Acts 9:1-25

Die Bekehrung des Saulus

Saulus verhielt sich wie ein Rasender gegenüber der neuen Sekte, für die man das Christentum in der Anfangszeit hielt. Er meinte, Gott damit einen Dienst zu erweisen (Joh 16:2; 3). Der Herr ließ das geschehen, weil Er diesen größten Feind der Gemeinde zum größten Zeugen und Apostel seiner souveränen Gnade in der Gemeinde machen wollte. Seine Bekehrungsgeschichte wird in der Apostelgeschichte dreimal erwähnt, einmal von Lukas (in diesem Kapitel) und zweimal von dem bekehrten Paulus selbst (Kapitel 22 und 26).

Der Tod des Stephanus hatte die feste Absicht des Saulus, die Gemeinde zu verwüsten, noch verstärkt. Dass er Drohung und Mord „schnaubte“, deutet an, dass er sie ausatmete. Das kam von innen heraus. Wohin immer er kam, bewirkte er den Tod der Christen und er spie ihnen in seiner Wut das Gift entgegen. In seinem unersättlichen Durst nach dem Blut dieser Feinde der Religion der Väter beschränkte er sich bei ihrer Verfolgung nicht auf Jerusalem und die Umgebung. Er suchte sie auch in ausländischen Städten auf (Apg 26:11). Damaskus stand ebenfalls auf seiner Liste.

Damaskus hatte eine große jüdische Gemeinschaft mit mehreren Synagogen. Unter ihnen konnte es solche geben, die Christen geworden waren, da sie noch nicht von den Juden getrennt waren. Über diese Synagogen hatte der Hohepriester in Jerusalem noch geistliche Autorität. Die Rechtsprechung des Synedriums galt auch für die Synagogen in ausländischen Städten. Die Obrigkeiten dieser Länder gewährten ihnen eine gewisse Befugnis, weil sie dachten, dass dies der Ruhe ihres Landes dienlich wäre.

Die neue Bewegung, das Christentum, wird hier „der Weg“ genannt Apg 19:9; 23; Apg 22:4; Apg 24:14). Das zeigt die Dynamik des Christentums, wie es sich entwickelte. Es weist vor allen Dingen auf den Herrn Jesus hin, der gesagt hat: „Ich bin der Weg“ (Joh 14:6). Saulus verfolgte mit seiner Reise nach Damaskus das Ziel, dort Männer und Frauen zu fesseln, die „des Weges“ waren, und sie nach Jerusalem zu bringen. Dort sollten sie vor das Synedrium gestellt werden, um verurteilt zu werden.

Doch unterwegs nach Damaskus geschieht das für ihn völlig Unvorhersehbare und auch völlig Unerwünschte, ja, sogar überaus Gehasste. Plötzlich umstrahlte ihn ein Licht aus dem Himmel, so dass er auf die Erde fiel. Saulus wird zu Fuß unterwegs gewesen sein. Dass er als Pharisäer mit dem Pferd ritt, ist sehr unwahrscheinlich. Die Entfernung zwischen Jerusalem und Damaskus beträgt ungefähr zweihundert Kilometer. Die Reise wird daher mehrere Tage gedauert haben. Daher ist auch verständlich, dass die Nachricht von seinem Kommen vorausgeeilt ist und die Christen in Damaskus davon Kenntnis hatten (Apg 9:14). In dem Licht, das ihn umstrahlt, erscheint der Herr Jesus diesem Sohn Abrahams (Apg 9:17; vgl. Apg 7:2).

Die Worte, die der Herr Jesus bei seiner Erscheinung zu Saulus spricht, zeigen, dass Er sich mit den Seinen auf der Erde einsmacht. Indem Saulus die Seinen auf der Erde verfolgt, verfolgt er Ihn. Die völlige Einheit des verherrlichten Herrn im Himmel mit der Gemeinde auf der Erde wird der Inhalt des Dienstes des Saulus, des späteren Paulus, sein. Ihm ist das Geheimnis des Christus offenbart worden, d. h. die Einheit der Gemeinde als ein himmlisches Volk mit dem im Himmel verherrlichten Christus (Eph 3:3-11).

Die Autorität der Person, die redet, ist nicht zu leugnen. Saulus spricht sie unmittelbar mit „Herr“ an, obwohl er noch gar nicht wusste, wer Er war. Deshalb fragt er Ihn anschließend, wer Er sei. Das sind die ersten Worte eines zum Stehen gebrachten und niedergeworfenen Saulus. Die Antwort, die der Herr ihm gibt, wirft ihn auch geistlich völlig zu Boden. „Jesus“ sprach zum ihm!

