2 Thessalonians 3:14

Die Unordentlichen und Abschiedsgruß

2Thes 3:11. Paulus geht auf die Frage des Arbeitens für den Lebensunterhalt so ausführlich ein, weil er etwas gehört hat. Es gab Gläubige in Thessalonich, so hörte er es immer wieder aus vertrauenswürdiger Quelle, die nicht arbeiteten. Wie du schon gesehen hast, sind solche Gläubigen keine Werbung für den christlichen Glauben. Das muss denen, die sich in diesem Punkt schuldig machen, bewusst werden. Doch es blieb nicht dabei, dass sie nicht arbeiteten. Menschen, die nicht arbeiten, haben viel Zeit, um sich mit anderen Dingen zu beschäftigen. Wer sich nicht in der Weise beschäftigt, wie der Herr das will, wird sich auf die falsche Weise beschäftigen.

Solche Gläubigen sind eine Plage für die Gemeinde. Selbst tun sie nichts, und wenn sie was tun, dann das, dass sie andere von der Arbeit abhalten. Sie stecken ihre Nase in Sachen, die sie nichts angehen. Einmischen ist eine üble Sache, wovor auch an anderen Stellen in der Schrift gewarnt wird (1Tim 5:13; 1Pet 4:15). Wenn du solche Menschen zu Besuch hast, wirst du sie nur schlecht wieder los. Sie rauben dir Zeit und Energie und erwarten auch noch, dass du sie einlädst, zum Essen dazubleiben. Wenn sie endlich wieder weg sind, musst du doppelt so hart arbeiten, um den Rückstand wieder aufzuholen.

2Thes 3:12. Dann richtet Paulus sich an die Unordentlichen. Er hat für sie einen Befehl und eine Ermahnung „in dem Herrn Jesus Christus“. Durch seinen Befehl und seine Ermahnung stellt er sich nicht über sie, sondern neben sie. Er anerkannte sie als Brüder „in dem Herrn Jesus Christus“. Das ist der Ausgangspunkt für seinen Befehl und seine Ermahnung. Dadurch klingt sein Auftrag an sie nicht fordernd, sondern liebevoll und zugleich voller Kraft.

Er trägt ihnen auf, ihr eigenes Brot zu essen, also für ihren eigenen Lebensunterhalt zu sorgen, statt das Brot anderer zu essen. Das ist das Gegenteil von 2Thes 3:10. Er sagt dazu, dass sie in der Stille arbeiten sollen. Ein Christ ist nicht ruhelos und gehetzt auf der Suche, beständig mehr haben zu wollen. Das Prädikat „workaholic“ (jemand, der der Arbeit verfallen ist) ist auch keine Werbung. Das Leben eines Christen strahlt Ruhe aus, obwohl er gleichzeitig sehr aktiv ist (vgl. 1Tim 2:2; 1Pet 3:4). Da ist ein geordnetes Leben voller Sinn, und das steht in krassem Gegensatz zu der Ziellosigkeit der Unordentlichen.

2Thes 3:13. In 2Thes 3:13 richtet Paulus sich wieder an die ganze Gemeinde, doch vor allem an die Ordentlichen. Die Gefahr besteht, damit aufzuhören, Gutes zu tun. Du hast investiert, du hast gemeint, helfen zu müssen. Eine Zeit später stellst du fest, dass der Nichtsnutz deine Güte missbraucht hat. Das habe ich auch schon erlebt. Dann sagt man sich: Das wird mir nicht ein zweites Mal passieren. Daher sagt Paulus hier: nicht mutlos werden, Gutes zu tun. Einfach damit weitermachen, Gutes zu tun, jedoch an denen, die es wirklich nötig haben. Gut möglich, dass du dich noch einmal täuschst. Doch auch dann bleibt das Wort bestehen: weitermachen, Gutes zu tun.

