3 John 11

Deutsche Versen (8-15)

Diotrephes, Demetrius und die Freunde

3Joh 1:8. Nachdem Johannes dem Gajus gesagt hat, woran er gut tun wird, bezieht er sich selbst in die Ermutigung mit ein, indem er von „wir“ spricht. Es gilt für Johannes ebenso wie für jeden anderen Gläubigen, solche aufzunehmen, die für den Namen ausgegangen sind. Johannes zeigt damit, dass er nicht nur andere lehrt, sondern es auch selbst praktiziert. Er gibt ein gutes Beispiel. Das ist der beste Weg, um einander zu gegenseitiger Liebe anzureizen. Dieser Ansporn bildet einen großen Gegensatz zu dem vorherigen Brief, in dem du erfahren hast, dass die geringste Unterstützung bei der Verbreitung falscher Lehre Gemeinschaft mit bösen Werken bedeutet.

Wer auf praktische Weise Gläubige unterstützt, die das Wort Gottes bringen, wird zu einem „Mitarbeiter der Wahrheit“. Somit hat jeder – das gilt auch für dich – seinen eigenen Platz und seine Funktion bei der Verbreitung der Wahrheit. So waren auch die Philipper Mitarbeiter am Evangelium, indem sie dem Apostel eine Gabe sandten (Phil 1:5; Phil 4:15). Vielleicht waren sie keine Evangelisten, aber sie arbeiteten mit daran, denn ohne ihre Unterstützung konnte die Arbeit nicht fortgesetzt werden. Beide – sowohl der, der arbeitet, als auch der, der unterstützt – erhalten den gleichen Lohn vom Herrn (Mt 10:41).

3Joh 1:9. Gajus brauchte diese Ermutigung, weil es einen Diotrephes in der Gemeinde gab. Die Gemeinde ist für das verantwortlich, was in ihrer Mitte geschieht, und deshalb schrieb Johannes einen Brief an die Gemeinde. Dieser Brief, in dem er über das Empfangen derer schrieb, die die Wahrheit verkündigen, ist jedenfalls nicht an Diotrephes gerichtet, auch wenn dieser das Haupt der Gemeinde sein wollte. Der Brief, auf den Johannes Gajus hinweist, ist uns nicht erhalten geblieben.

Diotrephes war jemand, der „unter ihnen der Erste sein“ wollte (vgl. Mt 20:26); doch er tat das nicht in der Art und Weise, wie der Herr das beschrieben hat. Der Größte oder Erste sein zu wollen, ist ein Übel, das in uns allen steckt. Der Herr zeigt mit dem Beispiel der Fußwaschung, wie Er ist und wie Er will, dass wir, die wir Ihn Meister und Herr nennen, sein sollen (Joh 13:1-20).

Diotrephes liebte den ersten Platz. Er handelte aus Parteisucht und eigenem Ruhm und damit völlig entgegengesetzt der Gesinnung des Herrn Jesus (Phil 2:3; 4). Er ging sogar so weit, dass er die Apostel nicht annahm. Nach dem ersten Johannesbrief ist das ein Zeichen dafür, dass er nicht aus Gott war, denn wer aus Gott ist, hört die Apostel (1Joh 4:6). Dieser Diotrephes wollte der Erste sein, wo es um Einfluss und Autorität ging. Damit stellte er sich über die Gläubigen. Es gibt keinen Grund, anzunehmen, dass er irgendwie antichristliche Lehren vertrat. Es ging ihm um sich selbst.

Es ist schön, zu sehen, dass es in der Bibel Menschen mit Namen gibt, die eine Rangordnung angeben. So gibt es einen „Bruder Quartus“ (mit der Bedeutung Vierter; Röm 16:23), einen „Tertius“ (mit der Bedeutung Dritter; Röm 16:22) und einen „Sekundus“ (mit der Bedeutung Zweiter; Apg 20:4). Man findet jedoch niemanden mit dem Namen „Primus“ (Erster). Dieser Name kommt nur dem Herrn Jesus zu, denn Er ist derjenige, der in allen Dingen den ersten Platz einnimmt (Kol 1:18). Diesen Platz maßte sich Diotrephes an. Er wollte gern „der Erste“ sein.