Der tot geglaubte Jesus schien zu leben und der Herr der Herrlichkeit zu sein. Was für eine schockierende Entdeckung! Dazu kommt, dass Jesus nicht nur der Herr der Herrlichkeit war, sondern Er anerkannte auch die Jünger, die Saulus gefangen nehmen wollte, als eins mit Ihm. Die wehrlosen Schafe, die er verfolgte, hatten in dem Herrn Jesus einen Verteidiger und Beschützer. Darüber hinaus kam er zu der Erkenntnis, dass Eifer für das Judentum Eifer gegen den Herrn bedeutete.

Die Bekehrung des Paulus ist ein Beispiel für die Bekehrung Israels, wenn sie Auge in Auge dem gegenüberstehen werden, den Sie verworfen haben (Sach 12:10). Seine Bekehrung ist auch ein Beispiel für alle anderen Menschen: Wenn der größte Sünder (1Tim 1:15) gerettet wird, gibt es Hoffnung für jeden anderen Sünder, der zwangsläufig ein kleinerer Sünder sein muss.

Der Herr Jesus hat damit begonnen, ein Werk zu tun, das den größten Gegner des christlichen Glaubens zum feurigsten Verfechter dieses Glaubens machte. Um damit fortzusetzen, gibt Er Saulus den Auftrag, aufzustehen und in die Stadt zu gehen. Dort wird ihm gesagt werden, was er tun soll. Der Herr hat ihm persönlich Einhalt in seinem Wüten gegen Ihn geboten. Er wird nun andere dazu gebrauchen, Saulus weiterhin zu formen.

Saulus reiste nicht allein. Es waren Männer bei ihm, von denen wir annehmen können, dass sie ihm bei der Ausführung seines Auftrags halfen. Es liegt auf der Hand, dass es Polizeidiener des Synedriums waren. Auch diese Männer waren durch das plötzliche Licht, das auch sie umstrahlte, zu Boden gefallen (Apg 26:13; 14). Sie hörten zwar die Stimme, sahen aber niemand. Das war für sie eine unerklärliche Erscheinung, die sie nicht beschreiben konnten.

Sie teilten alle äußeren Kennzeichen, die die Begegnung ihres Anführers mit dem Herrn der Herrlichkeit begleiteten, doch an der eigentlichen Sache hatten sie keinen Anteil. Der Herr Jesus erschien ihnen nicht, auch verstanden sie seine Worte an Saulus nicht. Sie waren blind und taub für Ihn und seine Worte.

Die Auswirkung der Begegnung ist für Saulus dafür umso beeindruckender. Es gibt kein einziges Widerwort, sein Wille ist gebrochen, sein Herz überwältigt und sein Geist zerschlagen. Er unterwirft sich völlig der Stimme, die zu ihm redete. In der Gegenwart Gottes gibt es weder eine Entschuldigung noch eine Rechtfertigung. Wie ganz anders hatte er sich seine Ankunft in Damaskus vorgestellt. Sein Plan wurde völlig vereitelt.

Ohne dass er etwas dagegen einzuwenden hat, wird er an die Hand genommen und nach Damaskus geführt, um dort einer Gemeinschaft zugefügt zu werden, die er auszurotten suchte. Der, der die Gemeinde hasste und verwüstete, ist wie ein zahmes Lamm geworden, das sich willenlos leiten lässt. Er konnte nicht anders, als sich der Führung anderer zu übergeben, denn er war blind. In diesem Zustand der Blindheit konnte sein Geist durch nichts abgelenkt werden. Seine Blindheit machte ihm auch deutlich, dass er von nun an kein Auge mehr haben sollte für die Pracht und den Glanz des jüdischen Gottesdienstes, der ja auf das Äußere gerichtet war.

Im Licht der Not seiner Seele verschwinden auch die Bedürfnisse des Körpers. Er aß und trank nichts. In diesen Tagen wird ihm wohl das Schreckliche seines Wütens gegen den Herrn bewusst geworden sein (1Tim 1:12-17). Wir lesen nichts davon, dass seine Mitstreiter ihn besuchten und trösten wollten. Doch der Herr beschäftigte sich mit ihm.

Der Herr und Ananias

Nach seinem eigenen Werk, das kein Mensch tun konnte, gebraucht der Herr nun Jünger, um Saulus weiter zu formen. Nicht Petrus wird zu Saulus geschickt, sondern ein einfacher uns bis jetzt unbekannter Jünger. Alles, was der Herr mit Saulus tut, geschieht außerhalb von Jerusalem. Ananias bedeutet: „der Herr ist gnädig“. Das zeigt sich in seinem ganzen Handeln mit Saulus.

