2 Thessalonians 3:10

Unordentlich wandeln

2Thes 3:6. Paulus hat noch etwas auf dem Herzen. Das Thema, das er jetzt anschneidet, ist für die Thessalonicher nicht so schmeichelhaft. Dennoch ist es sehr nötig, dass er sie darauf anspricht. Worum geht es denn? Unter ihnen befanden sich Gläubige, die unordentlich wandelten. Sie scherten sich keinen Deut um die Anweisungen des Paulus über das Führen eines normalen Christenlebens. Was könnte wohl die Ursache gewesen sein?

Vielleicht hatte das mit den Belehrungen über das Kommen des Herrn Jesus zu tun, bei denen sie gut zugehört hatten. Es kann sein, dass sie daraus falsche Schlussfolgerungen gezogen hatten. Möglicherweise dachten sie wie folgt: Kommt der Herr Jesus bald? Nun, dann hat es keinen Sinn, sich für den täglichen Lebensunterhalt noch abzumühen. Deswegen hatten sie das Arbeiten drangegeben und starrten mit verschränkten Armen zum Himmel. Jedenfalls konnte ihre Haltung der Arbeitslosigkeit nicht mit der Zustimmung des Paulus rechnen.

Vielleicht meinten sie, sehr geistlich zu sein. Das Irdische hatte für sie nur noch wenig Bedeutung. Wenn der Herr käme, müssten sie sowieso alles zurücklassen. Der Himmel war das, worum es ging. Das klang sehr fromm. Trotzdem war es völlig falsch. Paulus nennt ihr Verhalten „unordentlicher Wandel“. Und nicht nur das. Er befiehlt den Thessalonichern, wie sie auf dieses Verhalten reagieren müssten. Und keiner sollte denken, dass es sich mit diesem Befehl schon geben würde: Er verbindet die volle Autorität des Namens des Herrn Jesus damit.

Sie waren vielleicht erschrocken, als sie dies so hörten. Ist es nicht lieblos, seine Hand von einem Bruder abzuziehen und sich nicht mehr um ihn zu kümmern? Ging es Paulus nicht soeben um die Liebe Gottes? Und dann noch die Weise, wie er das sagt. Dadurch könnte man sich unter Druck gesetzt fühlen! Oft ist das die (menschliche) Reaktion, wenn Zucht erforderlich ist. Und genau darum geht es hier. Wie kannst du jemandem Freundlichkeit erweisen, wenn du dadurch seine Faulheit stützt? Wirkliche Liebe denen gegenüber, die abweichen, ist nicht, ihr Verhalten zu unterstützen, sondern in allem dem Herrn Jesus treu zu bleiben.

Zucht muss ausgeübt werden, wenn sich Böses in der Gemeinde befindet. Zucht hat immer zum Ziel, dass das Verkehrte weggetan wird und die Gemeinde wieder rein ist, so dass sich der Herr wieder zu Hause fühlen kann. Das Böse, das in Thessalonich eingedrungen war, betraf einige Brüder, die eine Schande für das christliche Zeugnis waren. Ihr Wandel war nicht so, wie der der meisten Gläubigen in Thessalonich, von denen ja gerade solch ein gutes Zeugnis ausging.

Die „Unordentlichen“ waren einem apostolischen Gebot bewusst ungehorsam. „Unordentlich“ ist, wenn ein Soldat inmitten von Soldaten, die im Gleichschritt marschieren, aus der Reihe tanzt. Solch ein Soldat hält sich nicht an die vorgeschriebene Aufstellung der Schlachtordnung. Er verhält sich seinen Kameraden gegenüber unsozial und ist seinem Befehlshaber ungehorsam. Wer in der Gemeinde unordentlich wandelt, tut dasselbe im Blick auf seine Mitgeschwister und den Herrn.

So jemand muss dazu gebracht werden, sich wieder entsprechend den Regeln zu verhalten, die für Christen gelten. Obwohl ein Christ nicht unter dem Gesetz ist, sondern unter der Gnade, heißt das nicht, dass er tun und lassen kann, was er will. Wer den Herrn liebt, wird die Gebote des Herrn halten (Joh 14:21). Wenn du den Herrn liebst, wirst du dich gern allem unterwerfen, was Er sagt. Ein Christ hat Verpflichtungen und ein Verantwortungsbewusstsein. Wem das fehlt, dem muss es beigebracht werden.

Die Weise, die Paulus hier vorschreibt, ist, dass die Gemeinde sich von so jemandem zurückzieht. Indem sie sich von ihm zurückzieht, gibt sie ihm zu verstehen, dass sich sein Verhalten nicht gehört. In seinem ersten Brief hatte Paulus der Gemeinde schon eine Ermahnung im Blick auf die Unordentlichen gegeben (1Thes 5:14). Offensichtlich hatten sie dem kein Gehör geschenkt, so dass Paulus hier deutlicher werden musste, wie man mit Unordentlichen zu handeln hat. Sich zurückziehen von jemandem heißt ihn oder sie meiden, wodurch die betreffende Person isoliert wird, obwohl sie weiterhin am Abendmahl teilnimmt. Unangebrachte Gastfreundschaft würde dazu führen, dass diese Person ihr unordentliches Leben, indem sie nicht arbeitet, fortsetzen kann.