Der Gegensatz zwischen Gajus und Diotrephes ist groß. Gajus wandelte in Wahrheit und Liebe, liebte die Brüder und diente sogar Fremden. Diotrephes wandelte in Hochmut, liebte sich selbst und hasste die Diener, die die Wahrheit Gottes brachten. Beide befanden sich in derselben Gemeinde. Wie oft ist solch eine Situation in der Geschichte der Christenheit vorgekommen!

3Joh 1:10. Johannes teilt Gajus noch das eine und andere über Diotrephes mit. Er sagt ihm, dass er Diotrephes mit Entschlossenheit begegnen würde. Das war keine Übertreibung von Johannes. Er würde mit apostolischer Autorität auftreten. Er maßte sich nicht an, die Dinge durch einen Befehl in Ordnung zu bringen. Johannes richtete lediglich die Aufmerksamkeit auf die Wahrheit, sogar als es eine Frau betraf wie in seinem zweiten Brief.

Er würde Diotrephes mit seinen „Werken“ konfrontieren, die im Widerspruch zu der Wahrheit sind. Die ganze Frage, ob man einen Prediger aufnimmt oder nicht, wird nämlich allein durch die Lehre entschieden, die er bringt. Bringt er die Wahrheit nicht? Dann grüß ihn nicht. Bringt er die Wahrheit? Dann nimm ihn auf, trotz aller Diotrephesse in der Welt.

Außer seinen bösen Werken war Diotrephes auch ein Großmaul. Er schwatzte Unsinn. Seine bösen Worte waren unsinnig, sie hatten überhaupt keine Grundlage. Sie wurden in einer bösen Gesinnung geäußert und hatten einen bösen Inhalt.

Er ließ es nicht bei Worten bewenden. Aus seinem Verhalten wurde deutlich, dass er ein böser Mann war. Er wollte nichts mit wahren Dienern zu tun haben. Er betrachtete sie als eine Bedrohung für seine eigene Stellung. Deshalb nahm er sie und ihre Botschaft und damit auch den, der sie gesandt hatte, nicht an. Er lehnte sie ab. Er hatte eine hohe Meinung von sich selbst und verachtete andere. Er war von der Art wie die, die anfingen, ihre Mitknechte zu schlagen (Mt 24:49). Dieser Mann hatte vielleicht gut begonnen, aber er entpuppte sich als Widersacher des Werkes Gottes und daher als Gegner Christi. Er konnte es nicht ertragen, dass ein anderer mehr Ehre bekam als er selbst. So erging es auch Saul (1Sam 18:6-9).

Als echter Sektenführer bestimmte er – und niemand sonst –, dass keiner die wahren Diener Gottes empfangen durfte. Diotrephes scheint solch eine beherrschende Stellung gehabt zu haben, dass er eigenmächtig jeden aus der Gemeinde warf, der mit seiner „Politik“ nicht einverstanden war und sich seinem Befehl, die Brüder nicht aufzunehmen, widersetzte. Aus der Gemeinde gestoßen werden bedeutet, dass der Zugang zu der örtlichen Gemeinde verwehrt wird, denn aus der Gemeinde als dem Leib Christi kann niemand einen anderen entfernen.

Diotrephes hatte sich selbst zum Diktator ausgerufen und hielt seine Macht aufrecht, indem er die Gläubigen einschüchterte. Was sollten sie auch mit unbekannten und möglicherweise weniger begabten Brüdern anfangen? Er war doch da!

Wenn jemand jedoch die Wahrheit bringt, haben sie ihn aufzunehmen. Es ist gerade sehr wichtig, verschiedenen Brüdern zuzuhören und von ihnen das Wort zu hören. Jeder Bruder ist begrenzt und einseitig. Der Gemeinde ist nicht damit gedient, dass sie nur immer ein und dieselbe Person hören muss oder auch hören will. Es muss Gelegenheit geben, dass die verschiedenen Gaben ausgeübt werden können.

3Joh 1:11. Nachdem Johannes die Situation, was Diotrephes angeht, und den völligen Mangel an Liebe bei ihm beschrieben hat, muss Gajus es als Öl in der Wunde empfunden haben, dass er ihn wieder mit „Geliebter“ anspricht. Johannes fordert ihn auf, nicht das „Böse“ nachzuahmen, sondern das „Gute“ (1Pet 2:21). Wir müssen das Böse mit dem Guten überwinden (Röm 12:21). Das Böse wird in den vorhergehenden Versen in Diotrephes vorgestellt, das Gute im nächsten Vers in Demetrius.