Wir hätten niemals etwas von Ananias gehört, wenn Gott ihn nicht in Verbindung mit Saulus gebraucht hätte. Er war ein gewöhnlicher Jünger, unauffällig für Menschen, aber in dem Augenblick für Gott brauchbar, als Er ihn nötig hatte. So wurden schon viele verborgene Jünger von Gott gebraucht. Sie stehen im Hintergrund vieler herausragender Diener und haben so mitgewirkt an ihrem Dienst und dessen Vorbereitung. Der Herr redet mit Ananias wie ein Mann mit seinem Freund redet. Sobald Er zu ihm spricht, ist er sofort bereit, zuzuhören. Er antwortet mit „Siehe, hier bin ich, Herr“ und stellt sich dem Herrn unmittelbar zur Verfügung. Er erschrickt nicht vor der Stimme des Herrn, sondern ist an einen persönlichen Umgang mit dem Herrn gewöhnt.

Der Herr erklärt Ananias, wohin er gehen soll und nach wem er fragen soll. Er bekommt eine Adresse und den Namen des Hauseigentümers. Dort soll er den Mann aufsuchen, der von Tarsus kommt und auf den Namen Saulus hört. Da er in diesem Haus fragen soll, war das Haus des Judas wahrscheinlich eine Herberge mit mehreren Gästen. Der Name der Straße, die Gerade, bildet einen Gegensatz zu dem krummen Weg, den Saulus bis dahin gegangen war. Es schien ihm zwar ein gerader Weg zu sein, doch sein Ende würde zum Tod führen (Spr 14:12; Spr 16:25).

Ananias bekommt noch eine zusätzliche Beschreibung an die Hand, damit er Saulus erkennen kann, das ist, womit Saulus beschäftigt ist: Er betet. Er braucht sich also nicht vor einer drohenden Haltung des Saulus zu fürchten. Er ist so zahm wie ein Lamm. Es ist die erste Äußerung des neuen Lebens, die wir von Saulus hören. Die Abhängigkeit, die im Gebet zum Ausdruck kommt, wird seinen ganzen Dienst kennzeichnen. Der Herr sagt Ananias auch, dass Er Saulus auf sein Kommen vorbereitet hat. Er hat Saulus in einem Gesicht über die Person informiert, die ihn aufsuchen wird, was sie mit ihm tun wird und dass er wieder sehen wird.

Nach dem Erhalt des Auftrags und der ausführlichen Information dazu hat Ananias doch noch Bedenken. Mit auffallender Freimütigkeit spricht er völlig vertraulich und offen mit dem Herrn über Saulus. Der Herr lässt ihn seine Bedenken äußern, ohne ihm ins Wort zu fallen. Mit gebührender Ehrfurcht spricht Ananias Ihn als „Herrn“ an und sagt Ihm, was er über Saulus gehört hat. Aus zuverlässiger Quelle hat er vernommen, wie viel Böses dieser Mann den Gläubigen in Jerusalem angetan hat. Er spricht zum Herrn über die Gläubigen und nennt sie „deine Heiligen“. Es geht um eine Gemeinschaft, die Christus angehört, die Er für sich selbst von der Welt abgesondert hat (1Kor 6:11).

Ananias weiß auch, dass Saulus eine Vollmacht von den Hohenpriestern hat, alle zu binden, die zum Herrn Jesus als zu Gott beten. Das ist das große Ärgernis der Juden, dass Christen den Messias als Gott anerkennen. Es ist für sie ohnehin ein Ärgernis, in dem verachteten Jesus den Messias zu sehen, aber es ist noch viel schlimmer, wenn jemand den Messias auch noch als Gott betrachtet. Für den orthodoxen Juden ist der Messias ein Mensch, zwar ein besonderer Mensch, aber doch nicht mehr als ein Mensch.

Der Herr reagiert auf die Bedenken des Ananias nicht mit strenger Autorität, sondern gibt ihm eine geduldige Erklärung, obwohl Ananias natürlich gehorchen muss. Der Herr redet mit ihm als mit jemandem, der sein Vertrauen wert ist und erklärt ihm, was Er mit Saulus vorhat. Saulus ist ein vom Herrn „auserwähltes Gefäß“. Mit dem Wort „Gefäß“ macht der Herr deutlich, dass Er Saulus als ein Instrument in seinem Dienst gebrauchen will. Er wird dieses „Gefäß“ mit seinen Aufträgen füllen.

