2 Thessalonians 2:16

Auserwählung und Berufung

Dieser Abschnitt beginnt mit „Wir aber“. Das, was jetzt folgt, steht in schroffem Gegensatz zu dem, was vorausgegangen ist. Eine kurze Wiederholung wird – denke ich – nicht schaden. Im Vorhergehenden hat Paulus Irrtümer angesprochen, die es bezüglich des Tages des Herrn gab. Verführer waren mit diesen Irrtümern aufgetreten. In Kapitel 1 ermutigt er die Thessalonicher, auf das Kommen des Herrn zu warten, und spornt sie an, bis zu diesem Zeitpunkt für den Namen des Herrn zu leiden. In Kapitel 2 geht Paulus näher auf den Irrtum ein. Er zeigt, dass der Tag des Herrn noch nicht gekommen ist.

In Kapitel 1 weist er auf den Charakter dieses Tages hin. Er beschreibt, dass die Situation dann genau umgekehrt sein wird zu der Situation, in der sie sich jetzt befinden. In Kapitel 2 erklärt er, warum dieser Tag noch nicht gekommen sein kann: weil zuvor andere Ereignisse stattfinden müssen. Zuerst der Antichrist, dann der Abfall. Aber auch der Antichrist kann erst kommen, wenn etwas und jemand weggenommen sind: die Gemeinde und der Heilige Geist. Danach kann das Böse losbrechen, jedoch auch dann noch nicht in vollem Ausmaß. Das volle Ausmaß des Bösen wird sich offenbaren, wenn der Teufel auf die Erde geworfen sein wird und seine dämonische Regierung beansprucht und sie ausübt (Off 12:7-18). Das ist ungefähr dreieinhalb Jahre nach der Entrückung der Gemeinde. Dann sind alle Bremsen gelöst.

Paulus weist auch auf die Menschen hin, die zurückbleiben (2Thes 2:12). Nach der Entrückung der Gemeinde werden sicherlich Menschen zur Bekehrung kommen. Das wird durch die Predigt von gläubigen Juden geschehen. Das sind jedoch nicht die Menschen aus 2Thes 2:12, Menschen, die sich bewusst geweigert haben, dem Evangelium zu glauben. Über sie kommt das Gericht der Verhärtung. Sie werden der Lüge des Antichrists glauben und im Unglauben mit ihm umkommen. Es gibt nicht so etwas wie eine zweite Chance.

2Thes 2:13. Wenn du bedenkst, dass du von solchen Menschen umgeben bist, könntest du dadurch fast entmutigt werden. Vielleicht denkst du in einem schwachen Augenblick sogar: Könnte das wohl auch mein Los sein? Nun, Paulus beruhigt dich. Er nennt die Thessalonicher – und du darfst dich mit ihnen angesprochen fühlen – „vom Herrn geliebte Brüder“. Das sagt man nicht zu Menschen, die keine Liebe zur Wahrheit haben. Das sagt man zu solchen, die die Wahrheit von Herzen lieben. Wer die Wahrheit liebt, wird vom Herrn geliebt.

Paulus hat das dunkle Bild des Loses beschrieben, das den Antichrist und seine Anhänger treffen wird, wenn die Gemeinde entrückt ist. Die Verfolger und Bedränger, die den Thessalonichern nun noch nachstellten und sie verfluchten, würden dieses Los teilen. Es muss ihnen inmitten all ihrer Leiden gut getan haben zu hören, dass Paulus Gott allezeit für sie dankt. Es muss ihnen auch gut getan haben zu hören, dass sie von Gott zur Errettung auserwählt waren. Das beendet alle Zweifel.

