Acts 7:10

Verwerfung und Herrschaft Josephs

Die Erzväter haben bereits ihr wahres Wesen gezeigt. Neid trieb sie, Joseph zu verwerfen. Ihr Neid war die Folge der Offenbarung, die Joseph bekommen und ihnen erzählt hatte. Es ging bei der Offenbarung um seine zukünftige Verherrlichung, wenn sie sich vor ihm niederbeugen würden (1Mo 37:5-11). Das wollten sie jedoch niemals tun! Deshalb sorgten sie dafür, dass aus seinen Träumen nichts werden würde und verkauften ihn nach Ägypten. Die Parallelen zwischen Joseph und dem Herrn Jesus sind überdeutlich. Jemand hat einmal gezählt, dass man etwa dreihundert Parallelen zwischen der Geschichte Josephs und der des Herrn Jesus ziehen kann.

Alles, was Stephanus aus der Geschichte über Joseph vorträgt, muss seine Zuhörer an das erinnert haben, was sie mit Christus getan hatten. Erinnerten sie sich vielleicht an die 30 Silberstücke (Mt 26:15; 16)? So sehr die Brüder Joseph auch verabscheuten und ihn ablehnten, Gott war mit ihm. Nachdem er verworfen war, erlöste Gott ihn aus all seinen Bedrängnissen und sorgte dafür, dass Pharao, der König von Ägypten, ihn begünstigte. Joseph offenbarte die Weisheit Gottes, indem er dem Pharao vorschlug, wie das Land gerettet werden könnte.

Die Folge war, dass der Pharao Joseph zum mächtigsten Mann Ägyptens machte und ihm sogar die Verwaltung über sein Haus übertrug (1Mo 41:40-44; Ps 105:21). Stephanus spricht über den „Verwalter“ (wörtl. Führer), was die Zuhörer erneut an den Herrn Jesus erinnert haben muss. So hat Petrus Ihn kürzlich auch genannt, als er vor demselben Synedrium stand (Apg 5:31).

Die Brüder hatten vom Handeln Gottes mit Joseph keine Ahnung. Doch Gott sorgte dafür, dass sie Auge in Auge Joseph gegenübergestellt wurden, dem mächtigen Herrscher über Ägypten. Dazu benutzte Er eine Hungersnot, die Er über ganz Ägypten und Kanaan kommen ließ (1Mo 41:54; 1Mo 42:5). Stephanus nennt das eine „große Drangsal“, was an die Zeit erinnert, von der der Herr Jesus sprach und wofür Er denselben Ausdruck gebrauchte (Mt 24:21; vgl. Jer 30:7). Der Herr bezeichnete damit eine zukünftige Zeit, in der das Volk schwer gezüchtigt werden und aus der ein Überrest errettet werden würde, nachdem sie Ihn als den Messias erkannt haben werden. Gottes Ziel mit der Hungersnot war dasselbe. Er wollte die Brüder zu Joseph führen und zu der Erkenntnis, dass Er ihr Retter ist. Dazu war ein langer Weg nötig.

Stephanus spricht über „unsere Väter“, die keine Nahrung finden konnten. Er verbindet sich noch immer mit seinen Zuhörern. Er führt sie weiter durch die Geschichte der Brüder und berichtet, wie sie zu Joseph geführt werden. Als Jakob hörte, dass es in Ägypten Getreide gab, sandte er „unsere Väter zum ersten Mal aus“ (vgl. 1Mo 42:1; 2). Stephanus übergeht, was sich bei dieser ersten Gelegenheit alles abgespielt hat und fügt sofort hinzu, dass sie ein zweites Mal gingen. Bei diesem zweiten Mal gab Joseph sich seinen Brüdern zu erkennen (1Mo 45:3; 4).

Hier finden wir in der Rede des Stephanus einen Hoffnungsschimmer für Israel. Der Herr Jesus wird ebenfalls ein zweites Mal zu seinem Volk kommen und sich ihm zu erkennen geben. Dann werden sie den sehen, den sie durchstochen haben (Sach 12:10), und Er wird den reuigen Überrest zum Segen führen. Das hat Joseph ebenfalls bei seinen Brüdern getan, nachdem er sich ihnen zu erkennen gegeben hatte. Dann wird Er sozusagen auch seine Herkunft als wahrer Mensch Gott gegenüber zum Ausdruck bringen mit den Worten: „Siehe, ich und die Kinder, die Gott mir gegeben hat“ (Heb 2:13). Denn nur als wahrer Mensch konnte Er Menschen mit sich verbinden.

Nachdem er sich seinen Brüdern zu erkennen gegeben hat, sendet Joseph seine Brüder fort, um seinen Vater Jakob und alle seine Verwandten zu holen. Sie dürfen bei Joseph in Ägypten wohnen. So hat Gott alles, was die Brüder an Bösem ausdachten, zum Guten gewendet (1Mo 50:20).

Doch all das endete einmal. Jakob und „unsere Väter“ starben. Ihre Leiber wurden in das Land Kanaan zurückgebracht und im Grab bestattet, das Abraham gekauft hatte. Sie besaßen das verheißene Land noch nicht, wollten aber im Blick auf die Erfüllung der Verheißung in dem Grab begraben werden, in dem auch Abraham begraben worden war (1Mo 49:29; 30; 1Mo 50:13; Jos 24:32).

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