Acts 9:10-17

Der Herr und Ananias

Nach seinem eigenen Werk, das kein Mensch tun konnte, gebraucht der Herr nun Jünger, um Saulus weiter zu formen. Nicht Petrus wird zu Saulus geschickt, sondern ein einfacher uns bis jetzt unbekannter Jünger. Alles, was der Herr mit Saulus tut, geschieht außerhalb von Jerusalem. Ananias bedeutet: „der Herr ist gnädig“. Das zeigt sich in seinem ganzen Handeln mit Saulus.

Wir hätten niemals etwas von Ananias gehört, wenn Gott ihn nicht in Verbindung mit Saulus gebraucht hätte. Er war ein gewöhnlicher Jünger, unauffällig für Menschen, aber in dem Augenblick für Gott brauchbar, als Er ihn nötig hatte. So wurden schon viele verborgene Jünger von Gott gebraucht. Sie stehen im Hintergrund vieler herausragender Diener und haben so mitgewirkt an ihrem Dienst und dessen Vorbereitung. Der Herr redet mit Ananias wie ein Mann mit seinem Freund redet. Sobald Er zu ihm spricht, ist er sofort bereit, zuzuhören. Er antwortet mit „Siehe, hier bin ich, Herr“ und stellt sich dem Herrn unmittelbar zur Verfügung. Er erschrickt nicht vor der Stimme des Herrn, sondern ist an einen persönlichen Umgang mit dem Herrn gewöhnt.

Der Herr erklärt Ananias, wohin er gehen soll und nach wem er fragen soll. Er bekommt eine Adresse und den Namen des Hauseigentümers. Dort soll er den Mann aufsuchen, der von Tarsus kommt und auf den Namen Saulus hört. Da er in diesem Haus fragen soll, war das Haus des Judas wahrscheinlich eine Herberge mit mehreren Gästen. Der Name der Straße, die Gerade, bildet einen Gegensatz zu dem krummen Weg, den Saulus bis dahin gegangen war. Es schien ihm zwar ein gerader Weg zu sein, doch sein Ende würde zum Tod führen (Spr 14:12; Spr 16:25).

Ananias bekommt noch eine zusätzliche Beschreibung an die Hand, damit er Saulus erkennen kann, das ist, womit Saulus beschäftigt ist: Er betet. Er braucht sich also nicht vor einer drohenden Haltung des Saulus zu fürchten. Er ist so zahm wie ein Lamm. Es ist die erste Äußerung des neuen Lebens, die wir von Saulus hören. Die Abhängigkeit, die im Gebet zum Ausdruck kommt, wird seinen ganzen Dienst kennzeichnen. Der Herr sagt Ananias auch, dass Er Saulus auf sein Kommen vorbereitet hat. Er hat Saulus in einem Gesicht über die Person informiert, die ihn aufsuchen wird, was sie mit ihm tun wird und dass er wieder sehen wird.

Nach dem Erhalt des Auftrags und der ausführlichen Information dazu hat Ananias doch noch Bedenken. Mit auffallender Freimütigkeit spricht er völlig vertraulich und offen mit dem Herrn über Saulus. Der Herr lässt ihn seine Bedenken äußern, ohne ihm ins Wort zu fallen. Mit gebührender Ehrfurcht spricht Ananias Ihn als „Herrn“ an und sagt Ihm, was er über Saulus gehört hat. Aus zuverlässiger Quelle hat er vernommen, wie viel Böses dieser Mann den Gläubigen in Jerusalem angetan hat. Er spricht zum Herrn über die Gläubigen und nennt sie „deine Heiligen“. Es geht um eine Gemeinschaft, die Christus angehört, die Er für sich selbst von der Welt abgesondert hat (1Kor 6:11).

Ananias weiß auch, dass Saulus eine Vollmacht von den Hohenpriestern hat, alle zu binden, die zum Herrn Jesus als zu Gott beten. Das ist das große Ärgernis der Juden, dass Christen den Messias als Gott anerkennen. Es ist für sie ohnehin ein Ärgernis, in dem verachteten Jesus den Messias zu sehen, aber es ist noch viel schlimmer, wenn jemand den Messias auch noch als Gott betrachtet. Für den orthodoxen Juden ist der Messias ein Mensch, zwar ein besonderer Mensch, aber doch nicht mehr als ein Mensch.