Hinzu kommt noch eine weitere Ermutigung. Gott hatte sie „von Anfang an“ oder „als Erstlingsfrucht“ erwählt. Das zeigt, dass sie einen besonderen Platz vor Gott einnahmen. Wenn von einer „Erstlingsfrucht“ die Rede ist, bedeutet das, dass noch weitaus mehr folgt. „Erstling“ weist auf eine Ernte hin, die noch folgt. So waren die Thessalonicher die Ersten einer großen Ernte von Gläubigen, die Gott einbringen wird (vgl. Röm 16:5; 1Kor 16:15; Off 14:4). Die Gemeinde wird erst dann vollzählig sein, wenn alle, die Gott auserwählt hat, errettet sind. Wenn die letzte Seele hinzugefügt ist, ist die Gemeinde vollständig und wird entrückt. Die Thessalonicher waren der Anfang dieses großen Werkes Gottes. In ihnen sah Gott gleichsam die Gesamtheit der Erlösten. Das muss eine große Freude für sein Herz gewesen sein.

Wie konnte Paulus nun wissen, dass Gott sie auserwählt hatte? Das konnte er aufgrund der Früchte sagen, die er in ihrem Leben sah. Und wer von Gott erwählt ist, wird errettet werden. Die Errettung steht hier im Gegensatz zum ewigen Verderben (2Thes 1:9). Errettung bedeutet, dass man sicher an seinem Bestimmungsort ankommt und die völlige Ruhe erreicht.

Gott hat seine Auserwählung durch das Werk des Geistes in deinem Herzen und Gewissen bestätigt. Der Geist hat dich geheiligt, von der Welt abgesondert, damit du für Gott da bist (1Pet 1:2). Hier siehst du die Seite des Werkes Gottes in dir. Es gibt auch eine andere Seite, nämlich deine Seite, nämlich dass du der Wahrheit geglaubt hast. Du hast erkannt, dass das, was Gott über die Sünde und den Sünder sagt, auch für dich gilt, und hast das Evangelium angenommen.

2Thes 2:14. Das Evangelium war der Ruf Gottes. Dadurch hat Er dich gerufen, und das hast du geglaubt. Du darfst wissen, dass du an der Herrlichkeit des Herrn teilhaben wirst. Ist das nichts? Noch ist es aber nicht so weit, noch gilt es, etwas zu warten. Die Sache steht jedoch fest. Du wirst die Herrlichkeit bekommen, die dem Herrn Jesus eigen ist. In seiner Fülle übertrifft das das Erbteil im Friedensreich. Du kannst hier an die Herrlichkeit denken, die der Herr Jesus von seinem Vater für das Werk am Kreuz bekommen hat, wo Er den Vater verherrlicht hat (Joh 17:4; 5). Diese Herrlichkeit wird Er mit allen teilen, die mit Ihm im Vaterhaus sein werden (Joh 17:22). Ist das nicht gewaltig?

2Thes 2:15. Wenn das also für dich vorbereitet ist, brauchst du dich nicht mehr verwirren zu lassen. Der Feind wird alles aufbieten, um diese Aussicht aus deinen Gedanken wegzunehmen. Das sollte dich jedoch gerade motivieren, festzustehen. Wenn du diese deine Berufung in Erinnerung behältst, macht dich das geistlich stabil. Die Festigkeit liegt nicht in sogenannten Briefen oder Offenbarungen begründet, die Menschen angeblich gehabt haben (2Thes 2:2). Die Festigkeit liegt darin, dass du die Belehrungen des Apostels zu Herzen nimmst. Er erinnert sie an die Überlieferungen, die er sie gelehrt hatte.

Das hatte er zunächst mündlich getan, als er bei ihnen war. Später tat er es durch seinen ersten Brief an sie und auch durch diesen zweiten Brief. Wenn sie die Überlieferungen ernstnahmen und erkannten, dass sie im Namen Gottes gegeben waren, weil Paulus sie von Gott empfangen hatte (vgl. Gal 1:12), würden sie sich daran halten. Sie würden dann auch nicht den falschen Lehrern mit ihren verderblichen und beunruhigenden Lehren zur Beute werden.

