2 Timothy 4:15

Persönliche Umstände

2Tim 4:7. Paulus blickt auf seinen Dienst zurück. Da gibt es nichts, was er zu bedauern hätte. Was er in der Vergangenheit getan hat, hat nichts an Wert eingebüßt. Er spricht nicht wie ein abgekämpfter Kämpfer, der froh ist, dass er das Ziel erreicht hat. Es ist der Freudenschrei eines Siegers. Wenn er davon spricht, dass er den guten Kampf gekämpft hat, liegt die Betonung nicht auf den Beschwerden, der Anstrengung und der Entbehrung, die dieser Kampf mit sich bringt. Für ihn liegt die Betonung auf dem Vorrecht, an einem solch erhabenen Kampf teilnehmen zu dürfen. Der Kampf ist hier der Kampf eines Sportlers.

Auch der „Lauf“ ist ein Ausdruck aus dem Sport. Dabei geht es um einen Wettlauf. Das Rennen ist gelaufen. Er ist völlig davon überzeugt, dass er das Ziel erreicht hat. In Apostelgeschichte 20,24 spricht er ebenfalls von einem „Lauf“ (Apg 20:24; vgl. Phil 3:13; 14). Dort schaut er nach vorne, während er hier zurückblickt und sieht, dass er das Ziel, das er sich gesteckt hat, auch erreicht hat. Am Ziel angekommen, stellt er fest, dass er unterwegs über die gesamte Glaubenswahrheit gewacht und sie gegen zahllose Angriffe verteidigt hat. Von allem, was der Herr ihm anvertraut hatte, hat er nichts verloren.

2Tim 4:8. Jetzt bleibt ihm nur noch, die Krone in Empfang zu nehmen. Er gleicht hier dem Wettkämpfer, der gewonnen hat und jetzt zum Siegerpodest blickt, wo er den Preis in Empfang nehmen darf. Er wird ihn aus den Händen des Herrn erhalten, des vollkommen gerechten Richter, der alle seine Motive und seine Mühen völlig kennt und sie wirklich zu schätzen und würdig zu belohnen weiß. Die Belohnung besteht darin, dass der Herr Jesus öffentlich anerkennen wird, dass Paulus als ein Gerechter inmitten von so viel Ungerechtigkeit gelebt hat.

In seinem Leben hat er in der Nachfolge seines Meister wie ein Ungerechter gelitten. An „jenem Tag“, das ist der Tag, an dem der Herr Jesus auf dem Richterstuhl Platz nehmen und alles offenbar machen wird (1Kor 4:4; 2Kor 5:10). Diese großartige Aussicht hielt Paulus nicht nur aufrecht, er verlangte auch sehnsüchtig danach.

Er fügt hinzu, dass das nicht nur für ihn galt, sondern auch für dich gilt, sofern auch du die Erscheinung des Herrn Jesus liebst und sie sehnsuchtsvoll erwartest. Ist es nicht schön, zu sehen, dass Paulus auch an andere denkt, trotz seiner bedauernswerten Umstände und der Erwartung des Märtyrertodes? Bei seiner Erscheinung wird der Herr Jesus vor der Welt offenbar (vgl. 2Tim 4:1).

Es ist natürlich überwältigend, zu wissen, dass Er zuerst wiederkommen wird, um die Gemeinde zu sich zu nehmen. Doch die Welt versinkt immer mehr in Gottlosigkeit. Wenn Er erscheint, wird Er dem allen ein Ende machen, denn Er wird alle Gottlosigkeit richten. Danach wird Er seinen Plan mit der Erde ausführen, die der Ort ist, wo Er regieren wird. Was wird es eine Freude für Ihn sein, auf der Erde zu regieren, dort, wo Er verworfen und ermordet wurde und wo Er auch heute noch verworfen ist! Er nimmt dann die Erde für Gott in Besitz, damit Gott hier geehrt wird. Solltest du das nicht sehnlichst erwarten?

2Tim 4:9. Die Sehnsucht nach der Erscheinung des Herrn führte bei Paulus nicht dazu, dass ihm menschliche Hilfe gleichgültig wurde. Er sehnte sich danach, dass Timotheus zu ihm kam, und bat ihn, so schnell wie möglich zu ihm zu kommen und alles daranzusetzen, um sein Kommen zu ermöglichen. Er hatte das Bedürfnis, jemanden bei sich zu haben, mit dem er die Gefühle seines Herzens teilen konnte und von dem er wusste, dass er sie verstehen würde.