2Thes 3:14. Sollte es so sein, dass sich jemand immer noch nichts von dem zu Herzen nimmt, was Paulus sagt, dann muss er „bezeichnet“ werden. Diese Maßnahme bedeutet, dass öffentlich in der Gemeinde bekanntgemacht wird, bei welchen Dingen sich die betreffende Person hartnäckig weigert, sich den Regeln des normalen christlichen Lebens zu fügen. Diese Maßnahme gilt übrigens nicht nur für den Fall, dass jemand nicht arbeiten will, sondern auch für alles, was dem christlichen Wandel und damit dem Zeugnis schadet. Die Maßnahme bedeutet, dass alle sozialen Kontakte mit der betreffenden Person abgebrochen werden. Derjenige, der sich „andersartig“ und trotzig verhält, bekommt auch einen „andersartigen Status“.

Bezeichnen ist die Nennung eines persönlichen Kennzeichens, wodurch jemand identifiziert werden kann. Er bekommt gleichsam einen Stempel aufgedrückt. So jemand kann nicht länger die segensreiche Gemeinschaft seiner Geschwister erfahren. Seine Isolation soll ihn dazu bringen, dass er das Verkehrte seines Verhaltens empfindet. Er gehört nicht der Welt an, und die Gläubigen haben keinen Umgang mit ihm.

2Thes 3:15. Der normale geschwisterliche Umgang ist nicht mehr möglich und stark abgekühlt. Die Person soll jedoch nicht als Feind betrachtet werden (vgl. Mt 18:17). Sie ist kein „Böser“. Die Zucht, die an einem Bösen ausgeübt werden muss, geht viel weiter. Wenn von einem Bösen die Rede ist, geht es um jemanden, bei dem du dich fragen musst, ob er wirklich ein Bruder ist. Das ist hier nicht der Fall, denn er soll „als ein Bruder“ zurechtgewiesen werden. Im Falle eines Bösen gibt es nichts mehr zurechtzuweisen. Alle Versuche, ihn zu gewinnen, sind fehlgeschlagen. Es bleibt nichts anderes übrig, als ihn auszuschließen (1Kor 5:13).

Du kannst den Unterschied zwischen diesen Zuchtmaßnahmen der Gemeinde mit dem vergleichen, was in einer Familie mit einem Kind geschehen kann, das ungebärdig ist. Die ernsteste Zuchtmaßnahme ist, dass einem Kind der Zugang zum Haus untersagt wird. Das wird nicht schnell geschehen. Die Eltern werden eine ganze Reihe anderer Maßnahmen ergriffen haben, bevor sie dazu übergehen. Wenn ein Kind ungebärdig ist, wird zunächst geredet werden. Erweist es sich jedoch, dass das Kind immer so weitermacht und ständig Streit sucht oder sich weigert, sich anzupassen, kann es zum Beispiel isoliert werden. Diese Maßnahme hat nur dann Wirkung, wenn die übrigen Familienglieder dieselbe Haltung wie die Eltern einnehmen. Gleichzeitig wird es anhaltendes Gebet geben, dass der Herr das Kind den fehlenden Familienkontakt spüren lassen wird, damit es zur Einsicht kommt.

Jemand, der bezeichnet werden muss, kann weiterhin am Abendmahl teilnehmen. Er gehört zur Gemeinde und darf das auch durch das Brotbrechen ausdrücken. Nur für alles andere ist er auf sich allein gestellt. Und wenn es Kontakte gibt, müssen die Gläubigen die Gelegenheit nutzen, ihn zurechtzuweisen. Es ist wirklich wichtig, dass wir uns bei jeder Zuchtmaßnahme bewusst sind, dass auch wir selbst oft versagen. Ermahnung darf nie hochmütig geschehen. Das Ziel einer Zuchtmaßnahme ist, dass die Person beschämt wird und eine Änderung der Herzenseinstellung stattfindet.