Der Herr reagiert auf die Bedenken des Ananias nicht mit strenger Autorität, sondern gibt ihm eine geduldige Erklärung, obwohl Ananias natürlich gehorchen muss. Der Herr redet mit ihm als mit jemandem, der sein Vertrauen wert ist und erklärt ihm, was Er mit Saulus vorhat. Saulus ist ein vom Herrn „auserwähltes Gefäß“. Mit dem Wort „Gefäß“ macht der Herr deutlich, dass Er Saulus als ein Instrument in seinem Dienst gebrauchen will. Er wird dieses „Gefäß“ mit seinen Aufträgen füllen.

Das Erfüllen dieser Aufträge wird Saulus zu einem Zeugen für den Namen des Herrn Jesus machen, sowohl vor den Nationen, das sind die Menschen im Allgemeinen, als auch vor Königen, das sind die höhergestellten Menschen. Er wird den Namen des Herrn Jesus auch zu den Söhnen Israels tragen. Es ist bemerkenswert, dass diese hier zuletzt genannt werden.

Er wird diese Aufträge nicht so wie von selbst ausführen, ohne Mühe, sondern er wird viel für diesen Namen leiden. Diese Leiden begannen bereits bei seiner ersten Predigt (Apg 9:23; 29).

Ananias bei Saulus

Nach der Erklärung des Herrn, was mit Saulus geschehen wird, geht Ananias zu dem Haus, wo Saulus ist. Nachdem er bei ihm eingetreten ist, legt er ihm die Hände auf. So hat der Herr es ihm indirekt aufgetragen, als Er ihm das Gesicht mitteilte, das Saulus gesehen hatte (Apg 9:12). Durch das Kommen des Ananias wird der Glaube des Saulus gestärkt, denn Ananias kann ihm sagen, obwohl er nicht außerhalb der Stadt gewesen ist, was mit ihm geschehen ist.

Ananias wohnte in Damaskus und stand daher auch auf der Liste derer, die Saulus umbringen wollte. Nun legt Ananias ihm die Hände auf, nennt ihn „Bruder“ und vergilt ihm so Böses mit Gutem. Er legt ihm nicht die Hände auf, um ihn für seinen Dienst zu weihen, auch nicht, um ihm die Gaben des Geistes zu vermitteln. Er legt ihm die Hände auf, um ihn als Bruder anzuerkennen und sich mit ihm im Glauben eins zu machen.

Das ist auch ein Beweis dafür, dass Christsein keine Einzelangelegenheit ist. Christen suchen einander auf und haben ein Verlangen nach Gemeinschaft. Hier treffen sich zwei Männer, die sich niemals zuvor gesehen haben. Sie werden jedoch vom Herrn zusammengeführt, nachdem jeder von ihnen zuvor vom Herrn über den anderen informiert worden war.

Ein einfacher Jünger erbarmt sich über jemanden, der der große Apostel werden soll und lässt ihn die erste Gemeinschaft erfahren, die für Christen kennzeichnend ist. Durch die Hände dieses einfachen Jüngers, nicht durch einen der Apostel, erhält Saulus auf diese Weise auch sein Sehvermögen zurück und wird mit dem Heiligen Geist erfüllt. Gott ist souverän, den zu gebrauchen, den Er will. So wird jeder menschlichen Anmaßung hinsichtlich der Berufung dieses besonderen Dieners vorgebeugt.

Seine ersten Tage als Christ bringt Saulus bei den Jüngern in Damaskus zu. Er hält sich zu ihnen und legt öffentlich Zeugnis davon ab, dass er das glaubt, was sie glauben. Er wird auch sicherlich von ihnen versorgt worden sein, so dass er die ersten Wohltaten dieser neuen Gemeinschaft genießen konnte, der er nun angehört. Er macht dankbar Gebrauch von der Speise, die sie ihm geben. So kommt er wieder zu Kräften, die er von nun an einsetzt, um einem anderen Herrn zu dienen.

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