2Tim 4:10. Demas ist der erste von siebzehn Namen, die Paulus in diesem Kapitel erwähnt. Obwohl seine Tage gezählt waren, dachte er an andere. Mit Schmerz im Herzen erwähnt er Demas. Auch in zwei früheren Briefen, die er während seiner ersten Gefangenschaft schrieb, erwähnt er Demas (Kol 4:14; Phlm 1:24). Danach schien er jemand zu sein, der Paulus begleitete und ihm half. Offensichtlich war aber sein Herz nicht ungeteilt auf den Herrn gerichtet. Hier steht nicht, dass Demas nicht länger ein Christ war oder den Herrn öffentlich verworfen hatte. Aber er war in seinem Herzen nicht bereit, mit dem Apostel das Kreuz zu tragen. Er gewann die Welt lieb und sagte Paulus Lebewohl. Wenn du nicht bereit bist, den Preis von Entbehrungen und Leiden zu bezahlen, wirst du das Werk des Herrn zugunsten des jetzigen Zeitlaufs vernachlässigen.

Damit soll nicht direkt gesagt werden, dass Demas angefangen hatte, ein liederliches Leben zu führen, sondern dass er seine Zukunft in der Welt sah. Vielleicht hatte er einen durchaus ehrbaren Beruf gewählt, der ihn aber völlig in Beschlag nahm. Er war nach Thessalonich gereist. Dort gab es eine gesunde Gemeinde. Daran war er allerdings nicht sonderlich interessiert. Er suchte dort die Welt und nicht die Geschwister. Seine Liebe zur Welt steht in scharfem Kontrast dazu, die Erscheinung des Herrn Jesus in 2Tim 4:8 zu lieben. Darin liegt die Warnung, dich nicht von einer Liebe zum Gegenwärtigen leiten zu lassen, sondern von der Liebe zum Zukünftigen. Wenn du dich in der gegenwärtigen Zeit so richtig wohl fühlst, wirst du dich nicht nach der kommenden Zeit sehnen, wo Christus regieren wird.

Vor allem für junge Leute hat die Welt eine starke Anziehungskraft. Gerade sie warnt Johannes, nicht die Welt zu lieben noch was in der Welt ist (1Joh 2:15). Die Welt besteht nicht nur aus allerlei Formen der Zügellosigkeit, Lüste und Begierden. Es ist die Welt, so wie sie durch den Sündenfall geworden ist, in der die Menschen beschäftigt sind und leben, ohne sich um Gott zu kümmern. Das betrifft auch solche Menschen, die nur noch Arbeit kennen, um Karriere zu machen, oder Dinge zu erfinden, die die Lebensqualität verbessern. Sie bekommen viel Ansehen. Doch wenn für Gott dabei kein Platz ist, ist das Welt.

Paulus nennt noch zwei andere Personen, Kreszens und Titus. Auch sie haben ihn verlassen. Von ihnen wird aber nicht gesagt, dass sie ihn im Stich gelassen hätten. Höchstwahrscheinlich sind sie in eine andere Gegend gezogen, um dort dem Herrn zu dienen. Von Kreszens wissen wir nicht mehr, als was hier steht. Von Titus wissen wir mehr, weil Paulus ihm einen Brief geschrieben hat, der in der Bibel direkt auf den zweiten Brief an Timotheus folgt.

2Tim 4:11. Obwohl diese beiden ihn nicht wie Demas im Stich gelassen hatten, fühlte Paulus sich doch allein. Es war nicht nur so, dass die meisten Christen sich von ihm abgewandt hatten (2Tim 1:15), auch seine Mitarbeiter waren weggegangen. Einer war jedoch noch bei ihm: Lukas. Aus welchem Grund die anderen auch weggezogen sein mochten, Lukas hatte ihm das durch seine Anwesenheit erleichtert.

