Acts 28:31

Paulus predigt ungehindert weiter

Die Dauer dieser Gefangenschaft des Paulus, die er „in seinem eigenen gemieteten Haus“ verbringen durfte, gibt Lukas mit zwei ganzen Jahren an. Es scheint so, dass Paulus nach dieser Zeit freigelassen worden ist, weil seine Ankläger nicht erschienen. Der Prozess konnte nicht stattfinden, wenn nicht sowohl die Angeklagten als auch die Ankläger vor dem Richter erschienen (Apg 23:35; Apg 25:16). Es war daher auch nicht rechtens, dass Paulus, nachdem er zwei Jahre festgehalten worden war, nicht freigelassen wurde (Apg 24:27). Für den Fall, dass die Ankläger nicht erschienen, schrieb das römische Recht vor, dass der Angeklagte freigelassen werden musste. Die Juden haben wohl die Reise nach Rom als ein zu großes Unternehmen empfunden. Vielleicht hat es ihnen ausgereicht, dass Paulus gefangen genommen und nach Rom abtransportiert wurde.

Dass Paulus nach zwei Jahren in die Freiheit entlassen wurde, ohne vor dem Kaiser zu erscheinen, muss nicht als Widerspruch dazu aufgefasst werden, dass er gerade deshalb nach Rom musste. Nach Aussage des Textes ist es nicht notwendigerweise so, dass sein Erscheinen vor dem Kaiser während dieser Gefangenschaft geschehen musste. Es sollte nämlich eine zweite Gefangenschaft folgen, und dann würde er tatsächlich vor dem Kaiser erscheinen.

Paulus hatte während dieser ersten Gefangenschaft eine unbekannte Anzahl von unbekannten Menschen zu Besuch. Das können Brüder, Juden und auch Heiden gewesen sein (1Kor 10:32). Unter ihnen befand sich auch ein entlaufener Sklave namens Onesimus, von dem wir wissen, dass er sich durch den Dienst des Paulus bekehrt hat (Phlm 1:10). Diesem Onesimus hat er den Brief an Philemon mitgegeben, den er während der Gefangenschaft aus Anlass der Bekehrung des Onesimus geschrieben hat. In diesen beiden Jahren hat er auch die Briefe an die Gemeinden in Ephesus, Philippi und Kolossä geschrieben.

Allen, die zu ihm kamen, hat er das Reich Gottes gepredigt, das den Herrn Jesus Christus zum Inhalt hat. Das Buch begann mit der Predigt des Reiches Gottes (Apg 1:3) und hier, wo es zum siebten und letzten Mal erwähnt wird, schließt das Buch damit. Paulus predigt den Herrn dieses Reiches in der Stadt des Kaisers, dem großen Herrn des Erdkreises. Er tut das „ungehindert“. Das ist das letzte Wort der Apostelgeschichte, jedenfalls im griechischen Text.

Das Buch endet mit einem offenen Ende, weil das Wirken des Geistes, der nicht gebunden ist, nicht beendet ist. Die Geschichte der Gemeinde setzt sich in jedem ihrer Glieder fort. Dadurch hat das Wort die Enden des Römischen Reiches erreicht. Das Christentum ist von einer jüdischen Sekte zu einer „Weltreligion“ geworden. Von Jerusalem ist das Evangelium ausgegangen bis an das Ende des Erdkreises und wird weiterlaufen bis zum Ende der gegenwärtigen Haushaltung. Wir dürfen uns an der Weitergabe dieser Botschaft beteiligen, nämlich dass ein anderer König ist als die Herrscher der Welt: der verherrlichte Herr im Himmel. Bis zu dem Augenblick, wo Er zurückkommt, wünschen wir uns, dass es Tag wird.

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