Im zweiten Teil von 3Joh 1:11 hörst du wieder die absolute Sprache von Johannes. Mag es auch um einen armen umherziehenden Bruder gehen, wenn er das „Gute tut“ und wenn das sein Kennzeichen ist, bedeutet das, dass er neues Leben hat und aus Gott ist. Dasselbe gilt für das Ausüben des Bösen. „Wer Böses tut“ und einen bösen Weg geht, hat keine Gemeinschaft mit Gott, auch wenn er den ersten Platz in der Gemeinde einnimmt oder ihn für sich fordert, wie es Diotrephes tat.

3Joh 1:12. Johannes weist Gajus auf Demetrius hin. Demetrius scheint ein Beispiel für die umherreisenden Brüder zu sein. Vielleicht war er es, der Johannes über Gajus und die Gemeinde berichtet hatte. Auch er verkündigte die Wahrheit. Er hatte ein gutes Zeugnis, nicht nur von den Gläubigen, sondern auch von denen, die draußen sind (1Tim 3:7). Die Wörter „von allen“ können sich sowohl auf Gläubige als auch auf Ungläubige beziehen (vgl. 1Thes 1:8). Er hatte zwei Arten von Zeugen: alle Menschen, die ihn kannten, und die Wahrheit. Die Wahrheit ist gleichsam eine Person.

Die Früchte seines Dienstes zeugten davon, dass er die Wahrheit gebracht hatte. Sein Leben brachte beständig die Wahrheit zum Ausdruck. Wenn jemand Demetrius sah und dann die Wahrheit betrachtete, so sah er, dass das, was Demetrius tat, dem entsprach, was die Wahrheit vorschreibt. Auch Johannes gibt ihm ein Zeugnis und unterstreicht damit die früheren Zeugnisse. Er geht davon aus, dass Gajus sein Zeugnis als wahr annehmen und nicht als falsch oder unbedeutend ablehnen würde.

3Joh 1:13; 14. Johannes schließt diesen Brief, ebenso wie seinen zweiten Brief, mit einer persönlichen Bemerkung. Er wollte es nicht beim Schreiben belassen, sondern hoffte, Gajus bald zu treffen, um dann weiter mit ihm zu reden. Die beste Weise, Gemeinschaft zu pflegen, ist es, dass man miteinander spricht. Welche Mittel wir auch immer für den Kontakt gebrauchen (Papier, Telefon, E-Mail), all das ist doch kein echter Ersatz für den direkten Kontakt. Es ist traurig, wenn in einer örtlichen Gemeinde Streitigkeiten in Briefen oder E-Mails behandelt werden und nicht in einem offenen Gespräch.

3Joh 1:15. Sein Wunsch für Gajus, „Friede sei dir!“, war besonders nötig in dieser Gemeinde, wo ein Diotrephes aktiv war und wo großer Unfriede geherrscht haben wird. Dennoch ist es möglich, in einer solchen Situation persönlichen Frieden im Herzen zu haben (Joh 14:27; Joh 20:19; 26). Das ist nicht Gleichgültigkeit gegenüber jemandem wie Diotrephes, sondern das Vertrauen auf Gott, dass Er zu seiner Zeit (hier durch die Ankunft von Johannes) dieser Situation ein Ende bereiten würde.

Johannes nennt die Brüder hier „Freunde“. So hat der Herr seine Jünger genannt (Joh 15:13-15; vgl. Joh 11:11; Apg 27:3). Das spricht von einem vertrauten Umgang und von Zuneigung. Im Wort „Gastfreundschaft“ steckt das Wort „Freundschaft“. Gastfreundschaft macht aus Brüdern Freunde. Auf diese Weise entstehen Freundschaftsbande.

Johannes hatte Freunde und auch Gajus hatte Freunde. Diese Freunde bildeten keine unpersönliche Gruppe, sondern mit jedem Einzelnen bestand eine besondere Beziehung. Freunde kennst du „mit Namen“. Dieser Ausdruck kommt nur noch in Johannes 10,3 vor, wo du liest, dass der Herr Jesus seine Schafe „mit Namen“ kennt. Hier siehst du, dass Johannes ein guter Nachahmer des guten Hirten ist.

Während Johannes seinen zweiten Brief mit einem Familiengruß abgeschlossen hat, beendet er diesen dritten Brief mit einem Freundesgruß.

Lies noch einmal 3. Johannes 8–15.

Frage oder Aufgabe: Welche Eigenschaften hat Diotrephes und welche hat Demetrius?

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