Acts 19:9

Die Synagoge und die Schule des Tyrannus

Nach seinem Zusammentreffen mit dieser besonderen Gruppe von Jüngern geht Paulus in Ephesus in die Synagoge. Dort spricht er, indem er sich unterredete und die Menschen im Blick auf die Dinge des Reiches Gottes überzeugte. Das Reich Gottes ist anwesend auf der Erde, wenn auch im Verborgenen. Sein Thema war also nicht so sehr die Gemeinde. Er predigt nicht das Evangelium des Reiches. Das predigte Johannes der Täufer (Mt 3:2) und danach der Herr Jesus (Mt 4:23), denn das hat mit der öffentlichen Regierung des Herrn Jesus zu tun. Da der Herr Jesus verworfen ist, ist die öffentliche Form des Reiches Gottes aufgeschoben.

In einem anderen Sinn ist das Reich Gottes jedoch auch heute das Thema der Predigt, nicht als zukünftig, sondern als gegenwärtig. Die Dinge des Reiches Gottes sind nämlich all die Dinge, die mit der Autorität dessen zu tun haben, der über das Reich Gottes regiert, das ist der Herr Jesus. Wenn Er auch nicht sichtbar als König auf der Erde anwesend ist, ist Er dennoch in den Herzen der Gläubigen anwesend und wirksam. Die Belehrungen über das Reich Gottes sind daher auch von größter Bedeutung für uns, denn es geht um die Jüngerschaft all derer, die Ihn als ihren Herrn anerkennen.

Diese Botschaft stößt jedoch bei einigen Juden auf zunehmende Ablehnung, die sich in Verhärtung, Ungehorsam und bösem Reden über „den Weg“ vor der Menge äußert. Der Weg ist die neue Lehre, die neue Glaubensrichtung, die wir als Christentum bezeichnen. Das stößt bei den Juden auf Widerstand, was allerdings nur bewirkt, dass die wahren Jünger dieses Weges von den Juden abgesondert werden. Es entstand ein Bruch mit den Juden.

Paulus verlegt den Ort seiner Unterweisung von der Synagoge in die Schule des Tyrannus. Diese Veränderung ist gleichzeitig ein symbolischer Hinweis auf das Neue, das gebildet wird, nämlich die Gemeinde. Hier sehen wir, wie die Gemeinde eine abgesonderte Gemeinschaft bildet, unabhängig von den Heiden und von den Juden. Es ist eine neue Gemeinschaft, die aus Heiden und Juden besteht, die zusammen die Gemeinde bilden. Das macht die Gemeinde in Ephesus zu einem Prototyp der Gemeinde. Es gibt keinen Brief, in dem Paulus so deutlich darlegt, was die Gemeinde ist, wie im Brief an die Gemeinde in Ephesus. Zugleich ist hier die Rede von „Jüngern“, was darauf hinweist, dass auch die Kennzeichen des Reiches bei ihnen vorhanden sind.

Sowohl die Gemeinde wie auch das Reich gehören zum Machtbereich des Herrn Jesus. Dieser Machtbereich breitet sich aus durch den Unterricht, den Paulus täglich erteilt, nicht mehr in der Synagoge, sondern in der Schule des Tyrannus. „Tyrannus“ ist von „Tyrann“ abgeleitet. Ein Tyrann ist jemand, der ohne jedes Mitleid Macht über andere ausübt. In der Schule, in der Satan als Tyrann seine Macht ausübt, wird jetzt die Macht des Herrn gegenüber der Macht Satans entfaltet.

Paulus hat die Jünger ausführlich in den Grundsätzen des Reiches Gottes geschult. Noch länger als in Korinth hat er in Ephesus gewirkt und gelehrt, und das jeden Tag. Das beweist auch das Interesse der Gemeinde in Ephesus.

Die Jünger haben nicht nur den Unterricht genossen, sondern auch das Wort in Asien verbreitet. Alle die in Asien wohnen, sind mit dem Wort des Herrn erreicht. Alle Menschen haben das Wort über den gehört, der die Autorität über das Reich hat. Die Verbreitung des Wortes wird nicht nur durch Paulus geschehen sein, sondern auch durch die Jünger. Unterweisung führt zu Aktivität. Das Absondern der Jünger in der Schule des Tyrannus bedeutete also nicht Isolation. Paulus unterrichtet abgesondert, doch das Zeugnis verbreitet sich unter allen Juden und Griechen.

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