2Thes 3:7. Das Abweichen der Unordentlichen wird deutlich, wenn du ihr Verhalten mit dem Verhalten des Paulus vergleichst. Er hatte sich nicht unordentlich verhalten. Das hatten sie selbst wahrgenommen, als er bei ihnen war. Er hatte ihnen gezeigt, wie sie ihn nachahmen sollten. Sein Vorbild enthält keine Bitte, sondern einen Befehl. Sie konnten auf genau dieselbe Weise handeln, wie er es gezeigt hatte. Sie konnten sein Verhalten gleichsam kopieren. Die Thessalonicher brauchten keinen Katalog mit Vorschriften, weil sie ein lebendes Vorbild vor Augen hatten. Paulus sagt nicht: Tut, was ich sage (was er als Apostel tun konnte), sondern: Tut, wie ich es getan habe.

Im Heidentum herrscht die Vorstellung, dass Heilige nicht arbeiten. Es ist genauso heidnisch zu denken, dass Gläubige, die ihre Arbeitsstelle in der Gesellschaft aufgeben, um sich mit geistlichen Dingen zu beschäftigen, eine höhere Art von Christen wären. Das ist eine rein praktische Angelegenheit, weil es auf geistlichem Gebiet so viel zu tun gibt. Jemand darf das nur dann tun, wenn der Herr ihm das klar macht. Solche Christen hören dann auch nicht auf zu arbeiten, sondern werden sich mit doppeltem Eifer der Arbeit widmen, die der Herr ihnen aufgetragen hat. Er wird ihnen dafür den Lohn geben.

2Thes 3:8. Die normale Situation für einen Christen ist, dass er eine Arbeit in der Gesellschaft hat, um für seinen eigenen Lebensunterhalt zu sorgen. Paulus ist das große Vorbild für unermüdliches Arbeiten, wobei er auch oft mit einem einfachen Handwerk beschäftigt war, um für seinen Lebensunterhalt und den seiner Begleiter zu sorgen (Apg 18:3; Apg 20:34). Er wollte jedem Verdacht vorbeugen, auf finanziellen Gewinn aus zu sein (Apg 20:34; 1Kor 9:12-19; 1Kor 4:12). Er suchte nicht ihr Gutes, sondern suchte das Gute für sie. Paulus wusste übrigens auch zu schätzen, was die Gläubigen ihm für seinen Lebensunterhalt zusandten (Phil 4:14-20).

2Thes 3:9. Er wusste sehr gut, dass jeder Diener, der vom Herrn ausgesandt ist, ein Recht auf Unterstützung hat (1Kor 9:14). Der Herr hat selbst gesagt, dass der Arbeiter seines Lohnes wert ist (Lk 10:7). Man muss aber nicht von jedem Recht Gebrauch machen. Es muss eine Übung in der Gegenwart des Herrn sein, wann man etwas annimmt und wann nicht. Der Diener muss, was ihn selbst betrifft, prüfen, ob er sich nicht durch Habsucht leiten lässt. Was den Geber betrifft, muss der Diener zu erkennen suchen, ob auf Anweisung des Herrn hin gegeben wird und nicht, um Einfluss auf ihn ausüben zu können. Er darf sich durch Geld nicht manipulieren lassen.

Der Beweggrund von Paulus war klar. Er wollte selbst ein Vorbild sein, ohne dass die Klarheit seines Vorbildes in irgendeiner Weise durch Geld getrübt würde. Du siehst, wie Paulus all seine eigenen Interessen zum Wohl der Gläubigen zurückstellt. Er gibt sich selbst zum Vorbild, weil er wusste, dass sie, wenn sie ihn nachahmten, in Wirklichkeit dem Herrn Jesus nachfolgten (1Kor 11:1). Und es ging ihm allein um dessen Ehre.

2Thes 3:10. Neben dem Hinweis auf das Vorbild, das er gegeben hatte, als er bei ihnen war, erinnert er sie auch an einen Befehl, den er erteilt hatte, als er bei ihnen war. Er zitiert das für die Vergesslichen: „Wenn jemand nicht arbeiten will, so soll er auch nicht essen.“ Es geht also um jemanden, der nicht arbeiten will. Jeder, der unfreiwillig arbeitslos ist, muss sich weiterhin einsetzen, dass er Arbeit findet. Der Antrieb dazu kann nach vielen enttäuschenden Versuchen stark schwinden. Es kann auch geschehen, dass jemandem eine Arbeit angeboten wird, die eine Einkommensminderung mit sich bringt. Die Gefahr ist dann groß, dass jemand sich weigert, diese Arbeit anzunehmen.

Wenn feststeht, dass jemand nicht arbeiten will, darf man ihm nichts zu essen geben. Solche Personen missbrauchen leichtfertig die Gutmütigkeit anderer. Sie gehen häufig sogar so weit, dass sie meinen, dass andere verpflichtet seien, ihnen zu essen zu geben. Wer moralisch so abgewichen ist, hat wirklich den Weg verlassen. Seiner eigenen Verantwortung will er nicht nachkommen, doch er weiß genau, was die Verantwortung der anderen ist, und das nur, um selbst einen Vorteil dadurch zu haben.

Das Zitat ist deutlich: Willst du nicht arbeiten? – Dann gilt auch: nicht essen. Das ist kein Befehl für die Unordentlichen. Die stören sich nicht daran und werden alles essen, was man ihnen vorsetzt. Es ist ein Befehl an die Gläubigen, nicht ihr freigiebiges Herz sprechen zu lassen, wenn so jemand zu ihnen kommt und mitessen will. Der möge dann Hunger bekommen und sich an die Arbeit begeben, um seinen Hunger zu stillen (Spr 16:26).

Lies noch einmal 2. Thessalonicher 3,6–10.

Frage oder Aufgabe: Was meinst du, wie deine Umgebung dich kennt: als eifrig oder als jemanden, der eine ruhige Kugel schiebt?

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