Daniel 10:18

Daniel wird gestärkt

Erneut ist Daniel überwältigt von dem, was er gehört hat. Er neigt den Kopf und kann kein Wort mehr sagen. Im Licht der ihm gegebenen Ankündigungen fühlt er seine Unwürdigkeit und Ohnmacht. Er fühlt sozusagen das ganze Gewicht der Zukunft auf ihm liegen und weiß nicht, was er sagen soll. Es ist, als ob beim Sehen des Gesichts Wehen über ihn kommen, wie er es selbst ausdrückt, nachdem seine Lippen berührt werden und er wieder sprechen kann.

Seine Lippen werden berührt von einem, der „den Menschenkindern“ gleich ist. Das scheint jemand anderes zu sein als der Engel, der bisher zu ihm gesprochen hat. Wenn ja, dann spricht viel dafür, dass es sich hier um eine Erscheinung des Herrn Jesus handelt. Er berührt Daniels Lippen, damit er wieder sprechen kann (vgl. Jes 6:6; 7). Es kann aber auch sein, dass es der Engel ist, der zu ihm gesprochen hat. Daniel spricht ihn respektvoll als „Herr“, also als Gebieter, Herrscher, an. Er erkennt den Engel als jemanden an, der größer ist als er. Ihm gesteht er auch seine Machtlosigkeit im Blick auf alles, was er gesehen hat.

Dass ihn alle seine Kräfte verließen, liegt daran, dass er das Gesicht voll und ganz erlebte. Er war voll beteiligt, und das nahm ihm alle seine Kraft. Nun hat er nicht einmal mehr die Kraft, mit diesem mächtigen Engelsfürsten zu sprechen. Ein Thema, das einen Menschen mit seiner ganzen Persönlichkeit in Beschlag nimmt, kann nicht nur intellektuell erörtert werden. Auch die Emotionen werden hier angesprochen. So intensiv kann ein Thema wirken, dass man sich völlig unfähig fühlt, etwas darüber zu sagen. Schon der Gedanke an etwas so Einschneidendes, und erst recht die Erwägung, sich dazu äußern zu müssen, nimmt einem alle Lebenskraft.

Dann berührt das himmlische Wesen Daniel zum zweiten Mal und stärkt ihn. Dies scheint darauf hinzudeuten, dass wir es immer noch mit dem Engel zu tun haben, der zu Daniel kam. Auch dem Herrn Jesus erschien „ein Engel vom Himmel, der ihn [körperlich] stärkte“ als er in Gethsemane heftig betete (Lk 22:43). Wieder hört Daniel die ermutigenden Worte: „Fürchte dich nicht“ (Dan 10:19; Dan 10:12), verbunden mit seiner Bezeichnung als „vielgeliebter Mann“ (Dan 10:19; Dan 10:11). Und dann wird ihm das wunderbare Wort „Friede dir“ zugerufen.

Es gibt kaum etwas Größeres als mit dem Frieden Gottes im Herzen zu leben. Wenn der Friede Gottes in unseren Herzen ist, werden wir uns nicht von den Umständen entmutigen lassen, weil wir wissen, dass Gott sie in seiner Hand hat. Und macht Ihn etwas unruhig? Gibt es etwas im Universum, das Ihm seinen Frieden nehmen könnte? Natürlich nicht. Wenn nun der Friede, den Er hat, in uns ist, wird das unsere Herzen und unseren Sinn in Christus Jesus bewahren, der unser Friede ist (Phil 4:6; 7).

Dies gibt uns die Kraft, das zu tun, was von uns verlangt wird. Darauf wird auch Daniel hingewiesen (vgl. Jos 1:9). Er ist bereits durch die Berührung gestärkt worden (Dan 10:18). Auf Grund des Friedens kann nun zu ihm gesagt werden, dass er stark sein soll (Dan 10:19a), d. h., dass er auch die gewonnene Kraft nutzen muss. Jetzt folgt noch (Dan 10:19b), dass er gestärkt wird, während man zu ihm spricht. Das weist auf die Wirkung guter Worte hin. Gute Worte geben Kraft. Wenn uns etwas gesagt wird, was uns glücklich macht, gibt uns dies neue Energie. Gleichzeitig hat man den Wunsch, noch mehr solcher bestärkender Worte zu hören. Diesen Wunsch äußert auch Daniel.

Copyright information for GerKingComments