Das Erfüllen dieser Aufträge wird Saulus zu einem Zeugen für den Namen des Herrn Jesus machen, sowohl vor den Nationen, das sind die Menschen im Allgemeinen, als auch vor Königen, das sind die höhergestellten Menschen. Er wird den Namen des Herrn Jesus auch zu den Söhnen Israels tragen. Es ist bemerkenswert, dass diese hier zuletzt genannt werden.

Er wird diese Aufträge nicht so wie von selbst ausführen, ohne Mühe, sondern er wird viel für diesen Namen leiden. Diese Leiden begannen bereits bei seiner ersten Predigt (Apg 9:23; 29).

Ananias bei Saulus

Nach der Erklärung des Herrn, was mit Saulus geschehen wird, geht Ananias zu dem Haus, wo Saulus ist. Nachdem er bei ihm eingetreten ist, legt er ihm die Hände auf. So hat der Herr es ihm indirekt aufgetragen, als Er ihm das Gesicht mitteilte, das Saulus gesehen hatte (Apg 9:12). Durch das Kommen des Ananias wird der Glaube des Saulus gestärkt, denn Ananias kann ihm sagen, obwohl er nicht außerhalb der Stadt gewesen ist, was mit ihm geschehen ist.

Ananias wohnte in Damaskus und stand daher auch auf der Liste derer, die Saulus umbringen wollte. Nun legt Ananias ihm die Hände auf, nennt ihn „Bruder“ und vergilt ihm so Böses mit Gutem. Er legt ihm nicht die Hände auf, um ihn für seinen Dienst zu weihen, auch nicht, um ihm die Gaben des Geistes zu vermitteln. Er legt ihm die Hände auf, um ihn als Bruder anzuerkennen und sich mit ihm im Glauben eins zu machen.

Das ist auch ein Beweis dafür, dass Christsein keine Einzelangelegenheit ist. Christen suchen einander auf und haben ein Verlangen nach Gemeinschaft. Hier treffen sich zwei Männer, die sich niemals zuvor gesehen haben. Sie werden jedoch vom Herrn zusammengeführt, nachdem jeder von ihnen zuvor vom Herrn über den anderen informiert worden war.

Ein einfacher Jünger erbarmt sich über jemanden, der der große Apostel werden soll und lässt ihn die erste Gemeinschaft erfahren, die für Christen kennzeichnend ist. Durch die Hände dieses einfachen Jüngers, nicht durch einen der Apostel, erhält Saulus auf diese Weise auch sein Sehvermögen zurück und wird mit dem Heiligen Geist erfüllt. Gott ist souverän, den zu gebrauchen, den Er will. So wird jeder menschlichen Anmaßung hinsichtlich der Berufung dieses besonderen Dieners vorgebeugt.

Seine ersten Tage als Christ bringt Saulus bei den Jüngern in Damaskus zu. Er hält sich zu ihnen und legt öffentlich Zeugnis davon ab, dass er das glaubt, was sie glauben. Er wird auch sicherlich von ihnen versorgt worden sein, so dass er die ersten Wohltaten dieser neuen Gemeinschaft genießen konnte, der er nun angehört. Er macht dankbar Gebrauch von der Speise, die sie ihm geben. So kommt er wieder zu Kräften, die er von nun an einsetzt, um einem anderen Herrn zu dienen.

Predigt des Saulus und ein Anschlag

Das Kennzeichen einer echten Bekehrung ist, dass jemand sofort den Herrn Jesus bekennt (Röm 10:9; 10). Saulus predigt unmittelbar Jesus als den Sohn Gottes, Ihn in seiner persönlichen Herrlichkeit. Wegen des Bekenntnisses dieser Wahrheit wurde der Herr Jesus zum Tod verurteilt (Mt 26:63-66). Petrus predigte den Herrn Jesus bereits als Herrn und Christus, also als den Messias. Saulus predigt ihn jetzt als den Sohn Gottes.

Von einer echten Bekehrung kann keine Rede sein, solange es kein Bekenntnis gibt, dass Jesus der Sohn Gottes ist (1Joh 4:15; 1Joh 5:12). Juden glauben zwar an den Messias, nicht aber, dass Er Gott ist. Der Messias ist für sie nicht mehr als ein Mensch, wenn auch ein außergewöhnlicher Mensch. Das hatte Saulus bis zu diesem Augenblick geglaubt, und er hatte mit aller Gewalt das Bekenntnis bekämpft, dass dieser der Sohn Gottes ist.