2Thes 3:16. Nach der Ermahnung richtet Paulus den Blick auf „den Herrn des Friedens“ (Röm 15:33; Phil 4:9). Das ist dringend nötig, weil bei der Ausübung der Zucht sehr schnell Unfriede aufkommen kann. Unfriede über die Zuchtmaßnahme, Unfriede über die Art und Weise, wie man damit umgeht. Paulus wünscht ihnen, dass sie den Frieden des Herrn, seinen persönlichen Frieden, erfahren. Das macht seinen Wunsch, der eigentlich ein Gebet ist, zu mehr als nur einem Gefühl. Das führt dazu, dass man die Gemeinschaft mit dem Herrn erlebt. Wenn es von uns abhinge, wie viel Unfriede gäbe es dann wohl. Daher ist es so wichtig, auf Ihn zu sehen, der regiert und Frieden bewirken kann. Er ist der große Friedefürst.

Er kann dafür sorgen, dass der Friede gewahrt bleibt, wenn sich Sünde in der Gemeinde zeigt. Er wird dann schenken, dass es auf die richtige Weise behandelt wird. Das geschieht nur, wenn sich alle in allem, was in der Gemeinde geschieht, auf Ihn ausrichten. Doch Er ist auch der Herr des Friedens auf allen Gebieten des Lebens, die außerhalb der Gemeinde liegen. Er ist in der Lage, „allezeit“ und „auf alle Weise“ den Frieden zu geben. Allezeit ist ununterbrochen, andauernd. Auf jede Weise schließt jede Möglichkeit aufkommender Panik aus. Sein Friede ist ununterbrochen im Blick auf die Zeit und unverbrüchlich im Blick auf die Umstände.

In welcher Situation du dich auch befindest, der Herr ist in der Lage, dir Frieden zu geben. Es ist die Ruhe des Herzens, das auf Gott vertraut und dadurch über die Umstände erhoben wird. Der Wunsch um Frieden bedeutet, dass es dem ganzen Menschen, also nach Geist, Seele und Leib, gut ergehe. Das ist kein Wunsch oder Gebet um Befreiung von der Prüfung, sondern um Frieden in der Prüfung.

Er wünscht ihnen allen die Nähe des Herrn. Das schließt auch den unordentlich lebenden Bruder mit ein. In dem Augenblick, als Paulus dies schrieb, hatte er selbst erst kurz zuvor die Nähe des Herrn erfahren, als er es auch nicht einfach hatte (Apg 18:10). Der Herr sagt das auch zu dir ganz persönlich: „Und siehe, ich bin bei euch“ (Mt 28:20).

2Thes 3:17. Da die Thessalonicher durch einen Brief beunruhigt waren, der angeblich von Paulus geschrieben sein sollte, betont er, dass dieser Brief wirklich von ihm kommt. Daran brauchten sie nicht den geringsten Zweifel zu haben. Meistens diktierte Paulus seine Briefe (Röm 16:22). Wenn er selbst einen Brief schrieb, erwähnte er das (Gal 6:11; Phlm 1:19), weil es da eine Ausnahme war. Unter diktierte Briefe setzte er seine „Unterschrift“, indem er eigenhändig einige Zeilen zum Abschluss schrieb. Das schloss bei den Empfängern jeden Zweifel aus (vgl. 1Kor 16:21; Kol 4:18). Sie konnten an seiner Handschrift erkennen, dass der Brief von ihm war.

2Thes 3:18. Er schließt damit, dass er ihnen allen die Gnade des Herrn Jesus wünscht. Dies ist wieder ein Wunsch, der allen gilt. Dieser Abschiedsgruß gilt also auch für die Unordentlichen. Er will niemandem die Gnade Gottes vorenthalten. Alle brauchen diese Gnade. Auch du. Es ist großartig, das füreinander zu erbitten.

Lies noch einmal 2. Thessalonicher 3,11–18.

Frage oder Aufgabe: Woran erkennt man die Fürsorge des Paulus für die treuen Gläubigen, und wie zeigt sich seine Fürsorge für die Unordentlichen?

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