Indem er das niederschrieb, was er ihnen zuerst mündlich mitgeteilt hatte, haben die Überlieferungen einen dauerhaften und auch unveränderlichen Charakter bekommen. Das ist sehr wichtig für uns. Wir brauchen keine neuen mündlichen Überlieferungen mehr zu erwarten. Jeder, der mit einer „neuen“ Mitteilung kommt, um der Schrift etwas hinzuzufügen, kann als Betrüger entlarvt werden. Die Schrift ist vollständig. Was das betrifft, kannst du beruhigt sein. Alles, was Gott dich wissen lassen will, ist in der Bibel verankert, die du in Händen hältst. Wenn du anhand der Bibel prüfst, was jemand dich glauben lassen will, läufst du nicht Gefahr, deine Festigkeit zu verlieren.

2Thes 2:16. In den Schlussworten dieses Kapitels fügt Paulus noch etwas hinzu. Er hat darauf hingewiesen, wie wichtig es ist, an den Überlieferungen festzuhalten – das ist die Schrift. Nun weist er nachdrücklich auf zwei göttliche Personen hin. Er macht das Festhalten an der Schrift zu einer Sache des Herrn Jesus und Gottes. Du kannst dabei an die Liebe denken, die diese beiden göttlichen Personen zu dir haben. All ihre Liebe richtet sich auf dich. Ihre Liebe zu dir haben sie bewiesen, als der Herr Jesus unter dem Gericht Gottes für dich starb (Joh 3:16; Gal 2:20).

Dadurch hast du „ewigen Trost“ bekommen. Als du noch unbekehrt warst, kam der Augenblick, wo du dich vor dem Zorn Gottes fürchtetest. Du sahst keinen Ausweg mehr. Dann kamst du zum Glauben an den Herrn Jesus, der Zorn Gottes wurde abgewendet und du fandest Trost bei Ihm (Jes 12:1). Auch als Gläubiger hast du ihren Trost in allerlei Situationen der Traurigkeit und der Verzweiflung erfahren, weil Gott der Gott allen Trostes ist (2Kor 1:3; 4). Diesen Trost wirst du auch in der Ewigkeit erfahren (vgl. Lk 16:25; Off 7:17).

Diese beiden göttlichen Personen haben dir auch gute Hoffnung gegeben. Wenn du dich Irrlehrern öffnest, wirst du unsicher. Dann verlierst du den Blick für das, was Gott für dich bereitet hat. Dem steht die gute Hoffnung gegenüber. Biblische Hoffnung ist eine Sicherheit. Gott ist ja der Gott der Hoffnung (Röm 15:13). Bei Ihm ist nichts unsicher. Hier ist von Hoffnung die Rede, weil die Erfüllung in der Zukunft liegt, wofür Gott der Garant ist. Wenn du wissen darfst, dass der Trost und die Hoffnung dein Teil sind, ist das nichts, wessen du dich rühmen könntest. Sie sind durch die Gnade Gottes dein Teil. Ihm sei dafür alle Ehre!

2Thes 2:17. Paulus schließt mit einem Wunsch. Er wünscht, dass der Herr Jesus und Gott der Vater in den Herzen der Thessalonicher etwas bewirken. Sie sollen die Liebe dieser göttlichen Personen kennen, und sie dürfen auch wissen, dass sie ewigen Trost und gute Hoffnung bekommen haben, obwohl noch eine Wegstrecke zu gehen ist. Das heißt nicht, dass du dich mit verschränkten Armen hinsetzt und auf die Erfüllung der Hoffnung wartest. Nein, alles, was du tust („Werk“) und sagst („Wort“), soll nützlich und eine Hilfe und Wohltat für andere sein. Da alle Aktivitäten aus deinem Herzen hervorkommen (Spr 4:23), blickt Paulus auf zu Gott und dem Herrn Jesus, dass sie dein Herz in dieser Hinsicht trösten und stärken. Im folgenden Kapitel bekommst du dazu praktische Belehrungen.

Lies noch einmal 2. Thessalonicher 2,13–17.

Frage oder Aufgabe: Was lernst du in diesen Versen über die Auserwählung und Berufung?

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