Acts 15:1

Errettung und Beschneidung

Nach Widerstand von außen, von Seiten der ungläubigen Juden zusammen mit den Heiden, entsteht der Widerstand nun aus der Mitte der Gläubigen heraus. Gläubige Juden aus Judäa, die noch nach den Forderungen des Gesetzes lebten, wollten diese Forderungen den Gläubigen aus den Nationen auferlegen. Sie kamen zu dem neuen Zentrum des Werkes in Antiochien, um dort den Gläubigen ihre Lehren aufzuerlegen. Ihre Belehrung bestand darin, dass die Errettung von der Beschneidung abhängig gemacht wurde.

Das war ein frontaler Angriff auf das Evangelium der Gnade Gottes, und das im Schoß der Gemeinde. Diese Menschen wollten verhindern, dass das Christentum vom Judentum losgelöst wurde. Wenn das gelungen wäre, wäre das Christentum lediglich eine jüdische Sekte geworden. Was diese Judaisten sagen, ist so, als würde man sagen: Wenn du nicht zu unserer Gruppe gehörst, kannst du nicht errettet werden, denn außerhalb von uns gibt es keine Seligkeit. Für die, die das fordern, steht außer Frage, dass sie Recht haben. Es gibt im Blick auf ihre gesetzliche Lehre nicht den geringsten Zweifel.

Nun würde ihre Lehre gar nicht viel Unruhe hervorbringen, wenn die Gläubigen selbst in der Wahrheit festständen und daran auch festhielten. Menschen, die eine gesetzliche Lehre bringen, haben weder die Schrift noch die Apostel hinter sich. Doch die Gläubigen sind beeinflussbar, und diese Personen reden mit erhobener Stimme und Überredungskunst. Deshalb muss man kräftig dagegen vorgehen.

Es geht dabei nicht um einen kleinen Unterschied im Verständnis, sondern betrifft den Kern des Evangeliums. Wer das Gesetz einführt, leugnet die Auferstehung und Verherrlichung Christi. Er leugnet, dass Christus alles vollbracht hat, was nötig war, um errettet zu werden. Diese Menschen schauten zurück auf die Zeit vor dem Kreuz, auf Dinge und Personen auf der Erde. Sie sahen nicht durch einen zerrissenen Vorhang auf Christus droben. Sie wollten die alte Herrlichkeit der Juden festhalten, die ihnen eigene Ehre verschaffte. Sie lehrten, dass es Errettung nur geben kann, wenn jemand ganz und gar Jude wurde.

In diesem Kapitel geht es darum, dass festgestellt wird, dass die Errettung durch nichts anderes geschieht, als nur durch den Glauben an den Herrn Jesus, ohne irgendeine zusätzliche Voraussetzung. Außer der Tatsache, dass es in dieser Krisensituation um eine Lehre von größter Bedeutung geht, geht es auch darum, eine Trennung in der Gemeinde zu verhindern, und zwar zwischen gläubigen Juden und gläubigen Heiden.

Die jüdischen Christen blieben Eiferer für das Gesetz. An sich war das nicht das Problem. Das Problem war, dass sie Gläubige aus den Heiden dazu verpflichten wollten, sich auch an die Gebote des Gesetzes zu halten. Für sie war das Christentum eine Fortsetzung des Judentums, jetzt aber mit dem Glauben an den Messias Jesus. Für sie waren die Gemeinden unter den Nationen Gemeinden von Proselyten. Sie betrachteten diese Gläubigen als Menschen, die zum Judentum übergetreten waren. Für sie gab es noch nichts neben dem Judentum. Doch sie sahen das falsch, denn das Christentum ist etwas völlig Neues, das mit dem Judentum nichts gemeinsam hat.

Wenn die Gläubigen jedoch weiter am Judentum festhielten oder verpflichtet würden, daran festzuhalten, würde das Christentum auf das Judentum reduziert werden. Später wird Paulus die neue Haushaltung in all ihren Facetten in verschiedenen Briefen ans Licht bringen, die er an verschiedene Gemeinden schreibt. Er legt besonders im Brief an die Epheser dar, dass Juden und Heiden zusammen in der Gemeinde etwas Neues geworden sind.

Die falsche Lehre verursacht eine große Diskussion, Zwietracht, Unruhe und Verwirrung. Paulus und Barnabas, die ihre Arbeit bedroht sehen, protestieren kräftig gegen diese falsche Lehre. Zum Glück haben die Brüder in Antiochien so viel Vertrauen zu Paulus und Barnabas, dass sie bestimmen, dass sie gemeinsam mit einigen anderen nach Jerusalem gehen sollen, um dort diese Streitfrage den Aposteln und Ältesten vorzulegen.

Das Problem war nicht nur ein Problem von Antiochien. Auch Jerusalem war unmittelbar darin einbezogen. Diese Frage sollte nach dem Plan Gottes nicht durch apostolische Autorität gelöst werden oder durch das Wirken seines Geistes in Antiochien. Das hätte die Gemeinde vielleicht gespalten. Um die Einheit zu bewahren, musste diese Sache geklärt werden in einer Konferenz in Jerusalem, dem Zentrum des jüdischen Systems. In Jerusalem mussten die jüdischen Christen, die Apostel, die Ältesten und die ganze Gemeinde aussprechen, dass die Gläubigen aus den Heiden vom Gesetz befreit waren. Die Dinge, die auf dem Spiel standen, berührten den Kern des Christentums. Das Interesse an einem Standpunkt nach den Gedanken Gottes war sehr groß.

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