommenheit, die ihn zu seinem Gebet veranlasste, beim Herrn Jesus war es seine Vollkommenheit, die Ihn flehen ließ.

Hinzu kommt noch, dass der Herr Jesus sofort anfügte: „… doch nicht wie ich will, sondern wie du willst“. Er stimmte in allem völlig mit dem Weg überein, den der Vater für Ihn hatte. Nie hätte Er einen anderen Weg gehen wollen, aber es graute Ihm davor, mit der Sünde in Berührung kommen zu müssen und dadurch von seinem Gott getrennt zu werden. Deshalb sein Gebet. Nachdem Er gebetet hat, ist völlige Ruhe in seinem Herzen, und Er lässt sich gefangen nehmen, um das ganze Werk zu vollbringen, wobei Er sagt: „Den Kelch, den mir der Vater gegeben hat, soll ich den nicht trinken?“ (Joh 18:11).

Es wird dein Glaubens- und Gebetsleben enorm bereichern, wenn du lernst zu sagen: „Nicht mein Wille, sondern der deine geschehe.“ Die Unterordnung deines Willens unter den Willen Gottes ist das Geheimnis der Ruhe in deinem Herzen inmitten so vieler Dinge, die du gern anders sähest.

Lies noch einmal 2. Korinther 12,7–10.

Frage oder Aufgabe: Gibt es „Dornen“ in deinem Leben? Was denkst du, was Gottes Absicht damit ist?

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