Acts 7:54

Stephanus wird gesteinigt

Als er sagt, dass sie Gesetzesübertreter seien, ist für sie das Maß voll. Alle angestaute Wut entlädt sich. Sie können Stephanus überhaupt nichts erwidern. Seine Beweisführung ihrer Schuld ist unwiderlegbar. Statt dass seine Worte ihre Herzen treffen und sie fragen, was sie tun sollen (vgl. Apg 2:37), wird seine Rede je länger je mehr für sie eine Qual, eine Folter für ihren Geist. Sie knirschen mit den Zähnen gegen ihn. Das zeigt ihre Qual, die kennzeichnend ist für die Hölle, mit der sie in Verbindung stehen (Lk 13:28; Ps 35:16).

Während ihre Wut im Verlauf der Rede des Stephanus zunimmt, was in ihren Gesichtern abzulesen ist, strahlt Stephanus zunehmend die Herrlichkeit des Himmels wider. Sie sind voller Wut, er ist voll Heiligen Geistes. Sie sehen in ihrer Wut einen Mann vor sich, den sie töten wollen. Er sieht die wütende Menge nicht, sondern ist völlig vom Heiligen Geist und von dem ergriffen, was er im Himmel sieht: die Herrlichkeit Gottes und Jesus, der zur Rechten Gottes steht.

Die Herrlichkeit Gottes war aus dem Tempel gewichen (Hes 10:18; Hes 11:23) und zum Himmel zurückgekehrt. Diese Herrlichkeit war in Christus wieder auf der Erde erschienen, wurde jedoch erneut verworfen und ist zum Himmel zurückgekehrt. Nun sieht Stephanus diese Herrlichkeit, und das bedeutet, dass die Herrlichkeit sichtbar ist für Christen, die den Geist Gottes besitzen.

Nach seinem messerscharfen Urteil spricht er nun über den Himmel, den er geöffnet sieht und wo er den Herrn Jesus als Sohn des Menschen zur Rechten Gottes stehen sieht. So wie der Anblick der Herrlichkeit Gottes ist auch der Anblick des geöffneten Himmels ein Kennzeichen für das Christentum. Im Judentum war der Zugang zu Gott verschlossen, denn Gott war hinter dem Vorhang verborgen.

Nachdem das Synedrium all das gehört hat, explodieren sie. Sie fangen an zu schreien, so dass sie kaum noch hörten, was Stephanus vielleicht noch sagte. Und sollte dennoch ein Wort dieses – in ihren Augen – schrecklichen Missetäters durch ihr Geschrei hindurch ihre Ohren erreicht haben, hätten sie es doch nicht hören können, weil sie ihre Ohren zuhielten (Ps 58:5; 6).

Sie können nicht ertragen, was Stephanus sagt. Er bezeugt nicht die Herrlichkeit Gottes (was für den Himmel normal wäre), sondern den Sohn des Menschen in der Herrlichkeit. Es ist ihnen völlig klar, was er damit sagt. Er sagt nicht mehr und nicht weniger, als dass er den Messias sieht, den sie verworfen haben, und dass dieser der Sohn Gottes ist (Dan 7:13).

Doch Stephanus sagt noch etwas anderes. Er sagt auch, dass er sieht, dass der Sohn des Menschen „steht“. Das zeigt, dass die Verwerfung des Herrn Jesus noch nicht abgeschlossen ist und dass Er gleichsam bereit ist, zurückzukehren, falls sich das Volk doch noch bekehrt. Dazu kommt es jedoch nicht. Im Gegenteil. Indem sie Stephanus steinigen, schicken sie dem Herrn Jesus eine Gesandtschaft hinterher. Dadurch machen sie deutlich, dass sie Ihn nicht als König haben wollen (Lk 19:14).

Mit dem Tod des Stephanus wird auch das Zeugnis des Heiligen Geistes ihrerseits verworfen. Wo man dem Herrn einen Scheinprozess machte, wird Stephanus ohne irgendeine Form des Prozesses aus der Stadt hinausgeführt und gesteinigt. Er erleidet damit das Schicksal eines Gotteslästerers (3Mo 24:16). Falsche Zeugen führen die Steinigung aus (Apg 6:13).

Sie legen ihre Kleider zu den Füßen eines jungen Mannes namens Saulus nieder, damit sie beim Steinewerfen nicht behindert werden. Später wird Saulus, dann als Paulus, seine Beteiligung und dieses Aufpassen auf die Kleider der Steinewerfer als eine sehr beklagenswerte Sache anführen (Apg 22:20). Hier wird er zum ersten Mal erwähnt. Er war mit der Steinigung dieses „Gotteslästerers“ völlig einverstanden.

Während Stephanus gesteinigt wird, ruft er zum Herrn, seinen Geist aufzunehmen. Der Himmel musste nicht nur den Herrn Jesus bis zu den Zeiten der Wiederherstellung aufnehmen (Apg 3:20; 21), sondern auch die Seelen der Seinen, die an Ihn glauben. Durch den Anblick des verherrlichten Christus im Himmel wird Stephanus, und auch jeder andere Gläubige, verändert und wird Ihm ähnlich. Das zeigt sich an seinen letzten Worten.

Seine letzten Worte sind nicht mehr an das Volk gerichtet – ihnen hatte er nichts mehr zu sagen –, sondern an seinen Herrn. Während die Steine auf ihn niederprasseln, kniet er ruhig nieder, um dann mit lauter Stimme, so dass sie alle es hören, für seine Mörder um Vergebung zu bitten (vgl. Lk 23:34).

Die Tatsache, dass er den Herrn Jesus sieht, gibt ihm in diesen Umständen diese Ruhe. Diese Ruhe sehen wir auch in der Art und Weise, wie der Tod des Stephanus beschrieben wird: er entschlief. Das Entschlafen bezieht sich auf den Leib, nicht auf die Seele oder den Geist. Stephanus wird im besten Mannesalter aus diesem Leben weggenommen, das ein Zeugnis war.

Jim Elliot, der mit 28 Jahren durch die Speere der Auca-Indianer getötet wurde, denen er das Evangelium verkündigen wollte, schrieb: „Ich suche kein langes Leben, sondern ein erfülltes Leben.“ Und: „Gott will die Ewigkeit bevölkern, und ich will Ihn dabei nicht auf alte Menschen beschränken.“

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