Paulus legte auch Wert darauf, dass Timotheus Markus mitbrachte. Wahrscheinlich konnte Timotheus Markus unterwegs irgendwo auflesen. Was Paulus über Markus sagt, zeigt, dass er bei Markus eine Wiederherstellung seiner Beziehung zum Herrn erkennen konnte. Markus hatte Paulus nämlich auch einmal verlassen, nachdem er Paulus zunächst begleitet hatte (Apg 12:25; Apg 13:13). Der Preis, dem Herrn gemeinsam mit Paulus nachzufolgen, war ihm zu hoch geworden. Seine Haltung wurde sogar die Ursache für eine Entzweiung von Paulus und Barnabas (Apg 15:36-39).

Es kam jedoch ein Augenblick, wo es Markus bewusst wurde, dass er eine verkehrte Entscheidung getroffen hatte. Er entschied sich wieder für den Herrn. Dadurch wurde die gestörte Beziehung wiederhergestellt und Markus wurde wieder „nützlich zum Dienst“. Die Art und Weise, wie Paulus über ihn schreibt, lässt vermuten, dass Markus nun mit noch größerem Eifer und größerer Hingabe nützlich sein wollte. Und ist es nicht ein bewundernswerter Beweis der Gnade des Herrn, dass dieser gescheiterte Diener den Dienst des vollkommenen Dieners im Markusevangelium beschreiben durfte? Der Herr gibt einem Diener, der versagt hat, immer die Chance zu einem Neuanfang.

2Tim 4:12. Die drei in 2Tim 4:10 genannten Brüder verließen den Apostel aufgrund eines eigenen Entschlusses. Bei Tychikus war das anders: Er wurde vom Apostel nach Ephesus geschickt. Tychikus war ein prächtiger Bruder, „der geliebte und treue Bruder“, wie Paulus ihn nennt (Kol 4:7). Er überbrachte die Briefe, die Paulus während seiner ersten Gefangenschaft an die Epheser und Kolosser geschrieben hatte (Eph 6:21; Kol 4:7; 8).

2Tim 4:13. Seine Bitte um den Mantel und die Bücher zeigt erneut, dass Paulus ein normaler Mensch war. Er sorgte sowohl für seinen Leib als auch für seinen Geist. Es ist ein echt menschlicher Brief von jemandem, der ebenso Mensch ist wie wir auch, mit all seinen Bedürfnissen und Wünschen. Im Gefängnis konnte es kalt sein, und da konnte er seinen Mantel gut gebrauchen. Da der Winter vor der Tür stand (2Tim 4:21), verlangte ihn ganz besonders nach seinem Mantel.

Paulus legte auch Wert auf die Bücher und die Pergamente. Das müssen nicht notwendigerweise die inspirierten Schriften sein. Er wird um die Bücher und Pergamente (die aus Tierhäuten hergestellt waren) gebeten haben, die für ihn Wichtiges enthielten. Die sollten seinen Geist beleben. Das werden keine Romane gewesen sein, wie sie heute oft aus einer vagen Erinnerung an die Bibel voll von unbiblischen Fantasien der Autoren sind.

2Tim 4:14. Paulus war auch nicht gleichgültig in Bezug auf das Böse, das andere ihm antaten. Da war zunächst Alexander, der Schmied. Körperlicher Kälte kann man mit einem Mantel begegnen, von diesem Mann aber ging geistliche Kälte aus, gegen die man sich nicht schützen kann. Worin das Böse bestand, das dieser Mann Paulus zugefügt hatte, lesen wir nicht. Vielleicht waren es falsche Anschuldigungen, die Paulus die Höchststrafe einbrachten. In jedem Fall war es „viel“ Böses. Trotzdem rief Paulus nicht nach Rache, sondern überließ die Vergeltung dem Herrn.

2Tim 4:15. Während Paulus das, was ihn selbst betraf, in die Hände des Herrn legte, warnte er Timotheus vor diesem Mann. Timotheus musste ja noch weitermachen, er stand noch mitten im Kampf. Wir müssen einander manchmal vor Menschen warnen, die dem Wort widerstehen. Er war ein gefährlicher Mann, der seine eigenen Worte für wichtiger hielt als die Worte der Schrift. Gleichzeitig werden wir dadurch geprüft, wie wir stehen und wie wir reagieren. Sie üben uns in Geduld.

Lies noch einmal 2. Timotheus 4,7–15.

Frage oder Aufgabe: Liebst du die Erscheinung des Herrn?

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