Saulus wurde von Gott berufen, den Herrn Jesus als Sohn Gottes zu predigen. Gott wollte seinen Sohn in ihm offenbaren (Gal 1:16). Dort heißt es nicht: „gegenüber ihm“, sondern: „in ihm“. Das weist auf die innere und innige Verbindung hin, die bei der Bekehrung zwischen dem Gläubigen und dem Herrn Jesus entsteht und fortan bestehen bleibt. In der Bezeichnung Sohn ist der ganze Reichtum des Evangeliums enthalten. Das ist der Inhalt seiner allerersten Predigt. Er verkündigt eine Person, nicht eine Lehre. Diese Person ist der ewige Sohn.

Er predigte Ihn in den Synagogen. Das zeigt, was wir in seinem Dienst beständig wiederfinden werden: Zuerst richtet er sich an die Juden und danach erst an die Heiden. Später sehen wir immer wieder, dass er so handelt, denn wenn er in eine Stadt kommt, sucht er immer zuerst die Synagoge auf.

Die Veränderung, die bei Saulus stattgefunden hat, weckt ruft allgemeines Erstaunen hervor. So wird jede aufrichtige Bekehrung Erstaunen über die Veränderungen hervorrufen. Die Veränderung muss bemerkt werden, sie kann nicht verborgen bleiben. Die Veränderung bei Saulus war, dass er sich den Christen anschloss, die er zuvor verfolgte, und dass er den Juden die Botschaft brachte, die er zunächst auszurotten suchte.

Nach einem anfangs zögerlichen und vorsichtigen Auftreten wird Saulus immer entschiedener in seinem Auftreten. Möglicherweise hat er sich in der Zwischenzeit drei Jahre in Arabien aufgehalten (Gal 1:17); dort wurde er von Gott unterwiesen und kehrte dann nach Damaskus zurück. Er setzt seine Predigt fort, aber fügt ihr auch hinzu, dass Jesus der Christus ist. Das predigt er nicht nur, sondern er beweist es auch.

Mit seiner gediegenen Kenntnis des Alten Testaments und der Erleuchtung durch den Heiligen Geist ist er in besonderer Weise befähigt, diese Beweise zu liefern. Das bringt die Juden in Damaskus in Verwirrung. Sein öffentliches Bekenntnis lässt ihn an Kraft zunehmen. Das öffentliche Bekennen des Glaubens ist auch heute eine der Voraussetzungen, im Glauben zu wachsen.

Nachdem Saulus das viele Tage tut, nimmt auch der Widerstand zu. Die Juden, die er zu überzeugen sucht, sind sehr erbost und überlegen miteinander, ihn zu töten. Sie hassen Saulus mehr als irgendeinen anderen Christen, weil er in ihren Augen ein abgefallener Jude ist. In seinem zweiten Brief an die Korinther können wir nachlesen, dass die Juden den Statthalter zu ihrem Bundesgenossen machen konnten, vermutlich dadurch, dass sie Saulus als eine große Gefahr für das gesellschaftliche Leben bezeichneten (2Kor 11:32; 33).

So teilt er bereits sehr schnell das Los des Herrn Jesus. Das ist eine schnelle Erfüllung der Worte, die der Herr Jesus zu Ananias über sein Leiden für den Namen des Herrn sprach (Apg 9:16). Er bekam jedoch Wind von dem geplanten Anschlag. Wie das geschah, teilt Lukas uns nicht mit. Das ist für ihn ein Grund, zu fliehen. Während der Statthalter die Tore bewachen lässt, entkommt Saulus ihrem Anschlag.

Die Flucht geschieht nicht auf spektakuläre Weise. Der Herr hätte die Bewacher mit Blindheit schlagen und die Tore öffnen können, so wie Er das zuvor bei der Befreiung des Petrus und des Johannes aus dem Gefängnis getan hat (Apg 5:19). Saulus entkommt auf klassische Weise. Er hat inzwischen einige Jünger. Diese nehmen ihn während einer Nacht mit zu einer Öffnung in der Stadtmauer, durch die sie ihn in einem Korb herablassen. So baumelt der große Apostel, abhängig von seinen Jüngern, in einem Korb die Stadtmauer herunter. Sie lassen den Korb an einem Seil herab, bis er schließlich sicher unten an der Mauer landet und sich aus dem Staub machen kann, vermutlich in Richtung Jerusalem.

Copyright information for GerKingComments